Respekt und die Konsequenzen


Interview mit Betontod
Punk aus Deutschland - Rheinberg
Für den Tag des Ruhrputt-Derbys war ein Interviewtermin mit den deutschen Punk Rockern BETONTOD vereinbart. Auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin erwartete ich den Anruf vor 14 Uhr, da mit jeder Minute, die das Spiel näher rückt die Nervosität steigt und ich rechtzeitig an der Spielstätte einzutreffen hoffte. Dem Wunsch wurde entsprochen und ein Gesrpäch mit Frank um 13:30 Uhr vereinbart. Als dann zehn Minuten nach 2 das Telefon klingelte, war ich schon im Begriff, das Haus zu verlassen. Und es war auch nicht Frank, der Gitarrist, sondern Adam, der den Bass malträtiert, am anderen Ende der Leitung. Lest selbst, was dennoch daraus geworden ist.

Hallo Adam, schön, dass du anrufst. Wie viel Zeit haben wir denn?


Kommt drauf an, wie viel brauchste?

Ja, keine Ahnung. Es ist mein erstes Telefoninterview, schauen, wir mal, wo wir am Ende landen, ne?

Haha, ja, ist ja kein Thema.

Alles klar! Glückwunsch zum neuen Album, hört ihr ja sicherlich oft. In welchen Punkten entscheiden sich deiner Meinung nach Interviews mit Punk Magazinen von denen mit Metal Magazinen? Im Moment bist du ja bei einem Metal Magazin.

Ja, das ist schon klar. … [Stille - fs]

Gibt es Unterschiede?


Ja.

Wo liegen die?

Bei Metal Magazinen werden ernstere Fragen gestellt.

Aha. Was hört ihr dann so von Punk Magazinen?

Ja, die Punk Magazine sind mehr darauf orientiert, welche Groupies wir während der Tour vernaschen. Aber auch nicht immer.

Okay. Um am Anfang vielleicht ein bisschen das Eis zu brechen, kannst du gerne mal die Band vorstellen. Was seid ihr so für Typen? Ich will jetzt keine Historie hören, sondern einfach nur mal ein bisschen was über euch.

Ja, Musik machen wir seit 20 Jahren, mit 5 Mann, wir haben einen neuen Drummer seit ein paar Monaten. Davor hatten wir über 15 Jahre den Kralle, den alten Schlagzeuger. Er ist jetzt aus mehr oder weniger persönlichen Gründen ausgestiegen. Was möchtest du denn noch gerne wissen?

Was treibt ihr so? Arbeitet ihr?

Ja klar, natürlich arbeiten wir. [Im Hintergrund klingelt ein Telefon - fs]

Ach, rufst du gerade vom Büro aus an?


Ja, genau.

Ist es nicht seltsam, dass allgemein die Presse von Bands immer Kreativität fordert und dann immer mit ähnlichen Fragen kommt wie „Stell doch mal die Jungs vor!“?

Hahaha, ja das stimmt. Da hast du Recht. Wobei ich finde, dass, wenn jemand ein Interview führen möchte, er sich schon ein bisschen informieren sollte.

Ja, klar. Was habt ihr jetzt bei „GlaubeLiebeHoffnung“ anders gemacht, als bei vorangegangenen Alben?

Wir sind an „GlaubeLiebeHoffnung“ anders rangegangen. Wir hatten die Lieder schon im Proberaum im Vorfeld vorproduziert, was ein Riesenunterschied ist. Das heißt, als wir ins Studio gegangen sind, waren die fast schon bühnentauglich. All die kleinen Feinheiten waren schon fast da. Bei der ersten und zweiten haben wir eh live aufgenommen, das heißt wir sind da rein, alles reingedrescht, in 4 Tagen fertig und dann wieder raus. Null Arrangement oder sonst was. Beim vorletzten, „Schwarzes Blut“, war uns schon sehr wichtig, dass die Arrangements stimmen, wir haben sehr lange nach einem vernünftigen Mischer und Produzenten gesucht, oder nach einem Studio, damit es auch vernünftig klingt. Und bei „GlaubeLiebeHoffnung“ haben wir das für uns noch mehr perfektioniert. Deshalb auch die lange Zeit zwischen den Alben.

