Auf die Bühne, einstöpseln, Arsch lecken.
Interview mit Perzonal War
Thrash Metal aus Deutschland - Troisdorf
Thrash Metal aus Deutschland - Troisdorf
Einige Zeit ist seit dem letzten PERZONAL WAR Album ins Land gezogen. In der Zwischenzeit gab es nicht nur Veränderungen im Privatleben der Bandmitglieder, mit Ex-AGRYPNIE & PAUL DI’ANNO Klampfer Andreas Ballnus ist auch ein neuer Mann an Bord. Ob er schon eine Rolle auf „Captive Breeding“ gespielt hat, was es mit der Neugestaltung des Logos und dem fantastischen Cover auf sich hat, sind nur drei der Themen im Telefonat mit dem Schlagzeuger und Produzenten Martin Buchwalter, der zudem neben Sänger und Gitarrist Matthias „Metti“ Zimmer das letzte verbliebene Ur-Mitglied ist.
Das letzte Album „Bloodline“ ist jetzt vier Jahre her. Habt ihr zwischendurch mal das Ende vor Augen gehabt oder so ein AARDVARKS-Leben (eine bekannte Bonner Underground Thrash Metal Band, auf deren neues Album seit langer Zeit gewartet wird) oder war immer klar, dass ihr weitermacht und auch noch neue Alben machen werdet?
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Pause ein bisschen erzwungen wurde, nicht von uns, sondern durch den Labelwechsel, Matthias ist Papa geworden und solche Geschichten. Die Platte ist auch schon ein bisschen länger fertig, wir wollten sie auch früher schon rausbringen, aber durch den Labelwechsel musste man erst mal die Fühler ausstrecken, was noch geht und ob die Leute noch Bock auf uns haben nach so einer langen Zeit. Deswegen muss man schon so viel wie möglich richtig machen und nicht nach dem Motto „Hauptsache jetzt nach ner längeren Pause schnell ne Platte machen“ und was Halbgares auf die Leute loslassen. Grundsätzlich war uns aber schon klar, dass wir weitermachen, obwohl es natürlich so Phasen gibt, wo man denkt, “Uh, es ist viel Stress immer noch“. Da muss man gucken, ob man wirklich noch Bock drauf hat. Aber letztlich hat man immer noch Gründe. So ein bisschen Rebellion gegen alles, Scheiß auf alles, du hast Bock auf die Leute, die Mucke und die Leute, mit denen man zusammenhängt. Das ist eigentlich das wichtigste, das hält die Band auch am Leben.
Ok, dann hingen die wenigen Auftritten in den letzten Jahren auch damit zusammen, dass es kein neues Album gab oder mit dem Stress fernab der Band?
Joah, ist natürlich klar, wenn man keine aktuelle Platte am Start hat und ein paar Jährchen vergangen sind, ist das für die Leute auch uninteressant und man wird auch nicht für Festivals gebucht, wenn man keine guten Connections dahin hat. Wenige Auftritte resultieren so ein bisschen aus beidem, dass es länger mit der Platte gedauert hat und eben auch die persönlichen Dinge. Metti ist wie gesagt Papa geworden und da steht natürlich erst mal der Kleine im Vordergrund. Das muss ja auch so sein. Man muss dann ja auch erst mal für sich alles regeln, es ist ein neuer Lebensabschnitt. Das muss man erst mal in Bahnen lenken. Wir sind aber froh, dass wir jetzt einen Weg gefunden haben, wo es super läuft. Und jetzt werden wir, denke ich, auch wieder verstärkt live aktiv werden. Das ist das Ziel.
In einem Alter, in dem ihr alles stehen und liegen lasst für die große Musikkarriere, seid ihr natürlich auch nicht mehr...
Ach klar, wir träumen doch alle davon, große Rockstars zu werden. Hahaha, nein, überhaupt nicht. Natürlich, als man angefangen hat mit der Band, war die Zielsetzung natürlich eine ganz andere als heutzutage. Wenn man mit 16 loslegt, die erste Demo aufgenommen hat, ist es natürlich das Geilste was es gibt auf der Welt. Man ist natürlich auch die geilste Band in dem Augenblick und man versucht alles dran zu setzen und zu machen. Man muss einfach seine Erfahrungen sammeln und ich glaube, das ist wichtig und gesund. Ok, das läuft so und das läuft so. Metal macht man nicht, weil man damit große Kohle machen will. Das macht man einfach aus Überzeugung und in der Szene ist das auch ganz ganz wichtig. Wenn man denkt, man wird der größte Rockstar der Welt und kann da Kohle mit machen, das ist überhaupt nicht die Zielsetzung, sondern es geht darum, mit coolen Leuten ne gute Zeit zu haben, viele Leute zu treffen und sich kleine Träume zu erfüllen wie alle Festivals spielen, im Ausland mal wieder aktiv werden und und und. Das ist viel wichtiger.
