Wir haben Spuren hinterlassen
Interview mit Cannibal Corpse
Death Metal aus USA - Buffalo (früher), Tampa (heute)
Death Metal aus USA - Buffalo (früher), Tampa (heute)
Interview mit Paul Mazurkiewicz (dr.) von CANNIBAL CORPSE am 02.04.2012 im Tourbus hinter dem Hellraiser in Leipzig für die Radiosendung Mosh-Club auf Radio T in Chemnitz: www.mosh-club.de.vu und www.radiot.de
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Vielleicht fangen wir einfach mal mit der aktuellen Tour an. Ihr seid ca. drei Wochen schon unterwegs, was sind denn bisher deine Eindrücke?
Eine großartige Tour mit einem tollen Line Up, die Hallen sind gut gefüllt und es ist eine der vielen guten Touren, die wir gespielt haben. Aber natürlich ist es auch was besonderes mit BEHEMOTH zu spielen wo es ihr Comeback ist und wenn man weiß, was Nergal alles hinter sich hat. Wir habne auch noch nie eine komplette Tour mit ihnen gespielt, es macht sehr viel Spaß.
Ist diese große Tour etwas besonderes, bei der die letzten vier Bands alle schon mal eine eigene Headliner Tour gemacht haben, oder ist es für euch wie jede andere Tour, da ihr ja sowieso immer als letztes spielt?
Es schon was feines ein gutes Paket zu haben, aber wir hatten in unserer gesamten Karriere auch noch nie eine richtig schlechte Tour. Hier ist wieder eine tolle Tour mit tollen Bands, denn man will ja nicht immer dasselbe machen.
Ihr spielt in vielen verschiedenen Länder, gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen den Fans? Oder merkst du nach dem Aufstehen und Verlassen des Busses sofort in welchem Land du dich befindest?
Heutzutage ist eine Tour einfach eine Reihe von Konzerten, v.a. da ich diese Tour noch gar nicht irgendwas besonderes unternommen habe. Ich wache auf und mache einfach meinen Job. Aber wie ich schon gesagt hab, die Tour ist gut und wir ziehen mittlerweile in allen Ländern viele Fans und so ist auf beiden Seiten viel Enthusiasmus vorhanden. Nach dieser Tour geht es weiter nach Großbritannien und da werden die Konzerte auch gut, auch dank des starken Line Ups. Dort wachsen wir noch, denn in der Vergangenheit war immer etwas weniger als jetzt dort los.
Also gibt es für dich keinen Unterschied und Fans sind einfach Fans?
Im Großen und Ganzen schon. Auf ein paar Städte und Konzerte blickt man danach zurück und es war besonders gut, aber das ist eher regional gegeben. Es gibt aber auch sonst ganz verschiedene Faktoren wie den Wochentag zum Beispiel. Die Fans kommen aber immer zahlreich und wollen uns, die anderen Bands oder einfach nur brutale Musik sehen und hören. Sonst würden sie ja nicht kommen wenn sie nichts mit der Musik anfangen könnten.
Den einen Abend drehen die Fans einfach durch und stagediven den ganzen Abend, den anderen Abend amüsieren sie sich indem sie einfach nur zuschauen. Als Band muss man aber versuchen sein Ding zu machen und das beste zu geben. Diese Mentalität muss rein in die Köpfe um eine gute Band zu werden. Natürlich spielt man lieber vor 2000 durchdrehenden als vor 200 still stehenden Fans, aber so ist es halt nicht immer.
Dann kommen wir mal auf die aktuelle CD „Torture“ zu sprechen, eure zwölfte CD. Warum sollte ich sie mir zulegen wenn ich die anderen elf auch schon habe?
Wahrscheinlich ist es die beste CANNIBAL CORPSE Scheibe, die wir je aufgenommen haben. Und wenn du Fan der Band bist, dann musst du sie unbedingt kaufen. Wenn du es nicht bist, dann interessiert dich die Scheibe natürlich auch nicht. Es ist wie bei jeder anderen Band, wenn man Fan ist, wartet man händeringend auf die neue CD. Außerdem ist es bei uns so, dass man weiß was einen erwartet und das ist auch ein Grund warum wir als Band so lange so erfolgreich sind. Wir sind einfach seit 23 Jahren CANNIBAL CORPSE und die zwölf Alben sind verschiedene Kapitel der Geschichte. Wenn man also Fan von CANNIBAL CORPSE ist, sollte man sich die neue CD kaufen.
