Antropomorphia - Evangelivm Nekromantia

Antropomorphia - Evangelivm Nekromantia
Death Metal
erschienen am 19.10.2012 bei Metal Blade Records
dauert 45:38 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Nekrophilian Mass
3. The Mourned and the Macabre
4. Debauchery in Putrefaction
5. Anointment by Sin
6. Fleisch
7. Impure Desecration
8. Psuchagogia
9. Nekrosophia
10. Evangelivm Nekromantia

Die Bloodchamber meint:

Es ist schon faszinierend, was manche Menschen dazu bewegt, sich künstlerisch zu betätigen. Für den einen ist es die Liebe, erfüllt oder unerfüllt, die ihn dazu bewegt, schmachtende Verse zu dichten. Der andere malt gegen die Ungerechtigkeit der herrschenden Verhältnisse an. Und ein Dritter schreibt ein Requiem, um mit der Endlichkeit seines und unser aller Dasein ins Reine zu kommen. Naja, und dann gibt es natürlich noch ein Thema, das wir keineswegs außer acht lassen dürfen, weil es Liebe, Leben und Tod letztlich in sich zusammenfasst, damit transzendiert und so zu einem der höchsten Themen der Kunst überhaupt avanciert: die nekrolesbische Fleischeslust!

Kein Scherz, dieser Begriff ist ein Originalzitat aus einem jüngst gelesenen Promoschreiben. Doch nicht nur die "nekrolesbische Fleischeslust" (ich kann nicht aufhören, diesen herrlichen Begriff zu wiederholen...) wird dort thematisiert, auch andere Möglichkeiten todesmetallischer Verlustierung wie Mord, Totenbeschwörung und Nekrophilie. Und welche ominösen Zeitgenossen fühlen sich durch diese Themen an Saiteninstrument und Kesselpauke getrieben? Die Niederländer von ANTROPOMORPHIA sind's. Denn die haben endlich wieder mal ein Album fertig gestellt, "Evangelivm Necromantia" heißt es. Doch keine Sorge, nur weil sie aus dem orthographisch korrekten "u" ein "v" machen, heißt das noch nicht, dass Nergal mit von der Partie ist und Pate hat er auch nicht gestanden. ANTROPOMORPHIA holzen schicken Death Metal mit leicht old-schooliger Note daher und lassen sich irgendwo im weiten Feld zwischen DISMEMBER und BOLT THROWER verorten.

Old-school sind die Herren immerhin selbst. Schließlich gibt es die Band seit 1989, in den 90ern haben sie auch Demos und eine LP aufgenommen, doch jeglicher kommerzielle Erfolg blieb ihnen versagt. Dann wurde die Combo für zehn Jahre auf Eis gelegt, man fand sich wieder, schrieb neues Material, kloppte das in die Tonne, fing von vorne an und rubbeldiekatz war "Evangelivm Necromantia" fertig. Da sie den Silberling über Metal Blade veröffentlichen dürfen, stehen die Chancen für die morbiden Niederländer recht gut, dass sich erstmals ein wenig Erfolg in ihrer Bandgeschichte einstellen dürfte.

Und ganz ehrlich: Das hätten sie verdient. "Evangelivm Necromantia" ist eine fette Scheibe, auf der es gut gespielten, abwechslungsreichen, melodischen und brachialen Death Metal hören gibt. Sinnloses Gebollere bleibt uns erspart, denn man weiß mit seinen Mitteln zu haushalten. Und das bedeutet, dass es immer wieder drückende Midtempoparts gibt, die sich mit eingängigen schnellen Riffs abwechseln. Dazu wird gegrowlt wie nichts Gutes und wie man es sich für diese Spielart von Musik letztlich wünscht. Das Songmaterial erschließt sich ebenfalls ohne weiteres, die Stücke sind allesamt abwechslungsreich komponiert und mit "The Mourned And The Macabre" und "Psuchagogia" finden sich sogar Stücke mit ein wenig Hitpotenzial. Auch live dürfte das gebotene Material bei entsprechender Darbietung gut zünden.

Letztlich lässt sich für jeden Freund klassischen Death Metals nur die Empfehlung aussprechen, ANTROPOMORPHIA mal ein Ohr zu leihen. Es mag vielleicht nicht das Album des Jahres sein, aber gutes Handwerk von vorne bis hinten gibt es hier allemal und das ist schon eine ganze Menge. Und außerdem darf man hier schließlich "nekrolesbische Fleischeslust" bestaunen. Herz, was willst du mehr?
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