Zusammen mit dem neuen Logo und der im Vergleich zu früher ganz anderen Artworkgestaltung, darf ich das quasi auch als den 3. Start von PERZONAL WAR verstehen? Erst als es noch mit s geschrieben wurde, dann mit z und jetzt der dritte.
Nee, eigentlich nicht. Eigentlich gab es nie einen Neustart. Zwei Leute, Matthias und ich, sind ja schon immer dabei und wir sehen das nie als einen Neustart. Man muss immer versuchen, sich weiterzuentwickeln und sich den Umständen ein bisschen anzupassen. Damals der Namenswechsel war auch keine große Sache, wir haben einen Buchstaben getauscht, Scheiß drauf. Für uns ist das nicht wirklich ein Neustart.
Klar, jede Platte ist immer eine neue Herausforderung und bringt auch gewisse neue Töne, wie das auch nach außen wirkt. Für uns ist das aber eine ganz konsequente Fortsetzung in allem, eine Weiterentwicklung. Wir wollten diesmal auch gucken, ob wir nicht ein neues Logo an den Start bringen, weil wir mit dem alten nicht wirklich zufrieden waren. Das ist der Grund, für uns hat sich nicht viel geändert in der Hinsicht. Geht halt weiter, die nächste Platte wird vielleicht pink oder das Logo wird falschrum geschrieben, hahaha, keine Ahnung.
Mir gefällt das neue Logo sehr gut, es sieht sehr metallisch aus.
Ja genau, das war uns auch wichtig dieses Mal, schon auch ein bisschen punkig irgendwie. Und man kann auf jeden Fall direkt, auch wenn man die Band nicht kennt, auf etwas schließen. Das Artwork ist auch supergeil geworden, damit sind wir absolut zufrieden. Ich denke schon, dass es im Metalbereich auch wichtig ist, dass die Leute ein geiles Produkt in Händen halten und da muss auch die Verpackung stimmen. Man muss im Booklet Spaß haben, sich den Kram anzugucken. Muss sein.
Steckt hinter dem Artwork ein tieferer Sinn, ein Insektenkonzept? Das ist mir nicht ganz klar geworden vom Hören allein.
Mir auch nicht, nee. Hehe. Konzept? Nee. Wir haben gesagt, in welche Richtung das ganze gehen kann, und wenn man sich ein paar Texte vornimmt, kommt immer mal wieder das Insektending ein bisschen auf, das ist aber kein wirkliches Konzept. Wir haben gedacht, dass es eine coole Sache ist und man was draus machen kann. Das ist mehr oder weniger so entstanden dann, dass wir einfach gesagt haben, es soll ein bisschen in die Richtung gehen, es ist aber kein wirkliches Konzept geworden. Trotzdem gibt es ein bisschen einen roten Faden zwischen allen Sachen, ein paar Songs, Texte und das Artwork, aber kein Konzept in dem Sinne, da haben wir auch gar kein Bock drauf. Sowas ist nicht unbedingt unser Ding.
Ich meinte jetzt auch nicht gleich im Sinne von „Operation: Mindcrime“ oder Ähnlichem.
Nee, natürlich, es muss halt einfach stimmig sein. Wenn du jetzt über Love, Peace and Harmony singst und hast vornedrauf die Warmachine… Das bringt natürlich auch nichts. Es muss irgendwie zusammen passen! Das war uns wichtig, aber es hat nicht unbedingt mit irgendwelchen Konzepten oder so zu tun. Wir haben Bock drauf gehabt, dass es ein wenig in die Richtung geht. Und der hat das super umgesetzt.
Dann hat der Titel keine stärkere Bedeutung? Denn ich habe versucht, mir was zusammenzureimen aus dem „Captive Breeding“, weil das neben „gefangen“ oder „gefesselt“ auch „für den Eigenbedarf“ heißen kann und dieses Mal sind im Gegensatz zu früher auch keine Gäste dabei. Ist das alles Überinterpretation?
Ja, auf jeden Fall. Letztendlich sind wir ne Metalband, wir machen keine Konzeptdinger. Namen entstehen einfach, wenn einer ne coole Idee hat. „Captive Breeding“ hat nichts damit zu tun, dass wir aus irgendwelchen Ketten ausbrechen oder sowas. Jeder kann da reinlesen, was er will, aber es hat keine größere Bedeutung und bezieht sich auch nicht auf Sachen von früher oder die in der Zukunft passieren.
