"Heavy Metal is not about thinking. It is about being really stupid.“
Interview mit Koroded
Modern Thrash Metal aus Deutschland - Aachen / Düren / Köln
Modern Thrash Metal aus Deutschland - Aachen / Düren / Köln
Eine der großen deutschen Modern Metal Hoffnungen dieser Tage sind sicherlich KORODED. Das neue Album steht in den Startlöchern und deswegen bin ich ganz glücklich, Sänger Jan ein paar Fragen über die aktuelle Scheibe zu stellen. Dass dabei eine sehr ehrliche und freundliche Stimmung herrscht, macht die Jungs noch sympathischer. Aber schaut selbst, was sie von sich und "To Have and to Unhold" erwarten:
Hallo zusammen! Es freut mich, dass ihr euch ein wenig Zeit für meine Fragen nehmt!
Kein Thema!
Ich zitiere mal euren Promotext: „No Eyeliner, no Hype just honest Metal Songs!“. Was macht euch ehrlicher und hebt euch aus der Masse hervor?
Ich denke das merkt man besonders, wenn man uns live sieht. Viele Bands sind richtige Diven und kleine Rockstars. Wir sind da absolute Punkrocker und geben auch in der letzten Kaschemme vor 5 Leuten 200 %, weil wir unsere Musik und das Drumherum einfach lieben und jeden Moment auskosten wollen. Ob man das an der Musik merkt? Hmm. Wir machen einfach die Art Musik auf die wir Lust haben und die aus Bauch und Herzen kommt. Es ist eh nur ein Promo-Satz und man sollte den nicht auf die Goldwage legen. Wie oft liest man „die neuen Superstars aus bla“ oder „das härteste Album der Welt…“? Haha!
Ich bin kein Freund von diesem Schubladendenken und teile voll und ganz eure Meinung. Ihr spielt Metal und nichts anderes. Dennoch will der Hörer natürlich eine Richtung wissen, wenn er vorm CD-Regal steht und eure CD erblickt. Schlussendlich spielt ihr modernen Metal und das werden auch all die Leute da draußen sehen. Warum distanzieren sich dann so viele Bands von Gruppen wie KILLSWITCH ENGAGE und Co.? Ist der Begriff „Metalcore“ oder auch „modern Metal“ bereits so negativ behaftet, dass niemand mehr dazu stehen will?
Schubladendenken ist echt ein negativ aufgeladener Begriff, aber Bezeichnungen sind ja nötig. Ich nehme das eigentlich locker und im Endeffekt ist mir egal wie die Leute unsere Musik bezeichnen. Ich weiß es ehrlich gesagt selber nicht so genau. Auf unserer neuen Bio steht „Neo-Thrash“. Das war mal eine gängige Bezeichnung für Bands wie Machine Head oder Skinlab. Wir sind mit solchen Bands wie Fear Factory, Sepultura, Soulfly, Korn, Slipknot, Deftones und Pantera aufgewachsen und unsere Musik geht auch in diese Richtung. Warum sollte ich mich da von dem Begriff Moderner Metal distanzieren. Wann haben wir das denn gemacht? Ich finde den ja nicht negativ, genauso wenig wie Metalcore. Nur denke ich dann an Bands wie Maroon, Heaven Shall Burn oder Sworn Enemy. Metalcore sind für mich Hardcore Bands, die Metal spielen. Das hat weniger mit der Musik als mit der Einstellung und der Szene-Zugehörigkeit zu tun. Wie gesagt ist es mir eigentlich egal wie man unsere Musik bezeichnet solange noch irgendwo Metal drin steht! Haha!!!
Lassen wir mal dieses unsägliche Thema beiseite und reden über euer neues Album! Wie war die Arbeit an „To Have and to Unhold“?
