Iced Earth - Plagues Of Babylon

Iced Earth - Plagues Of Babylon
Power Metal
erschienen am 03.01.2014 bei Century Media
dauert 62:13 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Plagues Of Babylon
2. Democide
3. The Culling
4. Among The Living Dead
5. Resistance
6. The End?
7. If I Could See You
8. Cthulhu
9. Peacemaker
10. Parasite
11. Spirit Of The Times
12. Highwayman
13. Outro

Die Bloodchamber meint:

Epischer sollte das neue Album werden, etwas anderes war bei einem Titel wie „Plagues Of Babylon“ auch kaum zu erwarten. In der Tat ist das neue ICED EARTH-Material wieder etwas ausladender ausgefallen als noch auf dem Vorgänger „Dystopia“ – wer nun aber Songstrukturen biblischen Ausmaßes befürchtet, kann beruhigt durchatmen, denn Jon Schaffer und seine Mannen verlieren sich zu keinem Zeitpunkt in vermeintlich progressivem Geschwurbel.

Vielmehr finden sich auch auf „Plagues Of Babylon“ die bandtypischen Trademarks wie das treibende Stakkato-Riffing Schaffers, die rollende Rhythmusfraktion, welche die Songs ein wenig zu oft in Midtempo-Bahnen lenkt, die nicht selten melancholisch angehauchten Gitarrenleads sowie – das eindeutige Highlight der Platte – die kräfitge Stimme Stu Blocks. Auf seinem zweiten ICED EARTH-Album schwimmt sich der ehemalige INTO ETERNITY-Sänger von seinen übergroßen Vorgängern ein wenig frei, was einerseits bedeutet, dass die Ripper-mäßige Kopfstimme leider nur noch sehr selten zum Einsatz kommt, er andererseits aber auch nicht mehr immer wie eine verdammt gute Barlow-Kopie klingt ( „Resistance“).

So viel zu den Musikern – doch was können die Songs? Wie eingangs bereits angesprochen, fällt besonders in der ersten Hälfte des Albums die Epik der „Plagues Of Babylon“-Songs auf, die sich manchmal in längeren Intros, vor allem aber in dramatischen Strophen zeigt. Die dadurch erzeugte Spannung entlädt sich in vielen hymnischen Refrains, die vor allem deshalb hymnisch wirken, weil Stu Block des Öfteren Background-Unterstützung erhält. Dadurch wird vor allem der Midtempo-Stampfer „The Culling“ live sehr gut funktionieren, genauso wie die Power-Ballade „If I Could See You“, die allerdings mit ihren großen Brüdern „Melancholy ( Holy Martyr)“ oder auch „I Died For You“ nicht Schritt halten kann. So geht es auch vielen anderen Songs, die zwar gute Momente haben, in der ICED EARTH-Ära Mitte bis Ende der Neunziger aber nicht zu den genialen Übersongs gezählt hätten.

Das Potential hierzu deutet „The End?“ mit seinen wehmütigen Melodien und gelungenen Tempowechseln an, am deutlichsten blitzt das Songwriting-Genie Schaffers aber in „Ctulhu“ auf, besticht der Song doch durch seine Atmosphäre, den ebenfalls sehr effektiven Tempowechseln und den scharfen Riffs – das Hauptriff in der Strophe erinnert zwar etwas sehr an „Master Of Puppets“, nichtsdestotrotz oder vielleicht auch gerade deswegen avanciert „Ctulhu“ aber zum stärksten Song des Albums. Etwas überraschend haben neben METALLICA auch VOLBEAT einen Einfluss auf ICED EARTH entwickelt, was sich nicht nur in der Kollaboration mit Michael Poulsen ( und SYMPHONY X‘ Russell Allen) für das Cover „Highwayman“ zeigt, sondern auch in dem für Bandverhältnisse ungewöhnlichen „Peacemaker“, das deutlich an die Dänen erinnert.

Von diesen Ausreißern abgesehen, bekommt der Fan von seiner Band aber ungefähr das, was man von ICED EARTH erwarten darf – ein recht gutes Album, das man sich bedenkenlos zulegen kann, das jedoch an die Klasse von „The Dark Saga“ oder „Something Wicked This Way Comes“ nur in seinen besten Momenten heranreicht, weshalb man im Zweifelsfalle auch weiterhin eher zu einem der Bandklassiker greifen wird, wenn man mal wieder eine Scheibe von ICED EARTH auflegen möchte.
„Plagues Of Babylon“ stellt somit leider nicht den erhofften Paukenschlag gleich zu Jahresbeginn dar und wird deshalb nicht nur wegen seines frühen Veröffentlichungszeitpunktes in den Bestenlisten 2014 nur eine Außenseiterrolle spielen.
-