Negura Bunget - Poarta De Dincolo (EP)

Negura Bunget - Poarta De Dincolo (EP)
Avantgarde Black Metal
erschienen am 22.04.2011 bei Code666
dauert 28:20 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Hotar
2. La Marginea Lumii
3. Frig în Oase
4. Poartă de Dincolo

Die Bloodchamber meint:

Seit Anbeginn ihres musikalischen Werdeganges spaltet diese ungewöhnliche Band die Gemüter mit ihrer besonderen Art, Musik zu schaffen. Mit ihrer ganz eigenen Auffassung von atmosphärisch-progressivem Black Metal haben sich die Rumänen von NEGURA BUNGET bereits vor einer ganzen Zeit ihre spezielle Musiknische geschaffen. Nun legen sie es darauf an, mit "Poarta De Dincolo" einem weiteren kleinen Goldstück ein Zuhause in ihrer Diskografie zu geben.

Wie für die Band typisch gestaltet sich der Einstieg in die Scheibe recht sperrig und schwierig. Nach fünf bis gefühlten fünfzig Durchläufen offenbaren sich jedoch mehr und mehr Details, die einem langsam aber sicher den Zugang zur dunklen, kalten und grauen Welt der rumänischen Künstler gewähren. Kämpft man sich jedoch durch jenes unheimliche, für Unentschlossene undurchdringliche Meer aus Dornen, so findet man nur eins... Leere. Einen tiefen, düsteren Abgrund ohne Boden. Der Himmel in einem trüben Aschgrau, alles Leben ist verwelkt. Weit drüben auf der anderen Seite der Klippen zeichnet sich eine endlose Ebene ab. Tote, skurril in die Schatten jener anderen Welt gezeichnete Bäume blicken einen klagend an. Eine Flucht ist nunmehr zwecklos. Die Sinne stehen auf Hochspannung, bis...
Leises, unheimliches Saitenzupfen erfüllt die Luft. Dazu ein verspieltes Flüstern, ein dezenter Gesang, der einen scheinbar verhöhnen möchte. Ein Sturm zieht auf. Eben noch ruhig und zurückhaltend, wirbeln die auf einmal verzerrten Lautenklänge Unmengen an Staub auf. Schmerzerfüllte, beunruhigende Schreie trägt der Wind in die Ohren. Angst macht sich breit. Die Beine laufen los. Der Kopf stellt sich aus.

Stilles Erwachen. Inmitten eines grauen Waldstücks, auf einer Lichtung, findet man sich an einem großen, starken Baum liegend wieder. Eine Flöte spielt aus weiter Entfernung eine beruhigende Melodie. Ein Tulnic gesellt sich zu ihr, scheinbar unpassend, aber sich irgendwie dennoch auf eine unheilschwangere Art und Weise eingliedernd. Ein blassgrüner Schmetterling schwebt durch das farblose Geäst. Plötzlich entwurzeln sich Bäume auf eigene Faust und rennen einem entgegen. Sie brüllen mit verzerrten Fratzen trauernde und anklagende Schreie in die Welt. Die eigenen Beine machen sich wieder selbstständig.

Der Boden tut sich auf. Weglaufen ist zwecklos. Fallen. Endloses Fallen in die unendlichen Weiten des Weltraums. Furcht und Verzweiflung füllen den Körper aus. Ein leises, weibliches Flüstern schwirrt durch den Kopf und stiftet Verwirrung. Doch da, Monster, groß wie die Sterne am Himmelszelt, ziehen majestätisch vorbei und stoßen ihre tieffrequenten, langgezogenen Rufe aus, so laut, dass man sie im gesamten Universum hören kann. Die negativen Gefühle weichen der Faszination und der Neugier.

Ein starker Ruck reißt einen durch das gesamte Universum in der Geschwindigkeit eines Augenblickes zurück auf den Boden der Tatsachen. So schnell ist, und doch so langsam wirkt die Reise. Sterne und bunte Himmelsbilder ziehen vorbei, epische Choräle erfüllen die Luft mit ihren reinen Stimmen, welche sich zu melodischen Klangbildern formen. Der Boden kommt immer näher, er wird größer und größer, man steht kurz vor dem Aufschlag, doch...
Erwachen. Der böse Traum ist zu Ende. Aber irgendetwas ist anders. Diese wunderschönen, filigranen Flötenmelodien und dieses Gefühl der Freiheit und Unbeschwertheit in unendlichen Raum, dies alles hat sich in den Gedanken festgesetzt. Die Sehnsucht nach diesem Gefühl steigert sich zu einer Mischung aus Fernweh und Melancholie. Doch hat der neue Tag begonnen. Die verschlafenen Augen auf und los zur Arbeit.
Auf einmal wird die Tür aufgeschleudert, ein grausames Kreischen schlägt einem ins Gesicht. Ein diabolisches Lachen, das einem offenbart, das all dies kein Traum war.
Man öffnet die Augen und sieht... Unendliche Leere.

Die EP ist durch. Faszinierend. Jeden verfassten Absatz kann man als Kapitel von "Poarta De Dincolo" betrachten. So sehr hat mich kein Lied und keine Band mehr in eine Welt der Endzeit und des Trübsals befördert seit HELRUNARs „Sól“, besonders der Titeltrack jenes Albums. Ebenso erstaunlich ist gerade der Song „Frig în Oase“, welcher nicht nur sehr stark sowohl von der Art, als auch von der Wirkung her an DARKSPACE erinnert, sondern streckenweise glatt als Dark Ambient durchgehen könnte. Sich groß in Vergleichen aufzuhalten ist jedoch völlig unnötig. NEGURA BUNGET haben ihren eigenen Stil bereits vor langer Zeit gefunden und den kann ihnen niemand nehmen. Somit bleibt für dieses gerade mal halbstündige Werk nur ein Fazit: Großartig.
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