Von Radiogalaxien, Morgenbier mit Internetfans & Verboten der Freundin
Interview mit Centaurus-A
Death Metal aus Deutschland - Bonn
Death Metal aus Deutschland - Bonn
Bereits seit einigen Jahren hat sich die Bonn – Köln Connection namens CENTAURUS-A in der Region einen Namen gemacht als Death Metal Band am technischen Puls der Zeit, die auch dazu in der Lage ist, das Gemetzel auf der Bühne adäquat umzusetzen. Trotz dieser guten Ausgangsbasis war die Labelsuche, wie es bei aus dem Rahmen fallenden Bands nicht nur heute öfters der Fall ist, kein fröhlich-lockeres Sondieren der Angebotsberge sondern eine langwierige, nicht unkomplizierte Angelegenheit. Über dieses Thema und einige andere mehr habe ich mit den drei freundlichen & aufgeschlossenen Zentauren Johannes (voc), Michael (bass) und Hernan (git) gesprochen.
Fangen wir sozusagen bei der Basis an. Sind irgendwelche Astronomen unter euch oder wie kommt es zu dem Namen CENTAURUS-A, der (ebenfalls) die nächstgelegene Radiogalaxie bezeichnet und was soll uns der Name sagen?
Michael: Bei der Suche nach einem geeigneten Bandnamen sind wir auf die Radiogalaxie CENTAURUS-A gestoßen, die vor einigen 100 Millionen Jahren eine Kollision mit einer kleinen Spiralgalaxie hatte und diese vollständig verschlag. Diese Energie passt sinnbildlich zu unserer Musik und auch wir vereinigen viele verschiedene Einflüsse & Stile zu unserem Tech Death Metal Sound.
Nach der Veröffentlichung des letzten Vier-Trackers „Narcotic“ ist es zumindest plattentechnisch einige Zeit still um euch gewesen. Dann habt ihr das Album bei Jacob Hansen in Dänemark eingespielt und wieder ist eine Menge Wasser im Rhein vorbeigeflossen, bevor dann doch das Album da war. Erzählt mal, wie das alles so gelaufen und gekommen ist.
M: Nach „Narcotic“ war uns klar, dass beim nächsten Release vom Sound her einfach mehr kommen muss, und weil uns der skandinavische Sound gefällt, haben wir uns an Jacob gewandt, dem „Narcotic“ auch zugesagt hat. Weil wir damals noch alle Studenten waren, war aber im Vorfeld zuerst natürlich mal Sparen angesagt. Das Aufnehmen selber war dann klasse, weil Jacob nicht nur superprofessionell und nett ist, sondern auch effektiv. Wir haben das Album nicht in einem Rutsch aufgenommen, sondern zuerst die Drums an vier Tagen im April 2007 und dann den Rest in einer Woche im Herbst. Ende Januar 2008 war das Album dann soweit fertig und wir haben angefangen Promos an zig Labels zu verschicken, aber erst ab Sommer waren wir dann im konkreten Kontakt mit ein paar wenigen, dafür aber umso interessierteren Labels.
Johannes: Es war zeitweise wirklich frustrierend, dass es so wenig Resonanz auf das verschickte Album gab. Zeitweise waren wir fast schon froh über Absagen, weil es immerhin irgendeine Form von Resonanz bzw. Antwort war.
M: Für Listenable hat dann im Endeffekt gesprochen, dass sie in Europa wesentlich präsenter sind als das andere Angebot, das in der letzten Auswahl war.
Soweit ich es gesehen habe, waren die Resonanzen bisher ausgesprochen positiv. Wie habt ihr persönlich denn die Zeit um und direkt nach dem Release Anfang März wahrgenommen bzw. was waren eure Aufgaben?
M: Im März und April waren wir hauptsächlich mit Interviews beschäftigt. Es hat sich auch zu unseren Gunsten ausgewirkt, dass unser Albumrelease in der Nähe des OBSCURA Veröffentlichungsdatums lag, obwohl wir die immer wieder angesprochene Ähnlichkeit gar nicht so deutlich wahrnehmen bzw. sie uns nicht so bewusst war und ist, weil wir wesentlich Thrash-beeinflusster sind.