Das Songwriting ist in eine schwierige Phase gefallen. Meine Beziehung ist gerade den Bach runtergegangen, unser neuer zweiter Gitarrist ist in die Band gekommen und mit unserem Basser haben wir uns immer schlechter verstanden, bis wir den kicken mussten, weil es gar nicht mehr ging. Also es steckt eine Menge Wut und Frustration in dem Album und uns allen bedeutet THATU echt eine Menge. Die Arbeit im Studio mit Jacob Bredahl – in den Smart and Hard Studios in Dänemark - war echt genial und wir haben viel von ihm gelernt. Einerseits von der technischen Seite her, andererseits auch viel über das Musikmachen. Als ich mal wieder unsicher war, ob das was ich da eingesungen hatte nun gut oder schlecht war, meinte Jacob nur „Jan don’t think too much. Heavy Metal is not about thinking. It is about being really stupid.“ Jacob ist ein echtes Arbeitstier, der schon mal 14 Stunden am Tag schuftet und sogar die Mahlzeiten am Mischpult einnimmt. Aber gleichzeitig macht er immer alles schön ruhig und entspannt und hat in den drei Wochen kein einziges Mal schlechte Laune gehabt oder irgendwie über irgendwas gemeckert. Da kann man sich ein paar Scheibchen von Abschneiden. Wir wollten diesmal, dass die Platte sehr rau, roh, dreckig und natürlich klingt. Jacob und wir haben also viele Gitarren und Gesangsmelodien rausgeschmissen und uns nur noch auf den roten Faden in den Songs konzentriert und das dann richtig fett gemacht. Also beim nächsten Album möchten wir unbedingt wieder dorthin.
Rein technisch (Gesang, Instrumente) fand ich euer Album mehr als gelungen. Nicht umsonst wird euer Talent deutschlandweit hochgelobt. Schwächen habe ich allerdings im Songwriting ausgemacht. Titel wie „Embers” oder “The Good Old Bad Times” haben mich ehrlich gesagt kaum berührt und plätscherten schon mal ungeachtet durch die Boxen. Was sagt ihr dazu? Könnt ihr noch mehr aus eurem Songwriting machen?
Haha… Das ist gut, weil jeder den ich frage andere Lieblingssongs hat. Also „Embers“ und „Unhold“ sind meine absoluten Lieblinge, dafür hatte ich mit „The Good Old Bad Times“ am Anfang so meine Probleme, aber nun nicht mehr. Wenn ich die Platte jetzt noch mal aufnehmen dürfte, würde die sich bestimmt anders anhören, denn im Nachhinein merkt man immer, was man hätte besser machen können. Die Songs zu dem Album haben wir alle in einer relativ kurzen Zeit geschrieben und die besten rausgepickt. Der letzte Song „People Of The Abyss“ ist eine Woche vorher fertig geworden und den Text habe ich noch im Studio geschrieben. Die Songs sind jetzt wie sie sind und es ist das, zu dem wir damals fähig waren. Wir können definitiv noch mehr aus uns machen und haben unser Potential noch nicht völlig ausgeschöpft, was ja auch gut so ist. Wir schreiben schon wieder an neuem Material und sind mal gespannt was so alles dabei rumkommt. Wir sind in der neuen Besetzung jetzt viel eingespielter und die nächste Scheibe wird noch mal eine deutliche Steigerung darstellen.
Wer schreibt eigentlich eure Texte und was wollt ihr damit aussagen? Die Halbballade „In Love with Memories“ hat mir beispielsweise recht gut gefallen!
