Anvil - Juggernaut Of Justice

Anvil - Juggernaut Of Justice
Heavy Metal
erschienen am 17.06.2011 bei SPV, Steamhammer
dauert 44:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Juggernaut Of Justice
2. When All Hell Breaks Loose
3. New Orleans Voodoo
4. On Fire
5. Fukeneh!
6. Turn It Up
7. The Ride
8. Not Afraid
9. Conspiracy
10. Running
11. Paranomal
12. Swing Thing

Die Bloodchamber meint:

Als ANVIL ihr erstes heißes Eisen schmiedeten waren viele von uns noch nicht geboren oder sind gerade mal mit der Trommel um den Weihnachtsbaum und andere wehrlose unbewegliche Objekte gelaufen. Bei allem Einfluss, den sie auf diverse Millionenseller von METALLICA bis GUNS N‘ ROSES gehabt haben, darf man es wohl als die größte Leistung ihrer mehr als 30jährigen Bandgeschichte werten, dass sie die ganze Zeit aktiv waren, selbst als sich über Jahre außerhalb eines überschaubaren Dunstkreises kaum noch jemand für sie interessiert hat. Warum? Weil „Rock’n’Roll die beste Religion der Welt ist“ (Robb Reiner). Erst der anrührende und unbedingt sehenswerte „ANVIL! The Story of ANVIL“ Film von Sacha Gervasi machte vielen Musikfans (wieder) bewusst, dass es da in Kanada zwei Bekloppte gibt, die immer noch konsequent und erfolgsunabhängig ihr Ding durchziehen.

Zwei Jahre nach dem Film und einige Auftritte vor großem Publikum später soll der „Juggernaut Of Justice“, das 14. Studioalbum, dafür einstehen, dass Lips und Robb nicht nur immer noch das Herz am richtigen Fleck sondern eben auch die nötigen Klasse haben, um in diesem Geschäft zu bestehen, in dem Sentimentalitäten selten eine lange Halbwertzeit haben geschweige denn den Kühlschrank füllen. - Bassist Glenn Five soll nach 15 Jahren Bandzugehörigkeit nicht unterschlagen werden, aber (die Gesichter von) ANVIL sind eben in erster Linie Steven „Lips“ Kudlow und Robb Reiner. Und das gelingt den Kanadiern mit einer einnehmenden Lässigkeit, die vermutlich nicht nur ich ihnen so nicht (mehr) zugetraut hätte. Natürlich ist „Juggernaut Of Justice“ ein traditionelles Album, an der Grenze zwischen Heavy und frühem Speed Metal, aber es klingt frisch, ist abwechslungsreich und reißt sofort mit.

Im stampfenden und mitsingzeilenträchtigen Titeltrack blitzt immer wieder die Spielfreude von Lips auf, etwas roher würde „When All Hell Breaks Loose“ auf jedes gute MOTÖRHEAD Album passen, „Turn It Up“ und „On Fire“ sind eben letzteres und aus der Hymne „Fukeneh!“ spricht nicht nur selbstironisch die kanadische Herkunft, sondern auch der Wille zum niemals Aufgeben, der ANVIL auszeichnet. Unbedingt erwähnt werden muss auch der Verweis auf eigene Vorbilder in „The Ride“ – oder wie soll man die Orgelklänge sonst verstehen? – und der krönenden Schluss mit dem „SABBATH-Groove trifft Gruselfaktor“-Schleicher „Paranormal“ und dem in vieler Hinsicht unglaublichen, instrumentalen „Swing Thing“ – der Name ist Programm!

Diese Hitlastigkeit, die Eingängigkeit und die zielgerichtete Spielfreude trösten nicht nur über ein paar etwas maue, meist langsame Titel wie „New Orleans Voo Doo“ und „Conspiracy“ hinweg, sondern machen „Juggernaut Of Justice“ bei aller Traditionalität und Einfachheit der Grundstrukturen zu einem richtig guten, kurzweiligen Album, auch wenn es den Test of Time erst noch bestehen muss.
Andererseits, wie haben ANVIL selbst so schön gesagt:
Metal On Metal
It’s The Only Way
To Hell With Tomorrow
Let’s Live For Today!
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