J: Im Mai und Juni hatten wir auch noch eine Menge zu tun, zumal dann die Festivalauftritte auf dem Legacy & dem Metalcamp anstanden.
M: Der Plattenvertrag war beim Booking schon hilfreich, zumal wir auch wirklich gute Spielzeiten hatten.
Kommen wir mal mehr direkt auf das Album zu sprechen. Johannes, wer ist die „Praying Mantis“? Und gibt es im Video (Siehe hier) einen Beschleunigungseffekt oder hat nur die Darstellung an meinem PC gesponnen?
J: Ich hab beim Schreiben wirklich versucht, mir die Sicht des männlichen Gottesanbeters vorzustellen, der bekanntlich nach dem Akt von der Gottesanbeterin aufgefressen wird. Natürlich lässt sich das aber auch vieldeutig auf menschliche Situationen ummünzen, da lasse ich aber die Zuhörer selbst entscheiden, wie sie es deuten wollen. Der Effekt im Video kommt daher, dass wir das Lied bei einem Take auf halber Geschwindigkeit gespielt haben, es nachher aber auf die Originalgeschwindigkeit angeglichen wurde.
M: Das ist als Kontrast zu den verbreiteten Slow Motion Einstellungen gedacht.
J: Wir wollten extra nichts total Abgefahrenes machen, was dann eventuell nichts mehr mit der Musik zu tun hat.
M: Ursprünglich waren auch kleine Zwischenschnitte mit Bildern einer Gottesanbeterin angedacht, aber wir haben dann drauf verzichtet und lieber ein reines Performance Video gemacht.
Den Text zu „Drop Off“ kann man, ohne sich abenteuerlichen Deutungen hinzugeben, quasi als Zusammenfassung der Bandgeschichte lesen. Zumindest gibt es doch einige Parallelen...
J: Die Bandgeschichte lag für mich nicht im Fokus beim Schreiben des Textes. Es geht mehr allgemein darum, dass man Rückschläge verkraften, weitermachen und neue Motivation finden muss. Da steckt alles mit drin, und auch wenn es nicht auf die Band gemünzt war, funktioniert die von dir angesprochene Lesart natürlich.
Generell fällt auf, dass deine Texte nicht dem vermeintlich üblichen Death & Gore Schema des Death Metal folgen, sondern eher sozialkritische Anklänge haben, die man sonst meist eher im Thrash findet, z.B. auch bei „Incident / Accident“ und „Dripping Red Canvas“.
M (lacht): Das liegt daran, dass seine Freundin ihm das verboten hat.
Hernan (lachend): Das stimmt!
J: Ich schreibe auch keine klassischen Death Metal Texte, weil die mir oft zu wenig Inhalt haben. Und im Grunde bin ich eben auch ein alter Thrasher.
M: Wie wir alle eigentlich.
J: Die Gesangsstrukturen sind ebenso thrashig, ich liebe den Thrash halt.
M: Das war keine bewusste Wahl, das ist einfach im Laufe der Zeit so gewachsen.
J: Ein Text muss für mich auch nicht unbedingt eine Botschaft haben, aber die Texte sind mir grundsätzlich wichtig.
M: Es ist auch wichtig, dass die Band dahinter steht.
Jetzt, wo das Album endlich veröffentlicht ist und die ersten (Festival-)Auftritte positiv verlaufen sind, wäre es doch eigentlich mal Zeit für eine ausgedehntere Tour...
M: Listenable bemüht sich nach ihren Möglichkeiten mit der Vermittlung von Kontakten etc., können selbst aber nur im Rahmen unterstützen. Der Name CENTAURUS-A ist einfach noch nicht groß genug trotz der langen Geschichte, auch weil wir nicht schon über Jahre überall und jederzeit gespielt haben.
