Das menschliche Dasein im Schatten einer modernen Gesellschaft


Interview mit Weird Fate
Black Metal aus Deutschland - Mogendorf, Westerwald
WEIRD FATE sind eine junge, sehr talentierte Black Metal Band aus dem Westerwald. Nicht nur ich war begeistert von dem dargebotenen Material ihrer aktuellen Split Veröffentlichung (gemeinsam mit den ebenfalls fantastischen MEMBARIS). Schon beim Durchlesen der Liedtexte zeigte sich, dass man es hier nicht mit einer x-beliebigen Truppe zu tun hat, die irgendwelche stumpfsinnigen Inhalte von sich gibt. Nein, der Ansatz von WEIRD FATE ist weitaus tiefgründiger und auch mehr philosophischer Natur. Hinzu gesellt sich ihre wunderbar träumerische und fantasievolle, teilweise auch romantische Interpretation des Black Metals. Grund genug, um der Band einige Fragen zu stellen. Dabei heraus gekommen ist das, was ich erwartet hatte: Ein äußerst interessantes, tiefsinniges und auch etwas nachdenklich stimmendes Interview. Somit wurden meine Interviewpartner den hohen Erwartungen, die sie in mir geweckt haben, vollends gerecht. Das Interview wurde größtenteils mit dem Sänger und Gitarristen Nils geführt. Aber nun viel Spaß beim Lesen!

Hallo Nils! Kannst Du uns ein wenig über Weird Fate berichten? Was ist die musikalische Intention eurer Klangkunst? Gibt es bestimmte musikalische Vorbilder für eure Musik?

WEIRD FATE existieren im Prinzip seit 2001. Nachdem ich mich einige Jahre intensiv mit meiner Gitarre auseinandergesetzt hatte, wurde mir klar, dass der einzige Sinn, ein Instrument spielen zu können und zu den Klängen die Stimme erheben zu wollen, der Ausdruck der eigenen Gedanken, Emotionen und der daraus resultierenden Erkenntnisse ist. Dies in einem Zusammenband aus Brüdern und Schwestern zu zelebrieren ist die Grundintention von Weird Fate. Natürlich ist klar, dass ein solches Vorhaben immer mit Hürden verbunden ist, da man nur sehr schwer Menschen findet, die einem geistig so nahe stehen, dass man wirklich zusammen Musik erschaffen und deren reißende Kraft spüren kann. Ich würde sagen, dass wir diesen Zustand erst kürzlich durch das Hinzukommen unseres Gitarristen Aposthatha erreicht haben.
Nun Vorbilder gibt es in direkter Hinsicht keine. Allerdings ist es klar, dass man als musikinteressierter Mensch sehr viele Bands kennt und hört und mit manchen auch sehr viel verbindet. Allerdings hören wir nicht nur Black Metal, sondern jegliche ergreifende Musik, sei es nun Post Rock, Folk, Neoklassik, Ambient oder irgendeine Form des Metal.

Du hast es eben angesprochen: Mit Weird Fate werden Gedanken und Emotionen in Musik umgewandelt. Handelt es sich dabei ausschließlich um Deine Ideen oder leisten auch die anderen Bandmitglieder ihren Beitrag zum Kompositionsprozess? Klar ist jedoch, dass du der Kopf der Band bist. Wie sehr lässt Du Dich auf die Ideen der anderen ein? Oder geht es in musikalischer Hinsicht etwas „diktatorischer“ bei euch zu?

