Iced Earth White Wizzard & Fury UK
Iced Earth, White Wizzard & Fury UK
Bochum, Zeche
30.10.2011
30.10.2011
ICED EARTH sind immer einen Besuch wert. Egal welcher Sänger am Mikro steht, wirklich enttäuscht hat die Band noch nie. Kein Wunder also, dass sich die Bloodchamber zum Tourauftakt des Power Metal Geschosses in Bochum einfindet, um Neusänger Stu Block livehaftig zu erleben, um die durch das mehr als ordentliche „Dystopia“ Album entstandenen Vorschusslorbeeren bestätigt zu sehen. Verwunderlich ist dabei, dass die Zeche nicht komplett gefüllt ist. Dabei hat man mit WHITE WIZZARD eine Band im Vorprogramm, die zuletzt mit „Flying Tigers“ in Heavy Metal Kreisen für viel Aufsehen gesorgt hat.
Ein erster abschreckender Augenöffner sind an diesem Abend definitiv die völlig überteuerten Merchandise-Preise. Den FURY UK Hoodie für 40€ dürft ihr gerne behalten. Ansonsten zeichnet sich die Zeche durch ein amtlich hohes Durchschnittsalter und ein Langhaarmatten-Geschwader der Extraklasse aus. Ein ordentliches Kontrastprogramm zu meinem NEAERA-Besuch von gestern Abend…
Den Auftakt geben die aus Manchester stammenden FURY UK. Das Trio widmet sich dem NWOBHM („New Wave of British Heavy Metal“), frönt dabei natürlich in gewissem Sinne auch Vorbildern wie IRON MAIDEN nach und besticht dabei vor allem durch fröhliches Gitarrengefrickel. Man könnte es auch schon fast als Poser Metal bezeichnen, was die Drei dort auf der Bühne abziehen. So hat man mit zunehmender Spielzeit die Erleuchtung, dass das Ganze Egogezocke nicht unbedingt songdienlich ist. Natürlich können die Jungs was an ihren Instrumenten und ja…singen können sie auch. Insgesamt bleibt aber nichts im Ohr kleben, außer dem Eindruck, dass man schon deutlich attraktivere Songs in diesem Sektor gehört hat.
Mit WHITE WIZZARD betritt anschließend der Gegenpol zum Metalcore die Bühne. Zumindest hat sich die Formation aus Los Angeles dieses Anliegen auf die Fahnen geschrieben, mit denen sie heute eine deftige Portion Old School Heavy Metal auf die Hörer herab weht. Dass die Band, die erst vor kurzem den Ausstieg seines Sängers zu verkraften hatte, dabei aussieht wie eine Casting-Truppe, setzt dem irgendwie verwirrenden Auftritt ein Krönchen auf. Optisch gesehen treffen hier die MISFITS auf HATEBREED, HAMMERFALL und SÓLSTAFIR. Vor allem der Cowboyhut tragende Gitarrist wirkt amtlich deplatziert. Das unterstreicht er auch gekonnt, als er mitten in der ruhigsten Passage einer Ballade plötzlich ein massives „Make some Noise“ in die Menge grölt. Es sollte so ziemlich sein einziger Gang zum Mikro an diesem Abend bleiben. Abgesehen davon legt die Band jedoch einen äußerst souveränen Auftritt hin, der im Gegensatz zu FURY UK auch so etwas wie gekonntes Songwriting ausstrahlt. Fluffige Melodien umschmeicheln sanft die Ohren der Besucher, mitreißende Refrains fluten die Halle und einige fröhliche Gitarrensoli verbleiben im Gedächtnis. Dennoch bleibt ein wenig der Eindruck zurück, dass sich diese Band trotz des couragierten Auftritts noch nicht wirklich gefunden hat.
