Neuigkeiten aus Portugal
Interview mit Moonspell
Dark Metal aus Portugal - Lissabon
Dark Metal aus Portugal - Lissabon
Wirklich massenkompatibel waren die portugiesischen Gothic/Dark Metaller von MOONSPELL noch nie. Aber wohl gerade deshalb haben sie sich mit ihren sechs stilistisch doch recht unterschiedlichen Alben nicht zuletzt durch ihre starke Live-Präsenz in die Herzen der Fans gespielt. Derzeit tourt die Band zusammen mit CRADLE OF FILTH und THE HAUNTED durch Europa und macht unter anderem auch in Leipzig halt. Dies nahm ich zusammen mit Kollegin Yvonne als Anlass, dem sympathischen Sänger Fernando vor dem Konzert ein paar Fragen zur Tour, dem neuen Album und der Band an sich zu stellen.
Normalerweise gehen Bands ja nur auf Tour, wenn Sie irgendetwas zu promoten haben. Ihr habt ja nicht wirklich etwas neues am Start und „The Antidote“ wurde schon vor knapp 2 Jahren veröffentlicht. Was war denn der eigentliche Grund für diese Tour?
Also zunächst hatten wir eine Einladung von Cradle Of Filth bekommen und das ist eine Chance, die man nicht unbedingt wegwerfen sollte. Dann wiederum haben wir ja seit dem Release von „The Antidote“ beinahe ununterbrochen getourt, allerdings größtenteils in den USA. In Europa hatten wir nur circa 20 Shows zusammen mit Lacuna Coil, dann hier und da mal ein Festival, aber wir waren so mit den US-Gigs beschäftigt, dass wir es beispielsweise nicht mal geschafft haben, in Spanien zu spielen.
Als wir dann das Angebot von Cradle erhielten, die ja jede Menge Leute anziehen und außerdem die ganzen Rahmenbedingungen stimmten, sagten wir uns: Warum nicht? Auch wenn wir nichts wirklich neues zu promoten haben, gibt es dennoch jede Menge Leute, die Moonspell oder „The Antidote“ noch nicht kennen. Für uns selbst war das ja auch überraschend.
Es fing eigentlich alles an, als wir damals mit Cradle Of Filth und Type O Negative in den Vereinigten Staaten das erste Mal zu dem Album tourten. Also könnte man sagen, dass wir nun den Kreis schließen und danach dann ein neues Album und eine DVD releasen.
Da wir gerade beim neuen Album sind. Gibt es da etwas zu berichten? Habt ihr bereits neue Songs geschrieben?
Ja, das haben wir. Obwohl wir ständig auf Tour waren, haben wir nie wirklich mit dem Songwriting aufgehört. Ich denke, dass das gut für die Band ist. Einerseits ist das Touren zwar aufregend, aber andererseits kann es auch recht schnell zur Routine werden, wenn man immer wieder die selben Songs spielt. Und da finde ich es gut, wenn man stattdessen neue Ideen entwickeln und kreativ sein kann.
Wir hatten auch bereits zwei Aufnahme-Sessions in unserem Studio in Portugal. Da haben wir dann 8 neue Songs aufgenommen, um es dann den Labels präsentieren zu können. „The Antidote“ war ja unser vertraglich letztes Album bei Century Media. Deshalb machten wir dieses Demo, um diverse Leute nach ihrer Meinung zu fragen, und zu erfahren, ob sie vielleicht mit Moonspell zusammenarbeiten wollen.
Ich glaube, dass es wirklich noch etwas zu früh ist, um über die neuen Songs zu reden, weil ja noch nicht einmal die Hälfte der Arbeit getan ist. Aber was wir bisher geschrieben haben, ist meiner Meinung nach wirklich gutes und emotionales Material, das sehr gut zu Moonspell passt, da es einerseits sehr atmosphärisch ist, aber andererseits auch aggressive und eingängige Parts aufweisen kann. Im Ganzen ist es epischer als „The Antidote“ und es hat wieder mehr dieses „Wolfheart“-Feeling, obwohl wir natürlich alle älter geworden sind und ganz andere Inspirationen als damals hatten. Aber dennoch hat es diesen naiven Touch und wird von den Fans sicherlich gemocht werden.