Nein, von diktatorisch kann wohl eher nicht die Rede sein. Wir hegen alle ähnliche Gedanken und diskutieren auch sehr oft untereinander über Ansichten und Denkweisen. Bis jetzt bin ich jedoch der einzige, der die Worte in Texten festhält. Bis zum Hinzukommen von Kraal und Aposthatha habe ich generell die Grundkonzepte der Songs aufgebaut. Anschließend werden diese mit den anderen ausgearbeitet und bereichert. Die meisten Melodieideen fallen mir beim Gitarrenspielen ein, jedoch gibt es auch Songs bzw. Passagen, die auf dem Klavier entstanden ist.
Aposthatha und Kraal sind beide sehr kreative Musiker mit grandiosen Ideen, was man auf dem kommenden Album natürlich auch hören wird.
Prinzipiell ist es schon so, dass ich des Öfteren Ideen nicht mag, weil sie mich nicht ansprechen... aber so geht es den anderen mit meinen Ideen auch und ich habe schon wesentlich mehr Liederkonzepte entworfen als wir letztendlich umgesetzt haben... und selbst von den musikalisch umgesetzten haben wir vielleicht gerade mal die Hälfte aufgenommen. Ein Song und einzelne Melodien darin müssen dauerhaft Wirkung besitzen und einem immer wieder in einer hohen Intensität an die Entstehung erinnern können, um wirklich würdig zu sein, auf einer Aufnahme zu landen.


Welche Entstehungsgeschichte verbirgt sich hinter der Veröffentlichung von „Conspiracy“ und wie waren die bisherigen Reaktionen auf die Split CD?

Die Entstehung von „Conspiracy“ ist eine sehr leidige Geschichte, da wir die Aufnahmen drei mal machen mussten, bis wir mit dem Sound und unseren Leistungen annähernd zufrieden waren. Bis zur Veröffentlichung selbst hat es dann auch noch mal ein Jahr gedauert.
Die Idee zur „Conspiracy“-Split mit Membaris gründet sich auf die Freundschaft, die beide Bands persönlich verbindet und den gegenseitigen Respekt für die Kunst der anderen. Wir sind immer wieder aufs Neue beeindruckt, wenn wir neue Membaris Songs hören. Wozu wir ja öfter die Möglichkeit haben, da Kraal bei uns Bass spielt und ich für Membaris live die zweite Gitarre spiele.
Die Reaktionen auf die Split sind bis jetzt überragend, was uns natürlich sehr ehrt, da es für uns wichtig ist, Menschen mit dem Erschaffenen wirklich zu erreichen und zu berühren!


Kannst Du etwas näher auf die einzelnen Songs eingehen? Welche Emotionen und Assoziationen weckt die eigene Musik in Dir? Aus welchen Inspirationsquellen nährten sich die Ideen für die Stücke?

Nun, es ist immer so eine Sache, wenn man auf Songs eingeht, die man selbst geschrieben hat. Ich persönlich interpretiere Stücke von anderen Bands für mich und brauche dann meist keine zusätzliche Ansicht mehr..., auch wenn es die desjenigen ist, der die Musik geschaffen hat. Generell ist für mich die Musik von WEIRD FATE eine Befreiung meines Inneren. Sie ist Ausdruck von Trauer um eine Welt, die es niemals gab und niemals geben wird. Eine Flucht von Realität zu Realität... immer weiter ohne jemals irgendwo anzukommen.... die Musik spiegelt Schlüsse und Erfahrungen wider und soll den Hörer dazu animieren, sich mit sich und der Gesellschaft in der wir leben, auseinander zu setzen und die für fast alle Menschen hohle und unfassbare Wahrheit des menschlichen Daseins zu begreifen... man muss dazu jedoch ehrlich zu sich selbst sein und alle aufgesetzten Fassaden fallen lassen, sich auf sich selbst besinnen und seine ganze bodenlose Heuchelei erkennen. Die meisten werden nichts von all dem verstehen, da sie denken, Menschen seien intelligent und hätten den Namen „Krone der Schöpfung“ verdient... verdient wohlgemerkt, verdient! Dadurch, dass sie an dem Ast sägen, auf dem sie sitzen, um das ganze mal mit einer schon sehr alten Verbildlichung zu verdeutlichen, die wohl wirklich jeder versteht. Menschen an sich und besonders die Ansammlung von uns in einer Gesellschaft mit fragwürdigen „Zielen“, die Entfremdung von unserer Herkunft und der Stolz auf das Verleugnen der individuellen Intelligenz stürzen mich immer wieder in starke Zweifel! Ich hasse Menschen – mich auch, keine Frage – und in dem Moment, in dem ich dort ankomme, dies zu denken/sagen, beginnt alles von vorne, da das Entstehen dieses Gedankens alle anderen tötet und der Sinn verloren geht, da ich erkennen muss, das der Grund für all dies Denken, dem nur Ohnmacht und kein Handeln folgt, die eigene Dekadenz ist, die all uns dumme Menschen zu Gefangenen der eigenen Rasse macht.

