Wenn man schon ein Studio baut, dann mit eigener Zapfanlage!


Interview mit Human Fortress
Heavy Power Metal aus Deutschland - Hannover
Vor einigen Wochen haben die deutschen Power Metaller HUMAN FORTRESS ihr drittes Album präsentiert und neben einigen neuen Bandmitgliedern gibt es auch einen deutlich veränderten Sound zu bewundern. Neben der langen Pause war das Grund genug, den Jungs ein paar Fragen zum Album und zur Band zu stellen.

Hallo Jungs!
Schön, dass ihr euch Zeit nehmt, meine Fragen zu beantworten.
Seit dem letzten Album sind mittlerweile fünf Jahre ins Land gegangen, in denen es in der Band nicht unerhebliche Besetzungswechsel gegeben hat und ihr mit dem Bau des Waveland Studios noch eine weitere größere Aufgabe bewältigt habt. Wie groß war die Erleichterung, als „Eternal Empire“ endlich im Kasten war?


Pablo (Bass): Sooooooooo groß! Wir haben diesmal alles komplett alleine gemacht, Produktion, Mix, Mastering, Cover, Booklet, Autogrammkarten, Video – obwohl wir wussten, dass es viel Arbeit würde, war es noch viel mehr als befürchtet. Wir sind unglaublich stolz auf das Ergebnis.

Arndt (Drums): Für mich war das ein ganz hartes Stück Arbeit, da ich ja in die laufende Produktion eingestiegen bin und in fünf Sessions das Album eingetrommelt habe. Die Herausforderung für mich bestand vor allem darin die Vorgaben aus der Regie schnell umzusetzen. Ansonsten hatte ich aber schon viel Freiraum mein eigenes Spiel mit einzubringen.

Eure Livepräsenz ist ja, sagen wir mal, ausbaufähig. Gab es nach der langen Pause Bedenken innerhalb der Band, dass der durch die ersten Alben erreichte Status in großen Teilen neu erarbeitet werden muss, oder hattet ihr in der ganzen Zeit genug Rückmeldungen aus dem Fanlager und vom Label, um euch sicher zu sein, dass das kein Problem ist?

Pablo: Durch unsere Website und das Forum, aber auch durch MySpace (http://www.myspace.com/humanfortressband) und YouTube waren wir in ständigem Kontakt zumindest zu den härtesten Fans, die uns in der Tat immer wieder ermutigt haben. Und die Rückendeckung unseres Labels, einschließlich des Vorschusses für das Album, hat uns auch sehr geholfen. Es ist aber klar, dass eine Band unserer Größenordnung nach fünf Jahren mit je zwei bis fünf Gigs nicht einfach da weitermachen kann, wo sie 2003 mal war.

Arndt: Ich bin gerade dabei eigene Konzerte mit befreundeten Bands zu organisieren, damit wir verstärkt in 2009 antreten können.

Neben den Besetzungswechseln ist das neue Album auch so etwas wie eine Neujustierung des Stils von HUMAN FORTRESS mit größerer Variabilität im Sound und einer nicht mehr so traditionellen Ausrichtung. Inwiefern hat das mit den neuen Bandmitgliedern (Carsten am Gesang, Frank an der Gitarre und Arndt am Schlagzeug) zu tun oder auch mit der langen Arbeitszeit an „Eternal Empire“?
Und darf man davon ausgehen, dass „Eternal Empire“ auch die Richtung für die Zukunft vorgibt?


Pablo: Die Stil- und Soundänderungen waren vor Carstens (voc) und Arndts (dr) Einstieg noch viel extremer, unsere ehemaligen Mitglieder wollten eigentlich mehr nach AMON AMARTH und IN FLAMES klingen. Auch waren die meisten Songs bei Produktionsbeginn voneinander noch viel unterschiedlicher. Als klar wurde, dass wir neue Bandmitglieder brauchen würden, war das Album schon zur Hälfte eingespielt; wir mussten also nochmal ganz von vorne anfangen – die Chance haben wir dann genutzt, um die Songs umzuarrangieren oder gleich neu zu schreiben, um ein Album aus einem Guss zu präsentieren, ohne denselben Song zehnmal aufzunehmen.