Da bist du hier an der richtigen Adresse, denn ich schreibe bei uns die Texte. Ich habe ganz unterschiedliche Aussagen in meinen Texten, von politischen bis zu persönlichen Themen. Ich schreibe grundsätzlich nur über das, was mich gerade beschäftigt. Ich habe schon mal versucht gezielt über bestimmte Themen zu schreiben, aber das geht nicht – das war immer nur halber Kram. Also es muss mich echt schon richtig beschäftigen und umtreiben, damit ich schreiben kann. „Unhold“ und „Embers“ sind Texte, in denen ich meine letzte Beziehung bearbeite, wobei der eine Text eher Gefühle beschreibt und der andere konkreter auf das Erlebte eingeht. „Scaretrade“ und „People Of The Abyss“ sind sehr politische Texte und stark von George Orwell beeinflusst. Bei "Scaretrade" geht es darum, wie Menschen durch von Politik und Medien erzeugte Ängste kontrolliert werden. Ist ne Anspielung auf Fairtrade und ein Neologismus wie Unhold. „In Love With Memories“ ist wieder so ein Song, der nicht nur innerhalb der Band für Kontroversen gesorgt hat. Wir haben sehr mit uns gehadert, den auf die Scheibe zu packen und wissen immer noch nicht, ob das die richtige Entscheidung war, denn in ein paar Magazinen hat der uns ne Menge Punkte gekostet. Also aus verkaufstechnischer Sicht vielleicht die schlechtere Entscheidung. Nun aber zum Text. Ich bin ein sehr melancholischer Charakter und denke oft an meine Vergangenheit und die ganzen schönen Zeiten, die ich mal hatte. Allerdings sind die vorbei und kommen auch nie wieder. Die Vergangenheit soll nicht den Weg in die Zukunft versperren und es ist wichtig sich von dem zu lösen, was mal war. „In Love With Memories“ – verliebt in etwas nicht Greifbares. Ein Paradoxon.
Im Vergleich zum letzten Album setzt ihr nun noch mehr auf eure melodische Seite. Wie kam es zu diesem Schritt?
Ganz unbewusst. Wir haben uns einfach hingesetzt, Songs geschrieben und die rausgepickt, die uns am besten gefallen haben und am besten miteinander harmonieren. Wir haben einige Songs die wesentlich brutaler sind als auf dem letzten Album, allerdings auch wieder melodischere Stücke. Uns fällt es schwer gezielt in eine Richtung zu gehen. Wir schreiben einfach das, worauf wir gerade Bock haben. Was anderes ist nicht möglich und würde uns auch nicht gefallen, da dann die Distanz zu den Songs bei uns zu groß wäre. Es gibt Lieder die sind schon 8 Jahre alt und wir spielen die immer noch gerne, weil die eben ein Teil von uns sind und eben eine bestimmte Phase wiederspiegeln.
Im Endeffekt hat es bei mir für 6 Punkte gereicht, also „besserer Durchschnitt“. Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr erhofft. Was haltet ihr von einer solchen Kritik? Beachtet ihr so etwas oder schaut ihr euch die Reviews kleinerer Webzines gar nicht erst an?
Ich glaube mit der letzten Scheibe hatten wir bei euch 6,5 Punkte, also haben wir uns ja nur unwesentlich verschlechtert haha. Wir lesen jede Kritik durch und nehmen die auch an, es sei denn die ist einfach unfair und nur ein mieser Verriss. Gerade die begründeten schlechteren Kritiken bringen mich persönlich weiter, da die mir die Augen für unsere Schwächen öffnen. Dadurch merken wir erst, was wir vielleicht noch verbessern oder anders machen können, also ist das absolut okay. Wir sind dankbar für jede Rezension und jedes Interview. Ich schreibe selber für ein Magazin und weiß, wie viel Arbeit das ist und wie schwer es manchmal ist, ein Urteil über eine CD zu fällen.
Könnt ihr in einigen kurzen Worten sagen, was eure Bandgeschichte ganz besonders geprägt hat?
Wir haben immer viel alleine und aus eigenem Antrieb gemacht und waren eine zeitlang unser eigenes Label, Booking und Management. Wir wissen, dass man bis zu einem bestimmten Punkt eine Menge selber machen kann und dass es viele Leute gibt die einen auf diesem Weg unterstützen, seien es Booker, Fotografen, Freunde oder Magazine wie ihr.
Warum seid ihr eigentlich derzeit ohne Bassist unterwegs? Auf eurer Homepage steht nur ein sinnfreies „XXX“!