Da muss ich dir Recht geben. Der Mensch denkt, dass er über sich hinauswächst. Dabei ist es nur seine unermessliche Überheblichkeit, die ihm das Gefühl gibt, erhaben zu sein. In Wirklichkeit eifert der Mensch allzu menschlichen Zielen hinterher. Macht und Geld sind die Werte dieser Gesellschaft und nur wenige hinterfragen diesen Umstand. Stattdessen macht „man, was man eben tut“ und was „normal und rechtens“ ist. Tatsächlich vergeudet der Normalbürger seine Lebenszeit mit einem Job, der ihm keinen Spaß macht und lässt sich nach Feierabend von dem überaus kultivierten Fernsehprogramm der einschlägig bekannten Privatsender berieseln. Überhaupt sagt es viel über eine Gesellschaft und deren Wandel aus, wenn man sich die „Stars“ von heute betrachtet und mit denen vergleicht, die beispielsweise zur Zeit der Antike lebten, wie Sokrates oder Platon. Der Gedanke eines Lebens nach dem Tode basiert auf dem Ohnmachtsgefühl eines sinnentleerten Seins. So verknüpft der Mensch seine Existenz mit der Ewigkeit, um seinem Dasein einen Wert zu verleihen. Wir glauben, wir würden uns und die Dinge um uns herum verstehen oder verstehen lernen. Dabei ignorieren wir, wie gefangen der Mensch ist mit der ihm innewohnenden Erkenntnisfähigkeit. Die letzten Gründe bleiben uns verborgen, da unser Erkenntnishorizont viel beschränkter ist, als wir selbst annehmen. Die Unendlichkeit seiner Dummheit stellt der Mensch mit der Tatsache unter Beweis, dass er sich von der Natur entfremdet hat, sich ihr sogar als Feind entgegenstellt. Dieses Verhalten wird in Verbindung mit der schon längst in Gang gesetzten Bevölkerungsexplosion katastrophale Folgen für uns haben. Was mich in diesem Zusammenhang als einziges sanftmütiger stimmt, ist der Fakt, dass die Natur zwar ihre Zeit brauchen wird, sich aber in ferner Zukunft von der Menschenplage erholt haben wird.

Ja, Du sprichst mir aus der Seele! Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Bis auf den Fakt, dass zwar einige Menschen erkannt haben (auch schon vor sehr langer Zeit), was der Mensch eigentlich ist und wie triebhaft und unselbständig er lebt. Jedoch niemand dieser Menschen versucht(e) etwas zu verändern. Auch für das eigene Leben nicht. Wir haben alle Berufe, die uns nur bedingt Spaß machen und wir streben damit alle nach Reichtum und Macht, ohne fähig zu sein, den Neid auf die, die es aus gesellschaftlicher Sicht „zu etwas gebracht haben“, wirklich ablegen zu können. Ich weiß nicht, ob sich dies auf die eigene Feigheit oder auf das eigene Unvermögen gründet... letztendlich ist beides ein Armutszeugnis für die, die Obiges verinnerlicht haben, da sie nicht in der Lage sind aus dem Schatten der Gesellschaft zu treten und ihre Individualität selbst zu formulieren.