Aktuelle Ergänzung:Allerdings arbeiten wir seit wenigen Wochen mit der Booking Agentur Blast Corpse Promotion zusammen und hoffen, zukünftig mal auf eine Tour aufspringen zu können.
Wie ihr selbst gesagt habt, ist „Side Effects Expected“ schon einige Zeit im Kasten. Also habt ihr doch bestimmt schon neues Material am Start, oder?
H: Zwei bis drei Lieder sind größtenteils fertig. Wir wollen unseren Charakter beibehalten, aber gleichzeitig Neues einbinden. Mitte 2010 soll das Material dann soweit fertig sein, dass wir bald wieder ins Studio gehen können.
M: Wo wir ins Studio gehen wollen, ist noch nicht ganz klar. Wir haben zwar schon massig Riffs und Ideen, aber es ist längst noch nicht alles zusammengebaut.
J: Wir wollen versuchen, noch einen draufzusetzen, in dem wir neue Elemente einbauen, ohne alles Alte über Bord zu werfen.
Dann kommen wir zu einem anderen Thema, das heutzutage eine immer größere Rolle spielt, gerade für eine vergleichsweise kleine Band. Wie seht ihr die Rolle des Internet und welche Bedeutung hat es auch für CENTAURUS-A?
H: 80% läuft heute übers Netz.
M: Das Internet ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es eine Supermöglichkeit zur Promotion für eine kleine Band, aber die weltweite Flut ist auch so groß, dass der Überblick bei den ganzen Möglichkeiten fast verloren geht. Es ist ein gutes Instrument, um Nähe mit den Fans aufzubauen, aber andererseits existiert das Dilemma, wie man den Trends entkommen und gleichzeitig viele Leute locken bzw. sich gegen Trendschwimmer durchsetzen kann.
J: Das Nachlesen der Meinungsvielfalt in & aus der ganzen Welt ist interessant und auch, dass Nähe nicht nur von Fans sondern auch zu Fans möglich ist bzw. zustande kommt.
M: Auf dem Metalcamp zum Beispiel haben wir morgens um 5 Uhr am Strand mit einigen Jungs aus Manchester geredet, die – wie sich dann rausstellte – richtige CENTAURUS-A Fans waren.
J: Dann hat einer von denen gleich einen Kumpel zu Hause angerufen, um zu erzählen, mit wem er gerade Bier trinkt.
M: In den USA hat das noch eine ganz andere Größe und wir haben da eine ganz andere Resonanz und eine Menge positives Feedback bekommen.
J: Durch die weltweite Veröffentlichung und Medienpräsenz gab es zum Beispiel auch eine Menge Feedback aus Australien.
M: Und durch Listenable gibt es natürlich auch viele Kontakte nach Frankreich.
Habt ihr eigentlich irgendwelche musikalischen Vorbilder?
M: Als wir 2000 angefangen haben, wollten wir schon einen unkonventionelleren Stil spielen, haben aber keine Band als Orientierungspunkt gehabt. Zur Zeit des 2. Demos („Nimbus“, 2001) haben wir viel CRYPTOPSY „Whisper Supremacy“ gehört, aber richtige Leitbilder oder eine konkrete Marschrichtung haben wir uns bewusst nie vorgenommen. Im 1. Demo („Last Step Line“, 2000), das wir damals nach drei Monaten Bandbestehen eingespielt haben, haben wir schon versucht, ein bisschen eigene Struktur reinzubringen. Richtig neuer Schwung ist dann 2003 mit dem Einstieg von Hernan & Johannes in die Band gekommen, zumal wir dann auch mehr Umsetzungsmöglichkeiten für musikalische Ideen hatten.
Ihr seid seit vielen Jahren, auch in diversen anderen Bands, hier in der Region aktiv. Wie beurteilt oder seht ihr die Szene im Raum Köln / Bonn, quasi aus der Insiderposition?
M: Zum einen gibt es viele langjährige Bandkontakte und auch sonst gehört das hier nicht zu den schlechtesten Szenen, auch konzerttechnisch mit & von Bands von hier wie das R(h)ein in die Fresse von JACK SLATER oder das Brainslaughter.
