Barren Earth - On Lonely Towers

Barren Earth - On Lonely Towers
Melodic Progressive Death Doom Metal
erschienen am 27.03.2015 bei Century Media
dauert 57:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. From The Depths Of Spring
2. Howl
3. Frozen Processions
4. A Shapeless Derelict
5. Set Alight
6. On Lonely Towers
7. Chaos The Songs Within
8. The Vault

Die Bloodchamber meint:

Zwei beachtliche Longplayer hat die finnische Supergroup BARREN EARTH bis dato veröffentlichen können, von denen es mir persönlich insbesondere das Zweitwerk "The Devil's Resolve" angetan hat. Da wir es hier mit namhaften Musikern zu tun haben, die nicht wegen ein paar schneller Euros unter dem BARREN EARTH-Banner zusammengekommen sind, sondern aus purer Freude an der Musik, stellt auch das Debütalbum "Curse Of The Red River" einen Pflichtkauf für all diejenigen dar, die sich im klanglichen Dreieck aus AMORPHIS, SWALLOW THE SUN und älteren OPETH wohlfühlen. Und auch das dieser Tage erscheinende dritte Album namens "On Lonely Towers" schließt nahtlos an seine qualitativ schon starken Vorgänger an, wenngleich sich im Vergleich zu "The Devil's Resolve" einige leichte Änderungen am Sound der Band ergeben haben.

Diese gehen einher mit dem Wechsel am Mikro, denn der etatmäßige SWALLOW THE SUN-Fronter Mikko Kotamäki hat sich vor rund anderthalb Jahren von BARREN EARTH verabschiedet und wird nunmehr ersetzt durch den HAMFERð-Barden Jón Aldará. Was die tiefen Death Metal-Growls angeht, ist dieser Wechsel kaum spürbar. Allerdings besitzt er ein weitaus theatralischeres Gesangsorgan, dem die Düsternis seines Vorgängers ein wenig abgeht. Dafür könnten nun Freunde klassischen Dooms der Marke CANDLEMASS, SOLITUDE AETERNUS und ähnlich gelagerter Bands beim Hören von "On Lonely Towers" auf ihre Kosten kommen, könnte Aldará mit seiner Klargesangsstimme doch problemlos auch eine der genannten Bands anführen. Stattdessen haftet nun eben BARREN EARTH eine gewisse pathetische Note an, die mit fortlaufender Dauer des Albums immer deutlicher zum Tragen kommt und die sicher nicht jedem Fan der bisherigen Alben zusagen wird.

Dabei steigt das Sextett nach dem kurzen Akustik-Intro "From The Depths Of Spring" noch mit einem recht bandtypischen Doppelschlag in das Album ein, dessen AMORPHIS-Melodieverständnis und OPETH-Breaks bei allen Fans für Verzückung sorgen sollte. Insbesondere die Gitarrenfraktion schüttelt mal wieder einige dermaßen starke Leads und Riffs aus dem Ärmel, dass man sich mit den definitiv nicht schlechteren, aber eben anderen Vocals schnell angefreundet hat. Und so kommt man auch gut damit zurecht, dass „A Shapeless Derelict“ das erste Mal den MY DYING BRIDE-mäßigen Doom-Hammer mit einer Unbeirrtheit schwingt, die man so von BARREN EARTH bisher nicht kannte. Ähnlich konsequent erweitert die Band in der zweiten Albumhälfte ihr klangliches Spektrum in Richtung progressiver, teilweise verträumter und fast schon spaciger Elemente, dank derer der Titeltrack sowie der epische Rausschmeißer „The Vault“ jeweils die Elfminutengrenze überschreiten – auch der Progger wird also wieder mal bestens bedient.

Unter dem Strich setzen BARREN EARTH langsam aber sicher zu einer Serie von Alben auf hohem Niveau an, die nachhaltig zu beeindrucken weiß. Fans der genannten Bands sollten sich definitiv mit „On Lonely Towers“ beschäftigen, denn neben einer Vielzahl von gut ins Ohr gehenden Passagen bietet das Album auch eine Menge zu entdecken. Wer die Band seit der ersten Stunde verfolgt, wird hingegen nach den ersten Höreindrücken womöglich schlucken müssen, nach kurzer Eingewöhnungszeit kann man aber auch den neuen Fronter ins Herz schließen und sich der nur leichten, aber doch spürbaren Neuorientierung öffnen.
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