Zum Konzept und der sinnvollen Begleitung der von Pure Steel ausgegrabenen oder (wieder-)entdeckten Bands gehört auch der gelegentliche Re-Release alter Schätzchen wie in diesem Fall. „A Recipe For Power“ war 1994 das zweite Album von EXXPLORER, wurde trotz zehn Jahren Abstand zum Debüt mit der gleichen Besetzung wie „Symphonies Of Steel“ eingespielt und pflegte anders als das kurz darauf erschienene „Coldblackugly“ noch den ursprünglichen und seit dem Comeback wieder präsenten klassischen US-Metal Klang, der melodisch, leicht progressiv verspielt und unaufdringlich reich an Gefühlen ist. In diesem Fall bezieht sich das auch auf die zundertrockene Produktion, die warme Saiten mit einem zurückhaltenden, differenzierten Schlagzeug verbindet, während Sänger Lennie Rizzo etwas viel Hall zugedacht wurde.

Ohne den eingeschlagenen Pfad zu verlassen, präsentieren EXXPLORER sich gleichzeitig variantenreich und doch immer identifizierbar, wobei selbst das Cover des tieftraurigen „One“ vom damals gerade verstorbenen amerikanischen Songwriter Harry Nilsson im Gesamtkontext schlüssig wirkt. Die sanfte Fragilität und die Leidensfähigkeit von Lennies Stimme erzeugt dabei ein Bild, das die Deutung des unglaublichen Covers in der ersten Albumhälfte (auf dem LP-Re-Release bedeutet das: die A-Seite) weg vom Aufbegehren gegen ein Regime und hin zum Untergang von etwas Bewahrenswertem verschiebt. Erst mit dem Beginn der B-Seite, dem leicht aufwieglerisch gestimmten „Rock The Nation“ und dem kämpferischen, bissig gesungenen „Beg, Borrow And Steel“, nimmt der Widerstand zwischenzeitlich Fahrt auf.

Wer sich an die 90er erinnern kann, wird sich nicht wundern, dass „A Recipe For Power“ von den damaligen Entwicklungen aufgefressen wurde – selbst wenn die folgende kurzzeitige Kurskorrektur der Band letztendlich eher mehr geschadet hat. Zum Glück gibt es heutzutage in jeder Nische ausreichend Liebhaber(-labels), die sich im Zweifelsfall auch in den Wind stellen und diesem standhalten, so dass dieses bemerkenswerte Relikt noch ein Mal in Erinnerung ruft, dass es auch in den 90ern hochklassigen, eigenwilligen, traditionellen Metal gab. Zusätzlich lebt die Vorfreude auf weitere Taten von EXXPLORER auf.

Das klare Vinyl ist mittlerweile schon ausverkauft, beim klassischen Schwarz werden Connaisseure aber noch fündig.