Mit der Zeit kommt die Routine


Interview mit Caliban
Metalcore aus Deutschland - Essen
Die fünf Musiker der jungen europäischen Metalcore-Band CALIBAN werden zurecht als Veteranen ihres Genres gehandelt. Brachial, aber auch melodisch beweisen sie auf ihrem neuen Album "The Awakening" erneut, dass man sich auch mit jungen Jahren in der Szene erfolgreich profilieren kann.
Bloodchamber sprach vor ihrem Auftritt im Rahmen der Eastpak Antidote Tour in Köln am 25.10.07 mit Gitarrist Marc.

Das Killswitch-Engage-Mastermind Adam Dutkiewicz sich dazu bereit erklärt, euer neues Album "The Awakening" abzumischen. Werden dadurch klare Soundveränderungen deutlich?


Ja, es klingt schon wesentlich roher und vor allem brutaler. Es ist vom Schlagzeug-Part schon noch klar, aber alles in allem ist es eine ganze Ecke roher als die beiden Alben davor. Das war aber auch beabsichtigt.

Wie kam der Titel "The Awakening" zustande?

Bei diesem Album wollten wir viele Sachen anders machen, als wir es sonst gemacht haben. Vor allem haben wir musikalisch versucht, das ganze Spektrum von dem, was wir bisher so gemacht haben, zusammen in ein Album zu packen. Die letzten beiden Alben waren ein bisschen melodiöser, die älteren ein bisschen härter. Wir habe also quasi versucht, ein "Best Of" von allem, was wir so über die Jahre gelernt haben, zusammenzupacken. Des Weiteren sind die Texte ein bisschen anders. Sie beinhalten schon noch, wie üblich, dieses sehr Persönliche. Es ist aber nicht mehr ganz so düster. Schon noch morbide, aber so eine Art Weg nach Draußen. Dieser Ausweg ist bei den Texten immer dabei, was uns auch ziemlich gefallen hat. Bei all diesen Veränderungen passte der Titel "The Awakening" einfach sehr gut.

Sind derzeit noch weitere Projekte oder Alben in Planung?

Projekte ja. Bei mir zumindest sind da zwei Sachen, die ich neben Caliban angefangen habe. Zu einer kann ich nicht so viel sagen, weil das gerade noch in der Entstehungsphase ist. Es wird aber auf jeden Fall mit ein paar Leuten sein, die man auch schon kennt. Allerdings wird es ein bisschen was Ruhigeres. Das zweite Projekt wird auch ein bisschen ruhiger als Caliban. Es wird sozusagen der Gegenpart zu dem neuen Caliban-Album, weil dieses eine ganze Ecke härter ist. Dieses Projekt starte ich mit ein paar Leuten von ASP, Heaven Shall Burn, Benni (hat das letzte Album produziert) und noch 2-3 andere Leute. Da machen wir mal was ganz Anderes, ein bisschen ruhig, melodisch und atmosphärisch. Wir machen da gerade ein Demo und müssen mal sehn, wie das weiter geht. Von Caliban wird es irgendwann natürlich auch ein neues Album geben, aber da ist jetzt noch nichts in Planung. Das neue ist jetzt raus und da konzentrieren wir uns erstmal aufs Touren. Im Winter machen wir noch ein paar Zusatz-Shows an Orten, die schnell ausverkauft waren. Danach ist auch keine weitere Europa-Tour in Planung für nächstes Jahr. In der Zeit konzentrieren wir uns erstmal aufs Ausland wie z.B. Amerika. Und in eineinhalb Jahren wird es schätzungsweise wieder ein neues Album geben.

Plant ihr denn Festival-Auftritte für nächstes Jahr?

Ja, wir haben diverse Anfragen und planen das zur Zeit. Wir machen nächstes Jahr wie gesagt keine Tour, weil wir dieses Jahr so viel in Europa gemacht haben. Nach Weihnachten ist erstmal Schluss bis auf ein paar Festivals. Auf jeden Fall werden wir mehr Festivals spielen als dieses Jahr. Soweit ich weiß, haben wir vom Wacken Open Air schon eine Anfrage.

