Lifend - Innerscars

Lifend - Innerscars
Death Gothic Metal
erschienen am 11.10.2004 bei Cruz Del Sur
dauert 48:55 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Innerscars
2. Absence
3. Blood-Red-Pain
4. Shattering:Assurance
5. In Darkness I Bleed
6. Open Wound
7. Memorie
8. Spiral Dance
9. Congedo

Die Bloodchamber meint:

Ich will jetzt nicht schon wieder irgendwelche Pseudoweisheiten über Italien loslassen, aber verdammt nochmal, jetzt hab ich hier schon wieder so eine schwerverdauliche Scheiblette in der Hand, die mit kaum etwas zu vergleichen ist, was ich in meiner musikalischen Vergangenheit zu Gehör bekommen habe. Und dabei fängt alles doch ganz harmlos an. Der Opener „Innerscars“ nämlich bietet sehr netten melodischen Black/Gothic Metal mit leichtem Elektro-Touch. Gutturales Gegrunze trifft auf betörenden Frauengesang und gedämpfte cleane Vocals, dazu ein hübscher Chorus und auch die eine oder andere Verschnaufpause in den Strophen. So weit, so harmlos, so unspektakulär.
Dann aber nach knapp 6 Minuten zeigen die Italiener ihr wahres Gesicht. Das Tempo wird merklich langsamer, die Gitarren schalten in den Akustikmodus und es ertönt ein Saxofon. Dann plötzlich Schwenk auf die bekannten, lauteren Töne und das imaginäre Fragezeichen über dem Kopf des Hörers wird mit dem Argument „Ausrutscher“ weggewischt. Aber kurze Zeit später schwebt dieses Zeichen der Verwunderung erneut im Raume herum, denn „The Return Of The Saxophone“ lässt nicht lange auf sich warten und dieses Mal hat es lauter kleine Break-Freunde mitgebracht. Verwirrt? Fein, euch soll es gefälligst auch so gehen wie mir. Und ich kann euch eines versichern, diese Verwirrung zieht sich durch den kompletten Rest des Albums. Die progressive Kombination aus variablem, teils mehrstimmigem Gesang (wobei „Huhn im Korb“ Sara aber dominiert), jede Menge unvorhergesehenen Tempowechseln, komplexem Gitarrenspiel, exotischen Instrumenten (ein Akkordeon gibt’s auch) und experimentellen Synthiesounds ist kaum in irgendwelche Kategorien zu pressen. Spontan fallen mir vielleicht ihre Landeskollegen von THE PROVENANCE ein, die vom Saxofon mal abgesehen ähnlich geartete Musik produzieren. Und in Sachen Musikstil drängt sich mir fast der Begriff „Jazz Metal“ die Stimmbänder herauf, aber der selbstauferlegte Vorsatz zur Vermeidung von Genreerfindungen würgt ihn ganz schnell wieder herunter.
Tja, wem soll man diese Musik nun empfehlen? Ganz sicher sollte man ein Faible für Experimente mitbringen und jede Menge Geduld ist ebenfalls eine zwingende Voraussetzung. Wenn dann vielleicht noch ein Faible für leichten Death Metal, weibliche Stimmen und ne Prise Jazz vorhanden ist, ja dann ist LIFENDs Debüt ganz sicher was für euch. Aber selbst dann solltet ihr euch auf einen steinigen Weg gefasst machen.
-