Es sind 5 Jahre, oder?

Naja, 4 sind es.

Stimmst Du meinem Eindruck zu, dass es insgesamt ein Stück weit weg vom Punk gegangen ist und sich mehr dem, naja, ich sag mal Deutschrock zuwendet? Es ist ja auch ein bisschen langsamer geworden.

Ja, wobei Deutschrock... ich hab ein bisschen ein Problem mit der Bezeichnung „Deutschrock“. Wenn man sagt Rock mit deutschem Gesang, ist es okay, aber Deutschrock hat heutzutage fast einen negativen Touch. Wenn man zum Beispiel bei amazon.de unter „Deutschrock“ schaut, findet man auch Bands wie SPORTFREUNDE STILLER, die ja wohl mit dem Begriff Deutschrock gar
nichts zu tun haben. Was ich auch gut finde.

Heinz-Rudolph Kunze

Es ist auf jeden Fall Rock mit deutschem Gesang, das stimmt. Ja, entfernt. Wir vermischen ja schon eigentlich seit allen Alben zwischen Punk, Metal und Rock. Das es jetzt mittlerweile mehr Rock als Punk für manche geworden ist, ist eine Entwicklung, die nicht vorprogrammiert war. Es ist einfach unbewusst passiert. Wenn man sich die Platte davor, beziehungsweise ab dem zweiten Album schon, anhört, dann wird man feststellen, dass wir schon immer diesen Sound gemacht haben, nur halt nicht in dem Ausmaß wie jetzt. Ich geb dir ja Recht, ist ist auf der letzten mehr Rock und sie ist auch langsamer, das stimmt schon, aber die ist auf jeden Fall druckvoller und das liegt nicht nur an der Produktion.

„GlaubeLiebeHoffnung“ ist der Titel des Albums und eines Songs. Lass uns mal darüber ein wenig philosophieren. Welche Bedeutung steckt für dich dahinter?

Auf einer Seite sind wir alle Tattoo-Fans bzw. Tattoo-Träger, es sind die drei großen Symbole in der Tattoo-Szene. Für uns war der Titel so perfekt, weil es die drei wichtigsten Sachen im Leben für ganz viele sind. Sehr viele sind gläubig, für sehr viele ist Liebe das wichtigste, und die Hoffnung stirbt zuletzt. Es sind wirklich die drei essentiellen Sachen in manch einem Leben.

Und im christlichen Glauben die Ergänzung zu den zehn Geboten.

Ja, zum Beispiel.

Fühlt ihr euch vom christlichen Glauben irgendwie beeinflusst?

Nee, um Gottes Willen, das hat damit gar nichts zu tun. Es geht nur um diese drei Sachen, die für viele wichtig sind, und wir haben es halt aus der Tattoo-Szene abgegriffen und wir fanden den Titel einfach perfekt, weil diese Themen ja auch das Album umschreiben.

Letzten Endes ja, da kommen wir auch noch gleich drauf. Diese Tugenden werden ja durch die sogenannten Kardinalstugenden Weisheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Mäßigung ergänzt, kann man sagen. Werden diese Dinge in unseren Schulen zu wenig gelehrt? Damit meine ich nicht den klassischen Religionsunterricht, sondern diese Wertevermittlung.

Das kann ich dir nicht sagen, dazu bin ich schon zu lange aus der Schule raus.

Mit Blick auf die Jugend, mal abgesehen von der Schule als Einrichtung?