Ich denke, der Mensch von heute hat einfach oftmals Werte und Ziele vor Augen, die ihn nicht wirklich glücklich machen. Er denkt nur, sie würden ihm zum Glück verhelfen. Das eigene Sein hat er aus dem Blickfeld verloren. Erich Fromm hat es mal in seinem Buch „Haben oder Sein“ auf den Punkt gebracht: Das Glück steckt nicht in den Dingen, die ich um mich herum anhäufe, sondern ist tief in meinem Inneren zu finden. Darin, was ich aus meinem Leben und den mir gegebenen Möglichkeiten mache. Doch die meisten Menschen streben nach Konformität, weil es sie ängstigt, sich ihren eigenen Möglichkeiten und der damit verbundenen Wahl zu stellen. Dabei wird jeder, der eigenverantwortliche Entscheidungen fällt, die Angst als Bedingung seiner Handlung wahrnehmen. Sich dieser Angst und der Ungewissheit zu stellen, das ist die Herausforderung. Und auch der eigene Tod wird viel zu häufig verdrängt. Dabei ist gerade das Integrieren des eigenen Sterbens ein großer Bestandteil im Vermessen des Lebens und des Bestreiten des eigenen Weges.

Man muss die Tatsache berücksichtigen, dass wir in einer Welt, in einem System existieren, in der/dem (wie das nun gerade in Industrieländern der Fall ist), sich Geld und Kapital und daraus resultierend Macht, als scheinbar alles erstrebenswerte Ziele manifestiert haben, die sich quer durch alle Schichten in das Zentrum allen Strebens eingebrannt haben. Man ist dazu verdammt, sich in diesen Ablauf zu fügen, da man anderenfalls so gut wie keine Chance hat, überhaupt zu sein. Die Selbstbestimmung und Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, das Entdecken des eigenen Ichs und der individuellen Ziele, Träume und Wünsche, werden vollkommen von der bitteren Realität erstickt. Die Erkenntnis, dass dies so ist, kann aber auch nur ein Versuch sein, eine Nachvollziehbarkeit für unsere Situation zu schaffen. Es ist kein Bestreben, das als verständnisschaffende Erklärung dienen soll. Ebenso soll es keine Entschuldigung für die Beschaffenheit der Realität sein, denn für die Denk- und Handlungsweisen sind immer noch die Menschen verantwortlich, die dem unausgegorenen Gedanken bzw. der Vorstellung unterliegen; zu glauben, die gesellschaftlichen Prozesse ließen sich nicht anders realisieren. „Menschen sehen die Dinge und fragen warum? Ich erträume Dinge, die niemals waren und frage, warum nicht?" Die Sache ist einfach die, dass der Mensch zu wenig sein geistiges Potential, seine Vorstellungskraft und seinen Optimismus nutzt um zu realisieren, dass es vieles anders sein könnte. Das Potential ist da, es scheitert aber an der Inkonsequenz, der Gier und dem Neid. Eigentlich doch niedere Beweggründe, um die es nicht schade wäre, wenn sie fallen gelassen würden. Das sind jedoch wohl die tierischen, urzeitlichen Triebe, die wir im Unterbewusstsein in uns tragen - im Gewand einer hoch zivilisierten, technologisierten und aufgeklärten(!!!) Welt. Triebe die man wohl leider auch als „typisch menschlich“ betrachten muss.
Der Mensch strebt nach Fortschritt und Perfektion in allen Bereichen. Seit Anbeginn versucht er Dinge, Prozesse und Abläufe zu vereinfachen um sein Leben einfach und behände zu gestalten. Wir sind bei dem Versuch, unsere Faulheit zu leben, in einen Systemablauf gekommen, der uns statt eine Erleichterung herbeizuführen, immer mehr dazu nötigt, zu hasten und mehr für die Vereinfachungen auf anderen Gebieten des Lebens zu arbeiten. Wir arbeiten also, um anderen Menschen das Leben zu erleichtern und diese arbeiten um uns das Leben zu vereinfachen. Weil wir alle möglichst viel nicht selbst machen wollen, arbeiten wir also Tag ein Tag aus auf einem Gebiet und nehmen alles andere für das Geld, welches wir durch die eigene Arbeit verdienen, als gegeben hin – irgendwo endet dies in einer abstrakten und paradoxen Realität in der das anfangs erwähnten Streben völlig außer Acht gelassen wird und der Mensch sich vom Sein entfernt...