Wir haben leider noch niemanden gefunden, den wir wieder fest in die Band aufnehmen würden. Zurzeit hilft uns Falko von „The Riots“ aus. Menschlich passt es super und Falko macht auch spielerisch alles zu unserer vollsten Zufriedenheit. Allerdings hört der gar nicht solche Mucke wie Koroded und ist durch und durch Punkrock. Das wird dann leider wohl nix festes geben.
Was kann man in Zukunft von euch erwarten? Steht eine Tour an? Geht ihr auf Festivals? Oder plant ihr bereits neues Material?
Wir haben gerade ein Video zu „Zero Minus Zero“ gedreht. Im April geht es dann erstmal auf Tour mit Betzefer, President Evil und Silent Decay. Danach spielen wir eine Reihe Einzelshows an Wochenenden und Festivals im Sommer. Neues Material schreiben wir nebenbei. Wenn wir im Sommer mehr Luft haben, werden wir uns dann verstärkt ans Songwriting begeben, denn es stecken schon wieder Ideen in uns, die raus wollen.
Wer sind denn eigentlich eure musikalischen Vorbilder?
Da gibt es zahllose Bands und ich kann hier in erster Linie jetzt nur für mich sprechen. Mike Patton ist ein großes Vorbild für mich. Mike Muir was die Texte angeht. Ansonsten Suicidal Tendencies, Vision Of Disorder, At The Gates, Sepultura, Deftones, Rollins Band, Pantera, Alice In Chains, Obituary, Martyr AD, Mary Beats Jane, Pink Floyd, Beach Boys… Ich höre aber auch eine Menge Hip Hop, Jazz, Worldmusic… Zur Zeit fahre ich voll auf Diecast ab.
Und zum Abschluss wie immer meine drei Fragen, die nicht wirklich viel mit Metal zu tun haben:
1. Mit wem würdet ihr gerne mal in die Badewanne steigen?
George Bush und Osama Bin Laden zum netten Plausch.
2. Wie weit kommen Klinsi und Deutschland bei der WM?
Ich habe keine Ahnung, wie das alles heißt. Viertelfinale, Achtelfinale, Vorrunde. Vielleicht schaffen die ja die erste Runde und fliegen dann raus. Ich bin eine absolute Niete, was Fußball angeht in jeglicher Hinsicht.
3. Was nehmt ihr mit auf eine einsame Insel? (Drei Dinge)
1.Villa, 2.Jacht, 3.Helikopter :-)
So, das war’s auch schon! Vielen Dank noch mal und bis zum nächsten Mal! Die letzten Worte gehören euch!
Vielen Dank an Dich für das Interview. Hat mir großen Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten. An euch alle. Schaut mal auf www.koroded.com oder www.myspace.com/koroded vorbei und hört euch unseren Kram an. Ich hoffe wir sehen ein paar von euch auf Tour. Vielen Dank auch, dass ihr das Interview bis hierhin gelesen habt.
Hallo zusammen! Es freut mich, dass ihr euch ein wenig Zeit für meine Fragen nehmt!
Kein Thema!
Ich zitiere mal euren Promotext: „No Eyeliner, no Hype just honest Metal Songs!“. Was macht euch ehrlicher und hebt euch aus der Masse hervor?
Ich denke das merkt man besonders, wenn man uns live sieht. Viele Bands sind richtige Diven und kleine Rockstars. Wir sind da absolute Punkrocker und geben auch in der letzten Kaschemme vor 5 Leuten 200 %, weil wir unsere Musik und das Drumherum einfach lieben und jeden Moment auskosten wollen. Ob man das an der Musik merkt? Hmm. Wir machen einfach die Art Musik auf die wir Lust haben und die aus Bauch und Herzen kommt. Es ist eh nur ein Promo-Satz und man sollte den nicht auf die Goldwage legen. Wie oft liest man „die neuen Superstars aus bla“ oder „das härteste Album der Welt…“? Haha!