Meine persönliche Überzeugung ist, dass wir das stärkste Material unserer gesamten Geschichte geschrieben haben. Das habe ich aber auch bei allen anderen Scheiben gedacht, dass wir das bestmögliche aus uns herausgeholt haben. Manchmal klappt das Schreiben besser und manchmal schlechter, da gibt es keine Zauberformel dafür. Aber wenn ich so die ersten Reaktionen verfolge, sind auch sehr viele Leute begeistert von den vorab veröffentlichten Songs, dem Cover und all dem Krams rund ums Album.
Siehst du einen gravierenden Unterschied zu den letzten beiden Scheiben, die nicht überall so gut angekommen sind, da sie angeblich nur Vollgas kannten?
Schon seit „The Wretched Spawn“ haben wir vom Tempo irgendwie etwas angezogen. Im Alter versucht man wohl sein musikalisches Können auszuloten und bis an die Grenzen zu gehen, aber seit „Kill“ ging es noch einen Schritt weiter. Das Album hat sich sehr gut verkauft und das war irgendwie der Ausgangspunkt. Für mich ist „Torture“ ein Mittelding zwischen „Kill“ und „Evisceration Plague“, es hat das Rohe und Wilde von „Kill“ und die Präzision von „Evisceration Plague“. „Evisceration Plague“ war ein Sprungbrett für uns, denn wir haben zum ersten Mal richtig die Songs mit und nach Metronom geschrieben. Ein Metronom hatten wir natürlich auch schon bei „Kill“ eingesetzt, aber zum ersten Mal wussten wir auch richtig damit umzugehen. Ich hab mich auf jeden Fall viel wohler gefühlt und das hat sich jetzt nochmal gesteigert. Auf „Evisceration Plague“ hören sich meine Drums vielleicht auch etwas zäh an, auch wenn ich das Album insgesamt und die Songs mag. Auf dem Weg zu diesem Album war aber auch das wichtig, ich habe gelernt zwar nach Metronom zu spielen, aber nicht streng, sondern die Vorgaben des Metronoms weiter auszufüllen. Wie schon gesagt, das beste aus „Kill“ und aus „Evisceration Plague“ und man erhält „Torture“, ein Album, dass beide CDs wegbläst.
Die Songs von „Torture“ sind auch alle ziemlich unterschiedlich, gleichzeitig aber auch einprägsam und brutal. Vier Songs des Albums stammen von Pat [O' Brien, Gitarre], drei von Rob [Barrett, Gitarre] und fünf von Alex [Webster, Bass], somit ist es ein abwechslungsreicheres Album als die beiden davor, die hauptsächlich aus der Feder von Alex kamen.
Du hast schon den Begriff „brutal“ in Zusammenhang mit eurer Musik gebraucht. Was macht eine Band wie CANNIBAL CORPSE so brutal?
Keine Ahnung, wir wollten einfach nur dunkel und unheimlich klingen. Wir wollten dass unsere Riffs angst einflößend sind und das Schlagzeug als Rhythmusgeber der Band eher primitiv sein sollte, es sollte auch nichts allzu ausgefallenes passieren. Das zusammen genommen und ein bisschen damit variieren macht wohl ein Album brutal. Hör dir „Demented Aggression“ von „Torture“ an, der Song hört sich sehr roh und oldschool an mit seiner unheimlichen Geschwindigkeit und seinen Riffs. Dann hast du auf der anderen Seite aber auch „Scourge Of Iron“, komplett unterschiedlich, aber auf seine Art und Weise auch total brutal, langsam und gegen deinen Kopf hämmernd. „Brutal“ entsteht durch die Riffs, welche den Song lenken. Wenn diese sich dunkel, unheimlich und böse anhören, dann wird es für uns „brutal“. Nicht zu technisch, nicht zu ausgefallen, das ist unsere Art primitiven Death Metal zu spielen und das haben wir geschafft über die Jahre beizubehalten und es als Markenzeichen aufzubauen.
Was ist denn dann der Unterschied zu all den neuen Deathcore Bands, die ja auch versuchen sehr „brutal“ zu klingen und oft dabei scheitern?