Danach wird es spannend! Der Mainact des Abends betritt die Bühne und – um es vorweg zu nehmen – wird einen denkwürdigen Auftritt abliefern. Zunächst erscheint alles wie gedacht. Mit dem Opener „Dystopia“ erfüllen die Jungs um Jon Schaffer die Erwartungen vollkommen. Über den Sängerwechsel von Matt Barlow zu Stu Block haben wir im Review bereits ausführlich berichtet, also liegt der Fokus nun auf der Betrachtung der Gesangsleistung ohne Studiofeinschliff. Und „Dystopia“ ist zum Einstieg wie geschaffen für den INTO ETERNITY Sänger, der hier seine tiefe Stimmlage gekonnt ausspielen kann. Allerdings wird schon jetzt klar, dass Matt Barlow in einer ganz anderen Liga gesungen hat. Matt wirkte mächtiger, eindrucksvoller und auch ein Stück weit variabler. Das bedeutet nicht, dass Stu Block eine schlechte Leistung abliefert – im Gegenteil!
Das aktuelle Set zeigt eine komplett neu ausgerichtete Band, die sich auf Songs konzentriert, die schlicht und ergreifend besser zu Stu passen, als zu Matt. Und das sind vor allem Songs der härteren ICED EARTH Gangart. Und hat man sich einmal daran gewöhnt, dass es keine Matt Barlow Kopie sein SOLL, die dort auf der Bühne herum hüpft und sich über den ersten Auftritt mit seiner neuen Band wie ein Kleinkind freut, dann kommt man schnell in den Genuss einer neu ausgerichteten Formation. ICED EARTH 2.0 sozusagen. Mehr Wucht, mehr Dynamik, mehr Schmerz und Tiefe – weniger Macht, weniger Erhabenheit, weniger Melancholie und weniger Gefühl.
So lauscht man beeindruckt Songs, die ICED EARTH in ihrer bisherigen Geschichte selten bis überhaupt nicht live dargeboten haben. Spätestens nach dem Dreierpack „Stand Alone“, „When the Night Falls“ und „Damien“ (!!!) wissen die Besucher, dass Schaffer und Co. hier vor allem anders sein wollen, als in der Barlow-Zeit. Denn diese drei Titel habe ich persönlich in der Zusammenstellung noch nie live präsentiert bekommen. Ein großes Highlight des Abends bildet auch „Pure Evil“, bei dem Schaffer unterstützend ins Mikro grölt und dem Song besonders viel Charme verleiht. Ich weiß nicht, ob der Titel mit Matt am Mikro besser geklungen hätte und das will was heißen. Durchaus Laune machen auch die neuen Songs. Hier sind vor allem „V“ und „Dark City“ zu nennen, die sich als neue Hymnen im IE-Zug etablieren könnten. Es ist allerdings auch nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem der Gesang ist teilweise extrem schwach abgemischt. Immer dann, wenn Stu in die Grenzbereiche abdriftet (eunuchenhaft hoch oder düsterhaft tief) versteht man kaum etwas. Außerdem fällt es dem neuen Bandleader noch schwer Pausen zu überbrücken. Manches Mal muss man gefühlte Ewigkeiten warten bis der Gig weitergeht. Allerdings sind das Kinderkrankheiten, die sicherlich noch ausgemerzt werden.
Als hätte es an diesem Abend nicht schon genügend Überraschungen gegeben, hauen ICED EARTH als Zugabe mal eben das mit Überlänge ausgestattete „Dante’s Inferno“ ins weite Rund. Auch das unterstreicht die neue Ausrichtung. Nach fast zwei Stunden geht somit ein außergewöhnlicher Auftritt zu Ende mit dem wohl nur die wenigstens Anwesenden in dieser Form gerechnet hätten. Kein „Violate“, kein „Watching Over Me“ oder „Melancholy“, kein „The Hunter“…ICED EARTH scheinen sich endgültig von Matt Barlow getrennt zu haben um nicht denselben Fehler wie bei Ripper Owens zu begehen.