Schubladendenken ist echt ein negativ aufgeladener Begriff, aber Bezeichnungen sind ja nötig. Ich nehme das eigentlich locker und im Endeffekt ist mir egal wie die Leute unsere Musik bezeichnen. Ich weiß es ehrlich gesagt selber nicht so genau. Auf unserer neuen Bio steht „Neo-Thrash“. Das war mal eine gängige Bezeichnung für Bands wie Machine Head oder Skinlab. Wir sind mit solchen Bands wie Fear Factory, Sepultura, Soulfly, Korn, Slipknot, Deftones und Pantera aufgewachsen und unsere Musik geht auch in diese Richtung. Warum sollte ich mich da von dem Begriff Moderner Metal distanzieren. Wann haben wir das denn gemacht? Ich finde den ja nicht negativ, genauso wenig wie Metalcore. Nur denke ich dann an Bands wie Maroon, Heaven Shall Burn oder Sworn Enemy. Metalcore sind für mich Hardcore Bands, die Metal spielen. Das hat weniger mit der Musik als mit der Einstellung und der Szene-Zugehörigkeit zu tun. Wie gesagt ist es mir eigentlich egal wie man unsere Musik bezeichnet solange noch irgendwo Metal drin steht! Haha!!!
Lassen wir mal dieses unsägliche Thema beiseite und reden über euer neues Album! Wie war die Arbeit an „To Have and to Unhold“?
Das Songwriting ist in eine schwierige Phase gefallen. Meine Beziehung ist gerade den Bach runtergegangen, unser neuer zweiter Gitarrist ist in die Band gekommen und mit unserem Basser haben wir uns immer schlechter verstanden, bis wir den kicken mussten, weil es gar nicht mehr ging. Also es steckt eine Menge Wut und Frustration in dem Album und uns allen bedeutet THATU echt eine Menge. Die Arbeit im Studio mit Jacob Bredahl – in den Smart and Hard Studios in Dänemark - war echt genial und wir haben viel von ihm gelernt. Einerseits von der technischen Seite her, andererseits auch viel über das Musikmachen. Als ich mal wieder unsicher war, ob das was ich da eingesungen hatte nun gut oder schlecht war, meinte Jacob nur „Jan don’t think too much. Heavy Metal is not about thinking. It is about being really stupid.“ Jacob ist ein echtes Arbeitstier, der schon mal 14 Stunden am Tag schuftet und sogar die Mahlzeiten am Mischpult einnimmt. Aber gleichzeitig macht er immer alles schön ruhig und entspannt und hat in den drei Wochen kein einziges Mal schlechte Laune gehabt oder irgendwie über irgendwas gemeckert. Da kann man sich ein paar Scheibchen von Abschneiden. Wir wollten diesmal, dass die Platte sehr rau, roh, dreckig und natürlich klingt. Jacob und wir haben also viele Gitarren und Gesangsmelodien rausgeschmissen und uns nur noch auf den roten Faden in den Songs konzentriert und das dann richtig fett gemacht. Also beim nächsten Album möchten wir unbedingt wieder dorthin.
Rein technisch (Gesang, Instrumente) fand ich euer Album mehr als gelungen. Nicht umsonst wird euer Talent deutschlandweit hochgelobt. Schwächen habe ich allerdings im Songwriting ausgemacht. Titel wie „Embers” oder “The Good Old Bad Times” haben mich ehrlich gesagt kaum berührt und plätscherten schon mal ungeachtet durch die Boxen. Was sagt ihr dazu? Könnt ihr noch mehr aus eurem Songwriting machen?