Arndt: Da ich mich beim nächsten Album mehr einbringen kann, wird es vom Drumming noch mehr auf die „Fresse“ geben!

Wie ich gesehen habe, waren die Resonanzen auf das Album doch ein bisschen gespalten und vor allem einige Fans scheinen den Stilwechsel nicht als so großen Gewinn wie ich zum Beispiel aufgenommen zu haben. Hat das eine Bedeutung für euch oder gehört das einfach zu dem üblichen „Man kann es nicht allen recht machen.“?

Pablo: Es ist natürlich sehr schade, Fans zu enttäuschen oder gar zu verlieren. Noch schlimmer wird es, wenn dann die Muckerpolizei auftaucht und behauptet, wir wären nicht mehr HUMAN FORTRESS, oder der-und-der aus der Band „führt“ die anderen ins Elend … Aber damit können wir eher leben als mit der Heuchlerei, nur uns selbst zu kopieren und auf das große Geld zu hoffen. Interessant ist, dass der Printbereich uns im Großen und Ganzen abgeschrieben zu haben scheint, während die Masse der Onlinemags die Scheibe abfeiert.

Ausgehend vom Titel des Albums und der Songs hatte ich schon vermutet, ihr hättet euch an das Wagnis Konzeptalbum begeben, aber nachdem ich mittlerweile die Texte gelesen habe, scheint es mir größtenteils eher um die Verarbeitung von persönlichen Erfahrungen mit Menschen und dem Glauben an Gott zu gehen, mit der Ausnahme von Daniel in der Löwengrube in „Lions’ Den“. Hab ich das so richtig verstanden und steuern verschiedene Mitglieder etwas zu den Texten bei oder ist es, wie meistens, die Aufgabe des Sängers, die Musik textlich zu veredeln?

Pablo: Wir haben bei dieser Scheibe unsere Teamarbeit deutlich ausgebaut, eigentlich hat jeder seine Finger bei jedem Song im Spiel. Insgesamt sind die Songs lose verbunden durch eine eher düstere Sicht auf die Welt und die Menschen. „Lions' Den“ ist eine neutrale Annäherung an ein biblisches Thema, ohne hier eine Position zu beziehen. Das alte Testament ist aber voll von blutrünstigen Beispielen schlechter Menschen, deswegen passt der Song ganz gut auf die Platte.

Wenn ich mir das Outtakes-Video aus dem Studio anschaue, scheint ihr eine richtig harmonische Einheit zu sein, die auch mal fünf gerade sein lässt. Verbringt ihr auch privat Zeit miteinander oder ist es genug, die anderen bei den Proben und im Studio um sich zu haben?

Pablo: Das sind ganz fließende Übergänge, Arbeit und Privatleben lassen sich kaum voneinander abgrenzen. Da wir ganz ähnliche Vorlieben bei Kaltgetränken haben, ergibt sich natürlich der eine oder andere gemeinsame Abend außerhalb des Studios *grins*.

Arndt: Der Aufenthaltsraum hat eine eigene Zapfanlage mit Kühlung!

Nachdem ich lange im Internet gefahndet habe, um den Titel des Hidden Tracks herauszufinden, scheint des Rätsels Lösung, „Sine Mens Et Sensus“, in den Danksagungen im Booklet zu stehen, wenn ich es richtig deute. Gab es einen besonderen Grund dafür, einen Track am Albumende zu verstecken, vielleicht auch weil er mit der zum Tanzen animierenden Ausgelassenheit eine andere Stimmung transportiert als die „regulären“ Songs?

