Orden Ogan - To The End (Boxset)

Orden Ogan - To The End (Boxset)
Power Metal
erschienen am 26.10.2012 bei AFM Records
dauert 54:42 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Frozen Few
2. To The End
3. The Things We Believe In
4. Land Of The Dead
5. The Ice Kings
6. Till The Stars Cry Out
7. This World Of Ice
8. Dying Paradise
9. Mystic Symphony
10. Angels War
11. Take This Light

Die Bloodchamber meint:

Nicht in allen, wohl aber in einigen Fällen erscheint es mir nicht als der fairste Kniff eines Rezensenten, das Album einer Band vor allem über Vergleiche zu bekannteren Namen einzuordnen oder es zumindest zu versuchen. Natürlich kann man AIRBOURNE oder ’77 kaum ansprechen, ohne an AC/DC zu denken, ebenso klingt es reichlich unwahrscheinlich, dass es EKTOMORF in dieser Form geben könnte ohne SOULFLY. Dennoch erscheint es mir regelmäßig wie ein Angriff auf die künstlerische Integrität einer Band, sie in erster Linie mit „wie X (im Jahre Y)“ zu beschreiben, weil es mitunter im Handstreich die Eigenleistung der oft schlicht später geborenen Musiker auf bloßes Kopistentum reduziert.

Und warum leite ich jetzt das Review zur neuen ORDEN OGAN Scheibe auf diese Weise ein? Weil „To The End“ eine sehr gute, in Teilen begeisternde Synthese aus noch nicht mit WINTERSUN um den Spurenthron wetteifernden BLIND GUARDIAN (also bis „Imaginations From The Other Side“), ein paar RUNNING WILD Chören und GAMMA RAY Lebenslust ist. Damit könnte ich sozusagen auch schon schließen, weil diejenigen, die in den 90ern mit Hilfe der genannten Bands ihre Liebe für den Metal entdeckten, schon die Läden stürmen und die ganz Harten sich augenrollend abwenden… Doch wäre so ORDEN OGAN weder geholfen, noch wäre es ausreichend, um das Album zu erfassen.

Sehr überspitzt gesagt lässt sich „To The End“ dennoch auf eine einfache Formel reduzieren: Je schneller die Lieder, desto besser kommen sie an. Die Ausnahme ist das abschließende akustische „Take This Light“, dessen Zauber greifbar ist, wohingegen der Versuch, majestätische Erhabenheit in „The Ice Kings“ auszudrücken, buchstäblich ziemlich kalt lässt. Bei den schnellen Liedern dagegen, mein lieber Herr Gesangsverein! Exemplarisch hervorzuheben ist „Till The Stars Cry Out“, das als klassisch erhebender Kracher beginnt, der im exakt richtigen Moment nach gut einer Minute einen emotionalen Gang hochschaltet, typische alte GUARDIAN-Chöre hinzufügt, bevor ein kurzes, fast schon thrashiges Stampfbreak eingeschoben wird. Letzteres scheint überhaupt eine Vorliebe von ORDEN OGAN (geworden) zu sein, denn es gibt einige düstere, bisweilen überraschend groovige Momente. Sie werden gerne mit ein bisschen Keyboardbombast gekreuzt („This World Of Ice“), galoppieren munter los in eine instrumental sehr unterhaltsame Fortsetzung („Dying Paradise“) oder wühlen und peitschen auf, bevor sie in die letzte Schlacht rufen („To The End“) – in den beiden letztgenannten Fällen selbstverfreilich jeweils mit angemessen heroischem Unterton. Das hat alles nicht nur Hand und Fuß, sondern auch Herz und Verstand.

Neben den düsteren, aus dem (Genre- und Inspirations-)Rahmen fallenden Einfällen gibt es ein zweites Kriterium, das ORDEN OGAN zu Gute kommen sollte: Der Gesang von Sebastian „Seeb“ Levermann, denn er hat keine Stimme, an der sich die Geschmäcker spalten, sondern ist einfach ein guter Sänger (, dem die flotten Momente packender gelingen als die beschaulichen). Zusätzlich beweist die Band mit dem überraschenden HELL-Moment in „Mystic Symphony“ Humor und überhebt sich einzig im etwas arg drastisch und abrupt zwischen allen Facetten des Albums wechselnden „Angels War“ – beide sind kurioserweise alte ORDEN OGAN Liveklassiker, die allerdings erst jetzt für ein Album eingespielt wurden. Das hinterlässt insgesamt einen hervorragenden Eindruck, der von ein paar fehlzündenden Momenten kaum beeinflusst wird und die Band hoffentlich deutlich nach vorne bringt – vielleicht schon auf der November & Dezember Tour mit LUCA TURILLI’S RHAPSODY und FREEDOM CALL.

Ach ja, falls jemandem der Stil des Coverartworks bekannt vorkommt: Passend zu den einleitenden Gedanken ist Andreas Marschall natürlich DER klassische BLIND GUARDIAN, HAMMERFALL, RUNNING WILD, etc. Bebilderer...
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