Destrage - The King Is Fat N Old

Destrage - The King Is Fat N Old
Modern Metal
erschienen am 01.10.2010 bei Coroner Records
dauert 49:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Double Yeah
2. Twice The Price
3. Jade's Place
4. Neverending Mary
5. Back Door Epoque
6. Smell You Later Fishy Bitch
7. Collateral Pleasure
8. Home Made Chili Delicious Italian Beef
9. Tip Of The Day
10. Panda vs. Koala
11. Wayout
12. Back Door Reprise

Die Bloodchamber meint:

Mit schöner Regelmäßigkeit fragt man sich nach dem Lesen der Promoschreiben, warum so viele junge Bands es sich offenbar vorgenommen haben, die Welt aus den Angeln zu heben. Sofort und auf der Stelle! (Oder wie viele Plattenfirmen das mit einigem PR-Wohlwollen Entsprechendes bei den betreffenden Bands hören…) So vereinen DESTRAGE angeblich das Beste aus europäischem Melodic Death, amerikanischem Thrash & Hardcore und dem Rock’n’Roll und sind deshalb unverzichtbar für Fans von SOILWORK, NEVERMORE, SLIPKNOT, PROTEST THE HERO, THE DILLINGER ESCAPE PLAN bis LAMB OF GOD. Jede für sich zweifellos eine respektable Band, aber das Ergebnis, wenn man alle in einem Topf zocken lassen würde, wäre wohl nur wenig mundgerecht.

Passenderweise ist der erste Eindruck, den DESTRAGE hinterlassen, ein zerfahrener. Perfekte Beispiele dafür sind der zweite Song „Twice The Price“ und das folgende „Jade’s Place“: Flamenco (oder Ähnliches) Gitarren zur Einleitung, das Kippen eine etwas hektische Aggression gefolgt von einem Refrain a la moderne IN FLAMES, dann geht es wieder von vorne los. „Jade’s Place“ dagegen klingt tatsächlich wie eine Kreuzung aus PROTEST THE HERO (mit etwas ausdrucksschwächerem Sänger) und den schmissig-albernen Rockmomenten von BLESSED BY A BROKEN HEART (samt Schunkelrhythmus und quatschigen Mitsingzeilen). In ähnlicher chaotischer Art und Weise läuft „The King Is Fat ‘N‘ Old“ durchgängig weiter, kleine Breakdownhaufen treffen auf sehr poppige, zum Teil effektbefeuerte („Neverending Mary“) Refrains, dann wird wieder ein bisschen mit Rock’n’Roll Trademarks jongliert oder ein Takt gebrochen. Daraus ein einigermaßen schlüssiges Gesamtbild zu bauen fällt nicht nur dem Hörer schwer. Kleiner Tipp: Es gelingt am einfachsten, wenn man den „Dicke-Hose-Moshalarm“ Passagen weniger Aufmerksamkeit schenkt und sich auf die besseren, unterhaltsameren und insgesamt in einem runderen Ergebnis resultierenden melodischeren Bereiche (gemeint ist nicht ruhiger, denn ruhig sind sie oft nicht) konzentriert, in denen auch der Gesang deutlich mehr überzeugt. Ein, vergleichbar zu einigen HORSE THE BAND Ideen, an Videospielmusik erinnernder Einstieg ist dann immer noch problemlos integrierbar („Smell You Later Fishy Bitch“).

Die tatsächliche Umsetzung macht „The King Is Fat ‘N‘ Old“ zu einer eher schwer greifbaren Angelegenheit, obwohl man den fünf Italienern prinzipiell kaum etwas vorwerfen kann. Wenn DESTRAGE der Versuchung des Herzeigens ihres Testosteronfaktors widerstehen können und sich etwas mehr auf die PROTEST THE HERO, die ja auch nicht unbedingt die unzerfahrensten Alben der Welt aufnehmen, Schiene samt schmissiger Refrains und dem BLESSED BY A BROKEN HEART / HORSE THE BAND Sinn für Unsinn - „Panda Vs. Koala“ endet auf mit einem gesprochenen „Panda wins. Pandality!“ – konzentrieren, könnte diesem Schwung an modernen, Genregrenzen durchbrechenden amerikanischen Bands einmal ein ebenbürtiges europäisches Ebenbild entgegengesetzt werden. Noch reicht es dafür aber nicht ganz, obwohl „The King Is Fat ‘N‘ Old“ nach einer gewissen Eingewöhnungszeit doch ein ganz schickes Teil ist.
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