Ja, ich finde, dass sie zu wenig Respekt, aber nicht im strengen Sinne, sondern zu wenig Respekt für viele Sachen und vor allem für ihre Eltern haben. Wenn wir uns aber über dieses Thema unterhalten, dann sind wir bis morgen dran. Wo soll man da anfangen? Soll man bei den Eltern anfangen, die sich nicht um ihre Kinder kümmern oder soll man mit dem Staat anfangen, der beide Elternteile dazu zwingt zu arbeiten, damit sie überhaupt über die Runden kommen und dementsprechend keine Zeit für die Kids haben. Und bei diesem Thema wären wir wirklich morgen noch nicht fertig.

Ein Kumpel von mir hat mal eine These aufgestellt, dass das deutsche Volk, wahrscheinlich auch andere, seiner Meinung nach bewusst dumm gehalten wird beziehungsweise dass die Verdummung in Kauf genommen wird, um es besser kontrollieren zu können. Verwahrlosung der Schulen, etc. So ist es leichter, gewisse Gesetze und Verordnungen durch zu bringen. Kannst dich dem, vielleicht in Teilen, anschließen? Mit Blick auf das Lied „Der Club der Reichen“.

Ja, aber nicht auf die Schule bezogen. Was grundsätzlich Medien angeht, bin ich definitiv der Meinung. Was den Einfluss der Werbung angeht sowieso. Wenn man sich mittlerweile einen Film anschaut, dann hat man bei 90 Minuten 30 Minuten Werbung. Und das Medien irgendwelche Sachen bewusst nicht mitteilen oder verdrehen ist ja auch schon seit Jahren bekannt.

Und dadurch werden Wahrheiten gestiftet. Realität.

Genau! Irgendwelche wichtigen Fakten werden einfach weggelassen, durch die man sich vielleicht ein ganz anderes Bild machen könnte.

Ich hab mich mal mit einem Lehrer unterhalten, der meinte, dass bei vielen Schülern inzwischen die Aufmerksamkeitsspanne so nach 20 bis 25 Minuten weg ist, weil die sich nur so lange aufs Fernsehen konzentrieren müssen und dann die Werbepause kommt, wo sie ein bisschen rumlaufen können, sich etwas zu trinken holen können und so weiter.

Ja gut, das kann natürlich sein. Das stimmt.

„Stadt ohne Licht“ - den Inhalt muss man ja nicht zwangsläufig auf physische Gewalt und Verfolgung deuten, sondern möglicherweise auch auch selbiges durch das Finanzamt, GEZ und solche Sachen, das man mit denen ja auch einen täglichen Kampf führt. Ist das richtig?

Da müsstest du unseren Gitarristen fragen, der die Texte schreibt, welchen tiefsinnigen Gedanken er hinter welchen Lied hat.

Okay. Gilt das gleiche dann auch für „Sommer '89“, oder hast du auch einen Bezug zu dem Lied?

Nee, zu „Sommer '89“ kann ich dir ruhig was erzählen. Er ist eine Hommage an unsere frühere Zeit und bedeutet eigentlich nichts anderes als die Anfänge unserer Band beziehungsweise als man angefangen hat, Punk zu werden und gegen alles zu rebellieren. Es ist eine schöne Erinnerung an unsere Jugend.

Hatte die Wende darauf einen Einfluss? Deswegen war für mich dieser Sommer nämlich etwas besonderes.

Nein, eigentlich nicht. Wenn man sich das Lied richtig anhört, wird man am Ende feststellen, was der Auslöser damals war.

Okay. Worin siehst du die Gründe für die zunehmende Abstumpfung gegenüber Mitmenschen, die Gleichgültigkeit etc. in unserer Gesellschaft, vielleicht auch in der ganzen Welt? Mit Ausnahme des Fernsehens. Ich meine, das Schicksal anderer interessiert uns ja eher, wenn es im Fernsehen kommt, als dass es den Nachbarn betrifft.

