The Provenance - Red Flags

The Provenance - Red Flags
Gothic Metal / Gothic Rock
erschienen am 27.10.2006 bei Peaceville Records
dauert 47:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. At the barricades
2. Crash course
3. Thanks to you
4. Second last, but not always
5. Revelling masses
6. Leave takings
7. The cost
8. Deadened
9. One warning
10. Settle soon

Die Bloodchamber meint:

Viele werden zwar gleich ungläubig mit dem Kopf schütteln, aber dass man auch progressiven Gothic Metal inklusive Frauenstimme der etwas anderen Art machen kann, beweisen THE PROVENANCE mit ihrem neuen Album „Red Flags“. Die aus der schwedischen Metalmetropole Gothenburg hervorgegangene Band entwickelte sich experimentierfreudig und mit einem gewaltigen Schuss Kreativität über vier Alben hinweg vom, für diese Gefilde typischen, melodischen Death Metal hin zum extravaganten und von enormer Eigenständigkeit beseelten Düsterrock/metal der besonderen Güteklasse.

Von Anfang an hat man es hier, besonders auf der ersten CD-Hälfte, mit einem ständigen Wechsel von extrem Stakkato-lastigen, psychedelischen Riffs, die von ebenso technisch ausgefuchsten Drumbeats gejagt werden und im Gegenzug dazu mit sich wundervoll einfügenden Akkordpickings zu tun, die die stimmungsintensiven Strophen unterlegen. Dies führt zu einem echten Gefühlschaos, bei dem man ziemlich viel Zeit damit verbringt sich zu überlegen, ob es wirklich so chaotisch ist, oder ob die menschliche Biosensorausstattung nur einfach nicht hinterherkommt. Denn eigentlich ist die Grundstimmung doch relativ konstant hoffnungslos, was hauptsächlich an den melodiebetonten, sowohl männlichen, wenn auch vorzüglich weiblichen Vocals liegen mag. Die dominante, weibliche Stimme hat genau den richtigen Grad an Durchsetzungskraft, um signifikant und dennoch zärtlich daherzukommen.
Witzigerweise veröffentlichte die Band vor ihrem kürzlichen Labelwechsel zu Peaceville unter dem italienischen Label Scarlett Records, was an und für sich bei Schweden schon etwas außergewöhnlich erscheint. Wenn man dann aber auch noch ohne jegliches Wissen über erwähnte Gegebenheit, die Band, sowohl der weiblichen als auch der männlichen Vocals wegen, am ehesten noch mit älteren Lacuna Coil Veröffentlichungen in Verbindung bringt, dann wird es in der Tat seltsam. Ähnlich den Italienern hört man im Gesang einen charakteristischen Akzent mitschwingen, der die Stimmen erst richtig interessant macht. Ebenso lebt die Musik von den stimmlichen Melodien, die von eher rhythmisch betonten Riffs begleitet werden, in Kombination allerdings zu einer ganz besonderen, recht modernen Wahrnehmung führen.
Angenehmerweise verliert das Album in der zweiten Hälfte etwas an Härte, was allerdings mit einem Gewinn an Atmosphäre einhergeht. Interessant ist hierbei, dass ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr die Gitarren den instrumentalen Grundton bestimmen, sondern eine sehr schwer zu definierende Art Orgel, wie sie auch bei Opeth’s „Damnation“-Album mit exakt dem gleichen verträumten Sound flächendeckend zum Einsatz kam.

Darüber hinaus sind die oft sehr monoton und trotzdem außergewöhnlich gehaltenen Drumläufe zu erwähnen, die in Verbindung mit Orgel und Gesang einen schleierhaft düsteren, wenn auch sehr trockenen Gesamteindruck hinterlassen. Geschickt platzierte, minimalistische elektronische Effekte und herausstechende Untertöne sorgen für einen sehr speziellen und alternativen Klang, der aber nie übertrieben oder gar fremdartig wirkt. Vielmehr schwelgt der Hörer in einem leicht hypnotischen Zustand, wobei sich manche Refrains und prägnante Momente unablässig in die Seele bohren.
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