Und werden die Fans dann überrascht sein, oder sind sie so etwas mittlerweile von euch gewohnt?
Es gab schon immer die unterschiedlichsten Reaktionen. Der eine mag halt mehr die „Wolfheart“, der andere „The Antidote“, so dass man da niemals eine allgemeine Aussage treffen kann. Manchmal denke ich auch, dass die Leute zuviel über unsere Musik reden, anstatt sich die Zeit zu nehmen und sie einfach zu fühlen. Es gibt gewisse Grundelemente, die man in all unseren Alben entdecken kann, aber jede Scheibe ist ebenso ein Spiegel unserer damaligen Gefühle. Wir sind keine Band, die nach Nightwish-Verkaufszahlen strebt und dadurch irgendwelche Ideen einfach kopiert. Nein, wir haben unseren eigenen Stil (oder versuchen zumindest ihn zu finden), und da kann man es einfach nicht jedem Recht machen. Damals bei „Irreligious“ sagten alle, wie toll wir und unsere Musik seien. Aber wir haben uns dennoch in eine andere Richtung entwickelt.
Ich denke beim Songwriting einfach nicht daran, wie die Leute dies oder jenes finden würden. Und im Grunde kann ja auch niemanden dazu zwingen, uns zu mögen. Man kann nur versuchen, gute und ehrliche Musik zu machen und danach ist es wie Russisches Roulette. Entweder jemand mag es oder nicht.
Ich denke, die Fans werden schon überrascht sein, allerdings muss man auch dazu sagen, dass wir bis jetzt nie die von uns erwarteten Reaktionen bekommen haben.
Habt ihr das Demo denn schon einigen Labels zugesandt? Wie war denn deren Reaktion?
Ja das haben wir, aber die Meinungen, die wir bisher bekommen habe, stammen von Leuten aus dem Musikbusiness. Und die denken ja ein wenig anders über Musik. Ich glaube schon, dass es zum Beispiel Nuclear Blast und Roadrunner schon gefallen hat, aber wir einfach nicht in deren Konzept passen. Wir hätten es uns auch einfach machen können, da wir uns ja bereits einen Namen gemacht haben und nicht wirklich schlechte Verkaufszahlen vorweisen können, aber wir haben uns noch nie auf unseren Lorbeeren ausgeruht. Wir wollten den Labels mit dem Demo zeigen, wie das neue Material klingen wird, und dadurch ist es wohl schwerer, einen Vertrag zu bekommen, als wenn man nur mit seiner Vergangenheit wirbt. Aber wie gesagt, das sind nur Einzelmeinungen, und neben dem ganzen Vertragskram, der natürlich auch wichtig für eine Band ist, kommt es uns vor allem darauf an, dass das Label hinter unserer Musik steht und uns nicht irgendwann in den Rücken fällt und sagt: „Macht doch mal ein weiteres ‚Opium’!“, denn das wird es definitiv nicht geben. „Opium“ war ja auch gar nicht als Hit geplant, und ist für mich ja noch nicht einmal der beste Song der Platte. Es hat sich einfach so ergeben.
Tja, zuletzt entscheidet halt das Publikum...
Ja, im Grunde kann man es darauf reduzieren. Ich meine, man kann zwar mit Gewalt diverse Bands in die Köpfe der Leute bekommen, aber nicht eine Band wie Moonspell. Ich kann einfach keine Texte über nackte Jungfrauen auf Friedhöfen, über die Natur oder fliegende Tauben und so weiter schreiben. Ich will nicht unbedingt zwingend kompliziert sein, aber ich mag es, einen gewissen Geist in unsere Musik zu bringen. Und das macht es nicht immer einfach, Moonspell zu verstehen. Aber unsere echten Fans mögen uns genau so und werden uns wohl auch immer treu bleiben. Und darauf sollte man sich konzentrieren.
