Doom Metal: Echte Prinzipien, wahre Hingabe und ehrliche Musik


Interview mit Dawn Of Winter
Doom Metal aus Deutschland - Ludwigsburg/Remseck, Baden-Württemberg
Erst kürzlich brachte unsere heimischen Doom Veteranen von DAWN OF WINTER eine neue Platte heraus. "The Peaceful Dead" konnte mich durchaus begeistern und so nahmen Kollege Schweigert und ich uns Sänger Gerrit zur Brust, um ihm unter anderem ein paar Antworten zum neuen Album zu entlocken.

Stefan: Zwischen eurem letzten Full Length Album und "The Peaceful Dead" sind geschlagene 10 Jahre ins Land gezogen. Welche Gründe führten zu dieser langen Wartezeit auf ein neues Album von euch?


Unser Hauptproblem ist die Zeit. Es ist ein nahezu aussichtsloses Unterfangen mit DOW einen Probetermin zu vereinbaren, da wir alle mit unseren anderen Bands, Familien und vor allem Jobs unfassbar
eingespannt sind. Zudem benötigt die Musik von DOW eben eine gewisse Ruhe und Entspannung in der
Herangehenweise. Da kann man nicht so einfach mal so zwischendurch ein paar Songs machen. Als wir aber dann dennoch endlich die Songs fertig hatten, war es ebenso aufwändig, einen Studiotermin zu arrangieren. Ich bin jedenfalls sehr froh, dass das Album endlich im Kasten und veröffentlicht ist.

Falk: Welches war Dein Hauptziel, als Du Dich entschieden hast, ernsthaft Musik zu machen? Was davon hast Du schon erreicht?

Ich habe mir nie wirklich Gedanken darüber gemacht, ob das mit der Musik nun ernsthaft ist oder nicht. Mein Hauptziel war lediglich immer die Musik zu spielen, die ich persönlich nun mal am liebsten mag und die mich glücklich macht. Als Ende der 80er so gut wie niemand mehr reinrassigen Doom spielte, beschloß ich mit DOW genau das zu machen. Genau das gleiche war es 1996 mit Sacred Steel. Der traditionelle Metal war am Boden und ich wollte dazu beitragen, dass diese Art des Metal nicht komplett untergeht.
Errecht habe ich alle meine Ziele, da ich ausser Musik zu machen und zu veröffentlichen keine weiteren größeren Ziele hatte.

Stefan: Über welchen Zeitraum hinweg entstanden die Songs zu "The Peaceful Dead"

Irgendwann so zwischen 2003 und 2006 wurde der Großteil zusammengetragen. 2007 hatten wir dann aufgrund unserer Probleme, einen Termin für das Studio zu finden, noch die Möglichkeit das ein oder andere zu verändern, was im Nachhinein betrachtet sicher gut so war.

Stefan: Ihr habt nun ein bekanntes Label hinter euch stehen. Erzählt doch mal, wie es zu dem Deal mit Massacre Records kam!?

Ganz einfach: Ich bin mit Sacred Steel und Jörg mit My Darkest Hate dort unter Vertrag.
Das Label hatte also auch die Option unser gemeinsames Doom-Baby zu veröffentlichen.Diese Option haben dann auch Massacre wahrgenommen. Für uns war das natürlich eine schöne Sache. Einerseits kennen wir die Massacre-Leute gut und wissen was Sie leisten können, andererseits entfiel die lästige Labelsuche.

Stefan: Doom Metal hat in den letzten Jahren wahrhaft einen zweiten Frühling erlebt. Wo seht ihr die Gründe für diese steigende Popularität dieses Genres?

Ich sehe den Hauptgrund darin, dass der Doom Metal auf echten Prinzipien, wahrer Hingabe und ehrlicher Musik an sich beruht. Hier gibt es weder Hypes, noch Trendreiter, noch identitätslose Clones. Der Doom ist trotz seines ewigen Mauerblümchendaseins gewachsen und in sich gefestigt. Die Bands unterstützen sich gegenseitig und die Musiker sind ausnahmslos alle selbst Fans. In Zeiten in denen andere Subgenres des Metal an Glaubwürdigkeit verlieren oder sich die Bands nur noch stumpf selbst kopieren, suchen die Leute eben nach Alternativen, die authentischer und realer und somit fundierter und weniger oberflächlich sind.