Keine Ahnung, das ist eine schwierige Frage, eine ganz andere Epoche betreffend. Das ist andere Musik auf einem ganz anderen Level als wir es sind. Und ob dieses Level nun gut oder schlecht ist, weiß ich nicht und will es auch nicht bestimmen müssen. Aber solange die Musik aggressiv ist und bleibt, hilft uns das weiter, denn wir sind mittlerweile alte Männer und wenn die Kids über die neue Musik an uns gelangen, ist das doch gut. Manchmal sitz ich aber nur kopfschüttelnd rum und frage mich warum gerade diese oder jene Band gerade angesagt ist, denn bei mir ist sie das nicht, ich bin oldschool. Ich verstehe es jedenfalls nicht mehr, ich bin aber auch keine 15 mehr. Mich interessiert nur, dass harte Musik angesagt wie eh und je ist, ganz gleich ob das Genre nun Deathcore, Death Metal oder wie auch immer heißt.
Wie lange könnt ihr denn noch diese Art von Musik spielen? Du hattest es schon erwähnt, dass ihr seit 23 Jahren unterwegs seid.
Keine Ahnung, denn wer hätte vor 23 Jahren schon gedacht, dass wir so lange durchhalten. Wir wollten einfach Musik machen und haben nicht an die Zukunft gedacht. Und bei diesen Erfolgen bei dieser extremen Musik nehmen wir jeden weiteren Tag als Bonus. Wir fühlen uns aber alle noch wohl dabei und die Fans nehmen das auch immer noch an. Wir zehren auch nicht von den Hits und den Erinnerungen an frühere Tage, unsere neues Material wird auch gut angenommenen. Das motiviert uns immer wieder weiterzumachen. Bei uns wird es dann wohl eines Tages durch die Gesundheit entschieden wann wir aufhören, denn solange der Körper noch mitmacht, hören wir auch nicht auf. Nur sollte man sich nicht auf die Bühne quälen müssen, sondern rechtzeitig aufhören. Aber wer weiß, vielleicht halten wir ja noch zehn Jahre durch und vielleicht ist es morgen schon vorbei. Klopfen wir auf Holz, dass nichts schlimmes passiert und wir weiter durchhalten.
Gibt es denn schon Pläne was danach kommen wird? Irgendwelche andere Jobs in Aussicht oder ein Hobby mit dem du dich verwirklichen willst?
Ich weiß es nicht. Bei anderen Leuten in der Band sieht es vielleicht anders aus, aber ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich hatte auch noch nie einen Plan B in der Tasche, sondern immer nur das ausgelebt was ich gerne machen wollte und konnte das zu meinem Beruf machen. Ich hab ehrlich keine Ahnung, nur muss ich mir wohl mal was einfallen lassen. Das ist zwar keine gute Idee, aber irgendwas wird sich schon finden wenn der Tag gekommen ist.
Nächstes Jahr werden es dann 25 Jahre CANNIBAL CORPSE sein.
Ja, Dezember 1988 haben wir angefangen.
Gibt es schon Pläne das irgendwie zu feiern, wie z.B. es BOLT THROWER gerade tun werden.
Es wird wohl in einen Zeitraum fallen wo wir nicht touren werden. Dieses Jahr sind wir eigentlich ohne Pause unterwegs und nächstes Jahr ist auch einiges geplant. Im Dezember dürften wir dann aber durch sein. Geplant ist aber noch nichts, cool wäre es schon, denn diesen Meilenstein erreichen nicht viele Bands. Irgendwas werden wir uns wohl aber überlegen.
Was ist denn das Geheimnis hinter all den Jahren und nur vier bzw. fünf ex-Mitgliedern? Seid ihr einfach nur nette Jungs und es geht nicht um zu viel oder zu wenig Geld?