J: Ich bin auch ein alter Bonner, hab da in einer Thrash Band gespielt, und die Szene ist quasi komplett miteinander verwachsen. Es gibt munteres Tauschen in den Besetzungen aber auch sonst ist der Kontakt zwischen den Bands immer sehr freundschaftlich.
M: Ja, es gibt sehr wenig Konkurrenzdenken, sondern einfach offenen Kontakt.
J: Und wenn man ausgeht, trifft man auch ständig Leute aus anderen Bands.
H: Beim Stil gibt es schon eine Altersdifferenz.
M: Wobei das kein spezifisches Problem oder Phänomen hier ist, sondern ein generelles. Damals in den 80er & 90er Jahren gab es weniger Modebewusstsein, auch weil es kaum eine Wahl gab. Heute hat jeder andere Ideale und es gibt viele Trends & Richtungen.
J: Eine Szene & die Musik müssen sich ja auch weiterentwickeln.
M: Wobei die Qualität bei den technischen Fähigkeiten der neuen Bands heute höher ist als früher.
Dann kommen wir zum Schluss zu euren persönlichen Geschmäckern. Was für Musik hört ihr zu Hause?
M: Bei mir ist das sehr unterschiedlich. Ich bin offen für Metal wie auch Non Metal Sachen. Ich mag gerne schwedischen & dänischen Thrash / Death wie THE HAUNTED oder HATESPHERE, amerikanischen Techkram mit Polyrhythmik von THE FACELESS bis MESHUGGAH. Daneben NASUM. (Johannes & Hernan stimmen sofort zu.) Ich höre aber auch AT THE DRIVE IN oder TAKING BACK SUNDAY.
H: Ich beschäftige mich gern mit lateinamerikanischen Sachen mit klassischer Gitarre wie AGUSTIN BARRIOS und SABICAS, was auch großen Einfluss auf meine Soli hat, oder JOHN LEE HOOKER, der bei den Soli einfach mehr Feeling hat. Im Metal SEPULTURA, PANTERA, CANNIBAL CORPSE, TESTAMENT, daneben aber auch THE EXPLOITED.
J: Natürlich auch SEPULTURA und PANTERA. SODOM habe ich am Anfang geliebt, AT THE GATES & CARCASS (lautstarke Zustimmung der anderen beiden zu den zwei Bands) und den alten Schweden Sound von ENTOMBED und DISMEMBER mag ich gerne. Früher hab ich auch viel Black Metal gehört, jetzt aber seit Jahren eigentlich nicht mehr oder nur noch wenig. Neben Death Metal höre ich sonst noch einige melodische & schnelle Sachen wie STRUNG OUT & IGNITE.
Mit den weiteren musikalischen Empfehlungen JR EWING, MISTICIA, CAPHARNAUM, WITHIN Y & SCARRED im Gepäck endet für mich der unterhaltsame Abend, auch mit der Gewissheit, dass von CENTAURUS-A noch einiges zu erwarten sein wird.
Fangen wir sozusagen bei der Basis an. Sind irgendwelche Astronomen unter euch oder wie kommt es zu dem Namen CENTAURUS-A, der (ebenfalls) die nächstgelegene Radiogalaxie bezeichnet und was soll uns der Name sagen?
Michael: Bei der Suche nach einem geeigneten Bandnamen sind wir auf die Radiogalaxie CENTAURUS-A gestoßen, die vor einigen 100 Millionen Jahren eine Kollision mit einer kleinen Spiralgalaxie hatte und diese vollständig verschlag. Diese Energie passt sinnbildlich zu unserer Musik und auch wir vereinigen viele verschiedene Einflüsse & Stile zu unserem Tech Death Metal Sound.