Falk: Ist Leidenschaft aus Deiner Sicht eher eine positive oder negative
Eigenschaft bei Menschen? Wieso?


Leidenschaft ist mit die beste Eigenschaft überhaupt. Ohne Leidenschaft wären wir doch alle nur lethargische Seelenkrüppel, die mit der Fernbedienung in der Hand durch das hiesige Deppenfernehen zappen. Klar kann Leidenschaft auch zu Fanatismus führen, ich nehme mich da selbst auch gar nicht aus, denn ich bin fanatischer Metaller. Allerdings missioniere ich nicht und gehe keinem mit meinen Überzeugungen auf die Nerven, sofern ich nicht danach gefragt werde.

Stefan: Wo seht ihr eure Zielgruppe? Hören eure Musik eher die alteingesessenen Metalheads oder ziehen eure Klänge und Konzerte auch zunehmend jüngeres Publikum an?

Keine Ahnung. Da wir so gut wie nie live spielen und ich mich dann, gerade bei DOW, nur auf mich selbst und meinen Gesang konzentriere, weiß ich gar
nicht genau, wen wir eigentlich mit unserer Musik ansprechen. Die Zielgruppe dürfte aber klar umrissen sein: Die Hard Doomheads. Ob das aber jetzt Studenten, Hausfrauen oder andere Leute sind, weiß ich nicht. Im traditionellen Metal und im Doom gibt es aber durchaus auch jüngeren Nachwuchs. Das lässt doch hoffen.

Stefan: In einigen Print- und Onlinemedien, in denen euer neues Album besprochen wurde, las man immer wieder mal etwas von einer schlechten Produktion. Diesen Kritikpunkt kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Wie seht ihr das? Sind heutige ?Metalohren? doch auch schon zu viel Plastikproduktionen gewohnt?

Nun, Hörgewohnheiten sind halt unterschiedlich. Wir wollten nunmal keine aalglatte, moderne Produktion sondern eine ruhig auch etwas sperrige, lebendige Platte. Für mich klingt die Platte gut, mir fehlt lediglich etwas der Bass. Da konnte der Achim aber nichts mehr retten, da die Basspuren mit meinem Uraltbass eingespielt wurden, der einfach mies klingt. Da hätten wir uns wohl besser ein anderes Langholz irgendwo ausgeliehen. Ich finde prinzipiell jede Art von Reaktion gut, ob positiv oder negativ. Recht machen kann man es sowiso nie allen. Außerdem hat in der heutigen, virtuellen Zeit nun mal wirklich JEDER eine Meinung und tut die auch in irgendwelchen Foren kund. Da muss man nicht alles auf die Goldwaage legen. Kritiken schreibt ja heute auch jeder Hinz und Kunz.

Stefan: Liveauftritte sind bei DAWN OF WINTER eher die Seltenheit. Wird sich daran in Zukunft etwas ändern? Wann ist der nächste Livegig vorgesehen?

Daran wird sich wohl nichts ändern, da wir immer noch keine Zeit für nichts haben. Ich wäre schon froh, wenn wir wie geplant im April wieder mit einigermaßen regelmäßigen Proben anfangen würden.

Falk: Für viele Menschen eröffnet Musik die Möglichkeit einer Art Flucht aus dem Alltag, ganz egal ob man aktiv an deren Entstehung beteiligt ist oder passiv konsumiert. Was machst du, im nicht nur virtuell mal der Welt ein paar Tage den Rücken zu kehren? Wo machst Du beispielsweise gerne
Urlaub?


Ich habe leider weder die Zeit noch das Geld mir einen Urlaub zu leisten. Das letzte mal war ich vor 7 Jahren im Urlaub und das war ziemlich mies.
Da bleibe ich lieber daheim. Wenn wir mit Sacred Steel im europäischen Ausland spielen langt mir das als Ausgleich zu meinem Arbeitsalltag. Wenn ich aber Zeit und Geld hätte, würde ich mir gerne mal ein paar Tage in Irland gönnen.

Okay, das war´s auch schon. Vielen Dank und viel Erfolg mit DAWN OF WINTER! Die letzten Worte gehören Dir.

Danke für das Interview und die Unterstützung.
Stay heavy!
Gerrit
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