Nitrolyt - Hollywood Death Scene

Nitrolyt - Hollywood Death Scene
Modern Progressive Metal / Alternative
erschienen am 14.10.2006 als Eigenproduktion
dauert 37:36 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Sign Language
2. Soldiers
3. Haunted
4. The Suffering
5. Russian Roulette
6. Alive
7. Hollywood Deathscene
8. Jaas (live)
9. Sign Language (live)

Die Bloodchamber meint:

"Hollywood Death Scene" ist der neue Rundumschlag des Leipziger Metallkombinates Nitrolyt. Aufgenommen im disillusionschen Salvation Studio klingt die Scheibe absolut überzeugend: Fette Gitarren, pumpender Baß und differenzierte Synthies werden von satten Drums nach vorn gepeitscht.
Lediglich der Gesang ist für meine Begriffe eine Spur zu laut im Endmix geraten, selbiges gilt für den einen oder anderen Sample bei Titel 2. Da die anderen Samples jedoch absolut harmonisch im Gesamtsound Platz gefunden haben, hat das mit Sicherheit seine ganz besondere Bedeutung.

Musikalisch erwartet dem geneigten Hörer eine bunte Mischung aus modernen Metal, gar nicht mal so seltenen progressiven Passagen und sehr deutlichen Zitaten aus dem lange schon im Jenseits geglaubten Grunge-Genre. Ebenso scheint die Band sich etwas im Disillusion-Fahrwasser bewegen zu wollen, versucht jedoch, durch oben genannte, andere Einflüsse, dem fast übermächtigen Schatten der großen Brüder zu entrinnen.
Nun, das gelingt teilweise mit Bravour, teilweise nicht. Immer wieder trifft man im Arrangement auf Passagen, die an Disillusion erinnern, seien es verzerrte Vocalspielchen, die an die neuere Version erinnern, oder Breaks, die durch Streicher/Gitarrenauflösungen deutliche Verweise Richtung "Back To Times Of Splendour" beinhalten.

Die stärkste Phase hat das Album während der Titel 3, 4 und 5. "Haunted" überrascht mit einer coolen Mischung aus Soundgardigem und modernen, groovigen Frickelthrash und sehr eingängiger musikalischer, wie stimmlicher Auflösung und überzeugt mich das erste Mal zu 100%. "The Suffering" beinhaltet sehr geilen Wechselgesang mit einer Gastnachtigal auf verdammt coolem Schlagzeug/Piano-Fundament, gepaart mit sehr melancholischem Metal.
Mein persönlicher Favorit allerdings ist das Instrumental "Russian Roulette": Nile-artige Death-Metal-Ballerei wechselt mit progig-keyboardlastigen Passagen und gipfelt schliesslich in einer folkloristisch-balkanesischen Gitarrenpassage. Wirklich ausgesprochen geil!

"Alive" ist eine, meiner Meinung nach, unglaublich banale Schlüpferstürmer-Akustikballade, die es vor 10 Jahren pro Woche im Dutzend gab. Mir gefallen Nitrolyt am besten, wenn sie den Hund von der Leine lassen und auch mal herzhaft zubeißen.
Dies gilt im Besonderen für den Gesang, der mich beim ersten Hören doch gewaltig erschrocken hat und der ganzen, an sich recht modernen Angelegenheit hin und wieder einen etwas altbackenen Touch verpasst, berwegt er sich doch irgendwo zwischen Metallica, Disillusion und……..(bitte beliebige Grungeband einsetzen).

Wenn man nochmals (und zu letzten Mal) den unsäglichen Vergleich bemühen darf, so wirkt das Nitrolyt-Album zwar bei weitem nicht so fertig wie Disillusion, soll heißen, wo Letztere mit fast schon traumwandlerischer Sicherheit eine stilsichere, künstlerische Einheit bieten, wirken die jüngeren Messestädter noch etwas unentschlossen: Auf der einen Seite die Band, die gerne harten progressiven Metal machen möchte, und auf der anderen Seite der Sänger, der sich gern 10 Jahre zurückfallen lässt, um sich an Creed, Peal Jam oder Soundgarden gütlich zu tun. Allerdings beinhaltet fast jeder Song interessante Momente und langweilt ganz und gar nicht, da wirklich ausgesprochen gut arrangiert wurde.

Trotz der (ganz leisen) Kritik ist "Hollywood Death Scene" eine wirklich außerordentlich gute Demoproduktion. Wenn es die Band schafft, die kleinen Mängel abzustellen und das Qualitätslevel des Mittelabschnittes konstant zu halten, steht uns mit ihrem nächsten Album mit Sicherheit ein Megahammer ins Haus.
Ein Album für alle aufgeschlossenen Metallurgen und/oder Alt-Disillusion-Fans - stärker als "Gloria" ist "Hollywood Death Scene" allemal!
-