Pablo: In der Tat. Für die Bonus-CD war er zu schade, wir wollten ihn auch in späteren Auflagen auf dem Album haben – aber er passt kaum zu den vorherigen Stücken auf „Eternal Empire“. Diese Lösung schien uns die eleganteste.

Ebenso finde ich es passend, die zwei zusätzlichen Tracks neben den Videos als Bonus auf einer zweiten Scheibe unterzubringen, weil das sanfte „Guide From Heaven“ und „Wrath“ neben Liedern wie „Borders of Insanity“ oder „When Love And Hate Collide“ doch anders gewirkt hätten und so das reine Album eine größere Geschlossenheit aufweist. War das auch eine der Ideen dahinter oder war das mehr eine Aufwertung der Bonusscheibe?

Pablo: Ersteres: Volltreffer! Einen guten Song, der aber nicht aufs aktuelle Album passt, zur nächsten Produktion „hinüberretten“ zu wollen, hat noch nie geklappt. Zu schön zum Wegwerfen, nicht schlechter als die Albumtracks, aber zu verschieden davon – da ist der Platz auf der Bonus-CD genau richtig.

Übrigens werden sowohl das Video zu „Contrast“ als auch die Outtakes via Winamp auf dem Kopf stehend abgespielt. Zuerst hab ich noch gedacht, dass das eine humorvolle Umsetzung der Textzeile „I am lost between the worlds“ ist, bis ich im Windows Media Player festgestellt habe, dass es korrekterweise wohl doch normal aussehen soll…

Pablo: Interessant – Du bist der erste, der uns das sagt! Und das bei einer Band, in der gleich drei Mann beruflich mit IT zu tun haben oder hatten … kommt nicht wieder vor! ;-)

Um noch mal das Thema Tour anzuschneiden. Darf der geneigte Metalfreund sich denn im Herbst oder Winter auf eine ausgedehntere HUMAN-FORTRESS-Tour durch die Republik freuen, vielleicht verbunden mit dem Hinzufügen einer Tour-Sektion auf der Homepage ;-)?

Pablo: Wir buchen fleißig Gigs und Festivals, für eine richtige Tour fehlt uns aber leider das Geld. Wir arbeiten jetzt darauf hin, mit dem nächsten Album touren zu können, spätestens dann kommt auch die Ergänzung auf der Homepage! Bis jetzt kommen die Gigs ins „News!“-Fenster.

Zum Schluss dann eine Frage zur Produzententätigkeit und dem Waveland-Studio. Gibt es schon ein interessantes Album oder eine solche Band zu vermelden, deren Musik gerade dort aufgenommen und / oder produziert wird?

Einen ganzen Haufen: Die bisherigen Veröffentlichungen von CRIPPER (Thrash Metal Band aus Hannover – mba), WINTERDOME (Epic Pagan / Viking Metal Band aus Hannover – mba) und KREON (Death Metal Band aus Hannover – mba) kommen aus unserem Hause.

Ich bedanke mich für das Interview und bevor ich euch die letzten Worte überlasse, will ich noch eben euren persönlichen Musikgeschmack loben, weil mit Arndt, Carsten und Frank gleich drei Bandmitglieder PANTERAs Meisterwerk „Cowboys From Hell“ in ihren persönlichen All-Time Top 5 nennen. Dem kann ich nur zustimmen!

Pablo: Ich mag die Pladde auch! Aber nicht Top 5 … Letzte Worte: alle, die uns mal live gesehen haben, wissen, dass wir auf der Bühne mehr Dampf machen als auf CD. Das wird auch dieses Jahr der Fall sein!

Arndt: Ich habe die CD „Cowboys From Hell“ x-Mal nachgetrommelt. Die Grooves shocken total! Vinnie Paul ist definitiv einer meiner großen Einflüsse!
Ich freue mich endlich mal wieder Gas zu geben. Meistens verbrauche ich pro Show an die sieben Paar Sticks!!! Rockright!
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