Wie habt ihr euch deiner Meinung nach in den letzten Jahren persönlich verändert?

Man wird älter und bekommt ein bisschen mehr Routine. Vor allem ist man dem Tour-Stress ein bisschen besser gewachsen. Wenn eine Band ihre erste Tour macht, sind sie meistens auch aufgeregter und es passieren unvorhergesehene Dinge. Wenn man zum Beispiel große Bands supportet, vor allem im Metal-Bereich, ist es so: Da ist ne neue Band da und muss sich mit den Launen und Entscheidungen der Haupt-Acts auseinandersetzen und damit zufrieden geben. Dann sagt zum Beispiel der Haupt-Act, dass das Schlagzeug stehen bleiben soll, sodass man sich davor aufbauen muss, wo meist kein Platz mehr ist. Oder dass man plötzlich ein bestimmtes Licht auf einmal nicht benutzen kann oder man sich hier oder da nicht hinstellen darf. Da kommen halt einfach ein bisschen viele Sachen, die man vom Tour-Leben her nicht kennt. Man muss dann sehen, wie man sich arrangiert. Sowas haben wir am Anfang auch mitgemacht, weil wir viele Support-Touren mitgemacht haben. Aber wir haben davon auch 'ne Menge gelernt. Wenn wir mittlerweile eine Headliner-Tour machen, achten wir schon auf solche Dinge. Wir versuchen der Fairness halber, den Support-Acts zu helfen, weil wir selber wissen, wie das ist. Auf dem Konzert heute, im Rahmen der Eastpak Antidote Tour, ist es z.B. so, dass die Drumsets nebeneinander aufgebaut sind, so dass sich keiner benachteiligt fühlt. Ist ja hier schließlich keine Headliner-Tour, sondern wie bei einem Festival mit ständigem Band-Wechsel. Wir haben mit der Zeit gelernt, wie man sich auf Tour verhält, damit es keinen Stress gibt.

Von welchen Bands bezieht ihr eure Einflüsse?

Das ist recht schwierig. Also ich höre alles mögliche an Musik, wie z.B. Dimmu Borgir, Cradle Of Filth, schwedische Death-Metal-Bands, Hatebreed, Depeche Mode. Dadurch, dass ich viel höre, fließt auch relativ viel verschiedenes in die Musik ein. Aber grundsätzlich würde ich schon sagen, dass die Haupt-Einflüsse im schwedischen Death-Metal liegen, z.B. At The Gates oder Carcass, ein paar Thrash-Metal-Sachen, wie Kreator oder auch Hardcore-Bands wie Hatebreed oder Earth Crisis.

Welches sind denn deine 5 Lieblings-Bands?

Earth Crisis, At The Gates, Thrice, Depeche Mode und In Flames

Wie sah euer verrücktestes Tour-Erlebnis aus?

Da gibt es relativ viele, da wir ja so viel touren. Lustig war auf jeden Fall gestern eine Situation. Wir haben an den Seiten auf der Bühne so Rahmen mit unserem "C"-Logo und Lichtern dran. Und gestern haben wir wieder eine Wall of Death gemacht. Wir haben die Menge geteilt und dann gefragt "Rechte Seite bereit?". In dem Moment läuft mein Gitarren-Helfer hinter mir her. Ich habe ihn nicht gesehen, bin ein Stück rückwärts gelaufen, hab ihn erwischt. Er fiel erst über diesen Fuß von dem Rahmen, stolperte, versuchte sich noch zu halten, fiel dann aber irgendwie über ein paar Lampen, die da standen und griff dann noch so als letzte Rettung nach dem Stoff, der in dem Rahmen gespannt war und fiel mit dem Ding um und begrub sich unter dem Ding. Dann hat er ziemlich komisch geguckt.Er hob schnell das Ding hoch und stand dann da und hielt den Stoff hoch, in der Hoffnung, dass es keinem auffällt. Es waren aber alle im Publikum am lachen und hatten eine Menge Spaß. Er hat dann sogar noch Applaus gekriegt. Wir wollten den Song weiter machen, aber konnten noch nicht spielen vor Lachen.