Ich hätte mir durchaus vorstellen können, dass es sich darauf bezieht, dass euch lange Zeit und längst nicht mehr zurecht, so eine unglaubliche METALLICA Lastigkeit zugeschrieben worden ist…
Hehe, damit hat es überhaupt nichts zu tun. Das geht uns eigentlich auch völlig am Arsch vorbei. Letztlich muss jeder, der die Mucke hört, damit was anfangen können oder nicht. Und jeder, der meint, dass es irgendwas mit METALLICA zu tun hat… Ist auch ok, aber der Name hat damit überhaupt nichts zu tun. Mit dem Thema befassen wir uns auch gar nicht mehr, wir machen die Mucke aus freien Stücken und nicht nach der Art, „Wir müssen den Song jetzt so und so machen, sonst sagt wieder wer, es klingt nach METALLICA.“ Das haben wir irgendwann abgelegt, es geht einem auch irgendwann tierisch auf die Eier. Dann erreicht man den Punkt, an dem man denkt, die Leute werden immer was hören, weil es damit so in Verbindung gebracht wurde. Da muss man halt das Beste draus machen.
Für mich persönlich… Wenn man da jetzt noch Verbindungen zu METALLICA zieht, hat man wahrscheinlich die CD vertauscht.
Mit ein paar Jahren Abstand verstehst du aber schon, warum das früher nicht ganz unangebracht war?
Natürlich, wir sind ja auch Riesenfans von den alten Sachen von METALLICA und die werden sicher für uns auch immer irgendwo ein Einfluss sein. Wer vor 15 Jahren mit Mucke angefangen hat, kann nicht behaupten, dass METALLICA nicht irgendwo ein Thema oder ne Rolle gespielt hat. Das weißt auch keiner von der Hand. Metti singt halt ein bisschen so. Wenn er früher auch mal ein paar Endungen und Betonungen so gemacht hat, war das aber nicht unbedingt bewusst. Und dann wird man schnell in eine Ecke gedrängt. Der erste sagt, dass es ein wenig wie METALLICA klingt, der nächste stimmt irgendwie zu und dann geht das so fort und du kannst auch nichts mehr dagegen machen. Wenn man die alten Sachen so hört, vom Gesang her geht das ein wenig in die Richtung, und wenn man ein paar riffbetonte Songs hat, ist das naheliegend, aber das ist halt so. Es spielt momentan auch keine Rolle mehr und danach gehen wir nicht mehr. Wenn es vielleicht ein bisschen danach klingt irgendwo, ist uns das scheißegal, Hauptsache der Song ist geil und man hat Bock drauf.
Wofür steht das „Candor Hurts“? Das einzige, was ich zu Candor bzw. Kandor herausfinden konnte, ist, das Supermans Heimatstadt auf Krypton so heißt.
Haha, Ich weiß es auch nicht 100%ig. Ich hab Metti mal gefragt und er hat versucht, es mir zu erklären, ich müsste aber nochmal genau nachfragen. Ich glaube, es hat aber nicht unbedingt was mit seiner Heimatstadt zu tun, haha
Dann müsste er sich ja auch für Superman halten.
Haha, ganz klar, Metti ist Superman! Hehehe. Ich weiß es nicht 100%ig. Er hat es mir mal erklärt, weil ich mit dem Titel auch nichts anfangen konnte, und auch nicht unbedingt aus dem Song heraushören konnte, was es meint. Er hat irgendwas gesagt, aber er ist ja eh immer ein Spezialist für so Sachen gewesen. Ich muss ihn nochmal fragen, was genau er damit meint.
Andreas ist seit diesem Jahr erst dabei, soweit ich weiß. Stand dann das neue Album schon bevor er dabei war und er hat zumindest kompositorisch keinen Einfluss mehr gehabt?
Ja genau, Daniel (Düring, CRAWLER & Ex-RE-VISION), der die Platte noch mit eingespielt hat, ist kurz nach Fertigstellung aus privaten Gründen ausgestiegen. Wir haben aber noch einen Superdraht zu ihm, alles cool und so. Mit der neuen Platte hat Andreas insofern noch nichts zu tun gehabt, ist aber jetzt neues Mitglied.
AGRYPNIE hab ich nie live gesehen, aber ich weiß nicht, ob man da so viel Spaß auf der Bühne hat und so viel Action machen kann wie bei PERZONAL WAR...
Bei uns ist immer wichtig: Auf die Bühne, einstöpseln, Arsch lecken. Egal was los ist.