Es stimmt. Die Technisierung und das Besitzdenken hat diese Welt voll und ganz im Griff. Hinzu kommt das Gift Globalisierung. Die Bevölkerungsexplosion wird ihr übriges tun, diesen Planeten zu einem lebensunwerten Ort zu machen. Im Moment kann man die Dummheit des Menschen wieder hautnah mitverfolgen: Das Abschmelzen des arktischen Eises scheint für die geldgierigen Menschen eher positiv zu sein. Schließlich kann man ja nun an neuen Handelswegen und vor allem an freiwerdenden Öl- und Gasquellen Geld verdienen. Schon wird auf Konferenzen beschlossen, wer was bekommen wird. Wie weit muss man sich von der Natur entfernt haben, wie dumm muss man geworden sein, um dieses Treiben als normal anzusehen?

Zurück zur Musik! Du deutetest es bereits an, dass die Stücke mittlerweile schon etwas älter sind, da sich unter anderem der Aufnahmeprozess hinzog. Hat euer musikalischer Stil sich in der Zwischenzeit vom Ausdruck her geändert? Sicher hast Du in der Zwischenzeit schon neue Stücke geschrieben, oder?

Ja, wir haben einiges an neuem Material. Die Conspiracy-Songs sollten zusammen bleiben, da sie sehr gut zusammen passen. Sie könnten auch „Die Wehen der Erkenntnis“, „Der Wunsch der Ausflucht“ und „Die Aussichtslosigkeit“ heißen.
Die neuen Stücke sind musikalisch gesehen zumeist schneller in jedem Fall aber tiefer, und rauer... sie passen perfekt zu den weitergeführten Texten und Gedanken.

Da du gerade als Alternative deutsche Titel genannt hast, drängt sich mir dir Frage auf, warum du die Texte in englischer Sprache verfasst Gibt es dafür einen besonderen Grund oder hört es sich in deinen Augen einfach besser an?

Der Grund für die englischen Texte liegt einfach darin, dass ich allgemeingültige Dinge schreiben wollte, die von jedem, der denn fähig ist sie zu interpretieren, verstanden werden können.. Weiterhin versuche ich oft durch Metaphern Dinge auszudrücken, was mir auf Englisch einfach wesentlich leichter fällt als auf Deutsch, da man kürzer formulieren kann. Auf der nächsten Veröffentlichung werden wahrscheinlich auch wieder einige deutsche Texte vertreten sein... es kommt eben immer darauf an, wie ich mich ausdrücken kann... manchmal läuft es nur auf Deutsch, manchmal nur auf Englisch... und wenn Du „Schmach“ vom Demo und „Forlorn“ von der „Conspiracy“ betrachtest, kommt es auch mal vor, dass beide Sprachen verwendet werden, weil einfach manche Worte zusammen genau das sagen, was ich sagen will... und das Gefühl mit dem Wortlaut muss eben stimmen, egal welche Sprache es ist!

Vor kurzem spieltet ihr auf dem „Welt in Trümmern“ Festival. Ich war wirklich begeistert von eurem Auftritt, auch wenn ihr mit einem miserablen Sound zu kämpfen hattet. Was bedeutet es euch, die eigene Musik mit einem Auditorium zu teilen? Besitzt das Aufführen der Stücke für euch die gleiche Relevanz wie ihr Festhalten auf einem Silberling, um vom jeweiligen Hörer in aller Einsamkeit durchlebt zu werden?