M: Nach „Narcotic“ war uns klar, dass beim nächsten Release vom Sound her einfach mehr kommen muss, und weil uns der skandinavische Sound gefällt, haben wir uns an Jacob gewandt, dem „Narcotic“ auch zugesagt hat. Weil wir damals noch alle Studenten waren, war aber im Vorfeld zuerst natürlich mal Sparen angesagt. Das Aufnehmen selber war dann klasse, weil Jacob nicht nur superprofessionell und nett ist, sondern auch effektiv. Wir haben das Album nicht in einem Rutsch aufgenommen, sondern zuerst die Drums an vier Tagen im April 2007 und dann den Rest in einer Woche im Herbst. Ende Januar 2008 war das Album dann soweit fertig und wir haben angefangen Promos an zig Labels zu verschicken, aber erst ab Sommer waren wir dann im konkreten Kontakt mit ein paar wenigen, dafür aber umso interessierteren Labels.
Johannes: Es war zeitweise wirklich frustrierend, dass es so wenig Resonanz auf das verschickte Album gab. Zeitweise waren wir fast schon froh über Absagen, weil es immerhin irgendeine Form von Resonanz bzw. Antwort war.
M: Für Listenable hat dann im Endeffekt gesprochen, dass sie in Europa wesentlich präsenter sind als das andere Angebot, das in der letzten Auswahl war.
Soweit ich es gesehen habe, waren die Resonanzen bisher ausgesprochen positiv. Wie habt ihr persönlich denn die Zeit um und direkt nach dem Release Anfang März wahrgenommen bzw. was waren eure Aufgaben?
M: Im März und April waren wir hauptsächlich mit Interviews beschäftigt. Es hat sich auch zu unseren Gunsten ausgewirkt, dass unser Albumrelease in der Nähe des OBSCURA Veröffentlichungsdatums lag, obwohl wir die immer wieder angesprochene Ähnlichkeit gar nicht so deutlich wahrnehmen bzw. sie uns nicht so bewusst war und ist, weil wir wesentlich Thrash-beeinflusster sind.
J: Im Mai und Juni hatten wir auch noch eine Menge zu tun, zumal dann die Festivalauftritte auf dem Legacy & dem Metalcamp anstanden.
M: Der Plattenvertrag war beim Booking schon hilfreich, zumal wir auch wirklich gute Spielzeiten hatten.
Kommen wir mal mehr direkt auf das Album zu sprechen. Johannes, wer ist die „Praying Mantis“? Und gibt es im Video (Siehe hier) einen Beschleunigungseffekt oder hat nur die Darstellung an meinem PC gesponnen?
J: Ich hab beim Schreiben wirklich versucht, mir die Sicht des männlichen Gottesanbeters vorzustellen, der bekanntlich nach dem Akt von der Gottesanbeterin aufgefressen wird. Natürlich lässt sich das aber auch vieldeutig auf menschliche Situationen ummünzen, da lasse ich aber die Zuhörer selbst entscheiden, wie sie es deuten wollen. Der Effekt im Video kommt daher, dass wir das Lied bei einem Take auf halber Geschwindigkeit gespielt haben, es nachher aber auf die Originalgeschwindigkeit angeglichen wurde.
M: Das ist als Kontrast zu den verbreiteten Slow Motion Einstellungen gedacht.
J: Wir wollten extra nichts total Abgefahrenes machen, was dann eventuell nichts mehr mit der Musik zu tun hat.
M: Ursprünglich waren auch kleine Zwischenschnitte mit Bildern einer Gottesanbeterin angedacht, aber wir haben dann drauf verzichtet und lieber ein reines Performance Video gemacht.
J: Die Bandgeschichte lag für mich nicht im Fokus beim Schreiben des Textes. Es geht mehr allgemein darum, dass man Rückschläge verkraften, weitermachen und neue Motivation finden muss. Da steckt alles mit drin, und auch wenn es nicht auf die Band gemünzt war, funktioniert die von dir angesprochene Lesart natürlich.
Generell fällt auf, dass deine Texte nicht dem vermeintlich üblichen Death & Gore Schema des Death Metal folgen, sondern eher sozialkritische Anklänge haben, die man sonst meist eher im Thrash findet, z.B. auch bei „Incident / Accident“ und „Dripping Red Canvas“.
M (lacht): Das liegt daran, dass seine Freundin ihm das verboten hat.