Es ist halt schade, dass wir in den letzten Jahren Gitarristen wechseln mussten, aber so Dinge passieren halt. Man kann nicht nach 16, 17 Jahren erwarten, dass jeder immer Vollgas gibt. Der eine hat vielleicht keinen Bock mehr, der andere private Gründe, das muss man respektieren. Es ist wichtig, dass man Leute dabei hat, mit denen man abends auch mal was machen würde. Uns geht es nicht darum, einen Gitarristen zu haben, der vielleicht super zockt aber ein Arschloch ist. Das bringt keinem was. In erster Linie muss der Typ mit uns verrückten Vögeln klar kommen und gut in unser Quartett reinpassen. Wir sind sehr froh, dass Andreas dabei ist, in jedem Fall.
Was ich fast durchweg bei euren Alben auffällig finde, ist die Ausgewogenheit zwischen Rhythmus und Riffs. Achtet ihr da sehr bewusst drauf, dass es nicht zu sehr von einem dominiert wird oder passiert das eher unterbewusst automatisch?
Ein Riff klassisch gesehen beinhaltet ja eh schon eine gewisse Rhythmik. Bei uns war es immer so, dass Metti und ich einen Großteil der Songs gemacht haben. Wir sind untereinander auf einer Linie, wo man weiß, der eine spielt das so in der Art und da passt jetzt für mich das drauf. Letztendlich versucht man schon, sich immer ein bisschen weiterzuentwickeln und vielleicht auch ein paar abgefahrene Rhythmen zu finden für irgendwelche Riffs, aber es ergibt sich auch viel. Jedes Riff hat markante Stellen, wo man einfach gewisse Sachen drauf spielen muss, so empfinden wir das immer. Und so entstehen die Songs. Man versucht nicht, hauptsächlich verrückte Ideen zu haben. Es muss einfach stimmig sein und wenn das ein straighter Beat unter einem verrückten Riff ist und es passt und treibt den Song nach vorne. Hauptsache, es ist unter dem Strich songdienlich, das ist das wichtigste.
Wie kams zu der Aktion mit Saturn? Zum einen das Album für so einen günstigen Preis, später Karten zur Releaseshow dazu und am Ende auch dieser Akustikauftritt.
(Der Saturn vor Ort hat das Album für zehn Euro angeboten und in den letzten Tagen vor der Releaseshow gab es zusätzlich für einen sehr günstigen Tarif Karten für die Show dazu.)
Letztendlich lag das an Kai-Uwe vom Saturn Siegburg, den wir schon seit Jahren kennen und der uns schon immer gut unterstützt hat. Der versucht für jede Platte ne coole Aktion zu starten. Und es war wirklich auch der Hammer, dass man für nen Zehner das neue Album da kriegt, schon der Wahnsinn. Es ist ein freundschaftlicher Kontakt, man trifft sich oft, er ist ein guter Kumpel von uns. Man kennt sich und ihm gefällt die Band anscheinend ganz gut, deshalb haben wir kurzfristig als Revanche für ihn das Konzert angeboten. Immerhin haben wir an dem Samstag, an dem wir da waren, Justin Bieber von den Verkaufscharts verdrängt. Von daher war das für uns ein Riesenerfolg, immerhin in EINEM Saturn an EINEM Samstag Justin Bieber von der Spitze geworfen. Damit haben wir mit der Platte schon alles erreicht, was wir jemals erreichen wollten. Hahaha.
Wie zufrieden wart ihr mit der Releaseshow und auch mit dem Auftritt beim Summernight?
Die Releaseshow war supergeil, viele Leute da, da hatten wir nicht unbedingt mit gerechnet. Es waren, glaub ich, letztendlich 250 Mann da. Total geil, es hat tierischen Bock gebracht. Auftrittsmäßig einer der spaßigsten und geilsten Shows, ein absolutes Highlight, das für mich zu den Top 5 gehört. Die Leute haben geil mitgemacht und ich denke, das Set war auch ganz gut ausgewogen, mit alten Sachen.
Der Auftritt beim Summernight war für uns auch ein super Erlebnis. Wir waren vor 15 Jahren damals die allererste Band, die beim allerersten Summernight gespielt hat und es war eine Ehre für uns Freitags als Quasi-Headliner den Leuten den Arsch zu versohlen. Es ist immer wieder geil, jedes Jahr dahin zu fahren und coole Leute zu treffen. Hoffentlich gibt’s die Summernight noch 20, 30, 50, 100 Jahre.
Letzte Frage: Wie geht’s weiter mit PERZONAL WAR?
Keine Ahnung, wir haben uns entschlossen, uns jetzt aufzulösen und das wars jetzt. Nee, keine Ahnung. Mal gucken, wie viele Shows ankommen, und wir versuchen, vielleicht mal ne kleiner Tour auf die Beine zu stellen, oder mal gucken, ob es vielleicht was Größeres gibt. Man muss immer schauen, welche Möglichkeiten greifbar sind. Wir spielen im September in der Markthalle in Hamburg die http://www.hamburg-metal-dayz.de/de/]Metal Days[/url], auch so ne Mehrtagesgeschichte. Coole Sachen kommen jetzt. Auf jeden Fall werden wir versuchen, viel live zu zocken, und dass dann auch ein bisschen mehr passiert jetzt. Dann schreiben wir ne neue Platte und werden die ganz großen Rockstars mit der nächsten Platte.
