36 Crazyfists & 3

36 Crazyfists & 3

Three (3)
Leipzig, Anker
23.09.2006
„36 CRAZYFISTS? Nie gehört! Kennst Du die etwa?“ So die Reaktion des Security-Mannes am Eingang des Leipziger Ankers. Vielen Bloodchamber-Lesern wird es da wohl wie ihm gehen. Die irgendwas zwischen Emo, Screamo und Metalcore zockende Band aus Alaska erfreut sich hierzulande nicht so immenser Bekanntheit. Trotzdem hat sich eine hübsche Anzahl von Leuten in der etwas vom Zentrum abgelegenen Location eingefunden. Voll ist das Teil nicht, eher halb voll, stimmungstechnisch ist jedoch alles andere als Kaffeeklatsch.

Als erster Anheizer werden die britischen Lärmkandidaten JOHNNY TRUANT vor das Publikum gescheucht. Pech nur, dass hier mal ausnahmsweise, ganz untypisch für Konzerte in Leipzig, pünktlich angefangen wird, sonst hätte ich von den Jungs auch mehr als den Rest des letzten Songs mitbekommen.
Eine Band, die gar so recht ins Programm passen will, steht als nächstes auf der Tagesordnung. Die schlicht 3 betitelte Combo fühlt sich eher in progressiven Gefilden der Marke Coheed and Cambria wohl. Hier wird zwar nicht gemosht und gebrüllt, langweilig werden die interessanten Kompositionen garantiert nie. Gleich zwei Drumsets und Schlagzeuger auf der Bühne setzen noch ein Sahnehäubchen obendrauf. Da darf natürlich ein knackiges Drumsolo nicht fehlen. Was auf dem aktuellen Album der Woodstocker schon überzeugte, kann live richtig begeistern: die Stimme des Fronters Joey Eppard berührt, eine Schippe Heaviness kommt noch dazu und die Band agiert dermaßen engagiert und emotional, dass man ihr nur fasziniert zuschauen kann.

An dieser Stelle ein kleiner Hinweis an den Soundmann: Lauter bedeutet nicht besser! Wenn man während des Konzerts stechende Schmerzen im Ohr verspüre, macht es wirklich keinen Spaß mehr. Und in zehn Jahren erst recht nicht mehr...

36 CRAZYFISTS haben auch mächtig gute Laune. Allen voran Fronter und Ausnahmevokalist Brock Lindow, der die anwesenden Fans – bei denen es sich in weiten Teilen wirklich um Fans handelt, die auch fast alle Songs mitsingen können – so richtig ansteckt. So gibt es auch im kleineren Grüppchen jede Menge Mosh, viele erhobene Hörnchen und sogar einen deftigen Circlepit. Hervorragend eingängige Songs hat man mitgebracht. Neben dem bekannten Spaß der ersten beiden Scheiben „Bitterness The Star“ und „A Snowcapped Romance“ fallen vor allem die Songs vom neuen Album „Rest Inside The Flames“, die einen Zacken härter sind als das ältere Material, positiv auf. Sänger Brock überzeugt auf ganzer Linie, nicht nur mit seiner ganz eigenen Bühnenperformance, sondern vor allem mit seiner Gesangsleistung, die der Darbietung auf Konserve in nichts nachsteht.

Schade, dass der Gig der Jungs aus dem kalten amerikanischen Norden schon nach 50(!) Minuten vorbei ist. Auch der Jubel der Anwesenden und nachdrückliche Zugabeforderungen holen die Band leider nicht noch einmal auf die Bühne zurück. Das ist im Hinblick auf einen saftigen Eintrittspreis von 17 Euro zwar mit einem unangenehmen Gefühl im Magen verbunden, letztendlich geht man aber doch fast zufrieden nach Hause.
Wer sich für einen leichter bekömmlichen Core-Sound interessiert, der neben harten Riffs und aggressivem Gebrüll hauptsächlich schön eingängige Melodien mit einem markanten, nicht emo-typischen Gesang aufweist, sollte die 36 CRAZYFISTS dringend einmal antesten.
-