PsyOpus - Our Puzzling Encounters Considered

PsyOpus - Our Puzzling Encounters Considered
Progressive Death Metal / Grindcore / Noisecore
erschienen am 23.02.2007 bei Metal Blade Records
dauert 65:58 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. The Pig Keepers Daughter
2. 2
3. Scissor Fuck Paper Doll
4. Whore Meet Liar
5. Insects
6. Imogen's Puzzle Pt. 2
7. Play Some Skynyrd
8. Kill Us
9. Siobhann's Song
10. Happy Valentine's Day
11. Our Puzzling Encounters Considered

Die Bloodchamber meint:

Nachdem ich hier im vergangenen Jahr versucht habe, Euch den Zauber des 2004er Werkes "Ideas of Reference" des amerikanischen Kopfschmerzkommandos PSYOPUS näher zubringen, folgt hier nun deren von mir sehnlichst erwarteter zweiter Rundling. Da ich bereits die erste Scheibe mit der Höchstnote auszeichnete, folgt nun mit dessen Nachfolger eine, für den Rezensenten extrem schwierige Aufgabe. "Ideas of Reference" war und ist immer noch eine Platte der Kategorie "Lieben oder Hassen" und kann kaum in vorhandene Schubladen zwischengelagert werden.

Was macht nun "Our Puzzeling Encounters Considered" anders? Es gibt einen großen, extrem wirkungsvollen Einschnitt und sehr viele Verbesserungen im Detail dieses hochkomplexen Machwerkes. Die ganze Sache präsentiert sich wesentlich abwechslungsreicher. Wo beim Vorgänger sich die Gitarre mit ihrer unnachahmlichen Spielweise in den Vordergrund drängte, schafft es die Band beim aktuellen Album eine absolut ausgewogene Sache zu fabrizieren. "Schuld" daran ist mit Sicherheit auch die personelle Veränderung am Schlagzeug, der neue Fellverhauer hat einen deutlich anderen Stil als sein Vorgänger. Bei "Ideas..." kreiste der wüste Grindhammer am Schlagzeug, sehr gut und geradlinig, aber auch nicht wirklich speziell. Jetzt befinden sich Schlagwerk und Gitarre frickeltechnisch angenehm auf Augenhöhe und liefern sich furiose Duelle. Die nach wie vor extrem exzentrische Gitarrenarbeit hat ebenfalls einen Reifeprozeß durchlaufen, ohne auf alte Markenzeichen zu verzichten Es gibt nach wie vor Passagen mit gefühlten 1300 apm (arpeggios per minute) und unfaßbar schnellen Gitarrenläufen. Jedoch beläßt man es nicht dabei. Unverzerrte Gitarrenpassagen (teilweise nicht minder spastisch), wirklich psychotisch-langsamere Harmonien und Melodielinien, selbst eine 6.30 min lange instrumentale Akustikballade, die den geschundenen Ohren auch mal Zeit gibt sich auszubluten ist auf dem Album zu finden. Da auch der Gesang sich vom "Ich schrei so viel ich kann" etwas wegbewegt, etwas variabler ist, teilweise an die schräge hohe Stimme früherer MACABRE erinnert, muß man PSYOPUS attestieren, alles richtig gemacht zu haben. "Our Puzzling Encounters Considered" toppt das schon hervorragende Vorgängeralbum in allen Belangen. Was fehlt ist der überfallartige "Aha-Effekt", den ich noch beim Erstling hatte. Das liegt natürlich einzig daran, daß ich ungefähr erahnen konnte, was mich erwartet. Und liebe Leute, ich wurde nicht enttäuscht.

PSYOPUS heben sich wohltuend und deutlich von der schier überbordenden Masse an Mathcorekapellen ab, die derzeit an die Oberfläche gespült werden und sind für mich zur Zeit neben den ebenso kaputten Italienern EPHEL DUATH und PSYCHOFAGIST die extremste und wahrhaftigste Kapelle und für Freunde komplexer Extremmusik uneingeschränkt empfehlenswert. PSYOPUS klingen 2007, als ob dir ein psychotischer Massenmörder einen reichlich halbstündigen Witz erzählt - beängstigend aber überaus unterhaltsam.

Ich ziehe die Überraschung ab, addiere die Verbesserungen und ende bei 9 Punkten! Klasse Album!

P.S.: Die letzten 2 Titel sind nur 28 Minuten sinnloser Anrufbeantwortermüll.
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