Guter Glam macht vor nichts und niemandem Halt, allerhöchstens für eine atemberaubende Schönheit am Wegesrand oder eben für ein paar Fragen der Bloodchamber. Dachten sich auch die BILLION DOLLAR BABIES aus Schweden, deren Sänger Frankie Rich sich gerne der Aufgabe angenommen hat. Dabei hat er bewusst die ein oder andere kleine Lücke gelassen, um die Spannung hoch zu halten, so dass Neugierige zur Aufklärung bei der nächsten Tour auftauchen müssen.

Ich mochte “Stand Your Ground“, fand aber auch, dass der EP das besondere Etwas fehlt. Meiner Meinung nach habt ihr das auf “Die For Diamonds“ gefunden, indem ihr (musikalisch) nicht so brav geblieben seid, sondern hier und da etwas dazugegeben habt und es generell ein bisschen mehr auf die Spitze getrieben habt. Wie siehst du „Stand Your Ground“ und „Die For Diamonds“ im Vergleich? Was sind die größten Unterschiede?

„Stand Your Ground“ war im Grunde eine EP, die als Demo aufgenommen wurde. Wir haben bei „Die For Diamonds“ wesentlich mehr Zeit darin investiert, dass die Lieder großartig klingen, als bei der Aufnahme von „Stand Your Ground“, also ist es nur natürlich, dass das Ergebnis besser ist. Außerdem haben wir viel mehr Zeit in die Vorproduktion gesteckt und hatten ein tolles Studio für die Aufnahmen, anders als bei der EP. Meiner Meinung nach sind dennoch einige Dinge auf der EP besser ausgefallen als bei den Neuaufnahmen auf dem Album. Es ist immer schwierig, ein Gefühl und einen Gemütszustand zweimal einzufangen, deshalb wird ein Lied nie exakt identisch klingen, selbst wenn man es mit den gleichen Leuten und dem gleichen Equipment aufnimmt. Unsere Lieder haben ein Eigenleben, und wenn man sie spielt, ist das wie das Zähmen eines Tieres.

Glam konzentriert sich meist auf ein paar wenige Themen: Sex, Drugs und Rock’n’Roll, was ein gewisses Gefühl von „für den Moment leben“ mit sich bringt. Ist das eine Beschränkung, die euch beim Schreiben von neuen Lieder bewusst ist, oder sind diese Themen groß genug für unzählige weitere Lieder?

Das Album ist ein Soundtrack unserer Leben. Und ja, wenn man es sich anhört, fällt einem auf, dass die erwähnten Themen einen Großteil unserer Zeit beanspruchen. Wir werden immer inspiriert davon und schreiben über die Sachen, die in unseren Leben passieren.
Vor drei Jahren gab es in unserer Stadt zwei seltsame Morde. Beide waren sehr gut geplant und sahen genau aus wie etwas, das man sonst in einem Horrorfilm sieht. Über diese Geschichten haben wir auch einen Song gemacht, der aber nicht den letzten Cut bei den Liedern für das Album überstanden hat.

Wie viel Verbindung zwischen dem Singen über Sex, Drugs und Rock’n’Roll und den „realen“ Leben der Bandmitglieder ist notwendig? Braucht es überhaupt eine Verbindung?

Alle Geschichten auf dem Album sind Dinge, die die Band durchlebt hat, nur die Namen wurden geändert, um die Schuldigen und Unschuldigen zu schützen. Manchmal, wenn eine Geschichte zu gut ist, um wahr zu sein, will ich gar nicht wissen, ob sie real ist oder nicht, weil ich an etwas glauben will.

Wie sieht es mit dem Songwriting bei euch aus – seid ihr alle daran beteiligt oder gibt es einen Hauptsongwriter, dessen Ideen von den anderen nur nachbearbeitet werden?

Einige Lieder wurden von mir geschrieben, einige von Jon Silver (Gitarre). Auf dem Album sind nur sehr wenige, die von der ganzen Band gemeinsam geschrieben wurden. Auf dem nächsten Album wird es aber viel mehr Lieder geben, die aus dem Teamwork der ganzen Band entstanden sind.

Ist die Pianoeinlage in „Right On Time“ eine kleine Jerry Lee Lewis Referenz oder bin ich da auf dem Holzweg?

Das Piano sollte dem Lied ein wenig mehr Honky Tonk Feeling verleihen und hat nichts mit Jerry zu tun. Ich liebe sein Werk aber und denke, er hat einige fantastische Sachen in seiner Karriere gemacht.

In meinem Review habe ich euren Sound mit Hilfe verschiedener mehr oder weniger wichtiger Einflüsse beschrieben: „Die For Diamonds“ zielt nicht so aufs Herz wie BON JOVI oder so in die Hose wie STEEL PANTHER, ist nicht so dreckig wie MÖTLEY CRÜE oder so bombastisch wie KISS und trägt dennoch etwas von allem in sich.
Welche Rolle spielen diese Bands für die BILLION DOLLAR BABIES? Und, da ihr Schweden seid, EUROPE?

All diese Bands haben einen großen Einfluss auf uns gehabt, als wir aufgewachsen sind. Alle genannten außer STEEL PANTHER. Es ist nur natürlich, dass unser Sound und unsere Musik kleine Elemente unserer Einflüsse enthalten. KISS waren meine Inspiration und ich wäre nicht der, der ich heute bin, wenn ich nicht ihre Alben gehört hätte und zu ihren Shows gegangen wäre.

Wie wichtig ist der Look (Kleidung, Haare, Make-up) für die BILLION DOLLAR BABIES, wenn ihr live auftretet?

Der Look ist eine Erweiterung davon, wer wir auf der Bühne sind. Es passiert etwas in uns, wenn wir unsere Sachen anziehen, das Make-up passt und wir das bombastische Intro zusammen mit dem Gebrüll des Publikums in der Halle tosen hören. Die BILLION DOLLAR BABIES wären definitiv eine andere Band, wenn wir in Jeans und T-Shirt auf die Bühne gingen.

Ihr habt ein paar besondere Gimmicks für die Shows der letzten Tour angekündigt. Ich habe es leider zu keinem Konzert geschafft, was habe ich verpasst?

Unsere Shows können nicht mit Worten wiedergegeben werden. Ich sichere dir einen Platz auf der Gästeliste bei unserem nächsten Besuch in Deutschland. Du willst weder die Show noch den Wahnsinn Backstage vermissen wollen.
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Zum Schluss überlasse ich dir in guter Tradition die letzten Worte.

Freunde und Feinde, Mädels und Jungs, Männer und Frauen, alle uns Nahestehenden. Die BILLION DOLLAR BABIES sind gekommen, um zu bleiben. Wir hatten ein eine tolle Zeit 2011 und nächstes Jahr wird es noch verrückter. Wir können es kaum abwarten, zurück zu kommen und euch alle in Deutschland wiederzusehen. Behaltet unsere Website und Facebookseite im Auge.
Alles Liebe, Frankie Rich.

(Bild 3 von links nach rechts: Jon Silver, Nic Lester, Frankie Rich, Anthony Edmund Fox, Pat Kramer)