Body Count - Body Count

Body Count - Body Count
Metal
erschienen in 1992
dauert 53:03 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Smoked Pork
2. Body Count's In The House
3. Now Sports
4. Body Count
5. A Statistic
6. Bowels Of The Devil
7. The Real Problem
8. KKK Bitch
9. C Note
10. Voodoo
11. The Winner Loses
12. Their Goes The Neighborhood
13. Oprah
14. Evil Dick
15. Body Count Anthem
16. Momma's Gotta Die Tonight
17. Freedom Of Speech (ICE-T)

Die Bloodchamber meint:

ZitatI knew I couldn't sing, but then I thought, 'Who can sing in rock 'n' roll?'

Mit dieser Erkenntnis war Ice-T schon im Anfangsstadium von BODY COUNT weiter als manch gestandener Sänger nach Jahren des mühsamen Versuchens. Voraus ging dem, dass er sich die ebenso simple wie nachvollziehbare Frage gestellt hatte, in welcher Musik sich sein ganzer aufgestauter Zorn und seine Angriffslust am besten ausleben ließen. Die Entscheidung fiel auf harte Gitarrenmusik, mit der er als langjähriger Fan besser bekannt war, als vermutlich viele dem „Original Gangster“ nach (damals) mehr als zehn Jahren im Rapgeschäft zutrauten.

Das (erste) Ergebnis dieser Gedankengänge ist das in mehrfacher Hinsicht paradoxe „Body Count“. Das Debüt der Band ist einerseits ein besonders bemerkenswertes Album der 90er, andererseits wird es heute kaum noch von jemandem erwähnt, der nicht bereits damals in Kontakt mit Ice-T, Ernie C und den leider verstorbenen Mooseman, D-Roc & Beatmaster „V“ kam, und steht damit im krassen Kontrast zu anderen, die 90er mitdefinierenden Alben wie „Nevermind“, „Superunknown“, „Dirt“ oder auch „Bloody Kisses“ und „Glory To The Brave“. Außerdem ist „Body Count“ wegen seiner (überwiegend) der Realität entstammenden Inhalte bitterböser als jegliche finsteren norwegischen Hirngespinste (nicht nur) des gleichen Jahrzehnts und wird dennoch von vielen Hörern bis heute eher als Partyplatte „missbraucht“. Provokationsmeister „Ice-motherfucking-T, bitch!“ wird es recht sein, schließlich ist er wegen „Body Count“ (und „Home Invasion“) weiterhin auch außerhalb der Film- und Fernsehwelt vielen Menschen ein Begriff und die, bei genauerer Betrachtung einigermaßen lächerliche, „Copkiller“-Hexenjagd ist längst vergessen, während man über Ice-Ts Reaktion, bei weiteren Auflagen an Stelle des umstrittenen Songs sein „Freedom Of Speech“ (!) auf das Album zu packen, weiterhin schmunzeln darf.

Ach, zur Musik soll ich auch noch etwas sagen? Dabei sprechen die von Ernie C so bissig wie schmissig komponierten Ohrwürmer „Body Count“, „Bowels Of The Devil“, „KKK Bitch“, „Voodoo“, „There Goes The Neighborhood“ „Evil Dick“ und das unverwüstliche „Body Count’s In The House“ mehr als deutlich für sich selbst: Allesamt Hits. Punkt, Ende, Aus. Dazu kommt die „Body Count Anthem“, kaum weniger als ein vorweggenommenes „Warriors Of The World“. Nur mit den langsamen, musikalisch beinahe beschaulichen Liedern hatten BODY COUNT schon damals leichte Probleme, zumindest sind „The Winner Loses“ und „Momma’s Gotta Die Tonight“ die einzigen Stücke auf diesem Album, die ein gewisses Gefühl der Indifferenz aufkommen lassen, weil sie eher bemüht als gelungen wirken – ganz im Gegensatz zu den zahlreichen kurzen Ansagen, Aussagen & Geschichten wie „Smoked Pork“, „Now Sports“ oder „A Statistic“, die selbst für diejenigen, die keine gesungenen Texte verstehen, als leicht verständliche Realitätsanker fungieren.

BODY COUNT muss man, gerade wegen ihres ebenso plakativen wie provokativen Auftretens, sicher nicht mögen, zumindest die Wutwalze „Body Count“ sollte man jedoch kennen und wird, wenn man ihr mit offenen Ohren begegnet, dann auch kaum darum herum kommen, ihr Respekt zu zollen, weil sie einfach so gut ist – auch heute noch! Das dem Album wegen des Sängers eher nachlässig angetragene Crossover-Banner kann man dabei getrost ignorieren, denn es wird zwar recht viel gesprochen, aber nie gerappt oder auf andere Art metalfremd in die Musik eingegriffen. Im Anschluss an ihren verdient erfolgreichen ersten Streich wurden BODY COUNT, abgesehen vom Titelhit des Nachfolgers „Born Dead“, leider für lange Zeit beliebig bis langweilig. Umso verheerender ist die vermeintliche letzte Patrone „Manslaughter“ eingeschlagen, die Ice-T & Ernie C vor kurzem abgefeuert haben. Aber zu BODY COUNTs wiedergefundenem Drive (-By, kleiner Scherz zum Ende) melde ich mich ein anderes Mal...
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