Ich sehe es so, dass man immer mehr als Einzelperson zählt. Man interessiert sich grundsätzlich nicht für andere Menschen, weil man so mit sich beschäftigt ist. Und durch die ganzen Medien, durch Telefon, durch Internet wird man auf jeden Fall auch anonymer. Früher hat man sich ja wenigstens mit mehreren Gruppen getroffen und hat noch miteinander gesprochen. Heutzutage sind es nur noch 3 Worte bei ICQ und das war's und so allmählich habe ich das Gefühl, das manche Leute verlernen, überhaupt richtig zu kommunizieren. Und das hat sicher auch einen recht großen Anteil daran, warum die Leute so sind wie sie mittlerweile sind, um das grundsätzlich mal auf Jugendliche zurückzuführen.

Ja, wenn die sich dann nur noch in diesen Abkürzungen unterhalten. „Lol“ und solche Dinge.

Ja, und wenn wir dann beim Thema Zivilcourage sind, muss ich sagen, dass der Staat leider den sogenannten U-Bahn-Schlägern und Co. weil er für mich nicht konsequent genug durchgreift. Letztens hab ich noch gelesen, 2 16- und 19jährige haben einen anderen Jugendlichen fast tot geschlagen und haben jetzt 20 Sozialstunden und eine Bitte nach einer schriftlichen Entschuldigung bekommen. Und ein Mann, der seine Frau beim Fremdgehen erwischt hat und dem Liebhaber die Nase gebrochen hat, hat direkt 2,5 Jahre Gefängnis gekriegt. Da frage ich mich, wo ist denn da die Gerechtigkeit.

Hast du auch gelesen, warum die beiden Jugendlichen den angegriffen haben? Das war ja gerade hier im Ruhrgebiet und im Rheinland groß in den Medien.

Weil sie Bock hatten, weil sie Langeweile hatten und ich denke, weil sie mittlerweile wissen, dass ihnen eh nichts passieren kann. Wenn sie nachher schön Reue zeigen und auf schwere Kindheit machen, dann werden die schon laufen gelassen. Ich finde, da sollte man konsequenter durchgreifen.

Es war so, sie wurden von dem Jugendlichen der verprügelt wurde gebeten, die Musik am Händy leise zu machen.

Ja genau, das war der Anlass. Stimmt!

Wenn man dafür heute schon was auf die Nase kriegst....

Ja, mittlerweile ist es ja schon so, selbst wenn du gar nichts machst. Wenn die jetzt zum Beispiel Lust gehabt und gesagt hätten: „Komm, lass mal dem kleinen da hinten der sich eh nicht wehren kann, eine auf's Maul hauen“, dann machen die das, und Punkt. Weil sie ganz genau wissen, dass die Richter halt sagen: „Die armen Jugendlichen, die haben Langeweile, die sollen sich jetzt entschuldigen“ Das ist doch Schwachsinn. Das sind ja keine Kinder mehr für mich. Mit 17 oder 18 sollte man sich schon über die Konsequenzen, jemanden zu verletzten, durchaus bewusst sein.

Das ist wohl wahr, ja. Die Antwort auf die nächste Frage kann ich mir schon denken. Das andere Ende der Welt ist nur noch einen Mausklick entfernt, den technischen Möglichkeiten, du hattest es vorhin angesprochen, zur Kommunikation sind kaum noch Grenzen gesetzt. Ich hab mal geguckt, in meiner ICQ-Liste habe ich 194 Menschen, von denen ich die Hälfte noch nie in meinem Leben gesehen habe. Das Internet ist wahrscheinlich wohl eher Fluch als Segen für dich, oder?

Nein, eigentlich nicht. Ich muss sagen, ich bin ein sehr großer Multimedia-Freund. Ich arbeite selber in der Branche und auch auf Bands bezogen ist es auf jeden Fall ein Segen. Wenn ich daran denke, dass wir vor 15 Jahren myspace gehabt hätten, dann wären viele Bands heutzutage auch weiter, als sie heute sind, weil einfach der Bekanntheitsgrad für gute Bands gefehlt hat, weil sie einfach nicht genug Geld hatten, um das richtig zu promoten. Unter der Hinsicht ist es auf jeden Fall ein Segen.

