Custard - Infested By Anger

Custard - Infested By Anger
Power Metal
erschienen am 26.10.2012 bei Pure Steel Records
dauert 62:24 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Call Of Ares
2. Gods Of War
3. Parachute Infantry
4. Death From Above
5. My Last Breath
6. Black Friday
7. Time To Bleed
8. 300
9. Endless Pain
10. Fire And Sword
11. A Knight
12. Death Shall Rise
13. Hell Heart
14. Only Dust
15. Infested By Anger

Die Bloodchamber meint:

In der für die Band in diesem Jahrtausend üblichen Seelenruhe haben CUSTARD sich vier Jahre Zeit genommen bis zur Veröffentlichung des neuen Albums. Zudem haben die Herner mit Markus Berghammer einen neuen Bassisten an Bord und mit Gitarristin Anna Olejniczak erstmals eine Frau in ihre Räuberbande aufgenommen. Am bekannten und bewährten Rezept für heroischen Power Metal wurde dagegen erwartungsgemäß kaum rumgedoktert: Statt dem feinen Rapier wird auch auf „Infested By Anger“ weiter das Breitschwert geschwungen, allerdings wieder mit suboptimalem Sound, der vor allem das Schlagzeug in unschöner Regelmäßigkeit mit runtergelassenen Hosen hinter einem Vorhang dastehen lässt.

Glücklicherweise belastet der, positiv ausgedrückt, basische Klang das vorhandene Hymnenpotential aber nicht nachhaltig, weil der Refrain von „My Last Breath“ längst nicht der einzige Moment des Albums ist, bei dem man selbst vor der heimischen Anlage selig die Faust recken und sich in die Schlacht stürzen will. Ja, CUSTARD machen keine Umwege oder werfen hochtrabende Metaphernnetze aus, stattdessen wird dem Feind seine letzte Mahlzeit serviert, die selbstverständlich aus kaltem harten Stahl besteht („Time To Bleed“). Die Idee, dem aufgrund seiner Höhe leicht unter die Nagelhaut gehenden Gesang von Fronter Oliver etwas entgegenzusetzen in Form von rauen, deutlich aggressiveren Backgroundvocals funktioniert im Allgemeinen gut, aber nie besser als in „300“, wenn der Hintergrund die Rolle der den Befehlen ihres Heerführers und Königs zustimmenden Spartiaten einnimmt.

Eine kleine MANOWAR-Reminiszenz in „A Knight“ und der hörbare Versuch, innerhalb der Genregrenzen für das mögliche Maß an Abwechslung in Richtung Düsterkeit sowie in Richtung Ballade zu sorgen, verhindern leider nicht die sich mit der Zeit anstauende Übersättigung. Das liegt zwar auch an der langen Laufzeit von mehr als einer Stunde, schwerer wiegt jedoch, dass die Lieder gen Ende nicht mehr so in den Bann ziehen wie es den ersten noch gelungen ist, weil sich das CUSTARD-Rezept trotz aller Bemühungen irgendwann erschöpft. Erst wenn man an der Reihenfolge dreht oder die Lieder aus dem Albumkontext löst, wird man „Fire And Sword“ und „Only Dust“ in angemessener Pracht wahrnehmen.

Schnippische Menschen würden vielleicht von Stagnation oder „nur gut“ sprechen, man darf aber auch einfach zufrieden sein mit „Infested By Anger“ und sich darüber freuen, dass es immer noch grundsolide Bands wie CUSTARD gibt, die keine Reden über den Underground schwingen, sondern seine besten Tugenden verkörpern: Ehrlichkeit und Leidenschaft.
-