Moonspell - Under SatanÆ

Moonspell - Under SatanÆ
Gothic Metal
erschienen am 12.10.2007 bei SPV
dauert 50:25 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Halla alle halla al rabka halla (Praeludium/Incantatum solis
2. Tenebararum oratorium (Andamento I/Erudit compendyum)
3. Interludium/Incantatum oequinoctum
4. Tenebararum oratorium (Andamento II/Erudit compendyum)
5. Opus diabolicum (Andamento III/Instrumental compendyum)
6. Chorai lusitania (Epilogus/Incantatam maresia)
7. Goat on fire
8. Ancient winter goddess
9. Wolves from the frog
10. Serpent angel

Die Bloodchamber meint:

Wie der Name dieser Scheibe dem ein oder anderen vielleicht verrät, wühlt die neueste Veröffentlichung der Portugiesen tief in altem Boden: "Under Satanae" ist die Reanimation der beiden Erstlingswerke "Under The Moonspell" und "Anno Satanae", in Szene gesetzt von Tue Madsen und ergänzt um den Uralttrack "Serpent Angel", welcher dereinst noch unter dem Namen MORBID GOD auf Kunststoff gebannt wurde.

Über Sinn und Zweck einer solchen Wiederaufbereitung kann man bekanntlich geteilter Meinung sein, zumal gerade die betreffenden Werke nicht unwesentlich von ihrer "unprofessionellen", dem purem Instinkt entwachsenden Aura leben. Insofern ist die Wahl des Produzenten umso verstörender: Madsen steht nicht unbedingt für eine erdige, organische Herangehensweise und speziell den sterilen, leicht übersteuerten Drumsound kann man trotz unbestreitbarer Fülle bestenfalls als passabel bezeichnen.
Lässt man derartige Feinheiten beiseite, wirkt "Under Satanae" dann aber doch überraschend frisch, was vorrangig dem noch immer überzeugenden Rohmaterial geschuldet ist. Gerade die orientalisch angehauchten ersten sechs Lieder wirken in Verbindung mit lasziver weiblicher Gesangsarbeit und den hervorragend abgemischten Keyboardklängen herrlich düster, punkten mit treibenden Rhythmen und zeigen Sänger Fernando von seiner besten, dämonischsten Seite. Zweifellos das vorzüglichste Material, welches MOONSPELL bisher überhaupt zuwege gebracht haben - noch vor dem ähnlich inspiriert wirkenden, lyrisch breiter angelegten "Irreligious".
Eher straight hingegen präsentieren sich anschließend die "Anno Satanae"-Tracks, die kompositorisch zielgerichteter zu Werke gehen und den Gitarren deutlicher mehr Präsenz zugestehen. Besagte Saiteninstrumente sind dann auch der Glanzpunkt dieser Neueinspielung: Madsens überaus transparente Produktion lebt - hinter besagtem Drumgeballer - von ihrem saftigen Bass-/Gitarrensound, wodurch das eher statische Grundgerüst eine ganz neue Beweglichkeit erfährt. Ein Beispiel hierfür ist sicherlich der geniale Mahlstrom "Ancient Winter Goddess", der mit Abstand den Glanzpunkt des "Anno..."-Materials darstellt und im neuen Gewand unglaublich wuchtig aufersteht.
Das abschließende Frühwerk "Serpent Angel" ist in dieser Konstellation eine nette Ergänzung, die vor allem nostalgischen Wert hat - qualitativ hingegen mag mich der krude Mix aus Vor-MOONSPELL-Ambitionen und etwas platter Dramatik nicht zu überzeugen. Das wiederum liegt wohl vorrangig an der Güteklasse des vorher Gebotenen.

Insgesamt darf ich euch "Under Satanae" also durchaus ans Herz legen, wenn ihr auf dämonisch-orientalischen Düsterkram steht und bisher nicht die Gelegenheit hattet, euch mit dem Frühwerk der Portugiesen zu beschäftigen. Die wichtigste Erkenntnis dieser Neueinspielung ist nämlich die folgende: Über 10 Jahre nach ihrer Entstehung haben die vorliegenden, teils leicht fokussierten Kompositionen eine Faszination, die sie selbst im heutigen Umfeld mühelos bestehen lässt. Das könnte man als Manko des besagten Umfelds werten - ich persönlich tendiere jedoch zu der Auffassung, dass wir es (vor allem bei "Under The Moonspell") mit einem zeitlosen Stück Musikgeschichte zu tun haben.
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