Moribund Oblivion - Manevi

Moribund Oblivion - Manevi
Melodic Black Metal
erschienen am 03.05.2013 bei Dust On The Tracks
dauert 50:09 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Yara
3. Baht? Kara
4. Nefret Açacak
5. Dünya Dönmeye Devam Edecek
6. Geçip Gittim
7. Yok
8. Matemli
9. Tut Elinden
10. Ölmek Üzere Untulmu?
11. Okyanus

Die Bloodchamber meint:

Es gibt orientalischen Metal. Und es gibt Metal aus dem Orient. Grundsätzlich sind das zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. NILE sind so ägyptisch wie Chop Suey eine Spezialität der kantonesischen Küche ist. Und MORIBUND OBLIVION kommen zwar aus dem wunderschönen Istanbul, aber mit Saz und Kar?nyar?k hat ihr Sound herzlich wenig zu tun, sie stehen vielmehr mit beiden Beinen felsenfest auf dem Grund europäischen Schwarzmetalls. Und eigentlich gab es genügend Gründe, die Hoffnung fahren zu lassen, dass das Anknüpfen an bestimmte Moden / Traditionen der fortgeschrittenen 90er noch etwas Gutes gedeihen lassen könnte, doch MORIBUND OBLIVION belehren uns mit ihrem aktuellen Album eines Besseren.

Wie der Kollege Hofmann schon treffend zum letzten Album schrieb, sind MORIBUND OBLIVION keine Extremisten, sondern gehen sehr melodisch und ein wenig verspielt zu Werke. Ihre Musik strahlt weniger nordische Kälte, sondern vielmehr spätsommerliche Melancholie aus. Ihr großes Verdienst ist es, dass sie dort, wo andere Bands dieser Spielart in Kitsch und Zuckerwatte versinken, ein hohes Maß an Stilsicherheit an den Tag legen. Zwar finden sich omnipräsent Synthesizer in mal mehr, mal weniger orchestralem Klanggewand, doch sind sie nie zu vordergründig und geschäftsschädigend eingesetzt. Die Gitarren und harschen Vocals dominieren und das in allen Geschwindigkeitsbereichen.

Das Songmaterial kann sich wirklich hören lassen. Zwar fehlen die ganz großen Hits und nicht jeder Moment der vorliegenden 50 Minuten ist gleichermaßen gut, doch besticht bei „Manevi? die Kompaktheit des Albums. Alles ist aus einem Guss. Spielerisch ist jeder Titel einwandfrei und Ausfälle sucht man auch mit der Lupe vergebens. So etwas über ein melodisches Black Metal Album schreiben zu dürfen, das mit dem Präfix „Post? nichts zu schaffen hat, ist dieser Tage ein seltenes Erlebnis. Auch wenn eine Nummer wie „Dünya Dönmeye Devam Edecek? schon fast cheesig ist, sie macht einfach Spaß. MORIBUND OBLIVION gelingt es tatsächlich, an die ersten Alben von DIMMU BORGIR oder auch ein wenig an SATYRICON anzuknüpfen, dabei aber volle Eigenständigkeit zu bewahren. So schöne Anleihen an „Stormblåst? durften wir schon länger nicht mehr hören. Dass die ausgerechnet aus Istanbul zu uns kommen, ist schon ein bisschen Staunen wert.

Für jeden Freund des melodisch-melancholischen Black Metal ist „Manevi? ganz klar empfehlenswert. Etwas spektalulär Neues sollte nicht erwartet werden, MORIBUND OBLIVION laden vielmehr zu einer nostalgischen Reise ein, allerdings im modernen und schick eingerichteten Klangwaggon. Interessant ist dazu noch die Frage, wie sich das alles live macht. Wer will, kann sich in Kürze auf der Satans Convention ein Bild davon machen. Nur heißt es dort wohl: Früh da sein, denn die Türken werden wohl keinen besonders exponierten Platz im Programm des Abends bekommen. Dafür wurden sie bislang von der Szene zu stiefmütterlich behandelt. „Manevi? beweist: Mit Unrecht!
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