Bezüglich Live Auftritten sind die Meinungen in der Band verschieden und wechseln auch von Zeit zu Zeit. Im Prinzip bin ich nicht begeistert von Auftritten, da ich ungern in irgendeinem Mittelpunkt stehe und auch ungern zeige, was ich nun kann oder was nicht. Wären Auftritte perfekt organisiert und gäbe es Zeit für einen richtigen Soundcheck für jede Band, bei dem der Mann am Mischpult sich alle Soundeinstellungen aufschreibt, bzw speichert (wenn es ein Digitalpult ist), wäre es schon wesentlich leichter live zu spielen und darin aufzugehen. Meist ist es jedoch so, dass der Sound auf der Bühne noch viel schlechter ist als fürs Publikum und man geradezu blind durch die Songs fliegt... was bei einigen Songs, die viele Tempowechsel und schwierige Passagen beinhalten, schon ziemlich zur Katastrophe werden kann. Aus den meist miserablen Bedingungen vor Ort resultiert auch meine Ablehnung Konzerten gegenüber, da man einfach nicht 100% in der Musik aufgehen kann und diese nicht so rüberbringen kann, wie man es eigentlich möchte... was auch oft auf die Locations zurück zu führen ist, da meist Licht im Raum ist, weil irgendwer was anderes machen will als dem Konzert zu lauschen, was ich generell schon mal nicht akzeptieren kann. Theken gehören nicht in eine Konzerthalle weil das Licht und das Treiben dort, den Menschen missfällt, die sich durch die Musik bannen lassen möchten. Die meisten Konzerträume sind dazu noch Neubauten und haben kein Flair um einer Aufführung dunkler und melancholischer Kunst zu dienen. Manchmal gibt es keinen Raum, in dem die Band vor dem Auftritt für sich sein kann, überall rennen nervende Menschen rum, die irgendwas zu fragen haben... kurzum: nichts, was ich jede Woche haben muss! Gelegentlich kann es jedoch wirklich erhebend sein, live zu spielen und – auch wenn es für mich nur zum Teil funktioniert – in der Musik aufzugehen und diese zu zelebrieren.
Unser Schlagzeuger mag Auftritte jedoch, da er die Atmosphäre genießen und trotz der Räumlichkeiten und der Soundprobleme - die es immer gibt - in den Songs aufgehen kann – wie schon gesagt, die Meinungen sind verschieden, was auch nicht weiter schlimm ist, da wir uns auf einen guten Mittelweg einigen können.

Da kann ich Dich gut verstehen. Immerhin kommen zu Konzerten allerhand Leute, die weder mit der Musik oder den Hintergründen der jeweiligen Band vertraut sind und die im schlimmsten Fall rein gar nichts mit den dargebotenen Stücken anfangen können. Vielen – so scheint es manchmal - geht es auch leider mehr ums Saufen als um die Musik. Gerade auf Festivals bemerkt man das extrem. Ich finde es sowieso sehr schade, wenn ich sehe, wie viele Leute das Klischeebild, das die Leute von uns „Langhaarigen“ haben, auch noch bestätigen. Thema Sound: Auch da kann ich es verstehen, wie unbefriedigend diese Livesituation für einen Musiker sein muss. Schließlich will man die eigene Kunst bestmöglich zelebrieren können. Das bringt mich auch gleich auf eine weitere Frage: Du selbst kennst Dich mit diesem Thema und vor allem Recording doch sehr gut aus. Warum seid ihr in ein Studio gegangen, um euren Teil der „Conspiracy“ Split aufzunehmen?

