Burst - Lazarus Bird

Burst - Lazarus Bird
Sludge Metal / Hardcore
erschienen am 26.09.2008 bei Relapse Records
dauert 59:56 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Hold Vertigo
2. I Exterminate The I
3. We Are Dust
4. Momentum
5. Cripple God
6. Ninteenhundred
7. (We Watched) The Silver Rain
8. City Cloaked

Die Bloodchamber meint:

Ganze drei Jahre ist es her, als BURST zuletzt ein Album veröffentlichten. Nun erscheint "Lazarus Bird", dessen Albumtitel schon auf die Neuausrichtung der Band verweist. Der im Johannesevangelium beschriebene Lazarus wurde bekanntlich von Jesus von den Toten auferweckt. Der Vogel im Albumname kann auf verschiedene Motive hindeuten; Freiheit, Phoenix (also auch ein Wiederauferstehungs-, Erneuerungsmotiv), Lebensfreude. Schwierig schwierig. Aber da sich die Band über ein mögliches Konzept ausschweigt, interpretieren wir das Album für uns selbst.

Wer BURST kennt, weiß, dass das letzte Album "Origo" gehörig heavy und treibend ist. Doch wie von der Band selbst angekündigt, wiederholt sich nicht BURST mit "Lazarus Bird", sondern schlägt einen extrem progressiven Haken mit ebensolcher traumwandlerischer Sicherheit. Die treibenden, kurzen und dicht bepackten Songs von "Origo" verschwanden zugunsten weit ausladenden Epen, die sowohl ein geschlossenes Bild, aber auch einen sehr verspielten Eindruck widergeben. Mit MASTODON tourte BURST einmal. Hatten die Jungs von MASTODON den Schweden KING CRIMSON nahe gelegt? Hört sich streckenweise so an. Hardcore meets Seventies Prog Rock. Die überlangen Stücken beweisen es Note für Note. Denn anstatt ständig die fette Hardcore-Keule unruhig zu schwingen, breitet BURST einen filigranen Teppich von halbakustischen Ruhepolen, Saxophonklängen (nur einmal, keine Angst), jazziger Hektik (zuweilen) und sehr oft auch erzählende Songstrukturen aus. Das heißt, hier gibt es sowenig Eingängigkeit wie möglich, aber dafür atomsphärische Stimmung zuhauf. Trotzdem wird nicht knarzig geschlichen wie bei CULT OF LUNA, sondern erfrischend abwechslungsreich geknüpft und geschichtet.

Und so wird aus dem Gedanken, die Band sei wieder von den Toten auferstanden und frönt ihre wieder gewonnene Freiheit mit größter Ausgiebigkeit, ein stimmungsvolles Konzept. Denn BURST hat sich neu erfunden, bleibt sich trotzdem treu. BURST klingt so abwechslungsreich wie nie zuvor, hat an kompositorischer Kraft hinzugewonnen, hat sich weiter entwickelt. Doch der Sprung von "Origo" zu "Lazarus Bird" ist so erschreckend groß, dass wohl viele sich erst einmal am neuen Sound gewöhnen müssen, d.h. umstellen. Wer mit Erwartungen an das letzte Album herangeht, wird wohl enttäuscht sein, aber den BURST'schen Schritt mit jedem Hören nachvollziehen können. "Lazarus Bird" fordert anfangs viel ab, weil es ungemein progressiv ist, wächst aber mit der Zeit und wird sicher zum Lieblingsalbum avancieren. Der neue Sound steht der Band sehr gut und ist angenehm gegen den Strich ge'burstet'. Anspieltipps? "I Exterminate The I", "Cripple God", "Momentum" und "Nineteenhundred", "(We Watched) The Silver Rain" sowie "City Cloaked". Eigentlich das ganze Album. Hier gibt es viel zu entdecken. Spannungsreich, mehr Abwechslung, viele Farbtupfer und Stimmungen. BURST zeigt sich rundum erneuert. Besser als je zuvor.
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