DIMENSION ZERO sind mit einem neuen Album am Start, welches schon jetzt zu einem der stärksten Melodic Death Metal-Alben dieses Jahres gehört. Grund genug mit einem äußerst gut gelaunten Jocke Gothberg ein wenig ausführlicher über das Album, die Menschheit und Filesharing zu sprechen.

Benjamin: Ihr habt ein neues Album herausgebracht und zu allererst würde ich gerne von Dir wissen, wie Du es in ein-zwei Wörtern beschreiben würdest!

Joackim: (lacht) Anstrengend und kompakt!

Warum?

Nun, das Album ist wohl genau das, was man sich unter dem Begriff von wahrem "Metal" vorstellt. Die Songs sind auf eine gewisse Art und Weise sehr stark, massiv und eben kompakt. Es gibt nichts, was hier nicht hingehört. Das betrifft vor allem auch die Songs.

Der Titel des Albums lautet: "He Who Shall Not Bleed". Warum habt ihr gerade diesen Titel gewählt?

(überlegt lange) Die Antwort lässt sich denke ich in den Lyrics finden. Wenn Du sie dir einmal durchliest, wirst Du sehen, dass sie sich fast ausschließlich mit misanthropischen Themen beschäftigen. Dementsprechend ist das Blut so etwas wie eine Metapher für die Menschheit als Ganzes, die sich in einem fortdauernden Kampf befindet. Wir wollen nicht bluten!

Die Japaner konnten das Album schon ein Jahr vor uns genießen. Wie kommt es, dass man in Europa ein Jahr länger mit der Veröffentlichung gewartet hat?

(lacht) Da ist uns eine ganz große Scheiße passiert. Wir hatten keinen Plattenvertrag und haben einfach mal mit den Aufnahmen begonnen, weil wir dachten, dass wir so oder so später noch einen bekommen würden. Es stellte sich aber heraus, dass das eine ziemlich beschissene Idee war. Denn irgendwann waren wir dann mit den Aufnahmen fertig und standen ohne da. So hat sich das Ganze bis jetzt verzögert, da diese ganzen Promotionsdinge und so auch ihre Zeit brauchen. Die Veröffentlichung zum jetzigen Zeitpunkt ist eigentlich der frühstmögliche Zeitpunkt.
Wir werden so etwas aber nie wieder machen, versprochen. (lacht)

Schon nach wenigen Hördurchgängen drängt sich dem Hörer ein musikalischer Einfluss auf: AT THE GATES. Inwieweit ist die Band für euch eine Inspirationsquelle gewesen?

Nein, das kann man so eigentlich nicht sagen! Als wir DIMENSION ZERO ins Leben gerufen haben, was so um 1995 gewesen müsste, war AT THE GATES mit Sicherheit noch nicht die Band, die sie heute ist. Sie waren noch nicht so berühmt und die meisten bei uns in der Band hatten sie bis dahin nicht einmal gehört. Das kam erst später. Ich würde unsere musikalischen Einflüsse eher im Thrash Metal sehen. Bands wie EXODUS haben für uns eine große Inspirationsquelle dargestellt.

Und wie sieht es mit musikalischen Ähnlichkeiten aus?

Die könnten durchaus vorhanden sein! Ich denke, es liegt einfach an Jesper, der diese Art von Musik in den Genen hat. (lacht)
Ich selbst habe AT THE GATES schon seit der "With Fear I Kiss The Burning Darkness" gehört, was ein wirklich cooles Album war. Die Alben davor konnte man eher in der Pfeife rauchen.

Es gibt da ja noch einen anderen Vergleich, der sehr oft in Verbindung mit DIMENSION ZERO genannt wird. Wie würdest Du die Parallelen zwischen DIMENSION ZERO und IN FLAMES beurteilen?

Ich muss Dir ehrlich sagen, dass ich diese ganzen Vergleiche von Musikgruppen nicht so gut finde. Okay, Menschen brauchen Vergleiche, Menschen müssen vergleichen. Anders würden sie wohl kaum den Weg zu einer neuen Band und deren Musik finden, die sie bis dahin noch nicht kennen. Das ist einfach menschlich. Ich denke, der Vergleich zwischen DIMENSION ZERO und IN FLAMES hat überhaupt nur noch Bestand, weil Jesper in unserer Band ist. Aber ich sehe keine musikalischen Ähnlichkeiten. Unsere Musik hat weder etwas mit den alten noch mit den neuen IN FLAMES zu tun.