Die erste Band, die mit dem achten Album den großen Durchbruch schafft.
Ach, auch wenn es das zehnte ist, mein Gott. Nee, alles cool. Hauptsache wir bleiben alle so fit und können das weiterhin auf dem Level machen mit den Leuten, dann sind wir alle happy. Und wir hoffen, dass die Leute, die uns bisher cool fanden, weiter mit uns Spaß an der Sache haben. Das ist das wichtigste.
(Bild 1 vlnr: Björn, Andreas, Metti, Martin.)
Grundsätzlich kann man sagen, dass die Pause ein bisschen erzwungen wurde, nicht von uns, sondern durch den Labelwechsel, Matthias ist Papa geworden und solche Geschichten. Die Platte ist auch schon ein bisschen länger fertig, wir wollten sie auch früher schon rausbringen, aber durch den Labelwechsel musste man erst mal die Fühler ausstrecken, was noch geht und ob die Leute noch Bock auf uns haben nach so einer langen Zeit. Deswegen muss man schon so viel wie möglich richtig machen und nicht nach dem Motto „Hauptsache jetzt nach ner längeren Pause schnell ne Platte machen“ und was Halbgares auf die Leute loslassen. Grundsätzlich war uns aber schon klar, dass wir weitermachen, obwohl es natürlich so Phasen gibt, wo man denkt, “Uh, es ist viel Stress immer noch“. Da muss man gucken, ob man wirklich noch Bock drauf hat. Aber letztlich hat man immer noch Gründe. So ein bisschen Rebellion gegen alles, Scheiß auf alles, du hast Bock auf die Leute, die Mucke und die Leute, mit denen man zusammenhängt. Das ist eigentlich das wichtigste, das hält die Band auch am Leben.
Ok, dann hingen die wenigen Auftritten in den letzten Jahren auch damit zusammen, dass es kein neues Album gab oder mit dem Stress fernab der Band?
Joah, ist natürlich klar, wenn man keine aktuelle Platte am Start hat und ein paar Jährchen vergangen sind, ist das für die Leute auch uninteressant und man wird auch nicht für Festivals gebucht, wenn man keine guten Connections dahin hat. Wenige Auftritte resultieren so ein bisschen aus beidem, dass es länger mit der Platte gedauert hat und eben auch die persönlichen Dinge. Metti ist wie gesagt Papa geworden und da steht natürlich erst mal der Kleine im Vordergrund. Das muss ja auch so sein. Man muss dann ja auch erst mal für sich alles regeln, es ist ein neuer Lebensabschnitt. Das muss man erst mal in Bahnen lenken. Wir sind aber froh, dass wir jetzt einen Weg gefunden haben, wo es super läuft. Und jetzt werden wir, denke ich, auch wieder verstärkt live aktiv werden. Das ist das Ziel.
In einem Alter, in dem ihr alles stehen und liegen lasst für die große Musikkarriere, seid ihr natürlich auch nicht mehr...
Ach klar, wir träumen doch alle davon, große Rockstars zu werden. Hahaha, nein, überhaupt nicht. Natürlich, als man angefangen hat mit der Band, war die Zielsetzung natürlich eine ganz andere als heutzutage. Wenn man mit 16 loslegt, die erste Demo aufgenommen hat, ist es natürlich das Geilste was es gibt auf der Welt. Man ist natürlich auch die geilste Band in dem Augenblick und man versucht alles dran zu setzen und zu machen. Man muss einfach seine Erfahrungen sammeln und ich glaube, das ist wichtig und gesund. Ok, das läuft so und das läuft so. Metal macht man nicht, weil man damit große Kohle machen will. Das macht man einfach aus Überzeugung und in der Szene ist das auch ganz ganz wichtig. Wenn man denkt, man wird der größte Rockstar der Welt und kann da Kohle mit machen, das ist überhaupt nicht die Zielsetzung, sondern es geht darum, mit coolen Leuten ne gute Zeit zu haben, viele Leute zu treffen und sich kleine Träume zu erfüllen wie alle Festivals spielen, im Ausland mal wieder aktiv werden und und und. Das ist viel wichtiger.
Zusammen mit dem neuen Logo und der im Vergleich zu früher ganz anderen Artworkgestaltung, darf ich das quasi auch als den 3. Start von PERZONAL WAR verstehen? Erst als es noch mit s geschrieben wurde, dann mit z und jetzt der dritte.