Haha… Das ist gut, weil jeder den ich frage andere Lieblingssongs hat. Also „Embers“ und „Unhold“ sind meine absoluten Lieblinge, dafür hatte ich mit „The Good Old Bad Times“ am Anfang so meine Probleme, aber nun nicht mehr. Wenn ich die Platte jetzt noch mal aufnehmen dürfte, würde die sich bestimmt anders anhören, denn im Nachhinein merkt man immer, was man hätte besser machen können. Die Songs zu dem Album haben wir alle in einer relativ kurzen Zeit geschrieben und die besten rausgepickt. Der letzte Song „People Of The Abyss“ ist eine Woche vorher fertig geworden und den Text habe ich noch im Studio geschrieben. Die Songs sind jetzt wie sie sind und es ist das, zu dem wir damals fähig waren. Wir können definitiv noch mehr aus uns machen und haben unser Potential noch nicht völlig ausgeschöpft, was ja auch gut so ist. Wir schreiben schon wieder an neuem Material und sind mal gespannt was so alles dabei rumkommt. Wir sind in der neuen Besetzung jetzt viel eingespielter und die nächste Scheibe wird noch mal eine deutliche Steigerung darstellen.
Da bist du hier an der richtigen Adresse, denn ich schreibe bei uns die Texte. Ich habe ganz unterschiedliche Aussagen in meinen Texten, von politischen bis zu persönlichen Themen. Ich schreibe grundsätzlich nur über das, was mich gerade beschäftigt. Ich habe schon mal versucht gezielt über bestimmte Themen zu schreiben, aber das geht nicht – das war immer nur halber Kram. Also es muss mich echt schon richtig beschäftigen und umtreiben, damit ich schreiben kann. „Unhold“ und „Embers“ sind Texte, in denen ich meine letzte Beziehung bearbeite, wobei der eine Text eher Gefühle beschreibt und der andere konkreter auf das Erlebte eingeht. „Scaretrade“ und „People Of The Abyss“ sind sehr politische Texte und stark von George Orwell beeinflusst. Bei "Scaretrade" geht es darum, wie Menschen durch von Politik und Medien erzeugte Ängste kontrolliert werden. Ist ne Anspielung auf Fairtrade und ein Neologismus wie Unhold. „In Love With Memories“ ist wieder so ein Song, der nicht nur innerhalb der Band für Kontroversen gesorgt hat. Wir haben sehr mit uns gehadert, den auf die Scheibe zu packen und wissen immer noch nicht, ob das die richtige Entscheidung war, denn in ein paar Magazinen hat der uns ne Menge Punkte gekostet. Also aus verkaufstechnischer Sicht vielleicht die schlechtere Entscheidung. Nun aber zum Text. Ich bin ein sehr melancholischer Charakter und denke oft an meine Vergangenheit und die ganzen schönen Zeiten, die ich mal hatte. Allerdings sind die vorbei und kommen auch nie wieder. Die Vergangenheit soll nicht den Weg in die Zukunft versperren und es ist wichtig sich von dem zu lösen, was mal war. „In Love With Memories“ – verliebt in etwas nicht Greifbares. Ein Paradoxon.
Im Vergleich zum letzten Album setzt ihr nun noch mehr auf eure melodische Seite. Wie kam es zu diesem Schritt?
Ganz unbewusst. Wir haben uns einfach hingesetzt, Songs geschrieben und die rausgepickt, die uns am besten gefallen haben und am besten miteinander harmonieren. Wir haben einige Songs die wesentlich brutaler sind als auf dem letzten Album, allerdings auch wieder melodischere Stücke. Uns fällt es schwer gezielt in eine Richtung zu gehen. Wir schreiben einfach das, worauf wir gerade Bock haben. Was anderes ist nicht möglich und würde uns auch nicht gefallen, da dann die Distanz zu den Songs bei uns zu groß wäre. Es gibt Lieder die sind schon 8 Jahre alt und wir spielen die immer noch gerne, weil die eben ein Teil von uns sind und eben eine bestimmte Phase wiederspiegeln.
Im Endeffekt hat es bei mir für 6 Punkte gereicht, also „besserer Durchschnitt“. Ehrlich gesagt hatte ich mir mehr erhofft. Was haltet ihr von einer solchen Kritik? Beachtet ihr so etwas oder schaut ihr euch die Reviews kleinerer Webzines gar nicht erst an?