Wo Du es schon ansprichst… bevorzugst Du das alte oder das neue IN FLAMES?

Das Neue! Definitiv. Ehrlich gesagt mag ich die alten IN FLAMES-Alben bis heute nicht, aber ab der "Reroute To Remain" haben sie einen neuen, eigenen Stil kreiert, der mir sehr gut gefällt.

Ihr seid alle noch in einem Hauptprojekt tätig. Wie ist es, wenn ihr nach langer Zeit wieder mit DIMENSION ZERO ins Studio geht? Bekommt man die Einflüsse und Gewohnheiten überhaupt aus dem Kopf?

Unsere eigentlichen Bands haben in Bezug zu DIMENSION ZERO erstmal die Funktion, dass es DIMENSION ZERO ohne sie gar nicht geben würde – zumindest nicht in der Form, in der wie heute musizieren. Wir alle spielen in unseren Bands einen völlig anderen Musikstil, was aber auch beabsichtigt und Sinn der Sache ist. Die Band gibt es doch gerade deshalb, weil wir etwas anderes ausprobieren wollten.

Also könnte man es auch so formulieren, dass ihr Ferien von euren Hauptacts machen wollt?

(lacht) Ja, ich denke, das ist eine ganz nette und zutreffende Umschreibung.

Wie fühlt es sich an in einem Hauptact zu spielen und dann noch ein Nebenprojekt am Laufen zu haben? Oder würdest Du DIMENSION ZERO gar nicht als ein Nebenprojekt definieren?

Mit der Kategorisierung "Nebenprojekt" kann ich mich auch nur schwer anfreunden (überlegt). Man kann es so sagen, dass DIMENSION ZERO ein fauler Hauptact ist, der nicht allzu viel arbeitet (lacht). Aber ernsthaft: Wir machen hier genauso Musik und nehmen Alben auf wie jede andere Band auch. Das nehmen wir da auch sehr ernst, was heißt, wenn wir uns treffen, dann sind wir zu 100% auf DIMENSION ZERO fokussiert.

Ist es so, wie man es sich vielleicht von außen vorstellt, dass Jesper der Kopf hinter all dem ist und sagt wo es lang geht oder besteht kollektives Mitspracherecht?

Jesper wird immer als der große "Mastermind" dargestellt (lacht). Aber so ist er nicht. Er ist ein toller Typ, mit dem man super zusammenarbeiten kann, kein bisschen egoistisch und so. Wir besprechen die Songs alle zusammen und wenn einer von uns ein Problem mit etwas hat, dann kommt das – bis auf eine Ausnahme – auch nicht auf die Platte.

Jetzt bin ich auf die Ausnahme gespannt...

(lacht) Es gibt da einen Song auf dem "This Is Hell" Album, den ich abgrundtief hasse und der trotzdem aufgenommen wurde: "This Light". Es stand 3 zu 1. Da kann man dann nichts gegen machen.

Den muss ich mir gleich noch mal unter diesem neuen Gesichtspunkt anhören!

(lacht) Mach das! Aber stell Dich auf einen langen Abend ein, denn danach wirst Du nicht mehr schlafen können!

"He Who Shall Not Bleed" erscheint mir melodischer als eure vorigen Werke, die eher noch im Thrash verankert waren. Wie würdest Du diesen Wandel erklären?

Ich finde, dass wir heute sehr viel mehr Thrash spielen als damals! Klar, das Album hat, wie Du schon sagst, sehr viel mehr Melodien, die auch besonders hervorstechen. Aber das ist nicht alles! Siehst Du, die meisten Menschen schmeißen eine CD in ihren CD-Player, hören sie einmal durch und fragen sich dann, was sie da eigentlich gehört haben. Das "Was" wird meistens durch die Melodien beantwortet, weil diese sich schon sehr früh im Gehörgang festsetzen und auch für jedermann zugänglich sind. Dabei steckt hinter der Musik doch viel mehr! Hört man die CD dann ein zweites, drittes und zehntes Mal, wird man noch viel mehr entdecken, was einem zuvor vielleicht nicht aufgefallen ist.

