Daemonized - Captive

Daemonized - Captive
Black Metal
erschienen in 2012 als Eigenproduktion
dauert 39:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Deathlock
2. Reliving Dead
3. Nostalgia
4. Words of Glass
5. ...And Then I Fell
6. Violent Sex Ejaculation
7. Inside
8. Breathing Ashes
9. When Woe Calls
10. Schizophrenia

Die Bloodchamber meint:

Lübeck ist die Geburtsstadt von Brösel, Gülcan-Unke, Justus von Dohnány, Jörg Wontorra oder auch die von Thomas Mann. Aber auch der Black Metal ist in der Hansestadt beheimatet. Sei es BLACKSHORE, CURSED ANGUISH oder auch NASTRANDIR; allesamt gut Bands. Auch DAEMONIZED stammen aus der Stadt an der Trave. Bereits 2006 gegründet, haben sie nun endlich mit "Captive" ihren ersten Longplayer herausgebracht. Und dieser hat es in sich.

DAEMONIZED spielen rasenden, puristischen Black Metal, der nicht selten an norwegische Bands der 90er erinnert. Rasend schnell, sägende Gitarren und ein raues Gekeife sind die Hauptpunkte auf "Captive". Wer hier aber pures Geballer vermutet, dem sei gesagt, dass das Quartett, trotz des Highspeeds, immer wieder Melodien miteinbaut, die sich in den Kopf fräsen und die Finger zur Lautstärkeerhöhung locken.
Dass die Jungs keine blutigen Anfänger sind, merkt man dem Album zu jedem Zeitpunkt an. Die Gitarrenfraktion liefert sich ein Battle, dass es eine wahre Freude ist, besonders wenn sie harmonisch zweistimmige Melodien aus dem Ärmel schütteln. Basser und Vocalist Usael keift sich die Seele aus dem Leib, ohne gequält zu wirken. Im Gegenteil; sein Gekeife ist von Beginn an aggressiv und wird durch ein paar obligatorische "Ughs", die hervorragend platziert sind, aufgelockert. Der Bass wummert richtig gut und das Drumming ist schon fast schwindelerregend. Wenn man DAEMONIZED mit einer anderen Band vergleichen möchte, dann eventuell mit ganz alten IMMORTAL oder MARDUK. Die Lübecker erfinden mit ihrem Black Metal das Rad zwar nicht neu, aber ziehen einen, schon allein wegen den geilen Melodien, in den Bann der schwarzen Zunft.
Ruhige Passagen, wie beim Anfang von "Violent Sex Ejaculation", kommen genauso gut, wie die Raserei, die nie aus dem Ruder läuft. DAEMONIZED verstehen es, Aggression in Musik umzusetzen, ohne dilettantisch zu wirken. Zu keinem Zeitpunkt Langeweile, kein Song, der wirkt, als wäre er künstlich in die Länge gezogen. "Captive" besitzt den roten Faden, den viele Bands bereits beim zweiten Albumsong abschneiden.

Die sechs Jahre Wartezeit auf ein Lebenszeichen in Form eines Albums, haben sich gelohnt. Wer kompromisslosen Black Metal ohne Keyboards und Firlefanz liebt, wird auch an DAEMONIZED nicht vorbeikommen. Die Produktion ist dazu auch noch gelungen. Kein Wunder; wurde "Captive" doch im Rosenquartz Tonstudio aufgenommen. Und das steht ja doch für Qualität.
Übrigens sind DAEMONIZED dazu auch noch eine gute Liveband. Ich sah sie neulich im Rahmen des Grindmania-Festivals in Rostock und war mehr als überrascht.
-