Descending - New Death Celebrity

Descending - New Death Celebrity
Modern Death Thrash Metal
erschienen am 28.10.2011 bei Massacre Records
dauert 45:49 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. No Other Gods Before Me
2. Suicide Promise
3. Until I Generate
4. How Much Life Weights?
5. I Keep Returning
6. The Energy
7. Shared Planet
8. Escape The Mirror
9. The Ghost Of A Nation Past
10. Path To Healing

Die Bloodchamber meint:

Nanu, ist da etwa jemandem das viele Lob für das Debütalbum zu Kopf gestiegen oder wie ist der Albumname zu verstehen? Ein wenig seltsam ist es schon und sorgt im Zusammenspiel mit dem ausgewiesen hässlichen Cover für einen leicht faden Vorgeschmack, bevor man nur einen Ton gehört hat. Zudem haben DESCENDING einiges an möglichem Zulauf, der unironisch den Titel hätte rechtfertigen können, in der Zeit seit dem tollen Debüt nicht abschöpfen können, weil sie live außerhalb ihres Heimatlandes Griechenland kaum in Erscheinung getreten sind.

Die Musik dagegen hat immer noch wenig mit der Herkunft zu tun, sondern ist bis auf die Knochen schwedisch, Hauptorientierungspunkt sind immer noch THE HAUNTED, auch wenn das Schielen in Richtung Melodic Death auffälliger geworden ist. Dem ersten Eindruck nach scheint ein wenig mehr Ausgefuchstheit am Werk zu sein als noch beim Debüt, doch nach einer Weile erkennt man, dass man eher einem nicht geringen Maß an Kalkulation auf den Leim gegangen ist, was natürlich nicht nur gut ankommt. Das Songwriting setzt auf Variabilität von schleppender Monotonie („Suicide Promise“) bis zum für die (schwedische) Moderne mehr oder weniger typischen melodischen Refrain („How Much Life Weights?“). Durch einen soundtechnischen Schubs in Richtung mechanische Kälte entwickeln sich die melodischen Momente zu willkommenen Inseln der Wärme, auf die man sich geradezu stürzt und die genau deshalb viel mehr hängen bleiben als die Knüppeleien, bis in die Magengrube durchschlagenden Breaks oder vom Gesang in mehr oder weniger dramatische Gefilde verlagertes Midtempo-Geschiebe.

Wenig unterschwellig steckt in all diesen Sätzen natürlich Kritik, deren ausschlaggebende Wurzel ebenso schwer zu greifen wie zu beschreiben ist. „How Much Life Weights?”, „Shared Planet“ und “Path To Healing” sind drei richtig gute Lieder, das Gitarrenduo ist bärenstark und Jon Simvonis singt deutlich abwechslungsreicher und besser als auf „Enter Annihilation“, also sollte man meinen, „New Death Celebrity“ wäre besser als sein Vorgänger. Ist es aber nicht. Bei zu vielen Wechseln und musikalischen wie atmosphärischen Ideen (z.B. in „The Ghost Of Nation Past“) sagt der Verstand zwar, „Respekt, nicht schlecht“, aber das Herz verharrt ungerührt. Und wenn man Musik in erster Linie nüchtern respektiert, aber kaum einen anderen Draht dazu aufbauen kann, fehlt das entscheidende Etwas.

„New Death Celebrity“ ist deshalb keine Enttäuschung und erst recht kein schlechtes Album, aber vielleicht fehlt den immer noch jungen DESCENDING einfach das letzte Quäntchen Eigenständigkeit, um eine richtige Duftmarke zu setzen. Dabei könnte wesentlich mehr Liveeinsatz durchaus hilfreich sein… Auftrag erkannt?
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