Ok, dann lass uns mal ein wenig über die Tour quatschen. Die läuft ja nun schon fast 1 Monat und ihr habt jede Menge unterschiedlicher Länder bereist. Unter anderem auch Rumänien und Kroatien, wo ihr das erste mal live gespielt habt. Wie waren eure Eindrücke davon?
Es war großartig und unvergesslich. Wir waren zwar mit Cradle unterwegs, aber einige der Shows haben wir auch allein als Headliner bestritten, das waren die 3 in Tschechien, Rumänien und Kroatien. Bei dem ersten Gig wurden wir von Root, die ich sehr mag, supportet. Ich hab mit denen zusammen gesungen usw. und es hat ne Menge Spaß gemacht. Rumänien war echt unglaublich, da wir dort schon seit Jahren eine riesengroße Fangemeinde haben. Vor allem „Vampiria“ ist dort ein ganz besonderer Song, da Rumänien ja das Land von Dracula und der Vampirlegende ist. Die kleine Halle war total überfüllt und die Menschen dort sind wirklich wild, aber vor allem auch emotional. Zum Beispiel fassen die dir an die Füße und so weiter. Das hat man hier nicht so oft, da besteht meist eine größere Distanz zwischen dir und dem Publikum. Auch wenn die allgemeinen Rahmenbedingungen in den östlicheren Ländern vielleicht nicht ganz so gut sind, haben wir Spaß daran, Moonspell auch dorthin zu führen. Die Fans verdienen es einfach, dass eine Band sich auch um sie kümmert.
Wie macht ihr dass eigentlich? Ihr seid monatelang auf Tour und seht eure Heimat nur selten. Habt ihr kein Heimweh oder vermisst eure Familie?
Das ist schon nicht einfach. Ich mach das ja jetzt seit 10 Jahren und würde sagen, dass man auf der einen Seite ungemeint viel gewinnt, aber auf der anderen Seite auch einiges aufgeben muss. Natürlich habe ich eine Familie. Ich wurde ja nicht durch spontane Selbstzeugung geboren, habe eine Freundin und zwei Katzen und es gehört schon jede Menge Verständnis und Geduld dazu, das alles unter einen Hut zu bekommen. Man muss versuchen, im Geiste zusammen zu sein, obwohl man sich physisch an unterschiedlichen Orten befindet.
Ich sehe meine Freundin bei dem Gig in Milano und sie begleitet mich dann ein Paar Tage, aber irgendwie haben wir uns arrangiert. Beziehungen sind nun mal nie perfekt. Und wenn man sich 24 Stunden am Tag sieht, dann hat man bald genauso ein Problem. Ich versuche, trotz der ganzen Touren möglichst viel Zeit zu Hause zu verbringen, aber selbst da bin ich immer mit Moonspell beschäftigt. Wirklich Ruhe gibt es da nicht, aber ich hab mich mittlerweile daran gewöhnt.
Auf dem Videoclip zu „Everything Invaded“ gab es eine Szene, in der ihr euch aus dem Boden erhebt wie ein Zombie oder ein Vampir. Das erinnerte mich sehr an diesen John Carpenter-Film, wo es eine ähnliche Szene gab. Steht ihr denn auf solche Filme und diese ganzen Klischees?
Ich steh auf Klischees, obwohl ich dass mehr als klassischen Bezug sehe. Manchmal steckt da aber auch mehr dahinter, als man ihnen zutraut. So wie es gute und schlechte Filme gibt, existieren auch gute und schlechte Klischees. Wir haben bereits für zwei Alben mit einem portugiesischen Regisseur zusammengearbeitet und normalerweise läuft das so, dass wir ihm den Song geben und er bastelt daraus eine Geschichte. Er hat auch an diversen David Lynch-Filem mitgewirkt und wollte dieses Mal etwas mehr in Richtung Horrorfilm gehen. Er wollte es so gestalten, dass der Clip von „Everything Invaded“ wie der Trailer zu einem Film aussieht, in dem ein paar junge Leute in den Wald gehen und uns als Manifestation des Bösen erwecken. John Carpenters „Vampires“ war einer der Filme, die unseren Regisseur dazu inspiriert haben, und ich mag diese Szene wirklich sehr. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass wir längst nicht die in Hollywood möglichen Special-Effects zur Verfügung hatten. Wir mussten uns also wirklich begraben lassen, aber dennoch hat es eine Menge Spaß gemacht.