Hernan (lachend): Das stimmt!
J: Ich schreibe auch keine klassischen Death Metal Texte, weil die mir oft zu wenig Inhalt haben. Und im Grunde bin ich eben auch ein alter Thrasher.
M: Wie wir alle eigentlich.
J: Die Gesangsstrukturen sind ebenso thrashig, ich liebe den Thrash halt.
M: Das war keine bewusste Wahl, das ist einfach im Laufe der Zeit so gewachsen.
J: Ein Text muss für mich auch nicht unbedingt eine Botschaft haben, aber die Texte sind mir grundsätzlich wichtig.
M: Es ist auch wichtig, dass die Band dahinter steht.
Jetzt, wo das Album endlich veröffentlicht ist und die ersten (Festival-)Auftritte positiv verlaufen sind, wäre es doch eigentlich mal Zeit für eine ausgedehntere Tour...
M: Listenable bemüht sich nach ihren Möglichkeiten mit der Vermittlung von Kontakten etc., können selbst aber nur im Rahmen unterstützen. Der Name CENTAURUS-A ist einfach noch nicht groß genug trotz der langen Geschichte, auch weil wir nicht schon über Jahre überall und jederzeit gespielt haben.
Aktuelle Ergänzung:Allerdings arbeiten wir seit wenigen Wochen mit der Booking Agentur Blast Corpse Promotion zusammen und hoffen, zukünftig mal auf eine Tour aufspringen zu können.
H: Zwei bis drei Lieder sind größtenteils fertig. Wir wollen unseren Charakter beibehalten, aber gleichzeitig Neues einbinden. Mitte 2010 soll das Material dann soweit fertig sein, dass wir bald wieder ins Studio gehen können.
M: Wo wir ins Studio gehen wollen, ist noch nicht ganz klar. Wir haben zwar schon massig Riffs und Ideen, aber es ist längst noch nicht alles zusammengebaut.
J: Wir wollen versuchen, noch einen draufzusetzen, in dem wir neue Elemente einbauen, ohne alles Alte über Bord zu werfen.
Dann kommen wir zu einem anderen Thema, das heutzutage eine immer größere Rolle spielt, gerade für eine vergleichsweise kleine Band. Wie seht ihr die Rolle des Internet und welche Bedeutung hat es auch für CENTAURUS-A?
H: 80% läuft heute übers Netz.
M: Das Internet ist ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es eine Supermöglichkeit zur Promotion für eine kleine Band, aber die weltweite Flut ist auch so groß, dass der Überblick bei den ganzen Möglichkeiten fast verloren geht. Es ist ein gutes Instrument, um Nähe mit den Fans aufzubauen, aber andererseits existiert das Dilemma, wie man den Trends entkommen und gleichzeitig viele Leute locken bzw. sich gegen Trendschwimmer durchsetzen kann.
J: Das Nachlesen der Meinungsvielfalt in & aus der ganzen Welt ist interessant und auch, dass Nähe nicht nur von Fans sondern auch zu Fans möglich ist bzw. zustande kommt.
M: Auf dem Metalcamp zum Beispiel haben wir morgens um 5 Uhr am Strand mit einigen Jungs aus Manchester geredet, die – wie sich dann rausstellte – richtige CENTAURUS-A Fans waren.
J: Dann hat einer von denen gleich einen Kumpel zu Hause angerufen, um zu erzählen, mit wem er gerade Bier trinkt.
M: In den USA hat das noch eine ganz andere Größe und wir haben da eine ganz andere Resonanz und eine Menge positives Feedback bekommen.
J: Durch die weltweite Veröffentlichung und Medienpräsenz gab es zum Beispiel auch eine Menge Feedback aus Australien.
M: Und durch Listenable gibt es natürlich auch viele Kontakte nach Frankreich.
Habt ihr eigentlich irgendwelche musikalischen Vorbilder?