Nun die Entscheidung dazu kam nach einer negativen Erfahrung in einem Amateur-Studio. Dort haben wir versucht, die Conspiracy Songs in ein entsprechendes Soundgewand zu kleiden, was kläglich gescheitert ist... warum möchte ich nicht weiter ausführen... an mangelnden Vorstellungen unsererseits, unserem musikalischen Können oder unserem Equipment lag es jedenfalls nicht. Danach hatten wir die Schnauze gestrichen voll und haben uns zu einem Prerecording in die eigenen vier Wänden zurückgezogen. Das war wie zu Demo-Zeiten. Entspannt und mit genau der Atmosphäre die eine Aufnahme und deren Erstellung braucht. Teilweise mag ich das Prerecording der Conspiracy Songs mehr als die endgültige Aufnahme. Allerdings wollten wir nicht noch mal Zeit für ein Nichtgelingen investieren und entschlossen uns lieber Geld für ein Studio hinzulegen, als uns erneut ärgern zu müssen. Ja, wie Du schon sagst, beschäftige ich mich aus Interesse mit Aufnahmetechnik... allerdings wären wir bei den Aufnahmen der Conspiracy vermutlich nicht in der Lage gewesen diese selbst zu machen. Nicht weil es an Know How, Räumlichkeiten oder Equipment gefehlt hätte, sondern einfach weil wir keine Lust hatten, noch mal Zeit mit Experimenten zu verbringen. Wenn man gereizt ist, weil man die eigenen Stücke, die einem alles bedeuten, in einem Sound hören muss der unwürdig ist, dann kann einem sehr schnell der Kragen platzen... und dann trifft man als Band Entscheidungen, die eine Wiederholung eines solchen Mülls effektiv verhindern.

Eure Art des Black Metals ist sehr atmosphärisch und teilweise auch träumerisch. Diese Stimmung erzeugt ihr unter anderem auch durch die Verwendung eines Keyboards. Gerade im Black Metal ist dieses Instrument oftmals verpönt. Was entgegnet ihr den Leuten, die die Musik gleich als schlecht befinden, nur weil dieses Instrument ein Teil von dieser ist?

Das Keyboard ist schon seit Anfang an eher ein Instrument, das den Songs den letzten Schliff gibt und manchmal noch eine Stimme hinzufügt, die alles noch dichter und intensiver macht. Ich persönlich mag auch Musik die komplett mit Synthesizern erzeugt wurde, solange sie mich berührt und mir etwas gibt. Im Grunde ist jede Klang erzeugende Quelle geeignet, um sich mit ihr auszudrücken. Allerdings gibt es manche, die eine enorme Bandbreite zulassen – Synthesizer zählen hier eindeutig dazu!

Um noch mal auf Konzerte zurückzukommen: Wann und wo kann man euch das nächste Mal live sehen?

Am 07.09. spielen wir zusammen mit Farsot und Helrunar im Steinbruch Musiktheater in Darmstadt. Am 08.11. auf dem Brutal Brutality Festival in Erlenbach am Main. Hier werden Darkened Nocturn Slaughtercult und Besatt mit dabei sein. Eine Woche später, also am 15.11. werden wir in Speyer auf der Knüppelnacht auftreten. Wahrscheinlich wird es auf den Konzerten auch zwei Songs von der nächsten Veröffentlichung zu hören geben....

Ok, somit wären wir auch schon am Ende des Interviews angelangt. Ich möchte mich bei Euch bedanken, denn es hat mir wirklich sehr viel Spaß gemacht, Eure Antworten zu lesen und darauf einzugehen. Die Tiefgründigkeit, die Eurer Musik und Euren Texten innewohnt, ist auch bei der Beantwortung meiner Fragen zum Tragen gekommen. Bei dem einen oder anderen Livegig werde ich sicher auch im Publikum sein. Außerdem bin ich schon jetzt gespannt, wann es wieder etwas von Euch zu hören gibt und wohin die musikalische Reise Euch führen wird! Die letzten Worte gehören standartgemäß Euch!

Wir möchten Dir auch für das Interview und Dein Interesse danken! Die Fragen ließen sich so auslegen, dass wir das sagen konnten, was wir sagen wollten! Ich hoffe es werden sich einige Menschen die Mühe machen, das Geschriebene zu lesen und darüber nachzudenken. Wer Interesse an Weird Fate hat, der wird einen Weg finden uns zu kontaktieren.
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