Wenn du einen Song schreibst, denkst du da in portugiesisch oder in englisch?
Ich denke eigentlich fast nur in englisch. Ich mag diese Sprache und finde, dass sie am besten zu Metal und Gothic passt. Und außerdem ist sie eine Art Notwendigkeit. Ich spreche kein deutsch, russisch oder schwedisch und nur so verstehen mich die Leute auch in der Form wie ich es gern hätte. Es stecken zwar genügend portugiesische Einflüsse in der Musik, aber Englisch ist einfach die beste Form der Kommunikation für mich und auch ansonsten ziemlich poetisch. Manchmal schreibe ich auch Gedichte usw. in portugiesisch, aber in diesem Fall passt englisch einfach besser.
Da du ja alle Moonspell-Songs schreibst, sie selbst auch singst und im Allgemeinen der Frontmann der Band bist, kommt es da schon mal vor, dass die Leute denken, du wärst Moonspell, wahrend der Rest der Band unter den Tisch fällt?
Ich hoffe mal nicht, denn da lägen sie definitiv falsch. Ich schreibe zwar die Texte und bringe auch ansonsten vieles mit ein, aber ich möchte nicht, dass ich als Bandleader bezeichnet werde, da ich ja niemandem meine Ideen aufdränge. Eine Band besteht aus der Summe der besten und manchmal auch schlechtesten Teile aller Individuen.
Solche Behauptungen kommen oftmals von der Presse oder anderen Leuten, aber innerhalb einer Band ist das meist ganz und gar nicht so. Ansonsten wäre es ja keine Band, sondern nur eine Person und ein paar Angestellte. Es ist manchmal einfacher, dass die Menge sich auf eine Person fixieren kann. Da haben sie jemanden, den sie auf das Cover packen und dem sie die Schuhe ablecken können.
Ich sehe uns als Band als eine Art Wolfsrudel, die zwar eine Einheit bilden, aber auch eine Gruppe von Individuen sind, die nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch gegeneinander kämpfen können, wenn es nötig ist.
Ist euch die visuelle Präsentation eurer Musik genauso wichtig wie beispielsweise bei Cradle of Filth?
Es ist schon wichtig, allerdings auch anders. Die Bands, die ich zum Beispiel gern live gesehen hab, brachten immer eine gewisse dramatische Note mit sich und es steckte meist ein gewisses visuelles Konzept dahinter. Wir haben in der Vergangenheit ziemlich unterschiedliche Sachen ausprobiert. Bei Cradle Of Filth sieht man immer diese Fantasien aus Dani’s Kopf, die sehr viel mit Vampiren und schrägen Kreaturen zu tun haben. Das ist nicht neu für Cradle, ich kenn sie ja bereits seit ’93, und deswegen passt das einfach zu deren Musik. Dann gib es wiederum Bands, die konzentrieren sich einfach auf ihre Musik, wie Opeth zum Beispiel. Aber da wir nicht so technisch bewandert wie Opeth und so visuell wie Cradle Of Filth sind, versuchen wir immer ein Balance aus Optik und Musik zu finden. Auf der „Darkness And Hope“-Tour hatten wir einen Leichenbestatter und sehr viel Licht und Rauch, da das einfach zum Konzept gepasst hat. Wenn wir heutzutage spielen, dann ist alles einfacher und traditioneller. Wir haben zum Beispiel Flaggen mit Schädeln, da es sich auf „Antidote“ mehr um Tod und Angst dreht. Ich finde es gut, wenn zumindest irgendetwas passiert. Ich mag es nicht, wenn Bands sich einfach nur hinstellen und den Kopf schütteln. Manche können das zwar machen, aber ich hab lieber etwas mehr Dramatik in einer Live-Show.
Was können wir also von eurer Show erwarten? Werdet ihr auch ein paar neue Songs spielen?