Wie schon erwähnt, wir hatten einfach dieses Bild vor Augen wie die Band zu klingen hat und trafen dann zufällig auf Brian Slagel, der uns mochte und uns gleich bei Metal Blade unter Vertrag genommen hat. Das hat natürlich sehr geholfen, aber wenn ich es zusammenfassen soll, dann würde ich sagen, dass wir einfach wir selbst geblieben sind, musikalisch und charakterlich. Wir sind keine Band, die sich verbiegen lässt. Du glaubst nicht wie oft das früher passiert ist, dass eine Band, die wir angebetet haben, sich plötzlich total verändert hat. Von einem zum anderen Album haben sie sich total verändert und damit ihre Fans enttäuscht. So wollten wir nie werden und als wir die Möglichkeit bekamen ein Album aufzunehmen, wollten wir eins machen, dass wir als unsere eigenen Fans geliebt hätten. Wir sind uns immer treu geblieben und haben es auch beim Schreiben der Songs nie übertrieben. Natürlich gibt es technisch bessere und schnellere Bands und bessere Schlagzeuger und Gitarristen, aber so sind wir nicht. Wir wollen ein gutes, hartes Riff schreiben, an das man sich erinnern kann. Das ist es, was uns ausmacht. Schau dir doch nur mal SLAYER an. Warum sind die so populär, nicht weil sie die besten Musiker der Welt sind, sondern weil sie Songs schreiben können. Wir sind uns einfach treu geblieben und versuchen einfach gute Songs zu schreiben und das hat bisher auch gereicht.
Gibt es noch irgendwas, das ihr mit CANNIBAL CORPSE erreichen wollt oder seid ihr am Maximum angekommen und versucht jetzt nur noch das Level zu halten?
Wir haben gerade mit dem zwölften Album unser bestes Album aller Zeiten abgeliefert und unser Ziel ist es vielleicht qualitativ hochwertige Musik zu veröffentlichen. Irgendwann wird es damit zwar auch vorbei sein, aber wir haben sowieso schon alle Erwartungen, die wir je hatten, übertroffen. Eigentlich haben wir die Band nur gegründet um Musik mit Freunden spielen zu können und vielleicht Leute zu finden, die sich auch für diese Musik begeistern können. Alles was danach kam, der Plattenvertrag und touren zu können, war doch alles nur Bonus. Wir haben unsere Ziele schon zehnmal übererfüllt und falls das hier unsere letzte Tour sein sollte, könnten wir zurückblicken und sagen, dass wir Spuren hinterlassen haben. Und eins kann ich versprechen, wir werden nicht als Band enden, die nur noch Alben veröffentlicht um Alben zu veröffentlichen und der nichts weiteres mehr einfällt. Wir würden uns vorher auflösen bevor wir irgendwann diesen Punkt erreichen, aber noch genießen wir das tun zu können, was wir schon immer tun wollten. Und wenn es dann irgendwann vorbei sein sollte, dann hoffe ich stolz und glücklich zurückschauen zu können, denn für alles andere ist das Leben zu kurz.
Das ist eigentlich ein gutes Schlusswort für das Interview, aber ganz zum Schluss darfst du dir noch ein Lied einer anderen Band für die Radiosendung wünschen. Irgendwas aus den Bereichen Metal, Hardcore und Punk.
Mmmh, ich weiß zwar nicht warum, außer dass sie eine hervorragende Band sind, aber mir sind sofort AEON eingefallen und ich hätte gerne den Song „Bleeding The False“ vom Album „Bleeding The False.“
Auf der Seite der Sendung könnt ihr euch das Interview als mp3 runterladen.
Vielleicht fangen wir einfach mal mit der aktuellen Tour an. Ihr seid ca. drei Wochen schon unterwegs, was sind denn bisher deine Eindrücke?
Ist diese große Tour etwas besonderes, bei der die letzten vier Bands alle schon mal eine eigene Headliner Tour gemacht haben, oder ist es für euch wie jede andere Tour, da ihr ja sowieso immer als letztes spielt?
Es schon was feines ein gutes Paket zu haben, aber wir hatten in unserer gesamten Karriere auch noch nie eine richtig schlechte Tour. Hier ist wieder eine tolle Tour mit tollen Bands, denn man will ja nicht immer dasselbe machen.
Ihr spielt in vielen verschiedenen Länder, gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen den Fans? Oder merkst du nach dem Aufstehen und Verlassen des Busses sofort in welchem Land du dich befindest?
Heutzutage ist eine Tour einfach eine Reihe von Konzerten, v.a. da ich diese Tour noch gar nicht irgendwas besonderes unternommen habe. Ich wache auf und mache einfach meinen Job. Aber wie ich schon gesagt hab, die Tour ist gut und wir ziehen mittlerweile in allen Ländern viele Fans und so ist auf beiden Seiten viel Enthusiasmus vorhanden. Nach dieser Tour geht es weiter nach Großbritannien und da werden die Konzerte auch gut, auch dank des starken Line Ups. Dort wachsen wir noch, denn in der Vergangenheit war immer etwas weniger als jetzt dort los.
