Am liebsten wollen wir unsere Jobs sausen lassen
Interview mit Disbelief
Death Metal aus Deutschland
Death Metal aus Deutschland
Von den deutschen Bühnen sind DISBELIEF beinahe schon gar nicht mehr wegzudenken, die Kritiker schlagen bei jedem Release größere Purzelbäume und das Publikum hat die sympathischen Jungs um Frontmann Karsten „Jagger“ Jäger schon lange in ihre Herzen geschlossen. In Kürze erscheint nun das mittlerweile sechste Album der emotionalen Midtempo-Deather, und diesen Anlass habe ich für ein kleines Gespräch mit Bassist Joe genutzt.
„66Sick“ lautet der Titel eurer aktuellen Scheibe und bei der Entschlüsselung der Bedeutung dieses Wortspiels schwanke ich immer noch zwischen „dämlichem Wortspiel“, „unbedeutende Floskel ohne tieferen Sinn“ und „hintergründigem Seitenhieb auf gängige Klischees mit integrierter Gesellschaftskritik“. Euer Statement dazu?
Der Titel zielt schon darauf ab, dass wir diesem ganzen „teuflischen“ Gehabe in der Szene mehr als kritisch gegenüberstehen. Da wir das „Motto“ schon mal als T-Shirt-Logo verwendet haben fanden wir die Idee gut das neue Album so zu betiteln, denn bei den Fans ist 66Sick deshalb schon ein Begriff. Außerdem wollten wir die „6“ integriert haben, da es auch schließlich unser 6. Album ist und der Titel damit eigentlich auf der Hand lag!
Auf den aktuellen Pressefotos posiert ihr mit weißen Atemschutzmasken. Wovor wollt ihr euch schützen?
Hauptsächlich wollen wir mit den Fotos den Begriff „Sick“ illustrieren und eine krankwirkende Atmosphäre erzeugen. Die Masken unterstützen das und wenn man so will schützen wir uns vor all dem Kranken was in unserer Welt passiert.
Für das Songwriting hattet ihr nicht allzu viel Zeit. Habt ihr euch selbst diesem Druck unterworfen oder kam das von der Plattenfirma? Könnt ihr denn unter Druck besser arbeiten?
Im Prinzip hatten wir genauso viel Zeit wie vor SPREADING THE RAGE. Wenn man die Sache nüchtern betrachtet erscheint 66SICK knapp 1 Jahr und 6 Monate nach dem Vorgänger und das ist eigentlich normal. In der Zwischenzeit hatten wir natürlich jede Menge Live- und Studio-Aktivitäten, was für uns den Zeitraum wesentlich kürzer erscheinen ließ! Nach dem Wechsel zu NUCLEAR BLAST lag es auf der Hand schnell ein Album zu veröffentlich, um den positiven Schwung des Vorgängeralbums mitzunehmen. Druck war also nur in der Form da ein gleichwertiges oder gar besseres Produkt auf den Markt zu bringen. Diese Situation liegt uns eigentlich ganz gut, denn sie erzeugt zusätzliche Inspiration und fördert die Konzentration auf das wirklich Wichtige: die Musik!
Auf „66sick“ bringt ihr als Kontrast zu den Growls wieder mehr klaren Gesang und gesprochene Parts mit ein, die einige Passagen so deutlich abmildern, die anderen aber stärker hervorheben. Zwar nicht ganz so auffällig wie auf den ersten Scheiben, aber dennoch deutlich spürbar. Wie kam es dazu?
Das war kein absichtlich gewolltes Handeln. Jagger hat so mit seinem Gesang auf die Songs reagiert – das war ein ganz natürlicher Prozess. Wie du richtig erwähnt hast waren diese Gesangsformen auch früher schon Bestandteil unseres Sounds, nur hat sich Jagger über die Jahre enorm weiterentwickelt und deshalb sind die Sachen einfach mehr auf dem Punkt und für den Hörer auch besser wahrnehmbar!
Vor allem die ersten Songs des Albums weisen aber auch einige Hardcore-Einflüsse auf. Ihr habt ja mit dem Schreiben des aktuellen Materials direkt nach eurer Tour mit Pro Pain begonnen. Hallte deren Musik beim Songwriting noch in euren Ohren?