M: Als wir 2000 angefangen haben, wollten wir schon einen unkonventionelleren Stil spielen, haben aber keine Band als Orientierungspunkt gehabt. Zur Zeit des 2. Demos („Nimbus“, 2001) haben wir viel CRYPTOPSY „Whisper Supremacy“ gehört, aber richtige Leitbilder oder eine konkrete Marschrichtung haben wir uns bewusst nie vorgenommen. Im 1. Demo („Last Step Line“, 2000), das wir damals nach drei Monaten Bandbestehen eingespielt haben, haben wir schon versucht, ein bisschen eigene Struktur reinzubringen. Richtig neuer Schwung ist dann 2003 mit dem Einstieg von Hernan & Johannes in die Band gekommen, zumal wir dann auch mehr Umsetzungsmöglichkeiten für musikalische Ideen hatten.
Ihr seid seit vielen Jahren, auch in diversen anderen Bands, hier in der Region aktiv. Wie beurteilt oder seht ihr die Szene im Raum Köln / Bonn, quasi aus der Insiderposition?
M: Zum einen gibt es viele langjährige Bandkontakte und auch sonst gehört das hier nicht zu den schlechtesten Szenen, auch konzerttechnisch mit & von Bands von hier wie das R(h)ein in die Fresse von JACK SLATER oder das Brainslaughter.
J: Ich bin auch ein alter Bonner, hab da in einer Thrash Band gespielt, und die Szene ist quasi komplett miteinander verwachsen. Es gibt munteres Tauschen in den Besetzungen aber auch sonst ist der Kontakt zwischen den Bands immer sehr freundschaftlich.
M: Ja, es gibt sehr wenig Konkurrenzdenken, sondern einfach offenen Kontakt.
J: Und wenn man ausgeht, trifft man auch ständig Leute aus anderen Bands.
H: Beim Stil gibt es schon eine Altersdifferenz.
M: Wobei das kein spezifisches Problem oder Phänomen hier ist, sondern ein generelles. Damals in den 80er & 90er Jahren gab es weniger Modebewusstsein, auch weil es kaum eine Wahl gab. Heute hat jeder andere Ideale und es gibt viele Trends & Richtungen.
J: Eine Szene & die Musik müssen sich ja auch weiterentwickeln.
M: Wobei die Qualität bei den technischen Fähigkeiten der neuen Bands heute höher ist als früher.
M: Bei mir ist das sehr unterschiedlich. Ich bin offen für Metal wie auch Non Metal Sachen. Ich mag gerne schwedischen & dänischen Thrash / Death wie THE HAUNTED oder HATESPHERE, amerikanischen Techkram mit Polyrhythmik von THE FACELESS bis MESHUGGAH. Daneben NASUM. (Johannes & Hernan stimmen sofort zu.) Ich höre aber auch AT THE DRIVE IN oder TAKING BACK SUNDAY.
H: Ich beschäftige mich gern mit lateinamerikanischen Sachen mit klassischer Gitarre wie AGUSTIN BARRIOS und SABICAS, was auch großen Einfluss auf meine Soli hat, oder JOHN LEE HOOKER, der bei den Soli einfach mehr Feeling hat. Im Metal SEPULTURA, PANTERA, CANNIBAL CORPSE, TESTAMENT, daneben aber auch THE EXPLOITED.
J: Natürlich auch SEPULTURA und PANTERA. SODOM habe ich am Anfang geliebt, AT THE GATES & CARCASS (lautstarke Zustimmung der anderen beiden zu den zwei Bands) und den alten Schweden Sound von ENTOMBED und DISMEMBER mag ich gerne. Früher hab ich auch viel Black Metal gehört, jetzt aber seit Jahren eigentlich nicht mehr oder nur noch wenig. Neben Death Metal höre ich sonst noch einige melodische & schnelle Sachen wie STRUNG OUT & IGNITE.
Mit den weiteren musikalischen Empfehlungen JR EWING, MISTICIA, CAPHARNAUM, WITHIN Y & SCARRED im Gepäck endet für mich der unterhaltsame Abend, auch mit der Gewissheit, dass von CENTAURUS-A noch einiges zu erwarten sein wird.