Also gibt es für dich keinen Unterschied und Fans sind einfach Fans?
Im Großen und Ganzen schon. Auf ein paar Städte und Konzerte blickt man danach zurück und es war besonders gut, aber das ist eher regional gegeben. Es gibt aber auch sonst ganz verschiedene Faktoren wie den Wochentag zum Beispiel. Die Fans kommen aber immer zahlreich und wollen uns, die anderen Bands oder einfach nur brutale Musik sehen und hören. Sonst würden sie ja nicht kommen wenn sie nichts mit der Musik anfangen könnten.
Den einen Abend drehen die Fans einfach durch und stagediven den ganzen Abend, den anderen Abend amüsieren sie sich indem sie einfach nur zuschauen. Als Band muss man aber versuchen sein Ding zu machen und das beste zu geben. Diese Mentalität muss rein in die Köpfe um eine gute Band zu werden. Natürlich spielt man lieber vor 2000 durchdrehenden als vor 200 still stehenden Fans, aber so ist es halt nicht immer.
Wahrscheinlich ist es die beste CANNIBAL CORPSE Scheibe, die wir je aufgenommen haben. Und wenn du Fan der Band bist, dann musst du sie unbedingt kaufen. Wenn du es nicht bist, dann interessiert dich die Scheibe natürlich auch nicht. Es ist wie bei jeder anderen Band, wenn man Fan ist, wartet man händeringend auf die neue CD. Außerdem ist es bei uns so, dass man weiß was einen erwartet und das ist auch ein Grund warum wir als Band so lange so erfolgreich sind. Wir sind einfach seit 23 Jahren CANNIBAL CORPSE und die zwölf Alben sind verschiedene Kapitel der Geschichte. Wenn man also Fan von CANNIBAL CORPSE ist, sollte man sich die neue CD kaufen.
Meine persönliche Überzeugung ist, dass wir das stärkste Material unserer gesamten Geschichte geschrieben haben. Das habe ich aber auch bei allen anderen Scheiben gedacht, dass wir das bestmögliche aus uns herausgeholt haben. Manchmal klappt das Schreiben besser und manchmal schlechter, da gibt es keine Zauberformel dafür. Aber wenn ich so die ersten Reaktionen verfolge, sind auch sehr viele Leute begeistert von den vorab veröffentlichten Songs, dem Cover und all dem Krams rund ums Album.
Siehst du einen gravierenden Unterschied zu den letzten beiden Scheiben, die nicht überall so gut angekommen sind, da sie angeblich nur Vollgas kannten?
Schon seit „The Wretched Spawn“ haben wir vom Tempo irgendwie etwas angezogen. Im Alter versucht man wohl sein musikalisches Können auszuloten und bis an die Grenzen zu gehen, aber seit „Kill“ ging es noch einen Schritt weiter. Das Album hat sich sehr gut verkauft und das war irgendwie der Ausgangspunkt. Für mich ist „Torture“ ein Mittelding zwischen „Kill“ und „Evisceration Plague“, es hat das Rohe und Wilde von „Kill“ und die Präzision von „Evisceration Plague“. „Evisceration Plague“ war ein Sprungbrett für uns, denn wir haben zum ersten Mal richtig die Songs mit und nach Metronom geschrieben. Ein Metronom hatten wir natürlich auch schon bei „Kill“ eingesetzt, aber zum ersten Mal wussten wir auch richtig damit umzugehen. Ich hab mich auf jeden Fall viel wohler gefühlt und das hat sich jetzt nochmal gesteigert. Auf „Evisceration Plague“ hören sich meine Drums vielleicht auch etwas zäh an, auch wenn ich das Album insgesamt und die Songs mag. Auf dem Weg zu diesem Album war aber auch das wichtig, ich habe gelernt zwar nach Metronom zu spielen, aber nicht streng, sondern die Vorgaben des Metronoms weiter auszufüllen. Wie schon gesagt, das beste aus „Kill“ und aus „Evisceration Plague“ und man erhält „Torture“, ein Album, dass beide CDs wegbläst.
