Die Ärzte & Fettes Brot

Die Ärzte & Fettes Brot

Die Ärzte
Oberhausen, KöPi Arena
14.12.2003
Meine Fresse, ist das mal wieder voll im CentrO ! Trotz strömenden Regens haben sich unzählige Verwirrte nach Oberhausen durchgeschlagen, um auf dem Weihnachtsmarkt abzuhängen – und um den ca. 12000 DIE ÄRZTE Fans die Plätze in den Parkhäusern wegzunehmen. Danke für nichts ! Nach ner mühseligen Suche und äußerst gereizten Kommentaren meiner Begleitpersonen finden wir dann doch noch was auf nem abgelegenen Ascheplatz und begeben uns Richtung Arena; bei Ankunft sind wir aufgrund der tollen Wetterlage aber natürlich naß bis auf die Knochen. Na super, fängt ja gut an ! Schnell notdürftig mit Papier abgetrocknet, ein alkoholisches Getränk verhaftet, den richtigen Sitzplatz gesucht (nachdem ich im Mai (!) die Karten bekam, waren alle Stehplätze schon weg – das Konzert vom Vortag dagegen war ohnehin schon komplett ausverkauft) – nun, dann kann’s ja losgehen.
Gegen die nasse Kälte in den Gebeinen der Zuschauer wird erstmal die norddeutsche Hip Hop Combo FETTES BROT ins Rennen geschickt. Und obwohl die Jungs nicht unbedingt meine Baustelle sind, macht die Truppe einen guten Eindruck und hat das Publikum ganz gut im Griff; dies durfte allerdings aufgrund der Zusammenstellung der Fans auch erwartet werden : die Doktoren sind nun mal Mainstream, weshalb man die echten Punks mit der Lupe suchen darf. Es beherrschen natürlich die üblichen Kiddies in Baggypants die Szenerie, aber neben diversen Kleinkindern (so bis 10 Jahre), einigen älteren Herrschaften und massenweise Normalos hat sich sogar der einen oder andere Metaller in die Halle gemogelt; ich hab jedenfalls irgendwo ein Sentenced Shirt ausmachen können – wenigstens etwas.
Doch zurück zur Musik : die fetten Brote machen Stimmung, sind routiniert und professionell und bringen zumindest mit ihren größten Hits „Jein“ und „Schwule Mädchen“ die Meute im Innenraum in Bewegung. Lediglich das supergrelle Hintergrundlicht nervt gewaltig, da man ständig in einen gleißende Supernova starrt und bestenfalls Silhouetten des Trios wahrnehmen kann. Wo ist Buddy Holly’s (Sonnen)Brille, wenn man sie braucht ? Nach 45 Minuten ist dann auch Sense; es wird Zeit für den Hauptact.
Nach ner erfreulich kurzen Umbaupause geht es um kurz nach neun dann los : die beste Band der Welt kommt nach einem coolen Intro auf die Bühne und tritt von Anfang an direkt aufs Gaspedal. DIE ÄRZTE konzentrieren sich anfangs auf das Material der aktuellen Doppel CD „Geräusch“ und die Highlights der Vorgängerplatte „Runter mit den Spendierhosen, Unsichtbarer“, weshalb vor allem die jüngeren Zuschauer mächtig ins Schwitzen kommen. Im Laufe des Gigs gibt es aber natürlich immer wieder Exkurse zu diversen Klassikern der Bandgeschichte, was dazu führt, daß die Setlist wirklich äußerst abwechslungsreich ausfällt. Göttliche Stücke wie „Grace Kelly“, „Alleine in der Nacht“, „Wie am ersten Tag“, „Ist das alles ?“ und „Opfer“ durften jedenfalls nicht unbedingt erwartet werden.
Zwischen den Songs wird natürlich wie immer mächtig rumgealbert, zumal Bela B. heute Geburtstag hat – der Junge zählt nun auch schon 41 Lenze. Man spielt diverse Rockklassiker kurz an, begattet sich auf der Bühne oder erzählt einfach mal was über Bela’s Verhältnis zu seiner Kotze (!) – wer dabei kein Grinsen im Gesicht hat, geht zum Lachen wirklich in den Keller.
Nach etwa anderthalb Stunden zieht sich die Band das erste Mal zurück, kommt aber in den bekannten roten Anzügen zurück auf die Bühne und spielt einen kurzen Akustikset, bestehend aus „Langweilig“, „Monsterparty“ sowie dem berühmt-berüchtigen Medley. Aber auch damit ist noch lange nicht Schluß, denn nachdem die plötzlich wieder auftauchende Vorgruppe mit „FaFaFa“ (Fa – piss dich !) von der Bühne gefegt wird, geht’s elektrisch verstärkt mit nem reinen Hitprogramm weiter. Highlight in dieser Hinsicht sind „Unrockbar“ sowie das von der ganzen Halle mitgegrölte „Dinge von denen“ – stilecht mit Rod am Piano. Zum Schluß gibt’s dann natürlich noch „Schrei nach Liebe“, „Westerland“ und das unverzichtbare „Zu spät“.
Nach einer absolut grandiosen Show (perfekte Lichteinsätze, etliche Pyros, tolles Zusammenspiel) ist um kurz nach zwölf dann endgültig Feierabend, und alles sind sich einig, daß sie ein denkwürdiges Konzert erlebt haben. Es gibt halt nur einen Gott : BelaFarinRod.

Eine Anmerkung am Rande : wer bis jetzt aufmerksam mitgelesen hat, wird bemerkt haben, daß die Jungs an diesem Abend auf gute drei Stunden Spielzeit gekommen sind. Daran sollte sich jede Metalband, die nach 65 Minuten schon zu den Zugaben kommt, mal dringend ein Beispiel nehmen. Iron Maiden z.B. verlangen das Doppelte und spielen nur halb so lang ... da kann mir keiner erzählen, daß deren Preise knapp kalkuliert sind. Dank an die beste Band der Welt, daß es auch anders geht.
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