Nee, eigentlich nicht. Eigentlich gab es nie einen Neustart. Zwei Leute, Matthias und ich, sind ja schon immer dabei und wir sehen das nie als einen Neustart. Man muss immer versuchen, sich weiterzuentwickeln und sich den Umständen ein bisschen anzupassen. Damals der Namenswechsel war auch keine große Sache, wir haben einen Buchstaben getauscht, Scheiß drauf. Für uns ist das nicht wirklich ein Neustart.
Klar, jede Platte ist immer eine neue Herausforderung und bringt auch gewisse neue Töne, wie das auch nach außen wirkt. Für uns ist das aber eine ganz konsequente Fortsetzung in allem, eine Weiterentwicklung. Wir wollten diesmal auch gucken, ob wir nicht ein neues Logo an den Start bringen, weil wir mit dem alten nicht wirklich zufrieden waren. Das ist der Grund, für uns hat sich nicht viel geändert in der Hinsicht. Geht halt weiter, die nächste Platte wird vielleicht pink oder das Logo wird falschrum geschrieben, hahaha, keine Ahnung.
Mir gefällt das neue Logo sehr gut, es sieht sehr metallisch aus.
Ja genau, das war uns auch wichtig dieses Mal, schon auch ein bisschen punkig irgendwie. Und man kann auf jeden Fall direkt, auch wenn man die Band nicht kennt, auf etwas schließen. Das Artwork ist auch supergeil geworden, damit sind wir absolut zufrieden. Ich denke schon, dass es im Metalbereich auch wichtig ist, dass die Leute ein geiles Produkt in Händen halten und da muss auch die Verpackung stimmen. Man muss im Booklet Spaß haben, sich den Kram anzugucken. Muss sein.
Mir auch nicht, nee. Hehe. Konzept? Nee. Wir haben gesagt, in welche Richtung das ganze gehen kann, und wenn man sich ein paar Texte vornimmt, kommt immer mal wieder das Insektending ein bisschen auf, das ist aber kein wirkliches Konzept. Wir haben gedacht, dass es eine coole Sache ist und man was draus machen kann. Das ist mehr oder weniger so entstanden dann, dass wir einfach gesagt haben, es soll ein bisschen in die Richtung gehen, es ist aber kein wirkliches Konzept geworden. Trotzdem gibt es ein bisschen einen roten Faden zwischen allen Sachen, ein paar Songs, Texte und das Artwork, aber kein Konzept in dem Sinne, da haben wir auch gar kein Bock drauf. Sowas ist nicht unbedingt unser Ding.
Ich meinte jetzt auch nicht gleich im Sinne von „Operation: Mindcrime“ oder Ähnlichem.
Nee, natürlich, es muss halt einfach stimmig sein. Wenn du jetzt über Love, Peace and Harmony singst und hast vornedrauf die Warmachine… Das bringt natürlich auch nichts. Es muss irgendwie zusammen passen! Das war uns wichtig, aber es hat nicht unbedingt mit irgendwelchen Konzepten oder so zu tun. Wir haben Bock drauf gehabt, dass es ein wenig in die Richtung geht. Und der hat das super umgesetzt.
Dann hat der Titel keine stärkere Bedeutung? Denn ich habe versucht, mir was zusammenzureimen aus dem „Captive Breeding“, weil das neben „gefangen“ oder „gefesselt“ auch „für den Eigenbedarf“ heißen kann und dieses Mal sind im Gegensatz zu früher auch keine Gäste dabei. Ist das alles Überinterpretation?
Ja, auf jeden Fall. Letztendlich sind wir ne Metalband, wir machen keine Konzeptdinger. Namen entstehen einfach, wenn einer ne coole Idee hat. „Captive Breeding“ hat nichts damit zu tun, dass wir aus irgendwelchen Ketten ausbrechen oder sowas. Jeder kann da reinlesen, was er will, aber es hat keine größere Bedeutung und bezieht sich auch nicht auf Sachen von früher oder die in der Zukunft passieren.
Ich hätte mir durchaus vorstellen können, dass es sich darauf bezieht, dass euch lange Zeit und längst nicht mehr zurecht, so eine unglaubliche METALLICA Lastigkeit zugeschrieben worden ist…
Hehe, damit hat es überhaupt nichts zu tun. Das geht uns eigentlich auch völlig am Arsch vorbei. Letztlich muss jeder, der die Mucke hört, damit was anfangen können oder nicht. Und jeder, der meint, dass es irgendwas mit METALLICA zu tun hat… Ist auch ok, aber der Name hat damit überhaupt nichts zu tun. Mit dem Thema befassen wir uns auch gar nicht mehr, wir machen die Mucke aus freien Stücken und nicht nach der Art, „Wir müssen den Song jetzt so und so machen, sonst sagt wieder wer, es klingt nach METALLICA.“ Das haben wir irgendwann abgelegt, es geht einem auch irgendwann tierisch auf die Eier. Dann erreicht man den Punkt, an dem man denkt, die Leute werden immer was hören, weil es damit so in Verbindung gebracht wurde. Da muss man halt das Beste draus machen.