Ich persönlich finde diesen Schritt begrüßenswert. Die Songauswahl war eindrucksvoll und auf Stu Block zugeschnitten. Um die letzten beiden Alben wurde glücklicherweise ein großer Bogen gemacht, während sich von der „Glorious Burden“ einzig „Declaration Day“ ins Set verirrt hat. Der Rest war „Dystopia“ und viele alte Klassiker mit ordentlich Power im Hintern. So kann es durchaus weitergehen. ICED EARTH 2.0 eben…
Setlist Iced Earth:
Dystopia
Burning Times
Angels Holocaust
Slave to the Dark
V
Stand Alone
When the Night Falls
Damien
Dark City
Pure Evil
Anguish of Youth
My Own Savior
Anthem
Declaration Day
Days of Rage
Tragedy and Triumph
-------------------------------------
Dante's Inferno
Iced Earth
Ein erster abschreckender Augenöffner sind an diesem Abend definitiv die völlig überteuerten Merchandise-Preise. Den FURY UK Hoodie für 40€ dürft ihr gerne behalten. Ansonsten zeichnet sich die Zeche durch ein amtlich hohes Durchschnittsalter und ein Langhaarmatten-Geschwader der Extraklasse aus. Ein ordentliches Kontrastprogramm zu meinem NEAERA-Besuch von gestern Abend…
Den Auftakt geben die aus Manchester stammenden FURY UK. Das Trio widmet sich dem NWOBHM („New Wave of British Heavy Metal“), frönt dabei natürlich in gewissem Sinne auch Vorbildern wie IRON MAIDEN nach und besticht dabei vor allem durch fröhliches Gitarrengefrickel. Man könnte es auch schon fast als Poser Metal bezeichnen, was die Drei dort auf der Bühne abziehen. So hat man mit zunehmender Spielzeit die Erleuchtung, dass das Ganze Egogezocke nicht unbedingt songdienlich ist. Natürlich können die Jungs was an ihren Instrumenten und ja…singen können sie auch. Insgesamt bleibt aber nichts im Ohr kleben, außer dem Eindruck, dass man schon deutlich attraktivere Songs in diesem Sektor gehört hat.
Mit WHITE WIZZARD betritt anschließend der Gegenpol zum Metalcore die Bühne. Zumindest hat sich die Formation aus Los Angeles dieses Anliegen auf die Fahnen geschrieben, mit denen sie heute eine deftige Portion Old School Heavy Metal auf die Hörer herab weht. Dass die Band, die erst vor kurzem den Ausstieg seines Sängers zu verkraften hatte, dabei aussieht wie eine Casting-Truppe, setzt dem irgendwie verwirrenden Auftritt ein Krönchen auf. Optisch gesehen treffen hier die MISFITS auf HATEBREED, HAMMERFALL und SÓLSTAFIR. Vor allem der Cowboyhut tragende Gitarrist wirkt amtlich deplatziert. Das unterstreicht er auch gekonnt, als er mitten in der ruhigsten Passage einer Ballade plötzlich ein massives „Make some Noise“ in die Menge grölt. Es sollte so ziemlich sein einziger Gang zum Mikro an diesem Abend bleiben. Abgesehen davon legt die Band jedoch einen äußerst souveränen Auftritt hin, der im Gegensatz zu FURY UK auch so etwas wie gekonntes Songwriting ausstrahlt. Fluffige Melodien umschmeicheln sanft die Ohren der Besucher, mitreißende Refrains fluten die Halle und einige fröhliche Gitarrensoli verbleiben im Gedächtnis. Dennoch bleibt ein wenig der Eindruck zurück, dass sich diese Band trotz des couragierten Auftritts noch nicht wirklich gefunden hat.
Danach wird es spannend! Der Mainact des Abends betritt die Bühne und – um es vorweg zu nehmen – wird einen denkwürdigen Auftritt abliefern. Zunächst erscheint alles wie gedacht. Mit dem Opener „Dystopia“ erfüllen die Jungs um Jon Schaffer die Erwartungen vollkommen. Über den Sängerwechsel von Matt Barlow zu Stu Block haben wir im Review bereits ausführlich berichtet, also liegt der Fokus nun auf der Betrachtung der Gesangsleistung ohne Studiofeinschliff. Und „Dystopia“ ist zum Einstieg wie geschaffen für den INTO ETERNITY Sänger, der hier seine tiefe Stimmlage gekonnt ausspielen kann. Allerdings wird schon jetzt klar, dass Matt Barlow in einer ganz anderen Liga gesungen hat. Matt wirkte mächtiger, eindrucksvoller und auch ein Stück weit variabler. Das bedeutet nicht, dass Stu Block eine schlechte Leistung abliefert – im Gegenteil!