Wir werden noch keine neuen Songs spielen, da sie in meinen Augen noch nicht so weit sind. Außerdem haben wir nicht allzu viel Spielzeit und jede Menge Alben. Deshalb versuchen wir, einiges von „The Antidote“ zu spielen und von den älteren Alben die Stücke herauszusuchen, bei denen wir wissen, dass sie live funktionieren. Je nachdem wie viel Zeit wir zur Verfügung haben, können wir auch manchmal nicht alle Alben berücksichtigen, aber wir versuchen, stets das Beste für die Fans herauszusuchen.
Ok, das war’s auch schon, du bist erlöst. Ich bedanke mich für das Gespräch und freue mich auf die Show.
Normalerweise gehen Bands ja nur auf Tour, wenn Sie irgendetwas zu promoten haben. Ihr habt ja nicht wirklich etwas neues am Start und „The Antidote“ wurde schon vor knapp 2 Jahren veröffentlicht. Was war denn der eigentliche Grund für diese Tour?
Also zunächst hatten wir eine Einladung von Cradle Of Filth bekommen und das ist eine Chance, die man nicht unbedingt wegwerfen sollte. Dann wiederum haben wir ja seit dem Release von „The Antidote“ beinahe ununterbrochen getourt, allerdings größtenteils in den USA. In Europa hatten wir nur circa 20 Shows zusammen mit Lacuna Coil, dann hier und da mal ein Festival, aber wir waren so mit den US-Gigs beschäftigt, dass wir es beispielsweise nicht mal geschafft haben, in Spanien zu spielen.
Als wir dann das Angebot von Cradle erhielten, die ja jede Menge Leute anziehen und außerdem die ganzen Rahmenbedingungen stimmten, sagten wir uns: Warum nicht? Auch wenn wir nichts wirklich neues zu promoten haben, gibt es dennoch jede Menge Leute, die Moonspell oder „The Antidote“ noch nicht kennen. Für uns selbst war das ja auch überraschend.
Es fing eigentlich alles an, als wir damals mit Cradle Of Filth und Type O Negative in den Vereinigten Staaten das erste Mal zu dem Album tourten. Also könnte man sagen, dass wir nun den Kreis schließen und danach dann ein neues Album und eine DVD releasen.
Ja, das haben wir. Obwohl wir ständig auf Tour waren, haben wir nie wirklich mit dem Songwriting aufgehört. Ich denke, dass das gut für die Band ist. Einerseits ist das Touren zwar aufregend, aber andererseits kann es auch recht schnell zur Routine werden, wenn man immer wieder die selben Songs spielt. Und da finde ich es gut, wenn man stattdessen neue Ideen entwickeln und kreativ sein kann.
Wir hatten auch bereits zwei Aufnahme-Sessions in unserem Studio in Portugal. Da haben wir dann 8 neue Songs aufgenommen, um es dann den Labels präsentieren zu können. „The Antidote“ war ja unser vertraglich letztes Album bei Century Media. Deshalb machten wir dieses Demo, um diverse Leute nach ihrer Meinung zu fragen, und zu erfahren, ob sie vielleicht mit Moonspell zusammenarbeiten wollen.
Ich glaube, dass es wirklich noch etwas zu früh ist, um über die neuen Songs zu reden, weil ja noch nicht einmal die Hälfte der Arbeit getan ist. Aber was wir bisher geschrieben haben, ist meiner Meinung nach wirklich gutes und emotionales Material, das sehr gut zu Moonspell passt, da es einerseits sehr atmosphärisch ist, aber andererseits auch aggressive und eingängige Parts aufweisen kann. Im Ganzen ist es epischer als „The Antidote“ und es hat wieder mehr dieses „Wolfheart“-Feeling, obwohl wir natürlich alle älter geworden sind und ganz andere Inspirationen als damals hatten. Aber dennoch hat es diesen naiven Touch und wird von den Fans sicherlich gemocht werden.
Und werden die Fans dann überrascht sein, oder sind sie so etwas mittlerweile von euch gewohnt?
