Kayser - Read Your Enemy

Kayser - Read Your Enemy
Thrash Metal / Stoner Rock
erschienen am 21.02.2014 bei Listenable Records
dauert 46:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Bark And Bow
2. Bring Out The Clown
3. I'll Deny You
4. Dreams Bend Clockwise
5. Read Your Enemy
6. Almost Home
7. Where I Belong
8. He Knows Your Secrets
9. Forever In Doubts
10. Carve The Stone
11. Roll The Dice
12. The Fake Rose

Die Bloodchamber meint:

14 Jahre Daueraktivität haben offenbar ihren Preis gefordert, denn nachdem Christian „Spice“ Sjöstrand seit 1993 mit AEON, den SPIRITUAL BEGGARS, der MUSHROOM RIVER BAND, KAYSER und schließlich SPICE AND THE RJ BAND fast im Jahrestakt Alben veröffentlicht hatte, wurde 2007 plötzlich eine Vollbremsung hingelegt. Seitdem hat Spice, abgesehen von der etwas zu zurückgelehnten, doch insgesamt in Ordnung gehenden 2010er „Feel Like Coming Home“-Scheibe der BAND OF SPICE (der neue Name der RJ BAND), seine wunderbare Stimme vor uns verborgen. Von KAYSER ward gar nach dem Supportjob für VOLBEAT 2008 überhaupt nichts mehr zu sehen oder hören, so dass man davon ausgehen konnte, die Band hätte nach „Frame The World…Hang It On The Wall“ (meiner Meinung nach übrigens die beste Platte 2006) die Segel gestrichen.

Zum Glück ist dem nicht so und das bewährte Rezept, ein Thrasherherz in Stonergewänder zu kleiden, greift auch 2014. Dennoch klingt „Read Your Enemy“ im Vergleich zu allen anderen Veröffentlichungen von KAYSER weniger wütend, mit minimaler Tendenz zur Altersmilde, trotz weiterhin kämpferischer Texte und vorhandenem Punch. Ursache dafür ist hauptsächlich der Ausbau der Melodien. Wo Spice einst gegen den sägenden Gitarrenwald berserken musste und dabei in der Lage war, der tobenden Schussfahrt eine wärmende Fülle zu verleihen, erfährt er auf dem neuen Album überraschend viel Unterstützung vom Gitarrenduo Blut-Swaney und Messer-Jokke respektive demjenigen der beiden, der sich wie in „I’ll Deny You“ der Melodie annimmt. Dieses Umfeld verstärkt den Abrissbirnenfaktor von „Bring Out The Clown“ und nötigt Spice gelegentlich zum Zähne zeigen („Read Your Enemy“), lässt die Musik insgesamt jedoch weniger zielstrebig erscheinen. Beispielhaft nachhören lässt sich das im driftenden „Almost Home“, das wie eine Kreuzung von KAYSER mit der RJ BAND klingt, aber auch die (beim wiederholten Hören nicht immer schlüssig wirkenden) Wechsel zwischen beseelten Soli und Riffrepetition spielen eine Rolle.

Diese Justierungen des weiterhin gut wiedererkennbaren KAYSER Sounds haben für ein Album gesorgt, das konstant hohe Qualität aufweist, sich angenehm willig erschließen lässt und dessen Aufhänger in jedem Lied abnutzungsresistent gegenüber regelmäßigen Wiederholungen sind. Dennoch bleibt mein Eindruck auch nach Wochen leicht zwiegespalten, weil die offener zu Tage tretende Lässigkeit neben der Zielstrebigkeit ebenso die Dringlichkeit der Band etwas in den Hintergrund treten lässt. Das dürfte aber in erster Linie eine Frage der persönlichen (Altfan-)Vorlieben sein, die für diejenigen, die KAYSER erst mit „Read Your Enemy“ kennenlernen, kaum bis keine Auswirkungen hat. Interessenten an der grundlegenden musikalischen Idee von KAYSER werden sich deshalb ebenso wie Anhänger von Spices Stimme noch uneingeschränkter über die Rückkehr der Schweden freuen.
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