Jon Oliva's Pain - Festival

Jon Oliva's Pain - Festival
Melodic Heavy Metal
erschienen am 19.02.2010 bei AFM Records
dauert 55:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Lies
2. Death Rides A Black Horse
3. Festival
4. Afterglow
5. Living On The Edge
6. Looking For Nothing
7. The Evil Within
8. Winter Haven
9. I Fear You
10. Now

Die Bloodchamber meint:

Es ist wieder soweit, der Mountain King lädt zur allzweijährlichen neuen Runde, die bei dem Titel und Cover vielleicht auch eine Wahnsinnsfahrt werden könnte. Allen SAVATAGE-Reunion Gerüchten und den Verlockungen mit dem - auf der anderen Seite des Atlantiks wie geschmiert laufenden Erfolgsmaschine - TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA trotzend hat Altmeister Jon Oliva das neue Album von JON OLIVA'S PAIN fertiggestellt, welches uns in diesen Tagen die Fastenzeit versüßt.

Das auf dem Cover prangende, kalte und eher schaurige „Festival“ im stacheldrahtbewehrten Vergnügungspark der gesichtslosen postindustriellen Welt spiegelt sich glücklicherweise nicht ganz so deutlich in der Musik wieder. Selbst der mit „Lies“ nicht undramatisch betitelte Einstieg ist nach kurzem Intro-artigen Beginn gefühlsmäßig - für Oliva Verhältnisse – noch ein eher gemäßigter Titel bis in den letzten anderthalb Minuten eine Schaufel Vehemenz zugelegt wird. Dass der Mountain King nicht nur ein erstklassiger Komponist ist, sondern auch weiß, wie man ein Album aufbaut, zeigt sich im weiteren Verlauf. Das düstere „Death Rides A Black Horse“ bereitet den perfekten Nährboden für das tolle, von dem Kontrast zwischen hochdramatischen, (an-)klagenden „Festival“ Rufen und lockeren, rockigen Gitarrenepisoden geprägte Titelstück, bevor das sanfte „Afterglow“ samt beschwingter Jazzeinsprengsel zu leichter Entspannung einlädt. Durch das Wechselspiel von melodischerem, schnelleren Backgroundgesang und der langsameren, raueren Stimme von Jon Oliva, was auf „Festival“ ein öfter eingesetztes Stilmittel ist, weckt man dazu noch gerne genommene SAVATAGE Erinnerungen, die insgesamt auch wegen dem vorherrschenden Gitarrenklang und dem Aufbau vieler Lieder so präsent wie meiner Meinung nach lange nicht mehr sind.

Die zweite Albumhälfte beginnt erst einmal etwas unauffälliger und lascher, bevor spannendere Gesangsmelodien und die Dramakeule in „The Evil Within“ wieder zum Herz des Hörers durchdringen und das mal sehr schöne („Now“), mal gute („I Fear You“) und mal „nur nette“ („Winter Haven“) Schlusstrippel einläuten. Das ist auch der essentielle Punkt im Schaffen von JON OLIVA'S PAIN bzw. allgemein bei von Jon Oliva komponierter Musik. Bei allen mal mehr und mal weniger komplexen – ich schrecke vor dem Wort progressiv zurück, um den Prog-Hardlinern die aufgestellten Nackenhaare zu ersparen – Kompositionen hängt die Beurteilung von Werken des Mountain King immer sehr damit zusammen, wie sehr sie das Herz der Hörer erreichen können, unabhängig davon ob die Lieder Hymnen, Balladen oder verschachteltere Kunstwerke sind. Und genau dabei können zumindest etwa zwei Drittel von „Festival“ überzeugen und punkten.

Die SAVATAGE Großtaten Ende der 80er und Mitte bis Ende der 90er wird JON OLIVA'S PAIN wahrscheinlich nie erreichen können, aber es ist und bleibt immer eine Freude das Ergebnis des von Jon Oliva investierten Herzbluts zu hören. Vielleicht gibt es bei den nächsten Auftritten für einige Lieder von „Festival“ dann auch mal zumindest annähernd die Würdigung, die sonst nur den Hits der Vorgängerband entgegengebracht wird. Verdient wäre es.
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