Die Songs von „Torture“ sind auch alle ziemlich unterschiedlich, gleichzeitig aber auch einprägsam und brutal. Vier Songs des Albums stammen von Pat [O' Brien, Gitarre], drei von Rob [Barrett, Gitarre] und fünf von Alex [Webster, Bass], somit ist es ein abwechslungsreicheres Album als die beiden davor, die hauptsächlich aus der Feder von Alex kamen.
Keine Ahnung, wir wollten einfach nur dunkel und unheimlich klingen. Wir wollten dass unsere Riffs angst einflößend sind und das Schlagzeug als Rhythmusgeber der Band eher primitiv sein sollte, es sollte auch nichts allzu ausgefallenes passieren. Das zusammen genommen und ein bisschen damit variieren macht wohl ein Album brutal. Hör dir „Demented Aggression“ von „Torture“ an, der Song hört sich sehr roh und oldschool an mit seiner unheimlichen Geschwindigkeit und seinen Riffs. Dann hast du auf der anderen Seite aber auch „Scourge Of Iron“, komplett unterschiedlich, aber auf seine Art und Weise auch total brutal, langsam und gegen deinen Kopf hämmernd. „Brutal“ entsteht durch die Riffs, welche den Song lenken. Wenn diese sich dunkel, unheimlich und böse anhören, dann wird es für uns „brutal“. Nicht zu technisch, nicht zu ausgefallen, das ist unsere Art primitiven Death Metal zu spielen und das haben wir geschafft über die Jahre beizubehalten und es als Markenzeichen aufzubauen.
Was ist denn dann der Unterschied zu all den neuen Deathcore Bands, die ja auch versuchen sehr „brutal“ zu klingen und oft dabei scheitern?
Keine Ahnung, das ist eine schwierige Frage, eine ganz andere Epoche betreffend. Das ist andere Musik auf einem ganz anderen Level als wir es sind. Und ob dieses Level nun gut oder schlecht ist, weiß ich nicht und will es auch nicht bestimmen müssen. Aber solange die Musik aggressiv ist und bleibt, hilft uns das weiter, denn wir sind mittlerweile alte Männer und wenn die Kids über die neue Musik an uns gelangen, ist das doch gut. Manchmal sitz ich aber nur kopfschüttelnd rum und frage mich warum gerade diese oder jene Band gerade angesagt ist, denn bei mir ist sie das nicht, ich bin oldschool. Ich verstehe es jedenfalls nicht mehr, ich bin aber auch keine 15 mehr. Mich interessiert nur, dass harte Musik angesagt wie eh und je ist, ganz gleich ob das Genre nun Deathcore, Death Metal oder wie auch immer heißt.
Wie lange könnt ihr denn noch diese Art von Musik spielen? Du hattest es schon erwähnt, dass ihr seit 23 Jahren unterwegs seid.
Keine Ahnung, denn wer hätte vor 23 Jahren schon gedacht, dass wir so lange durchhalten. Wir wollten einfach Musik machen und haben nicht an die Zukunft gedacht. Und bei diesen Erfolgen bei dieser extremen Musik nehmen wir jeden weiteren Tag als Bonus. Wir fühlen uns aber alle noch wohl dabei und die Fans nehmen das auch immer noch an. Wir zehren auch nicht von den Hits und den Erinnerungen an frühere Tage, unsere neues Material wird auch gut angenommenen. Das motiviert uns immer wieder weiterzumachen. Bei uns wird es dann wohl eines Tages durch die Gesundheit entschieden wann wir aufhören, denn solange der Körper noch mitmacht, hören wir auch nicht auf. Nur sollte man sich nicht auf die Bühne quälen müssen, sondern rechtzeitig aufhören. Aber wer weiß, vielleicht halten wir ja noch zehn Jahre durch und vielleicht ist es morgen schon vorbei. Klopfen wir auf Holz, dass nichts schlimmes passiert und wir weiter durchhalten.
Ich weiß es nicht. Bei anderen Leuten in der Band sieht es vielleicht anders aus, aber ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht. Ich hatte auch noch nie einen Plan B in der Tasche, sondern immer nur das ausgelebt was ich gerne machen wollte und konnte das zu meinem Beruf machen. Ich hab ehrlich keine Ahnung, nur muss ich mir wohl mal was einfallen lassen. Das ist zwar keine gute Idee, aber irgendwas wird sich schon finden wenn der Tag gekommen ist.
Nächstes Jahr werden es dann 25 Jahre CANNIBAL CORPSE sein.