Es gab schon immer die unterschiedlichsten Reaktionen. Der eine mag halt mehr die „Wolfheart“, der andere „The Antidote“, so dass man da niemals eine allgemeine Aussage treffen kann. Manchmal denke ich auch, dass die Leute zuviel über unsere Musik reden, anstatt sich die Zeit zu nehmen und sie einfach zu fühlen. Es gibt gewisse Grundelemente, die man in all unseren Alben entdecken kann, aber jede Scheibe ist ebenso ein Spiegel unserer damaligen Gefühle. Wir sind keine Band, die nach Nightwish-Verkaufszahlen strebt und dadurch irgendwelche Ideen einfach kopiert. Nein, wir haben unseren eigenen Stil (oder versuchen zumindest ihn zu finden), und da kann man es einfach nicht jedem Recht machen. Damals bei „Irreligious“ sagten alle, wie toll wir und unsere Musik seien. Aber wir haben uns dennoch in eine andere Richtung entwickelt.
Ich denke beim Songwriting einfach nicht daran, wie die Leute dies oder jenes finden würden. Und im Grunde kann ja auch niemanden dazu zwingen, uns zu mögen. Man kann nur versuchen, gute und ehrliche Musik zu machen und danach ist es wie Russisches Roulette. Entweder jemand mag es oder nicht.
Ich denke, die Fans werden schon überrascht sein, allerdings muss man auch dazu sagen, dass wir bis jetzt nie die von uns erwarteten Reaktionen bekommen haben.
Habt ihr das Demo denn schon einigen Labels zugesandt? Wie war denn deren Reaktion?
Ja das haben wir, aber die Meinungen, die wir bisher bekommen habe, stammen von Leuten aus dem Musikbusiness. Und die denken ja ein wenig anders über Musik. Ich glaube schon, dass es zum Beispiel Nuclear Blast und Roadrunner schon gefallen hat, aber wir einfach nicht in deren Konzept passen. Wir hätten es uns auch einfach machen können, da wir uns ja bereits einen Namen gemacht haben und nicht wirklich schlechte Verkaufszahlen vorweisen können, aber wir haben uns noch nie auf unseren Lorbeeren ausgeruht. Wir wollten den Labels mit dem Demo zeigen, wie das neue Material klingen wird, und dadurch ist es wohl schwerer, einen Vertrag zu bekommen, als wenn man nur mit seiner Vergangenheit wirbt. Aber wie gesagt, das sind nur Einzelmeinungen, und neben dem ganzen Vertragskram, der natürlich auch wichtig für eine Band ist, kommt es uns vor allem darauf an, dass das Label hinter unserer Musik steht und uns nicht irgendwann in den Rücken fällt und sagt: „Macht doch mal ein weiteres ‚Opium’!“, denn das wird es definitiv nicht geben. „Opium“ war ja auch gar nicht als Hit geplant, und ist für mich ja noch nicht einmal der beste Song der Platte. Es hat sich einfach so ergeben.
Tja, zuletzt entscheidet halt das Publikum...
Ja, im Grunde kann man es darauf reduzieren. Ich meine, man kann zwar mit Gewalt diverse Bands in die Köpfe der Leute bekommen, aber nicht eine Band wie Moonspell. Ich kann einfach keine Texte über nackte Jungfrauen auf Friedhöfen, über die Natur oder fliegende Tauben und so weiter schreiben. Ich will nicht unbedingt zwingend kompliziert sein, aber ich mag es, einen gewissen Geist in unsere Musik zu bringen. Und das macht es nicht immer einfach, Moonspell zu verstehen. Aber unsere echten Fans mögen uns genau so und werden uns wohl auch immer treu bleiben. Und darauf sollte man sich konzentrieren.
