Ill Niño - Epidemia

Ill Niño - Epidemia
Modern Metal
erschienen am 26.10.2012 bei AFM Records
dauert 37:21 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Depression
2. Only The Unloved
3. La Epidemia
4. Eva
5. Demi-God
6. Death Wants More
7. Escape
8. Time Won't Save You
9. Forgive Me Father
10. Invisible People

Die Bloodchamber meint:

ILL NIÑO können ein Lied davon singen, dass man es als Nu Metal Band nicht leicht hat, obwohl oder weil sie im Vergleich zu einigen anderen ihrer Linie stets recht treu waren und regelmäßig veröffentlicht haben. Seit dem Abschied von Roadrunner nach „One Nation Underground“ ist jedes Album auf einem anderen Label erschienen und selbst wenn die Band insgesamt die Millionengrenze deutlich durchbrochen hat, ist sie charttechnisch nicht mehr relevant. Eigentlich können Charts einer Metalband ja gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen, aber wenn sie gleichzeitig Ausdruck davon sind, dass der eigene Stern im Sinkflug angekommen ist, lässt man sich schon mal zu markigen Aussagen reizen: „It’s time to redefine Latin Metal.“

Das im gleichen Atemzug versprochene Ignorieren sämtlicher Grenzen ist (natürlich) ebenso nicht viel mehr als eine Phrase, dennoch wirken die Amerikaner mit dem Ethnoeinschlag auf „Epidemia“ wieder eine Spur hungriger und frischer als auf „Dead New World“, was die überschaubare Spielzeit im ersten Moment noch kurzweiliger als die erreichten 37 Minuten ausfallen lässt. Das liegt vor allem an den Liedern, die eher von treibender und unterhaltsamer Rhythmik leben („Demi-God“, „La Epidemia“) als von den Gitarren(riffs). Besonders was Percussionist Daniel Couto veranstaltet, sorgt immer wieder für ein freudiges Schmunzeln („Escape“) und macht die Platte lebendig.

Das große Manko von ILL NIÑO im Jahr 2012 ist aber, dass sie kein Lied in einem Stil durchziehen wollen, sondern penetrant Hart und Zart gegeneinander antreten lassen. Ob es balladesk beginnt („Time Won’t Save You“) oder mit Gedresche (oft), alles läuft darauf hinaus, verschiedene Gesangsstile und Aggressionslevel abzuwechseln, so dass die Lieder austauschbarer werden als sie es der Anlage nach sein müssten. Nur selten blitzen schöne Momente wie die Melodie im letzten Teil von „Death Wants More“ auf. Dagegen führt insbesondere die Idee, viele sanfte Zeilen von Frontman Cristian Machado mit in den Hintergrund gemischtem, leicht deathigem Röhren zu kontrastieren, eher zu belustigtem Kopfschütteln als zu Begeisterung oder gar größerer emotionaler Tiefe.

Welches Bandmitglied auch immer dafür verantwortlich ist, dass ILL NIÑO in ausnahmslos jedem Lied ins gleiche Muster verfallen, darf sich ans Revers heften, dass damit die anderthalb Schritte vorwärts, die „Epidemia“ (ansatzweise) in sich trägt, gleich wieder zurück gegangen wurden. Und Stagnation auf semi-interessantem Level ist auch für Altfans nicht das Gelbe vom Ei. Schade schade.
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