Mit welcher Band würdest du gerne mal auf Tour gehen?

Die Wunschbands wie Machine Head und In Flames hatten wir eigentlich schon. Sonst würde ich eigentlich gerne mit Bands touren, wo ich genau weiß, dass das überhaupt nicht passen würde, weswegen ich dann doch wieder nicht gerne mit denen touren möchte. So Bands wie Depeche Mode zum Beispiel, aber das passt nicht. Ich finde das letzte Slipknot-Album ziemlich geil und fände das mal cool mit denen. Vielleicht auch mal mit einer Band, die ein bisschen was anderes macht, was aber nicht so ganz aus dem Rahmen fällt. Sowas wie Disturbed von mir aus. Das ist ziemlich anders, aber wär mal interessant zu sehen, wie man bei solchen Leuten ankommt und was da so passiert. Wir sind mal gefragt worden, ob wir nicht Dimmu Borgir supporten wollten, das haben wir aber nicht gemacht. Das hätte echt nicht gepasst. Die Black-Metal-Szene ist ja schon eher in sich gekehrt. Diese Leute mögen dann z.B. die Death-Metaler nicht. Letzten Endes sind dann "Engel" mit denen Auf Tour gegangen. Die sind bei dem selben Management wie Dimmu Borgir und dann hat sich das so ergeben.
Mit wem würde ich denn sonst noch gerne auf Tour gehen... Metallica find ich nicht mehr gut, also die neuen Sachen sind ja unter aller Sau. Natürlich sind die alten Songs supergeil, aber das neue Zeugs ist nichts für mich. Ich kriege die Krise, wenn ich sowas wie "Frantic" höre. Das kann ich mir nicht anhören und ich finde das super peinlich für Metallica. Aber ich darf sowas ja auch offen sagen.

Was erwartest du vom heutigen Auftritt und was können die Zuschauer erwarten?

Das ist schwer zu sagen. Wir versuchen auf jeden Fall, das Publikum immer viel mit einzubeziehen. Eine Wall of Death machen wir natürlich. Die wollten wir eigentlich mal abschaffen, weil wir dachten, das sei ja irgendwann langweilig. Aber dann kamen Beschwerden von Fans. Wir haben dann eine Umfrage auf unserer Homepage gemacht, ob wir wieder eine WOD ins Programm einbauen sollen. Das Ergebnis: 96 Prozent für ja! Somit haben wir das immer wieder gemacht. Ansonsten finde ich es auf Konzerten schade, dass immer diese Barriere vor der Bühne ist, weil man sonst ein bisschen mehr Kontakt zu den Leuten hätte. Das geht aber heute leider nicht, wäre hier auch zu gefährlich. Wir hoffen, dass alles funktioniert. Wir haben ja mittlerweile eine ganze Menge Technik mit dabei. In Köln ist eigentlich sowieso immer eine gute Stimmung und außerdem ist die Location klasse... Wir haben auch heute mal eine bessere Soundanlage bestellt, als die die sonst in der Live Music Hall steht, weil ziemlich viele Leute kommen werden. Da wollten wir nochmal ein paar Watt oben drauf legen. Ist ja auch ausverkauft heute, wie im Moment viele Konzerte von uns.

Hast du irgendwelche abschließenden Worte oder Grüße?

Hauptsächlich ein Dankeschön, an die Leute, die uns generell und vor allem diese Tour unterstützen. Danke, dass die Fans so zahlreich gekommen sind und danke an Bloodchamber für das Interview.

Ich danke auch und wünsche einen gelungenen Abend.
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