Es war großartig und unvergesslich. Wir waren zwar mit Cradle unterwegs, aber einige der Shows haben wir auch allein als Headliner bestritten, das waren die 3 in Tschechien, Rumänien und Kroatien. Bei dem ersten Gig wurden wir von Root, die ich sehr mag, supportet. Ich hab mit denen zusammen gesungen usw. und es hat ne Menge Spaß gemacht. Rumänien war echt unglaublich, da wir dort schon seit Jahren eine riesengroße Fangemeinde haben. Vor allem „Vampiria“ ist dort ein ganz besonderer Song, da Rumänien ja das Land von Dracula und der Vampirlegende ist. Die kleine Halle war total überfüllt und die Menschen dort sind wirklich wild, aber vor allem auch emotional. Zum Beispiel fassen die dir an die Füße und so weiter. Das hat man hier nicht so oft, da besteht meist eine größere Distanz zwischen dir und dem Publikum. Auch wenn die allgemeinen Rahmenbedingungen in den östlicheren Ländern vielleicht nicht ganz so gut sind, haben wir Spaß daran, Moonspell auch dorthin zu führen. Die Fans verdienen es einfach, dass eine Band sich auch um sie kümmert.
Wie macht ihr dass eigentlich? Ihr seid monatelang auf Tour und seht eure Heimat nur selten. Habt ihr kein Heimweh oder vermisst eure Familie?
Das ist schon nicht einfach. Ich mach das ja jetzt seit 10 Jahren und würde sagen, dass man auf der einen Seite ungemeint viel gewinnt, aber auf der anderen Seite auch einiges aufgeben muss. Natürlich habe ich eine Familie. Ich wurde ja nicht durch spontane Selbstzeugung geboren, habe eine Freundin und zwei Katzen und es gehört schon jede Menge Verständnis und Geduld dazu, das alles unter einen Hut zu bekommen. Man muss versuchen, im Geiste zusammen zu sein, obwohl man sich physisch an unterschiedlichen Orten befindet.
Ich sehe meine Freundin bei dem Gig in Milano und sie begleitet mich dann ein Paar Tage, aber irgendwie haben wir uns arrangiert. Beziehungen sind nun mal nie perfekt. Und wenn man sich 24 Stunden am Tag sieht, dann hat man bald genauso ein Problem. Ich versuche, trotz der ganzen Touren möglichst viel Zeit zu Hause zu verbringen, aber selbst da bin ich immer mit Moonspell beschäftigt. Wirklich Ruhe gibt es da nicht, aber ich hab mich mittlerweile daran gewöhnt.
Auf dem Videoclip zu „Everything Invaded“ gab es eine Szene, in der ihr euch aus dem Boden erhebt wie ein Zombie oder ein Vampir. Das erinnerte mich sehr an diesen John Carpenter-Film, wo es eine ähnliche Szene gab. Steht ihr denn auf solche Filme und diese ganzen Klischees?
Ich steh auf Klischees, obwohl ich dass mehr als klassischen Bezug sehe. Manchmal steckt da aber auch mehr dahinter, als man ihnen zutraut. So wie es gute und schlechte Filme gibt, existieren auch gute und schlechte Klischees. Wir haben bereits für zwei Alben mit einem portugiesischen Regisseur zusammengearbeitet und normalerweise läuft das so, dass wir ihm den Song geben und er bastelt daraus eine Geschichte. Er hat auch an diversen David Lynch-Filem mitgewirkt und wollte dieses Mal etwas mehr in Richtung Horrorfilm gehen. Er wollte es so gestalten, dass der Clip von „Everything Invaded“ wie der Trailer zu einem Film aussieht, in dem ein paar junge Leute in den Wald gehen und uns als Manifestation des Bösen erwecken. John Carpenters „Vampires“ war einer der Filme, die unseren Regisseur dazu inspiriert haben, und ich mag diese Szene wirklich sehr. Allerdings muss man auch dazu sagen, dass wir längst nicht die in Hollywood möglichen Special-Effects zur Verfügung hatten. Wir mussten uns also wirklich begraben lassen, aber dennoch hat es eine Menge Spaß gemacht.
Wenn du einen Song schreibst, denkst du da in portugiesisch oder in englisch?
Ich denke eigentlich fast nur in englisch. Ich mag diese Sprache und finde, dass sie am besten zu Metal und Gothic passt. Und außerdem ist sie eine Art Notwendigkeit. Ich spreche kein deutsch, russisch oder schwedisch und nur so verstehen mich die Leute auch in der Form wie ich es gern hätte. Es stecken zwar genügend portugiesische Einflüsse in der Musik, aber Englisch ist einfach die beste Form der Kommunikation für mich und auch ansonsten ziemlich poetisch. Manchmal schreibe ich auch Gedichte usw. in portugiesisch, aber in diesem Fall passt englisch einfach besser.