Für mich persönlich… Wenn man da jetzt noch Verbindungen zu METALLICA zieht, hat man wahrscheinlich die CD vertauscht.
Natürlich, wir sind ja auch Riesenfans von den alten Sachen von METALLICA und die werden sicher für uns auch immer irgendwo ein Einfluss sein. Wer vor 15 Jahren mit Mucke angefangen hat, kann nicht behaupten, dass METALLICA nicht irgendwo ein Thema oder ne Rolle gespielt hat. Das weißt auch keiner von der Hand. Metti singt halt ein bisschen so. Wenn er früher auch mal ein paar Endungen und Betonungen so gemacht hat, war das aber nicht unbedingt bewusst. Und dann wird man schnell in eine Ecke gedrängt. Der erste sagt, dass es ein wenig wie METALLICA klingt, der nächste stimmt irgendwie zu und dann geht das so fort und du kannst auch nichts mehr dagegen machen. Wenn man die alten Sachen so hört, vom Gesang her geht das ein wenig in die Richtung, und wenn man ein paar riffbetonte Songs hat, ist das naheliegend, aber das ist halt so. Es spielt momentan auch keine Rolle mehr und danach gehen wir nicht mehr. Wenn es vielleicht ein bisschen danach klingt irgendwo, ist uns das scheißegal, Hauptsache der Song ist geil und man hat Bock drauf.
Wofür steht das „Candor Hurts“? Das einzige, was ich zu Candor bzw. Kandor herausfinden konnte, ist, das Supermans Heimatstadt auf Krypton so heißt.
Haha, Ich weiß es auch nicht 100%ig. Ich hab Metti mal gefragt und er hat versucht, es mir zu erklären, ich müsste aber nochmal genau nachfragen. Ich glaube, es hat aber nicht unbedingt was mit seiner Heimatstadt zu tun, haha
Dann müsste er sich ja auch für Superman halten.
Haha, ganz klar, Metti ist Superman! Hehehe. Ich weiß es nicht 100%ig. Er hat es mir mal erklärt, weil ich mit dem Titel auch nichts anfangen konnte, und auch nicht unbedingt aus dem Song heraushören konnte, was es meint. Er hat irgendwas gesagt, aber er ist ja eh immer ein Spezialist für so Sachen gewesen. Ich muss ihn nochmal fragen, was genau er damit meint.
Andreas ist seit diesem Jahr erst dabei, soweit ich weiß. Stand dann das neue Album schon bevor er dabei war und er hat zumindest kompositorisch keinen Einfluss mehr gehabt?
Ja genau, Daniel (Düring, CRAWLER & Ex-RE-VISION), der die Platte noch mit eingespielt hat, ist kurz nach Fertigstellung aus privaten Gründen ausgestiegen. Wir haben aber noch einen Superdraht zu ihm, alles cool und so. Mit der neuen Platte hat Andreas insofern noch nichts zu tun gehabt, ist aber jetzt neues Mitglied.
Bei uns ist immer wichtig: Auf die Bühne, einstöpseln, Arsch lecken. Egal was los ist.
Es ist halt schade, dass wir in den letzten Jahren Gitarristen wechseln mussten, aber so Dinge passieren halt. Man kann nicht nach 16, 17 Jahren erwarten, dass jeder immer Vollgas gibt. Der eine hat vielleicht keinen Bock mehr, der andere private Gründe, das muss man respektieren. Es ist wichtig, dass man Leute dabei hat, mit denen man abends auch mal was machen würde. Uns geht es nicht darum, einen Gitarristen zu haben, der vielleicht super zockt aber ein Arschloch ist. Das bringt keinem was. In erster Linie muss der Typ mit uns verrückten Vögeln klar kommen und gut in unser Quartett reinpassen. Wir sind sehr froh, dass Andreas dabei ist, in jedem Fall.
Was ich fast durchweg bei euren Alben auffällig finde, ist die Ausgewogenheit zwischen Rhythmus und Riffs. Achtet ihr da sehr bewusst drauf, dass es nicht zu sehr von einem dominiert wird oder passiert das eher unterbewusst automatisch?