Früher gab es halt das weltweite Tapetrading und hat sich darüber letzten Endes auch nur die Alben kopiert.

Kenn ich ja. Ich komme ja selber aus der Metal Szene.

Gut. Ihr spielt ja dieses Jahr im Mai auf dem Ruhrpott Rodeo, auch nicht zum ersten Mal. Was sind deine Eindrücke von dem Festival? Ich überlege nämlich hinzufahren.

Ruhrpott Rodeo ist so ziemlich das beste, was man neben Punk im Pott im Punkbereich überhaupt zu bieten hat. Punk im Pott ist im Winter, da kann man schön in der Halle sitzen und kriegt trotzdem die besten und angesagtesten Bands im Punkbereich mit. Ruhrpott Rodeo ist letztlich fast das Gleiche, nur als Open Air und im Sommer. Nur die Bands sind anders, das ist ja klar. Aber empfehlenswert ist es auf jeden Fall.

Hast du Erwartungen an den diesjährigen Auftritt? Irgendwas besonderes?

Was besonderes? Das hört sich jetzt blöd oder klischeehaft an, aber wir versuchen, jeden Auftritt irgendwie besonders zu machen. Wir haben Leute dabei, die selbst jetzt immer noch Lampenfieber haben bevor sie auf die Bühne gehen, aber der Funke springt eigentlich innerhalb von ein paar Sekunden auf das Publikum über. Für uns sind wir live das, womit wir richtig punkten können. Jeder, der uns schon mal live gesehen hat, oder öfter gesehen hat, wird feststellen, dass ein Konzert von uns eine riesengroße Party ist.

Hast du schön gesagt.

Wir gehen nicht auf die Bühne, spielen unser Programm hochnäsig runter, sondern wir kommunizieren immer mit den Fans und die feiern mit uns und wir feiern mit denen. So muss es bleiben. Deshalb ist es uns egal, ob wir in einem kleinen Club spielen, oder vor 5000 Leuten. Das geben wir immer.

Ihr spielt dieses Jahr vor SLIME als Opener. Oder WIZO? [spontane Fragen sind der Tod - fs]. Auf dem Ruhrpott Rodeo.

Nicht, dass ich wüsste. Als Opener glaub ich nicht.

Nee, naja. Nicht als Opener. Als Band davor. Also die spielen nach euch, oder?

Wer, die kleinen?

Nein. SLIME!!!

Ach SLIME! Ich hab dich jetzt total falsch verstanden. Ja, wir spielen aber vor WIZO, oder 2, 3 Bands davor. Genau.

Wie geht es dir dabei? WIZO und SLIME sind ja Bands, die schon sehr lange zu Grabe getragen waren. Mit welchen Gefühlen geht man da an die Sache ran?

Ich hab das schon im letzten Interview erzählt. Man weiß ja nie, welchen Hintergrund so eine Reunion hat. Es gibt selbstverständlich Bands, die sich irgendwann mal sagen: „Weißte was? Wir haben keine Kohle mehr. Wir sollten mal lieber nochmal ganz schnell auf Tour, weil die Leute wissen, dass wir angesagt sind und uns mögen. Dann können wir noch die ein oder andere Mark machen.“. Es gibt aber sicher auch Bands, die sagen: „Ich hab jetzt so lange ohne Musik ausgehalten, aber es treibt mit doch wieder auf die Bühne. Ich bin 50 oder 45, ich will es nochmal so richtig wissen.“, man hat irgendwelche Lieder im Kopf, die man unbedingt noch schreiben wollte, aber, die geeigneten Leute dazu fehlen. Das sind auch die Gründe. Und je nachdem wann sie die Band trennt – manchmal trennen sich die Bands wegen irgend einer Pissel-Kleinigkeit, dann werden sie erwachsen und sagen: „So ein Schwachsinn! Lass doch nochma machen!“. Ich persönlich freu mich auf eine Band, die man früher als Jugendlicher gehört hat und die Möglichkeit hat, sie wenigstens einmal im Leben live zu sehen. Man weiß ja nie, wie lange es die Band dann noch gibt.