Das kann ich nicht verleugnen, aber wir hatten auch schon vorher mit Songs wie SPREADING THE RAGE Hardcore - beeinflußte Songs im Programm. Diese Tour hat natürlich auch, wie eigentlich alle großen Tourneen, Einfluss auf das Songwriting genommen, denn man lernt einfach immer neu dazu und saugt die positiven Strömungen einer Live – Show quasi auf. Ich denke auch, dass diese Tatsache auch ein Grund für unsere stetige Weiterentwicklung in der Vergangenheit war und in der Zukunft sein wird!
Apropos Touren. Nicht wenige Bands sieht man so oft auf deutschen Bühnen wie euch. Jedes Jahr macht ihr mindestens eine ausgiebige Tour, auf Festivals seid ihr auch immer präsent. Werdet ihr denn nie müde?
Auf keinen Fall! Wir würden gerne noch viel mehr live spielen – das ist doch das Salz in der Musikersuppe! Wir wollen durch die Zusammenarbeit mit einer Konzertagentur unsere Aktivitäten speziell im europäischen Ausland massiv verstärken, denn hier ist in der Vergangenheit zu wenig bei DISBELIEF passiert! Nach wie vor ist unser Ziel die Musik als Haupteinnahmequelle zu betreiben und unsere Jobs sausen zu lassen!
Und wie schafft ihr es momentan, Job, Familie und die Auftritte unter einen Hut zu bringen?
Das gestaltet sich als immer schwieriger und führt uns so langsam an die Grenze des Machbaren, aber jeder von uns hat da sein individuelles Überlebensprogramm gestartet und jeder ist auch bereit alles für DISBELIEF zu tun! Die Lebenspartner – soweit vorhanden – tragen das auch mit und wie schon erwähnt: Musik soll irgendwann einmal ausschließlich unser Ernährer werden! Das erfordert einige Opfer und wir sind nach wie vor bereit diesen schwierigen Weg zu gehen!
Dieses Jahr bestreitet ihr ja euer 15 jähriges Bandjubiläum. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Ist deshalb irgendetwas besonderes geplant?
Unser Wunsch ist eine Live – DVD zu diesem Jubiläum zu veröffentlichen, aber das hängt vom Verkaufserfolg von 66SICK ab, denn so etwas will finanziert sein und NUCLEAR BLAST warten hier verständlicherweise erst einmal ab!
Habt ihr bei der Bandgründung damals je gedacht, dass ihr es soweit schaffen würdet?
Der Traum war sicher immer in den Hinterköpfen, aber wir waren in erster Linie darauf fokussiert, die Musik und den Spaß daran nach vorne zu treiben. Der Erfolg hat sich dann irgendwann nach harter Arbeit eingestellt – ich weiß, das klingt wie ein abgelutschter Kalenderspruch – entspricht aber nun mal den Tatsachen. Man sollte auch nicht den schnellen finanziellen Erfolg in der Musik suchen, sondern die ganze Sache sukzessive und mit viel Geduld aufbauen!
Auf der Limited Edition befinden sich Bonustracks von Slayer, Accept, Iron Maiden und den Scorpions. Hat es Spaß gemacht, mal etwas fröhlichere und flottere Musik zu spielen? Wie kam es zu diesen Coversongs?
Der Spaß lag bei der Sache im Vordergrund, denn diese Bands haben uns von dem Zeitpunkt an, als wir anfingen Metal zu hören, sehr beeinflusst und waren sicher auch mit ein Grund mit der Musik anzufangen! Es war eine neue Erfahrung sich einmal mit andersartiger Musik zu beschäftigen und wir haben versucht, jedem Song einen Hauch von DISBELIEF mitzugeben! Die Coverversionen stammen von Tribute – Samplern und bis auf SLAYER sind sie auch alle veröffentlicht worden, aber jetzt hat sie der Fan nochmal geballt als kleiner Bonus auf der limited edition!
Und zu guter letzt noch ein paar nicht ganz so ernst gemeinte Fragen:
Wie suizidgefährdet seid ihr eigentlich wirklich?
Überhaupt nicht! Wir lieben das Leben und nutzen die Musik als Ventil, um jegliche negative Gedanken und Energien loszuwerden!
Freut ihr euch eigentlich noch über gute Kritiken oder ist das schon selbstverständlich für euch geworden?
Natürlich freuen wir uns, aber wir überbewerten die ganze Sache nicht und bleiben selbst unser größter Kritiker!
Wie groß ist euer Groupie-Pro-Kopf-Verbrauch auf einer Tour?