Ja, Dezember 1988 haben wir angefangen.
Gibt es schon Pläne das irgendwie zu feiern, wie z.B. es BOLT THROWER gerade tun werden.
Es wird wohl in einen Zeitraum fallen wo wir nicht touren werden. Dieses Jahr sind wir eigentlich ohne Pause unterwegs und nächstes Jahr ist auch einiges geplant. Im Dezember dürften wir dann aber durch sein. Geplant ist aber noch nichts, cool wäre es schon, denn diesen Meilenstein erreichen nicht viele Bands. Irgendwas werden wir uns wohl aber überlegen.
Was ist denn das Geheimnis hinter all den Jahren und nur vier bzw. fünf ex-Mitgliedern? Seid ihr einfach nur nette Jungs und es geht nicht um zu viel oder zu wenig Geld?
Wie schon erwähnt, wir hatten einfach dieses Bild vor Augen wie die Band zu klingen hat und trafen dann zufällig auf Brian Slagel, der uns mochte und uns gleich bei Metal Blade unter Vertrag genommen hat. Das hat natürlich sehr geholfen, aber wenn ich es zusammenfassen soll, dann würde ich sagen, dass wir einfach wir selbst geblieben sind, musikalisch und charakterlich. Wir sind keine Band, die sich verbiegen lässt. Du glaubst nicht wie oft das früher passiert ist, dass eine Band, die wir angebetet haben, sich plötzlich total verändert hat. Von einem zum anderen Album haben sie sich total verändert und damit ihre Fans enttäuscht. So wollten wir nie werden und als wir die Möglichkeit bekamen ein Album aufzunehmen, wollten wir eins machen, dass wir als unsere eigenen Fans geliebt hätten. Wir sind uns immer treu geblieben und haben es auch beim Schreiben der Songs nie übertrieben. Natürlich gibt es technisch bessere und schnellere Bands und bessere Schlagzeuger und Gitarristen, aber so sind wir nicht. Wir wollen ein gutes, hartes Riff schreiben, an das man sich erinnern kann. Das ist es, was uns ausmacht. Schau dir doch nur mal SLAYER an. Warum sind die so populär, nicht weil sie die besten Musiker der Welt sind, sondern weil sie Songs schreiben können. Wir sind uns einfach treu geblieben und versuchen einfach gute Songs zu schreiben und das hat bisher auch gereicht.
Gibt es noch irgendwas, das ihr mit CANNIBAL CORPSE erreichen wollt oder seid ihr am Maximum angekommen und versucht jetzt nur noch das Level zu halten?
Wir haben gerade mit dem zwölften Album unser bestes Album aller Zeiten abgeliefert und unser Ziel ist es vielleicht qualitativ hochwertige Musik zu veröffentlichen. Irgendwann wird es damit zwar auch vorbei sein, aber wir haben sowieso schon alle Erwartungen, die wir je hatten, übertroffen. Eigentlich haben wir die Band nur gegründet um Musik mit Freunden spielen zu können und vielleicht Leute zu finden, die sich auch für diese Musik begeistern können. Alles was danach kam, der Plattenvertrag und touren zu können, war doch alles nur Bonus. Wir haben unsere Ziele schon zehnmal übererfüllt und falls das hier unsere letzte Tour sein sollte, könnten wir zurückblicken und sagen, dass wir Spuren hinterlassen haben. Und eins kann ich versprechen, wir werden nicht als Band enden, die nur noch Alben veröffentlicht um Alben zu veröffentlichen und der nichts weiteres mehr einfällt. Wir würden uns vorher auflösen bevor wir irgendwann diesen Punkt erreichen, aber noch genießen wir das tun zu können, was wir schon immer tun wollten. Und wenn es dann irgendwann vorbei sein sollte, dann hoffe ich stolz und glücklich zurückschauen zu können, denn für alles andere ist das Leben zu kurz.
Das ist eigentlich ein gutes Schlusswort für das Interview, aber ganz zum Schluss darfst du dir noch ein Lied einer anderen Band für die Radiosendung wünschen. Irgendwas aus den Bereichen Metal, Hardcore und Punk.
Mmmh, ich weiß zwar nicht warum, außer dass sie eine hervorragende Band sind, aber mir sind sofort AEON eingefallen und ich hätte gerne den Song „Bleeding The False“ vom Album „Bleeding The False.“