Das aktuelle Set zeigt eine komplett neu ausgerichtete Band, die sich auf Songs konzentriert, die schlicht und ergreifend besser zu Stu passen, als zu Matt. Und das sind vor allem Songs der härteren ICED EARTH Gangart. Und hat man sich einmal daran gewöhnt, dass es keine Matt Barlow Kopie sein SOLL, die dort auf der Bühne herum hüpft und sich über den ersten Auftritt mit seiner neuen Band wie ein Kleinkind freut, dann kommt man schnell in den Genuss einer neu ausgerichteten Formation. ICED EARTH 2.0 sozusagen. Mehr Wucht, mehr Dynamik, mehr Schmerz und Tiefe – weniger Macht, weniger Erhabenheit, weniger Melancholie und weniger Gefühl.
So lauscht man beeindruckt Songs, die ICED EARTH in ihrer bisherigen Geschichte selten bis überhaupt nicht live dargeboten haben. Spätestens nach dem Dreierpack „Stand Alone“, „When the Night Falls“ und „Damien“ (!!!) wissen die Besucher, dass Schaffer und Co. hier vor allem anders sein wollen, als in der Barlow-Zeit. Denn diese drei Titel habe ich persönlich in der Zusammenstellung noch nie live präsentiert bekommen. Ein großes Highlight des Abends bildet auch „Pure Evil“, bei dem Schaffer unterstützend ins Mikro grölt und dem Song besonders viel Charme verleiht. Ich weiß nicht, ob der Titel mit Matt am Mikro besser geklungen hätte und das will was heißen. Durchaus Laune machen auch die neuen Songs. Hier sind vor allem „V“ und „Dark City“ zu nennen, die sich als neue Hymnen im IE-Zug etablieren könnten. Es ist allerdings auch nicht alles Gold, was glänzt. Vor allem der Gesang ist teilweise extrem schwach abgemischt. Immer dann, wenn Stu in die Grenzbereiche abdriftet (eunuchenhaft hoch oder düsterhaft tief) versteht man kaum etwas. Außerdem fällt es dem neuen Bandleader noch schwer Pausen zu überbrücken. Manches Mal muss man gefühlte Ewigkeiten warten bis der Gig weitergeht. Allerdings sind das Kinderkrankheiten, die sicherlich noch ausgemerzt werden.
Als hätte es an diesem Abend nicht schon genügend Überraschungen gegeben, hauen ICED EARTH als Zugabe mal eben das mit Überlänge ausgestattete „Dante’s Inferno“ ins weite Rund. Auch das unterstreicht die neue Ausrichtung. Nach fast zwei Stunden geht somit ein außergewöhnlicher Auftritt zu Ende mit dem wohl nur die wenigstens Anwesenden in dieser Form gerechnet hätten. Kein „Violate“, kein „Watching Over Me“ oder „Melancholy“, kein „The Hunter“…ICED EARTH scheinen sich endgültig von Matt Barlow getrennt zu haben um nicht denselben Fehler wie bei Ripper Owens zu begehen.
Ich persönlich finde diesen Schritt begrüßenswert. Die Songauswahl war eindrucksvoll und auf Stu Block zugeschnitten. Um die letzten beiden Alben wurde glücklicherweise ein großer Bogen gemacht, während sich von der „Glorious Burden“ einzig „Declaration Day“ ins Set verirrt hat. Der Rest war „Dystopia“ und viele alte Klassiker mit ordentlich Power im Hintern. So kann es durchaus weitergehen. ICED EARTH 2.0 eben…
Setlist Iced Earth:
Dystopia
Burning Times
Angels Holocaust
Slave to the Dark
V
Stand Alone
When the Night Falls
Damien
Dark City
Pure Evil
Anguish of Youth
My Own Savior
Anthem
Declaration Day
Days of Rage
Tragedy and Triumph
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Dante's Inferno
Iced Earth