Ganz ehrlich: 0,0 oder anders ausgedrückt: das ist nicht unsere Welt!!!!!!
Hat Karsten je mal daran gedacht, einen Werbespot für Halsbonbons zu machen?
Wenn das Geld in Ordnung wäre und der Werbespot nicht allzu peinlich, könnte man drüber reden.
Vielen Dank für das Interview. Ganz zum Schluss sollt nun auch ihr noch die Möglichkeit haben, das letzte Wort für unsere Leser zu verfassen:
Besten Dank für euer Interesse an DISBELIEF und ich hoffe, ich konnte eure fragen zufriedenstellend beantworten! Schöne Grüße, Joe v. DISBELIEF!
„66Sick“ lautet der Titel eurer aktuellen Scheibe und bei der Entschlüsselung der Bedeutung dieses Wortspiels schwanke ich immer noch zwischen „dämlichem Wortspiel“, „unbedeutende Floskel ohne tieferen Sinn“ und „hintergründigem Seitenhieb auf gängige Klischees mit integrierter Gesellschaftskritik“. Euer Statement dazu?
Der Titel zielt schon darauf ab, dass wir diesem ganzen „teuflischen“ Gehabe in der Szene mehr als kritisch gegenüberstehen. Da wir das „Motto“ schon mal als T-Shirt-Logo verwendet haben fanden wir die Idee gut das neue Album so zu betiteln, denn bei den Fans ist 66Sick deshalb schon ein Begriff. Außerdem wollten wir die „6“ integriert haben, da es auch schließlich unser 6. Album ist und der Titel damit eigentlich auf der Hand lag!
Hauptsächlich wollen wir mit den Fotos den Begriff „Sick“ illustrieren und eine krankwirkende Atmosphäre erzeugen. Die Masken unterstützen das und wenn man so will schützen wir uns vor all dem Kranken was in unserer Welt passiert.
Für das Songwriting hattet ihr nicht allzu viel Zeit. Habt ihr euch selbst diesem Druck unterworfen oder kam das von der Plattenfirma? Könnt ihr denn unter Druck besser arbeiten?
Im Prinzip hatten wir genauso viel Zeit wie vor SPREADING THE RAGE. Wenn man die Sache nüchtern betrachtet erscheint 66SICK knapp 1 Jahr und 6 Monate nach dem Vorgänger und das ist eigentlich normal. In der Zwischenzeit hatten wir natürlich jede Menge Live- und Studio-Aktivitäten, was für uns den Zeitraum wesentlich kürzer erscheinen ließ! Nach dem Wechsel zu NUCLEAR BLAST lag es auf der Hand schnell ein Album zu veröffentlich, um den positiven Schwung des Vorgängeralbums mitzunehmen. Druck war also nur in der Form da ein gleichwertiges oder gar besseres Produkt auf den Markt zu bringen. Diese Situation liegt uns eigentlich ganz gut, denn sie erzeugt zusätzliche Inspiration und fördert die Konzentration auf das wirklich Wichtige: die Musik!
Auf „66sick“ bringt ihr als Kontrast zu den Growls wieder mehr klaren Gesang und gesprochene Parts mit ein, die einige Passagen so deutlich abmildern, die anderen aber stärker hervorheben. Zwar nicht ganz so auffällig wie auf den ersten Scheiben, aber dennoch deutlich spürbar. Wie kam es dazu?
Das war kein absichtlich gewolltes Handeln. Jagger hat so mit seinem Gesang auf die Songs reagiert – das war ein ganz natürlicher Prozess. Wie du richtig erwähnt hast waren diese Gesangsformen auch früher schon Bestandteil unseres Sounds, nur hat sich Jagger über die Jahre enorm weiterentwickelt und deshalb sind die Sachen einfach mehr auf dem Punkt und für den Hörer auch besser wahrnehmbar!
Das kann ich nicht verleugnen, aber wir hatten auch schon vorher mit Songs wie SPREADING THE RAGE Hardcore - beeinflußte Songs im Programm. Diese Tour hat natürlich auch, wie eigentlich alle großen Tourneen, Einfluss auf das Songwriting genommen, denn man lernt einfach immer neu dazu und saugt die positiven Strömungen einer Live – Show quasi auf. Ich denke auch, dass diese Tatsache auch ein Grund für unsere stetige Weiterentwicklung in der Vergangenheit war und in der Zukunft sein wird!