Was ist dir lieber? Ein Festival oder eine Clubtour mir 100 – 200 Leuten?

Das kann ich so pauschal nicht sagen, weil jedes Ding seinen eigenen Charme hat. Bei Festivals hat man natürlich viel mehr Publikum und man hat auch die Möglichkeit, mal wieder alle Bands, mit denen man befreundet ist, oder mit denen man öfter gespielt hat, gleichzeitig zu sehen und mit denen zu feiern. Festivals sind meistens im Sommer, du bist am zelten, du kannst dich mit den Leuten hinsetzen und die Sonne genießen und Bier in dich reinknallen. Bei Clubs wiederum hat man mehr Kontakt zu Fans.

Und die Leute kommen wegen dir und nicht wegen der Band, die drei oder vier nach dir spielt.

Ja, klar. Wobei auf Festivals hast du dann den Vorteil, dass dich durchaus Leute kennen lernen, die für die andere Band waren und dich trotzdem gut finden. Für mich hat jede von den beiden Sachen seine Eigenheit.

Ihr habt ja in verhältnismäßig kurzer Zeit eine gewisse Popularität erreicht. Ich kenne Menschen, die zumindest einzelne Songs von BETONTOD hören, ohne sonst Berührungen mit Punk oder härterem Rock zu haben. Kannst du Gründe dafür sehen? Zum Beispiel „Glück auf“ ist ein Dauerbrenner bei uns im Bus bei den Auswärtsfahrten zum Fußball. Überhaupt sind sogenannte Sauflieder, ich übertreibe jetzt mal, bei euch recht häufig vertreten. Habt ihr keine Angst, darauf reduziert zu werden?

Nein, hab ich nicht, weil wir auf jedem Album nur, nur in Anführungsstrichen, ein Sauflied haben, beziehungsweise ein Partylied. Wir sind ja keine Band, die nur über saufen singt, von daher mache ich mir absolut keine Sorgen. Das sind Lieder, die wir auch bewusst machen, weil wir ja, wie ich vorhin schon gesagt habe, auch eine Riesenparty veranstalten, wenn wir live spielen. Gerade solche Lieder dürfen da nicht fehlen, und wie du siehst, kommt das ja auch an. Ich hab auch schon sehr viele Leute erlebt, die das in irgendwelchen Kneipen oder auf dem Fußballplatz gehört haben und gesagt haben: „Ey, das ist ja geil. Vom wem ist das?“, und die dadurch auch an die anderen Lieder gekommen sind.

So ging es mir. Ich habe es tatsächlich in einer Kneipe gehört und dann gefragt. BETONTOD hatte ich noch nie gehört und mich dann mit der Sache ein bisschen näher auseinander gesetzt.

Ja, siehste.

Obligatorische Frage: Bist du fußballinteressiert?

Nein, ich persönlich gar nicht.

Eigentlich sollte ja Frank anrufen, wurde mir gesagt.

Ja, das stimmt. Wieso, wolltest du dich über Fußball unterhalten?

Nun ja, Moritz von Gordeon sagte mir, dass er der richtige zum Thema Fußball ist. Den kann man gut fragen.

Ja, das stimmt.

Ihr habt ja auch ein recht umfangreiches Merchandise mittlerweile. Also Shirts, eine limitierte Sepcial Box zum neuen Album. Es ist jetzt nicht vergleichbar mit METALLICA, aber trotzdem: Wie groß ist der Spagat zwischen dem berechtigten Wunsch ein paar Kröten mit der Musik zu machen und dem Ideal der Punk Szene, die dem Kommerz ja eher ablehnend gegenübersteht?

