Rammstein - Rosenrot

Rammstein - Rosenrot
Rock
erschienen am 27.10.2005
dauert 48:08 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Benzin
2. Mann gegen Mann
3. Rosenrot
4. Spring
5. Wo bist du
6. Stirb nicht vor mir/Don’t die before I do
7. Zerstören
8. Hilf mir
9. Te Quiero Puta
10. Feuer und Wasser
11. Ein Lied

Die Bloodchamber meint:

Mit schnell hintereinander folgenden Longplayern hat das Jahr 2005 bisher schon eine bittere Erfahrung hinter sich: die Industrial-Thrasher Fear Factory haben sich mit „Transgression“ von ihrer Kreativität verabschiedet. Nun veröffentlichen RAMMSTEIN nur ein Jahr nach „Reise, Reise“ schon ihr nächstes Langeisen. Was kann man da von „Rosenrot“ erwarten? Im Schöpfungsprozess der letzten Platte entstandene Songs, die aufgrund mangelnder Qualität nur die zweite Wahl darstellen oder schnell und schludrig zusammengeschustertes Material? Keineswegs, die Band scheint einen kräftigen Musenkuss empfangen zu haben, der auch ein Jahr nach dem bisherigen kreativen Höhepunkt ihres Schaffen seine Wirkung nicht verliert.

RAMMSTEIN denken weiterhin nicht daran, musikalisch auf der Stelle zu treten. Weiter geht es mit der Orientierung hin zum gängigen Rocksound, zur sanfteren und vielschichtigeren Instrumentierung, zu vielfältigeren lyrischen Themen. Man kann sich nur überraschen lassen, wohin diese Entwicklung noch führt? Bei „Rosenrot“ handelt es sich zumindest um das bisher, im RAMMSTEINschen Sinne, sanfteste und melancholischste Album der NDH-Begründer. Neben den für die Band eher typischen, flott und durch markante Riffs vorangetriebenen Songs wie „Benzin“ oder „Zerstören“ findet man hier eine erstaunlich hohe Anzahl langsamer, von ohrwurmtauglichen Refrains getragenen Songs. Das Ohr spitzt man besonders bei den Stücken „Spring“ und „Feuer und Wasser“, die zum Intensivsten gehören, was RAMMSTEIN je geschaffen haben.

„Rosenrot“ weiß zudem mit zwei sehr ungewöhnlichen Stücken zu überraschen: „Stirb nicht vor mir/Don’t die before I die“ ist ein Duett Till Lindemanns mit der Country-Sängerin Sharleen Spiteri und ein enttäuschend harmloses Stück, das zu einer, von ihren Ecken und Kanten lebenden, Band wie RAMMSTEIN nicht recht passen will und deshalb bei Fans wohl kaum auf Gegenliebe stoßen wird. Erfrischender geht es da schon bei „Te Quiero Puta“ zu, das mit spanischem Text und Bläsern richtig Fiestastimmung aufkommen lässt.

Die hier genannten Songs sind jene, die ihre Kraft sofort entfalten; nahezu alle anderen mögen sich auch nach etlichen Durchläufen nicht so recht im Ohr verankern oder lassen nur wenige Funken überspringen. Zudem bietet „Rosenrot“ textlich kaum noch provokanten Stoff, sondern eher Harmloses, fast Austauschbares, wie man es von der Band kaum gewohnt ist. Mit „Mann gegen Mann“, bei dem es um Schwule geht, kann man höchstens dem Papst die Schamesröte ins Gesicht treiben; „Zerstören“ erscheint wie eine, wenn auch sprachlich hübsche, Grundschülerfantasie. Trotz fehlender Spitzen zählt die Dichtkunst RAMMSTEINs in punkto Wortwitz und sprachlicher Erfindungskraft jedoch immer noch zum Überzeugendsten in der deutschsprachigen Musiklandschaft. Deswegen und wegen der genannten musikalischen Höhepunkte gibt es trotzdem eine Note im überdurchschnittlichen Bereich.
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