Was ist Dein Lieblingssong vom neuen Album?

Da gibt es einige. Da wären der Titeltrack, "Paler Shade Of White" und außerdem noch der letzte Song. Ich denke, die sind wirklich cool.

Ich gebe zu, mit "Way To Shine" hätte ich nun wirklich nicht gerechnet. Warum gerade dieser?

(lacht) Warum nicht?

Naja, er fällt im Vergleich zu den anderen Songs doch ein wenig aus dem Muster...

Da hast Du Recht! Es war Jespers Idee. Der Song mag zwar ein wenig anders klingen, wurde aber trotzdem von den gleichen Künstlern geschrieben, die auch für die anderen Songs verantwortlich sind. Ich denke, der Song wird die Meinungen der Hörer spalten, aber es kann auch nicht schaden mal ein bisschen zu experimentieren. "Way To Shine" ist sehr cool geworden, aber für meinen Teil ist damit das Experimentelle auch abgedeckt und es müssen nicht unbedingt noch mehr werden (lacht)

Was verbirgt sich hinter dem Namen DIMENSION ZERO?

Die DIMENSION ZERO ist die Welt, in der wir leben. Irgendein Platz in Raum und Zeit, der eigentlich gar nicht existiert, was wiederum ironisch ist, da wir ja nun doch eigentlich existieren. Ich hatte die Idee für den Namen, nachdem wir AGENT ORANGE verworfen hatten.

Wie kam es eigentlich dazu?

Nun wir hatten uns den Namen als Anleihe an das gleichnamige SODOM-Album ausgedacht. Haben dann aber festgestellt, dass sich zu diesem Zeitpunkt auch eine Hardcore-Band so benannt hat, was für uns schon Grund genug war, einen anderen Namen zu wählen.

Können wir in nächster Zeit vielleicht sogar so etwas wie eine DIMENSION ZERO-Tour erwarten? Vielleicht sogar in Deutschland?

Es ist generell sehr schwer für uns überhaupt zusammen aufzutreten. Jeder ist mit der anderen Band immer irgendwo unterwegs und da fällt es schwer Zeit zu finden. Von daher: Keine Ahnung! Ich hoffe es aber, es wäre wirklich eine coole Sache. Demnächst werden wir das Video zu "He Who Shall Not Bleed" aufnehmen, allerdings steht da auch erst das Grundmuster und man muss sich wohl noch ein paar Gedanken machen, bis man damit fertig wird.

Lassen wir die Band nun mal ein bisschen außen vor und sprechen über Dich. Du hast schon in vielen Bands gespielt. Gibt es da eine Zeit, die Du besonders in Erinnerung halten wirst?

Eigentlich nur das Jetzt! Die Vergangenheit ist Vergangenheit und man sollte es dabei auch belassen. Ich bin wirklich sehr stolz auf alles, was ich gemacht habe, aber ich fühle mich im Moment einfach nur gut mit den NIFTERS und DIMENSION ZERO. Auch denke ich, dass das Leben ein Fortschritt und Bewegung ist, weshalb man es sich eigentlich gar nicht leisten kann an einem bestimmten Punkt in der Vergangenheit zu verweilen.

Diese Woche gab es in den USA eine große Gerichtsverhandlung. Ein Filesharer wurde wegen 12 Songs zu 40.500 Dollar Strafe verurteilt. Wie ist Deine Haltung zu Filesharing?

Ich sag es mal so: Wäre ich METALLICA würde es mich wirklich stören, denn die Jungs verlieren dadurch Geld. Aber da ich in DIMENSION ZERO bin, würde ich mich im Moment eher dafür aussprechen, da es uns zu größerer Bekanntheit hilft. Letztlich kann ich aber beide Seiten verstehen. Auch wenn man mit der Höhe der Straße wohl einen Präzedenzfall schaffen wollte.

Das wäre dann alles von meiner Seite. Vielen Dank für das Interview! Die letzten Worte gehören Dir.

Ich danke Dir! Wir haben bald mit "He Who Shall Not Bleed" ein sehr zufrieden stellendes Album auf den Markt gebracht, wo ich sehr stolz drauf bin. Geht am 15. September in die Plattenläden und kauft es euch!