Kruger & Valerian Swing
Kruger & Valerian Swing
Köln, MTC
15.10.2011
15.10.2011
Bei kleineren Bands, deren letztes Album man rezensiert hat oder sonst irgendwoher kennen und schätzen gelernt hat, ist es ein immer wiederkehrendes Problem, dass die Chancen je nach Herkunft der Truppe ziemlich gering sind, sie in absehbarer Zeit einmal live erleben zu können. Umso mehr freut man sich, wenn es eine Ausnahme von der Regel gibt, zumal KRUGER für Musik stehen, die man nicht jedes Wochenende geboten bekommt. Allzu viele Menschen in Köln haben das wohl nicht gewusst, denn anders lässt sich der spärliche Andrang kaum erklären: Viel mehr als gut 30 Leute werden sich den ganzen Abend über nicht im überschaubar großen MTC einfinden.
Die Eröffnung liegt in den Händen der italienischen VALERIAN SWING und verläuft zunächst einmal unspektakulär. Das Trio driftet betulich durch ferne Sphären, kein Gesang stört das Ambiente bis das Schlagzeug allmählich Fahrt aufnimmt und plötzlich alles auf der Bühne in einer Noisekaskade explodiert. Derart aufgerüttelt offenbaren die drei Musiker ihre wahren Naturen: Drummer David spielt im vollen Schwung so nach vorne peitschend wie ein Kutscher im Westernfilm, der sein Gespann in den Galopp bringen will. Bassist Alan springt wie vom wilden Affen gebissen auf der Bühne rum, läuft immer wieder die seitliche Wand des Clubs halb hoch, um sich abzustoßen, wobei er beim anschließenden Taumeln ein Mal um ein Haar ins Schlagzeug kracht. Der einzige nicht völlig Wahnsinnige scheint Gitarrist und Frontmann Steve zu sein. Das liegt aber wohl auch daran, dass er zum einen ständig an einer ganzen Batterie von Effektgeräten den Sound der Gitarre, oft nur für wenige Sekunden, verändert und zum anderen immer wieder in die Knie gehen muss, um kurze elektronische Loops zu starten und zu stoppen. Selbst wenn er sich ausschließlich dem Spiel widmet, wirkt er neben seinen Compadres eher ent- denn verrückt. Immer wieder werden die Ohren der Zuhörer in das Ambient – Noise Wechselbad geworfen, zusammengehalten vom Schlagzeug funktioniert das trotz Erstkontakt erstaunlich hervorragend. Da gerät es fast zur Nebensache, dass Steve nur seltenst eine Zeile Gesang in die Freiheit entlässt oder Alan zwischendurch kurz auf ein paar Töne auf einem winzigen Keyboard einstreut. Dem (hohen) Unterhaltungsfaktor schadet beides selbstverständlich nicht. Was für ein Auftritt!
Da könnte es für KRUGER fast schon schwierig werden, ein ähnlich hohes Maß an Unterhaltung zu bieten. Der Vergleich ist allerdings nicht wirklich angemessen, da die Schweizer wesentlich mehr Fokus auf das Mitwirken des Publikums legen. Weil ihm die Leute deutlich zu weit von der (niedrigen) Bühne entfernt stehen, nimmt Frontmann Renaud sich dieses Missstandes persönlich an und schiebt sowohl kleine Grüppchen als auch Einzelpersonen in eine ihm angemessene Nähe. Richtig rund läuft es dennoch zuerst nicht, denn die ersten Runden im privaten Kampf mit der Mikrofontechnik müssen doch eindeutig zugunsten der seelenlosen Maschine gewertet werden und für Bewegung der Zuhörer bietet sich die Musik auch nicht gerade an. Von den Instrumenten wird scheinbar unbeirrt von allem Drumherum eine kapitale Wall of Noise hochgezogen, deren Anziehungskraft auch davon lebt, dass sie jederzeit von krachiger Geradlinigkeit mit leichtem MASTODON-Touch eingerissen werden kann – ein bekannterer Bandname, damit die Vorstellung von der Musik etwas greifbarer wird, KRUGER sind eigentlich aber weniger metallisch und verspielt-noisiger, weshalb COALESCE wohl der treffendere Vergleich wäre.
Auch beim Gebärden auf der Bühne verkehren KRUGER die Verhältnisse im Vergleich zu VALERIAN SWING. Während dort der Frontmann noch der Ruhepol war, tobt Renaud in einem Moment wie ein Besessener auf der Bühne oder im Publikum, um im nächsten (vermeintlich) leiderfüllt in die Knie zu sinken und zusammenzubrechen. Das extreme Engagement, dass man sich als eine Art körperliche Zurschaustellung der Stimmungen der Musik vorstellen sollte, geht bis an die Grenzen des Glaubwürdigen und wirkt dennoch nicht aufgesetzt, starke Leistung! Da kann die Ausstrahlung von den beiden Gitarristen Margo und Jak mit ihren in Richtung Amisch tendierenden Vollbärten nicht annähernd mithalten, nur Schlagzeuger Raph bleibt den Zuschauern wegen seines fast ununterbrochenen, unglaublich stechenden Starrens ebenfalls länger im Gedächtnis.