Apropos Touren. Nicht wenige Bands sieht man so oft auf deutschen Bühnen wie euch. Jedes Jahr macht ihr mindestens eine ausgiebige Tour, auf Festivals seid ihr auch immer präsent. Werdet ihr denn nie müde?
Auf keinen Fall! Wir würden gerne noch viel mehr live spielen – das ist doch das Salz in der Musikersuppe! Wir wollen durch die Zusammenarbeit mit einer Konzertagentur unsere Aktivitäten speziell im europäischen Ausland massiv verstärken, denn hier ist in der Vergangenheit zu wenig bei DISBELIEF passiert! Nach wie vor ist unser Ziel die Musik als Haupteinnahmequelle zu betreiben und unsere Jobs sausen zu lassen!
Und wie schafft ihr es momentan, Job, Familie und die Auftritte unter einen Hut zu bringen?
Das gestaltet sich als immer schwieriger und führt uns so langsam an die Grenze des Machbaren, aber jeder von uns hat da sein individuelles Überlebensprogramm gestartet und jeder ist auch bereit alles für DISBELIEF zu tun! Die Lebenspartner – soweit vorhanden – tragen das auch mit und wie schon erwähnt: Musik soll irgendwann einmal ausschließlich unser Ernährer werden! Das erfordert einige Opfer und wir sind nach wie vor bereit diesen schwierigen Weg zu gehen!
Dieses Jahr bestreitet ihr ja euer 15 jähriges Bandjubiläum. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Ist deshalb irgendetwas besonderes geplant?
Unser Wunsch ist eine Live – DVD zu diesem Jubiläum zu veröffentlichen, aber das hängt vom Verkaufserfolg von 66SICK ab, denn so etwas will finanziert sein und NUCLEAR BLAST warten hier verständlicherweise erst einmal ab!
Habt ihr bei der Bandgründung damals je gedacht, dass ihr es soweit schaffen würdet?
Der Traum war sicher immer in den Hinterköpfen, aber wir waren in erster Linie darauf fokussiert, die Musik und den Spaß daran nach vorne zu treiben. Der Erfolg hat sich dann irgendwann nach harter Arbeit eingestellt – ich weiß, das klingt wie ein abgelutschter Kalenderspruch – entspricht aber nun mal den Tatsachen. Man sollte auch nicht den schnellen finanziellen Erfolg in der Musik suchen, sondern die ganze Sache sukzessive und mit viel Geduld aufbauen!
Der Spaß lag bei der Sache im Vordergrund, denn diese Bands haben uns von dem Zeitpunkt an, als wir anfingen Metal zu hören, sehr beeinflusst und waren sicher auch mit ein Grund mit der Musik anzufangen! Es war eine neue Erfahrung sich einmal mit andersartiger Musik zu beschäftigen und wir haben versucht, jedem Song einen Hauch von DISBELIEF mitzugeben! Die Coverversionen stammen von Tribute – Samplern und bis auf SLAYER sind sie auch alle veröffentlicht worden, aber jetzt hat sie der Fan nochmal geballt als kleiner Bonus auf der limited edition!
Und zu guter letzt noch ein paar nicht ganz so ernst gemeinte Fragen:
Wie suizidgefährdet seid ihr eigentlich wirklich?
Überhaupt nicht! Wir lieben das Leben und nutzen die Musik als Ventil, um jegliche negative Gedanken und Energien loszuwerden!
Freut ihr euch eigentlich noch über gute Kritiken oder ist das schon selbstverständlich für euch geworden?
Natürlich freuen wir uns, aber wir überbewerten die ganze Sache nicht und bleiben selbst unser größter Kritiker!
Wie groß ist euer Groupie-Pro-Kopf-Verbrauch auf einer Tour?
Ganz ehrlich: 0,0 oder anders ausgedrückt: das ist nicht unsere Welt!!!!!!
Hat Karsten je mal daran gedacht, einen Werbespot für Halsbonbons zu machen?
Wenn das Geld in Ordnung wäre und der Werbespot nicht allzu peinlich, könnte man drüber reden.
Vielen Dank für das Interview. Ganz zum Schluss sollt nun auch ihr noch die Möglichkeit haben, das letzte Wort für unsere Leser zu verfassen:
Besten Dank für euer Interesse an DISBELIEF und ich hoffe, ich konnte eure fragen zufriedenstellend beantworten! Schöne Grüße, Joe v. DISBELIEF!