Officium Triste - Mors Viri

Officium Triste - Mors Viri
Death Doom Metal
erschienen am 15.03.2013 bei Hammerheart Records
dauert 49:05 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Your Fall From Grace
2. Burning All Boats And Bridges
3. Your Heaven, My Underworld
4. Interludium
5. To The Gallows
6. The Wounded And The Dying
7. One With The Sea (Part II)
8. Like Atlas

Die Bloodchamber meint:

Dass OFFICIUM TRISTE trotz annähernd 20 Jahren Bandgeschichte und fünf Alben nicht zu den bekanntesten Formationen des Genres zählen, ist ein wenig eigenartig: Der zwischen Death und Doom pendelnde Ansatz der Rotterdoomster ist vergleichsweise zugänglich und qualitativ schon immer mindestens solide, weshalb man spätestens mit dem Aufstieg von beispielsweise SWALLOW THE SUN auf breitere Anerkennung für Langstreckenläufer wie OFFICIUM TRISTE hätte tippen können. Dass es nicht dazu kam, liegt vielleicht an der (musikalischen wie geschäftlichen) Nibelungentreue der Band, die ihrem glücklosen Label Displeased nie den Rücken kehrte und mit entsprechend mangelhafter Exposition leben musste.

Die aktuelle Scheibe „Mors Viri“ erscheint (nach dem Ende von Displeased) via Hammerheart und bietet knapp 50 Minuten Doom/Death der gehobenen Klasse: Ausladende Gitarrenwände und tiefe Growls treffen auf für Genreverhältnisse recht luftige Strukturen; zu den offensichtlichen britischen Einflüssen im Leadbereich gesellt sich der ein oder andere typisch holländische Riffhaken, den man in der Form etwa von ORPHANAGE im Ohr haben könnte. Weitere Assoziationen wecken spoken word-Passagen (z.B. im Opener) – DRACONIAN und :::NECARE::: lassen grüßen – sowie der songdienlich bis überragend daherkommende Klargesang („To The Gallows“!), mit dem geneigte Hörer seit THE 11th HOUR vertraut sein dürften.
Aus all diesen Zutaten schmieden OFFICIUM TRISTE eine melancholische bis aufwühlende, immer wieder von Licht und aufstrebenden Melodien durchbrochene Dreiviertelstunde, der man in positiver wie negativer Hinsicht die Routine des Quintetts anmerkt. Positiv, weil die Jungs nun mal genau wissen, wie man die richtige Balance zwischen Trauermarsch und leichtem Trab findet, wie man Spannungsbögen bastelt (wenn auch nicht über die komplette Distanz), und in welcher Dosierung ein Keyboard gerade eben noch atmosphärisch wirkt. Negativ, weil „Mors Viri“ letzten Endes in keiner Weise neugierig ist – die Musiker haben ihren Sound längst gefunden, wissen um ihre Stärken und blicken selten über den (seinerseits von anderen geborgten) Tellerrand hinaus.

Und so kommt es, dass man beim Hören dieser Scheibe an Bands denken muss, die mitunter lange nach OFFICIUM TRISTE auf der Bildfläche erschienen sind, die sich innerhalb der Genregrenzen, teils sogar darüber hinaus, entwickelt haben, während die bodenständigen Niederländer jeglichen Zeitgeist an sich abperlen ließen. Mehr Nische, mehr musikalische Aufrichtigkeit in einem sehr altmodischen Sinne, geht einfach nicht – und dafür kann man OFFICIUM TRISTE durchaus Respekt zollen. Nicht zuletzt, weil es dem wunderbar transparent produzierten „Mors Viri“ immer wieder gelingt, dem auf den ersten Blick Schlichten eine angenehm unprätentiöse Anmut abzuringen.
Für Anhänger der im Text genannten Bands ist „Mors Viri“ daher auf jeden Fall eine Empfehlung wert – und wer beim Doom bisher vor allem mit dem Mangel an greifbarer Dynamik zu kämpfen hatte, der könnte mit diesem Album vielleicht den Einstieg schaffen.

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