The Gathering - Home

The Gathering - Home
Rock
erschienen am 14.04.2006 bei Psychonaut Records, Sanctuary Records
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Shortest Day
2. In Between
3. Alone
4. Waking Hour
5. Fatigue
6. A Noise Severe
7. Forgotten
8. Solace
9. Your Troubles Are Over
10. Box
11. The Quiet One
12. Home
13. Forgotten Reprise

Die Bloodchamber meint:

Für einige fing der stetige Verfall von THE GATHERING bereits 1995 mit dem Beitritt Annekes als neue Sängerin an. Für viele interessierte und weltoffene Fans war dies aber nur ein Startschuss in völlig neue musikalische Horizonte. Mittlerweile sind die Holländer mit ihrem neunten Album nämlich an einem Punkt angelangt, an dem man sie nur schwer einordnen, geschweige denn mit einer Erwartungshaltung vorbelasten kann. Schön längst vom Metal entfernt zeigte sich bereits auf dem 2003er „Souvenirs“, dass man zwar weltoffener, spartanischer und harmloser zu Werke geht, aber dennoch dem Pop aufgrund der Sperrigkeit der Songs weitestgehend entsagt. Der Titel „Home“ klingt zwar im ersten Moment nach einer musikalischen Rückbesinnung an ganz alte Zeiten, entpuppt sich aber eher als eine Art Resultat der eigenen Selbstfindung. Die Band hat offensichtlich endlich ihr Zuhause gefunden, zum Einen wohnt sie mit ihrem eigenen Plattenlabel zusammen, zum Anderen bilden Kreativität und Selbstverwirklichung die beiden anderen Nachbarn. Deshalb bleibt der Fünfer seinem eigenen Schema treu und präsentiert dem Hörer schon fast schüchtern die dreizehn neuen Stücke.

Schüchtern deshalb, weil die Musik sich anfangs fast zu entschuldigen scheint, weshalb sie in den ersten Durchläufen so harmlos, zerbrechlich und unscheinbar durch die Boxen rauscht. Das verblüffende „Solace“ am Ende des zweiten Drittels wirkt da schon fast wie eine Art wütendes Kleinkind-Stampfen auf der Suche nach Aufmerksamkeit. Letztlich zeigt aber erst der subtile instrumentale Abgang „Forgotten Reprise“ mit seinem Minimalismus dem Ersthörer, dass man bei einigen Dingen durchaus versuchen sollte, etwas genauer hinzuhören. Mit dieser Bereitschaft gewinnt „Home“ dann nach einiger Zeit auch überraschend an Tiefe. Minimalismus und Sensibilität sind die Ausdrucksmittel für ein Album, welches dir freundschaftlich den Arm entgegenstreckt und seine Hilfe anbietet, aber sich niemals aufdrängen würde. Klassische Rollenverteilung auf einzelne Instrumente sind aus dem Booklet verbannt, die Band agiert als ein Ganzes. Und Instrumente werden auch dann nur eingesetzt, wenn sie dem Zweck dienen. So kann sich auch kein Gitarrist oder Schlagzeuger beschweren, weil er über größere Strecken mal nichts zu tun hat.

Kurze Momente der Rückbesinnung lassen sich aber dennoch in „Home“ hinein interpretieren. Das experimentelle und umstrittene „How To Measure..“-Album scheint mit seinen elektronischen Elementen beispielsweise nicht ganz unbeteiligt an „Alone” gewesen zu sein. Verzerrte Gitarrenläufe wie früher wird man aber vergebens suchen, vermutlich hätte dies dem Gesamtbild auch eher geschadet. Letzten Endes wird es sich mit diesem Album ähnlich wie mit den Vorgängern verhalten: Metal-Fans werden von vorn herein enttäuscht werden. THE GATHERING-Fans werden genau das bekommen, was sie nicht erwarten konnten.
„Souvenirs“ war der Auftakt zum akustischen Sparkurs, ist im direkten Vergleich zum aktuellen Album aber teilweise immer noch regelrecht laut geraten. „Sleepy Buildings“ brachte auch ältere Stücke in ein filigranes Soundgewand und „Home“ ist endgültig zu einem Album geworden, dem man sich einfach öffnen und hingeben muss, ansonsten bleibt es nur ein herzloses Stück Plastik.
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