Delirious - Made For The Violent Age

Delirious - Made For The Violent Age
Thrash Metal
erschienen am 17.02.2006 bei Armageddon Music
dauert 49:01 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Intro
2. Triple Six
3. I Am The Enemy
4. Call me God
5. Sleep in Peace
6. Idiot Nation
7. Blood Begins to Freeze
8. Hate Trader
9. My Friends
10. Down on Myself
11. The Sky Turns Red
12. Ragers Elite
13. In a Gadda da Vida (Cover)

Die Bloodchamber meint:

Klare Sache! Ein Blick auf das Artwork und der Titel der vorliegenden Cd sagen alles: hier gibt’s stupiden Thrash der Marke „Ich prügel dir das Hirn aus der Rübe bis du am Boden liegst und setze dir dann noch einen großen Haufen Scheiße in die Ohren!“. So kompromisslos und brutal wie die Aufmachung von „Made for the Violent Age“ erscheint, ist deren Inhalt aber bei weitem nicht. Hier haben wir es nicht mit stumpfem Geboller zu tun, sondern mit einer faustdicken Überraschung in der deutschen Thrash-Szene.

Nach den musikalischen Vorbildern der Jungs braucht man nicht lange suchen, denn die liegen tief in der Bay Area bei Bands wie TESTAMENT. Aber allein daran lässt sich das recht vielschichtige Bild des Albums nicht festmachen. Denn neben der traditionellen Schiene fahren die Ruhrpottasseln auch noch einige moderne Töne auf, sowie fast an BLIND GUARDIAN erinnernde Acousticpassagen. So wechseln sich harte Prügelnummern mit ruhigeren, melodiösen Stücken ab und auch innerhalb der Songs wird häufig auf die Bremse gedrückt, um dem Hörer eine angenehme Verschnaufpause zu gönnen. Gekonnt spielen die Jungs um Frontröhre Markus Bednarek mit Geschwindigkeit, Melodieeinsatz und abwechselnder Struktur. Nach einem sinnlosen Intro geht es mit „Triple Six“ erst mal auf eine flotte Reise durch den 80iger Thrash. Die Vocals dümpeln dabei nicht in unverständlichem Gegröhle umher, sondern sind durchaus mitsingbar. Unterstützt wird dieser (und auch viele andere Titel) durch ein angenehmes Gitarrensolo, das zwar nicht an Alex Skolnick und Co. heran kommt, aber auch keine Schwächen aufweist. „I am the Enemy“ ist ein recht moderner Thrashbolzen mit fast an Core-Shouts erinnernden Vocals und Songstrukturen. Ebenfalls modern aber mit etwas mehr Groove gefällt „Call me God“.

So könnte es weiter gehen, denkt sich der Sesselfurzer von Rezensent in diesem Moment, als plötzlich bei „Sleep in Peace“ die Akkustikgitarre losträllert und das Album auf interessante Art und Weise auf den Kopf stellt. Nach knapp einer Minute ist der ruhige Teil aber vorüber und die Halbballade stampft lässig durch die Boxen. Erwähnenswert ist noch der über sechs Minuten lange Mittelteil des Albums mit Namen „Hate Trader“. Ein sehr variabler Titel, der nie langweilig wird und sich als Highlight des Albums entpuppt. Die Ballade „My Friends“ bereichert das Album um einen weiteren überraschenden Song, der wiederum leicht ins Ohr geht, allerdings auch meine persönliche Meinung festigt, dass Thrash Metal Bands nicht wirklich grandiose Balladen schreiben können. Schlecht ist das Teil allerdings nicht! Auch „The Sky Turns Red“ klimpert mit Akkustikgitarren fröhlich vor sich hin, bis mit „Ragers Elite“ ein von typischen SLAYER-Riffs begleitetes Inferno das Album quasi beendet. Das Cover von IRON BUTTERFLY´s „In a Gadda da Vida“ ist nämlich unter dem Format „Braucht man nicht wirklich“ einzuordnen und kommt sowieso nicht an die Version der 80jährigen Orgelspielerin in Diensten von Reverend Lovejoy heran.

Ein solch langes Review kann nur zwei Dinge bedeuten: entweder eine überraschend geil vertonte Langrille oder ein furchtbar schlecht gepresstes Rohlingzäpfchen für den fiesesten Anus der Welt. Da der geneigte Leser sowieso schon einen Blick auf die Bewertung geworfen hat, scheint der zweite Punkt nahezu ausgeschlossen. „Made for the Violent Age“ macht eine Menge Spaß, ist für eine Thrash-Platte ausgesprochen abwechslungsreich und spricht Thrashfreunde aller Herren Länder gleichermaßen an. DELIRIOUS mischen die Szene ordentlich auf und werden noch viel von sich hören lassen. Wer sich also durch das Cover nicht abschrecken lässt, wird eine angenehme Überraschung erfahren oder ein Zäpfchen für die Ewigkeit gefunden haben. 8,5 Punkte.
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