Diese Frage taucht sehr oft auf und da muss ich leider Gottes immer nur die selbe Antwort geben. Man muss sich immer vorstellen, was Kommerz bedeutet. Mich sprechen ja sehr viele Fans darauf an. Entweder pöbeln sie grundlos und meinen, ich sei ein Kommerzpunker, weil wir die CDs für 12 Euro und nicht für 5 Euro verkaufen, weil unsere Shirts 15 Euro und nicht 2 Euro kosten. Dann schau ich mir den meistens von oben bis unten an sag: „Kollege, du Doc Martens an. Das ist auch eine Marke, die 120 Euro kostet.“; er hätte ruhig in einem anderen Laden irgendwelche Springerstiefel für 50 Euro kaufen können. Aber da jeder der Punks meint, Doc Martens sind die besten, kaufen sie die auch. Genauso ist es bei Lederjacken, bei Haarfarben, beim Schmuck oder sonst was. Wo fängt man mit dem Kommerz an und wo hört man damit auf? Man muss es selber für sich definieren. Die Sachen, die wir rausbringen, die bringen wir raus, weil wir selber einen gewissen Anspruch an Qualität haben. Natürlich könnten wir ein T-Shirt für, sag ich mal, 7 Euro rausbringen, aber dann ist das Ding mit irgendwelchem Pressaufdruck, welches
sich nach 3 Tagen auflöst. Das bringt dann natürlich auch nichts.

Ich muss allerdings sagen, dass mittlerweile unsere ganzen Aktionen richtig positiv aufgenommen werden. Zum Beispiel diese Box: ich hab schon gehört „so ein Scheiß, wer braucht das?“ und wir würden nur Kohle machen. Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen, dass diese Aktion nur für die Fans war und wir mit der Geschichte plus minus null rauskommen. Darauf würde ich alles verwetten, was ich habe. Dementsprechend bekommen wir auch sehr positives Feedback. Die Box ist schon fast komplett ausverkauft und ich bin selber ein Sammler und freue mich über jedes Stück, was ich extra bekommen kann. Man muss ja mittlerweile den Leuten einen Anreiz geben, sich das Album mal zu kaufen, in dem heutigen mp3-Zeitalter.

Da haben wir es. Zumal, ist ist ja zum Beispiel sowieso auch ein T-Shirt noch mit dabei. Und ein Drumstick, sehe ich gerade.

Genau. Ein Drumstick, ein T-Shirt, das Album, ein Heckscheibenaufkleber und ein Plektrum, ein normaler Aufkleber und eine Autogrammkarte und eine Eintrittskarte für unser 20jähriges Jubiläumsfestival.

Wann und wo findet das statt?

Das findet am 17. und 18.09. in unserer Heimatstadt Rheinberg statt. Es ist ein zweitägiges Open Air.

Wie groß ist euer Einfluss auf das Merchandise? So wie du redest, eher groß, oder?

Das ist komplett in unserer Hand.

Ja schön, ich sage vielen Dank. Ich bin mit meinen Fragen am Ende. Hast du noch etwas, dass du uns mit auf den Weg geben möchtest?

Da ihr ein Metal Magazin seit, würde ich mich freuen, wenn die Metaller ein bisschen offener werden und sich vielleicht ab und zu mal versuchen würden, unsere neue Platte anzuhören. Ich bin fest davon überzeugt, dass das dem einen oder anderen doch gefallen wird. Ich komm selber aus der Metalszene und ich weiß, dass es auch welche gibt, die nur Power Metal hören, nur Black Metal, nur Death Metal oder nur Grindcore. Aber man muss ja immer ein bisschen offener sein und man sollte uns eine Chance geben.

Ja, alles klar. Ich werde es beherzigen. Ich trage zumindest den Namen weiter bei uns in die Szene rein. Schönen Dank! Wie lange musst du jetzt noch arbeiten?

Ich hab gleich Feierabend.

Okay. Dann schönen Feierabend und viel Erfolg!

Ja, danke! Mach's gut! Ciao!
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