Da du ja alle Moonspell-Songs schreibst, sie selbst auch singst und im Allgemeinen der Frontmann der Band bist, kommt es da schon mal vor, dass die Leute denken, du wärst Moonspell, wahrend der Rest der Band unter den Tisch fällt?
Ich hoffe mal nicht, denn da lägen sie definitiv falsch. Ich schreibe zwar die Texte und bringe auch ansonsten vieles mit ein, aber ich möchte nicht, dass ich als Bandleader bezeichnet werde, da ich ja niemandem meine Ideen aufdränge. Eine Band besteht aus der Summe der besten und manchmal auch schlechtesten Teile aller Individuen.
Solche Behauptungen kommen oftmals von der Presse oder anderen Leuten, aber innerhalb einer Band ist das meist ganz und gar nicht so. Ansonsten wäre es ja keine Band, sondern nur eine Person und ein paar Angestellte. Es ist manchmal einfacher, dass die Menge sich auf eine Person fixieren kann. Da haben sie jemanden, den sie auf das Cover packen und dem sie die Schuhe ablecken können.
Ich sehe uns als Band als eine Art Wolfsrudel, die zwar eine Einheit bilden, aber auch eine Gruppe von Individuen sind, die nicht nur zusammenarbeiten, sondern auch gegeneinander kämpfen können, wenn es nötig ist.
Ist euch die visuelle Präsentation eurer Musik genauso wichtig wie beispielsweise bei Cradle of Filth?
Es ist schon wichtig, allerdings auch anders. Die Bands, die ich zum Beispiel gern live gesehen hab, brachten immer eine gewisse dramatische Note mit sich und es steckte meist ein gewisses visuelles Konzept dahinter. Wir haben in der Vergangenheit ziemlich unterschiedliche Sachen ausprobiert. Bei Cradle Of Filth sieht man immer diese Fantasien aus Dani’s Kopf, die sehr viel mit Vampiren und schrägen Kreaturen zu tun haben. Das ist nicht neu für Cradle, ich kenn sie ja bereits seit ’93, und deswegen passt das einfach zu deren Musik. Dann gib es wiederum Bands, die konzentrieren sich einfach auf ihre Musik, wie Opeth zum Beispiel. Aber da wir nicht so technisch bewandert wie Opeth und so visuell wie Cradle Of Filth sind, versuchen wir immer ein Balance aus Optik und Musik zu finden. Auf der „Darkness And Hope“-Tour hatten wir einen Leichenbestatter und sehr viel Licht und Rauch, da das einfach zum Konzept gepasst hat. Wenn wir heutzutage spielen, dann ist alles einfacher und traditioneller. Wir haben zum Beispiel Flaggen mit Schädeln, da es sich auf „Antidote“ mehr um Tod und Angst dreht. Ich finde es gut, wenn zumindest irgendetwas passiert. Ich mag es nicht, wenn Bands sich einfach nur hinstellen und den Kopf schütteln. Manche können das zwar machen, aber ich hab lieber etwas mehr Dramatik in einer Live-Show.
Was können wir also von eurer Show erwarten? Werdet ihr auch ein paar neue Songs spielen?
Wir werden noch keine neuen Songs spielen, da sie in meinen Augen noch nicht so weit sind. Außerdem haben wir nicht allzu viel Spielzeit und jede Menge Alben. Deshalb versuchen wir, einiges von „The Antidote“ zu spielen und von den älteren Alben die Stücke herauszusuchen, bei denen wir wissen, dass sie live funktionieren. Je nachdem wie viel Zeit wir zur Verfügung haben, können wir auch manchmal nicht alle Alben berücksichtigen, aber wir versuchen, stets das Beste für die Fans herauszusuchen.
Ok, das war’s auch schon, du bist erlöst. Ich bedanke mich für das Gespräch und freue mich auf die Show.