Ein Riff klassisch gesehen beinhaltet ja eh schon eine gewisse Rhythmik. Bei uns war es immer so, dass Metti und ich einen Großteil der Songs gemacht haben. Wir sind untereinander auf einer Linie, wo man weiß, der eine spielt das so in der Art und da passt jetzt für mich das drauf. Letztendlich versucht man schon, sich immer ein bisschen weiterzuentwickeln und vielleicht auch ein paar abgefahrene Rhythmen zu finden für irgendwelche Riffs, aber es ergibt sich auch viel. Jedes Riff hat markante Stellen, wo man einfach gewisse Sachen drauf spielen muss, so empfinden wir das immer. Und so entstehen die Songs. Man versucht nicht, hauptsächlich verrückte Ideen zu haben. Es muss einfach stimmig sein und wenn das ein straighter Beat unter einem verrückten Riff ist und es passt und treibt den Song nach vorne. Hauptsache, es ist unter dem Strich songdienlich, das ist das wichtigste.
Wie kams zu der Aktion mit Saturn? Zum einen das Album für so einen günstigen Preis, später Karten zur Releaseshow dazu und am Ende auch dieser Akustikauftritt.
(Der Saturn vor Ort hat das Album für zehn Euro angeboten und in den letzten Tagen vor der Releaseshow gab es zusätzlich für einen sehr günstigen Tarif Karten für die Show dazu.)
Letztendlich lag das an Kai-Uwe vom Saturn Siegburg, den wir schon seit Jahren kennen und der uns schon immer gut unterstützt hat. Der versucht für jede Platte ne coole Aktion zu starten. Und es war wirklich auch der Hammer, dass man für nen Zehner das neue Album da kriegt, schon der Wahnsinn. Es ist ein freundschaftlicher Kontakt, man trifft sich oft, er ist ein guter Kumpel von uns. Man kennt sich und ihm gefällt die Band anscheinend ganz gut, deshalb haben wir kurzfristig als Revanche für ihn das Konzert angeboten. Immerhin haben wir an dem Samstag, an dem wir da waren, Justin Bieber von den Verkaufscharts verdrängt. Von daher war das für uns ein Riesenerfolg, immerhin in EINEM Saturn an EINEM Samstag Justin Bieber von der Spitze geworfen. Damit haben wir mit der Platte schon alles erreicht, was wir jemals erreichen wollten. Hahaha.
Wie zufrieden wart ihr mit der Releaseshow und auch mit dem Auftritt beim Summernight?
Die Releaseshow war supergeil, viele Leute da, da hatten wir nicht unbedingt mit gerechnet. Es waren, glaub ich, letztendlich 250 Mann da. Total geil, es hat tierischen Bock gebracht. Auftrittsmäßig einer der spaßigsten und geilsten Shows, ein absolutes Highlight, das für mich zu den Top 5 gehört. Die Leute haben geil mitgemacht und ich denke, das Set war auch ganz gut ausgewogen, mit alten Sachen.
Der Auftritt beim Summernight war für uns auch ein super Erlebnis. Wir waren vor 15 Jahren damals die allererste Band, die beim allerersten Summernight gespielt hat und es war eine Ehre für uns Freitags als Quasi-Headliner den Leuten den Arsch zu versohlen. Es ist immer wieder geil, jedes Jahr dahin zu fahren und coole Leute zu treffen. Hoffentlich gibt’s die Summernight noch 20, 30, 50, 100 Jahre.
Letzte Frage: Wie geht’s weiter mit PERZONAL WAR?
Keine Ahnung, wir haben uns entschlossen, uns jetzt aufzulösen und das wars jetzt. Nee, keine Ahnung. Mal gucken, wie viele Shows ankommen, und wir versuchen, vielleicht mal ne kleiner Tour auf die Beine zu stellen, oder mal gucken, ob es vielleicht was Größeres gibt. Man muss immer schauen, welche Möglichkeiten greifbar sind. Wir spielen im September in der Markthalle in Hamburg die http://www.hamburg-metal-dayz.de/de/]Metal Days[/url], auch so ne Mehrtagesgeschichte. Coole Sachen kommen jetzt. Auf jeden Fall werden wir versuchen, viel live zu zocken, und dass dann auch ein bisschen mehr passiert jetzt. Dann schreiben wir ne neue Platte und werden die ganz großen Rockstars mit der nächsten Platte.
Die erste Band, die mit dem achten Album den großen Durchbruch schafft.
Ach, auch wenn es das zehnte ist, mein Gott. Nee, alles cool. Hauptsache wir bleiben alle so fit und können das weiterhin auf dem Level machen mit den Leuten, dann sind wir alle happy. Und wir hoffen, dass die Leute, die uns bisher cool fanden, weiter mit uns Spaß an der Sache haben. Das ist das wichtigste.
(Bild 1 vlnr: Björn, Andreas, Metti, Martin.)