Dieser begeisternde Abend, der Publikum und Bands gleichermaßen gefordert und erschöpft hat, darf (und wird, zumindest für mich,) in Zukunft als Beleg dafür dienen, dass es mit Sicherheit einiges braucht für großen Musiksport, aber garantiert keine großen Namen. Herausragend!
Die Eröffnung liegt in den Händen der italienischen VALERIAN SWING und verläuft zunächst einmal unspektakulär. Das Trio driftet betulich durch ferne Sphären, kein Gesang stört das Ambiente bis das Schlagzeug allmählich Fahrt aufnimmt und plötzlich alles auf der Bühne in einer Noisekaskade explodiert. Derart aufgerüttelt offenbaren die drei Musiker ihre wahren Naturen: Drummer David spielt im vollen Schwung so nach vorne peitschend wie ein Kutscher im Westernfilm, der sein Gespann in den Galopp bringen will. Bassist Alan springt wie vom wilden Affen gebissen auf der Bühne rum, läuft immer wieder die seitliche Wand des Clubs halb hoch, um sich abzustoßen, wobei er beim anschließenden Taumeln ein Mal um ein Haar ins Schlagzeug kracht. Der einzige nicht völlig Wahnsinnige scheint Gitarrist und Frontmann Steve zu sein. Das liegt aber wohl auch daran, dass er zum einen ständig an einer ganzen Batterie von Effektgeräten den Sound der Gitarre, oft nur für wenige Sekunden, verändert und zum anderen immer wieder in die Knie gehen muss, um kurze elektronische Loops zu starten und zu stoppen. Selbst wenn er sich ausschließlich dem Spiel widmet, wirkt er neben seinen Compadres eher ent- denn verrückt. Immer wieder werden die Ohren der Zuhörer in das Ambient – Noise Wechselbad geworfen, zusammengehalten vom Schlagzeug funktioniert das trotz Erstkontakt erstaunlich hervorragend. Da gerät es fast zur Nebensache, dass Steve nur seltenst eine Zeile Gesang in die Freiheit entlässt oder Alan zwischendurch kurz auf ein paar Töne auf einem winzigen Keyboard einstreut. Dem (hohen) Unterhaltungsfaktor schadet beides selbstverständlich nicht. Was für ein Auftritt!
Da könnte es für KRUGER fast schon schwierig werden, ein ähnlich hohes Maß an Unterhaltung zu bieten. Der Vergleich ist allerdings nicht wirklich angemessen, da die Schweizer wesentlich mehr Fokus auf das Mitwirken des Publikums legen. Weil ihm die Leute deutlich zu weit von der (niedrigen) Bühne entfernt stehen, nimmt Frontmann Renaud sich dieses Missstandes persönlich an und schiebt sowohl kleine Grüppchen als auch Einzelpersonen in eine ihm angemessene Nähe. Richtig rund läuft es dennoch zuerst nicht, denn die ersten Runden im privaten Kampf mit der Mikrofontechnik müssen doch eindeutig zugunsten der seelenlosen Maschine gewertet werden und für Bewegung der Zuhörer bietet sich die Musik auch nicht gerade an. Von den Instrumenten wird scheinbar unbeirrt von allem Drumherum eine kapitale Wall of Noise hochgezogen, deren Anziehungskraft auch davon lebt, dass sie jederzeit von krachiger Geradlinigkeit mit leichtem MASTODON-Touch eingerissen werden kann – ein bekannterer Bandname, damit die Vorstellung von der Musik etwas greifbarer wird, KRUGER sind eigentlich aber weniger metallisch und verspielt-noisiger, weshalb COALESCE wohl der treffendere Vergleich wäre.
Auch beim Gebärden auf der Bühne verkehren KRUGER die Verhältnisse im Vergleich zu VALERIAN SWING. Während dort der Frontmann noch der Ruhepol war, tobt Renaud in einem Moment wie ein Besessener auf der Bühne oder im Publikum, um im nächsten (vermeintlich) leiderfüllt in die Knie zu sinken und zusammenzubrechen. Das extreme Engagement, dass man sich als eine Art körperliche Zurschaustellung der Stimmungen der Musik vorstellen sollte, geht bis an die Grenzen des Glaubwürdigen und wirkt dennoch nicht aufgesetzt, starke Leistung! Da kann die Ausstrahlung von den beiden Gitarristen Margo und Jak mit ihren in Richtung Amisch tendierenden Vollbärten nicht annähernd mithalten, nur Schlagzeuger Raph bleibt den Zuschauern wegen seines fast ununterbrochenen, unglaublich stechenden Starrens ebenfalls länger im Gedächtnis.
Dieser begeisternde Abend, der Publikum und Bands gleichermaßen gefordert und erschöpft hat, darf (und wird, zumindest für mich,) in Zukunft als Beleg dafür dienen, dass es mit Sicherheit einiges braucht für großen Musiksport, aber garantiert keine großen Namen. Herausragend!