Ich glaube mit der letzten Scheibe hatten wir bei euch 6,5 Punkte, also haben wir uns ja nur unwesentlich verschlechtert haha. Wir lesen jede Kritik durch und nehmen die auch an, es sei denn die ist einfach unfair und nur ein mieser Verriss. Gerade die begründeten schlechteren Kritiken bringen mich persönlich weiter, da die mir die Augen für unsere Schwächen öffnen. Dadurch merken wir erst, was wir vielleicht noch verbessern oder anders machen können, also ist das absolut okay. Wir sind dankbar für jede Rezension und jedes Interview. Ich schreibe selber für ein Magazin und weiß, wie viel Arbeit das ist und wie schwer es manchmal ist, ein Urteil über eine CD zu fällen.
Wir haben immer viel alleine und aus eigenem Antrieb gemacht und waren eine zeitlang unser eigenes Label, Booking und Management. Wir wissen, dass man bis zu einem bestimmten Punkt eine Menge selber machen kann und dass es viele Leute gibt die einen auf diesem Weg unterstützen, seien es Booker, Fotografen, Freunde oder Magazine wie ihr.
Warum seid ihr eigentlich derzeit ohne Bassist unterwegs? Auf eurer Homepage steht nur ein sinnfreies „XXX“!
Wir haben leider noch niemanden gefunden, den wir wieder fest in die Band aufnehmen würden. Zurzeit hilft uns Falko von „The Riots“ aus. Menschlich passt es super und Falko macht auch spielerisch alles zu unserer vollsten Zufriedenheit. Allerdings hört der gar nicht solche Mucke wie Koroded und ist durch und durch Punkrock. Das wird dann leider wohl nix festes geben.
Was kann man in Zukunft von euch erwarten? Steht eine Tour an? Geht ihr auf Festivals? Oder plant ihr bereits neues Material?
Wir haben gerade ein Video zu „Zero Minus Zero“ gedreht. Im April geht es dann erstmal auf Tour mit Betzefer, President Evil und Silent Decay. Danach spielen wir eine Reihe Einzelshows an Wochenenden und Festivals im Sommer. Neues Material schreiben wir nebenbei. Wenn wir im Sommer mehr Luft haben, werden wir uns dann verstärkt ans Songwriting begeben, denn es stecken schon wieder Ideen in uns, die raus wollen.
Wer sind denn eigentlich eure musikalischen Vorbilder?
Da gibt es zahllose Bands und ich kann hier in erster Linie jetzt nur für mich sprechen. Mike Patton ist ein großes Vorbild für mich. Mike Muir was die Texte angeht. Ansonsten Suicidal Tendencies, Vision Of Disorder, At The Gates, Sepultura, Deftones, Rollins Band, Pantera, Alice In Chains, Obituary, Martyr AD, Mary Beats Jane, Pink Floyd, Beach Boys… Ich höre aber auch eine Menge Hip Hop, Jazz, Worldmusic… Zur Zeit fahre ich voll auf Diecast ab.
Und zum Abschluss wie immer meine drei Fragen, die nicht wirklich viel mit Metal zu tun haben:
George Bush und Osama Bin Laden zum netten Plausch.
2. Wie weit kommen Klinsi und Deutschland bei der WM?
Ich habe keine Ahnung, wie das alles heißt. Viertelfinale, Achtelfinale, Vorrunde. Vielleicht schaffen die ja die erste Runde und fliegen dann raus. Ich bin eine absolute Niete, was Fußball angeht in jeglicher Hinsicht.
3. Was nehmt ihr mit auf eine einsame Insel? (Drei Dinge)
1.Villa, 2.Jacht, 3.Helikopter :-)
So, das war’s auch schon! Vielen Dank noch mal und bis zum nächsten Mal! Die letzten Worte gehören euch!
Vielen Dank an Dich für das Interview. Hat mir großen Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten. An euch alle. Schaut mal auf www.koroded.com oder www.myspace.com/koroded vorbei und hört euch unseren Kram an. Ich hoffe wir sehen ein paar von euch auf Tour. Vielen Dank auch, dass ihr das Interview bis hierhin gelesen habt.