Nocte Obducta - Sequenzen Einer Wanderung

Nocte Obducta - Sequenzen Einer Wanderung
Avantgarde Metal
erschienen am 05.12.2008 bei Supreme Chaos Records
dauert 44:00 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Ende
2. Nebel II

Die Bloodchamber meint:

Hier ist es nun also endlich: Das Abschiedsalbum von NOCTE OBDUCTA. Aufgenommen ist es meines Wissens nach ja schon seit einiger Zeit, aber mit den nachfolgenden Schritten gab es wohl noch Komplikationen.

Selten hat ein Titel den Inhalt eines Werkes so gut getroffen wie hier. Dieses Album bietet wirklich „Sequenzen einer Wanderung“. Es ist kein Nektar III, auch kein avantgardistischer Ausblick auf DINNER AUF URANUS, kein reines letztes, wütendes Aufbäumen. Vielleicht ist es eine Schnittmenge dieser Komponenten, aber auf jeden Fall stellt diese CD eine besondere Form der musikalischen Umsetzung dar.
Denn die beiden großen Stücke „Ende“ und „Nebel II“ setzen sich zwar aus einzelnen, jeweils auch benannten Passagen zusammen, fließen aber eigentlich im Ganzen ineinander. Dadurch hat man letztendlich auch keine Lieder mehr, sondern vielmehr Sequenzen – welche sich aber dennoch zu einer atmosphärischen, harmonischen Ganzheit zusammenfügen.

Instrumental wird man dabei sofort von dem typischen NOCTE OBDUCTA-Klang vereinnahmt. Dieser verzichtet zwar manchmal auf heftiges Material, ist aber keineswegs langweilig, seicht oder wenig bedrohlich geworden. Nein, man merkt vielmehr, wie viel bei dieser Band auch die ruhigen Gitarrenmelodien ausmachen. Doch wenn es dann – wie vor allem bei „Nebel II“ immer wieder – richtig zur Sache geht, weiß man auch, dass hier einiges an Energie und Feuer freigesetzt wird.

Das Besondere ist dabei, dass – insbesondere bei „Ende“ – immer wieder Gespräche, Gedanken, interviewartige Aufnahmen oder auch ein aufgezeichnetes Telefonat zu hören sind. Das darf man auch ganz bildlich verstehen, dass die jeweiligen Personen wirklich ganz normal sprechen ohne eine Form der Tonalität oder Stimmung einzubringen. Man kann es sich am ehesten so vorstellen, als würde man einen Interviewmitschnitt mit Musik unterlegen. Das hört sich im ersten Moment sicherlich sonderbar an und so klingt es anfangs auch – hat man sich aber mit dieser Form der Verarbeitung bekannt gemacht, wird umso deutlicher, wie NOCTE OBDUCTA ihre Sequenzen umsetzen. Und dann fühlt man sich durch das Gesprochene auch nicht mehr gestört, sondern vielmehr dazu eingeladen, mit auf die geschichtliche Reise zu gehen. Es wird nämlich sehr gut eingebunden und bietet einigen Spielraum für Interpretationen und kann trotz seiner Normalität inhaltlich teils durchaus mehrdeutig verstanden werden.

Richtigen Gesang gibt es ein eher bei „Nebel II“ zu hören („Ende“ wartet allerdings auch mit einigen sehr schönen Passagen auf), welches zum gesetzteren, mit mehr Gesprochenem versehen „Ende“ eine sehr gute Ergänzung bietet. Denn dieses zweite Stück wühlt ein letztes mal in einer Farbenpracht Emotionen auf: Zwischen Avantgarde, Ambient, purer Rohheit, Melodik, Dramatik und Gefühl schwebend, wird man ein letztes Mal von den epischen Klängen verzaubert.

Beeindruckend – sonderbar? Ja, zumindest besonders geworden ist dieses Werk glücklicherweise! „Lethe“, „Taverne“, „Schwarzmetall“, „Galgendämmerung“, „Stille“, die beiden „Nektar“-Alben – schon allein die Titel und der Gedanke an die Werke jagen einem einen wohligen Schauer über den Rücken. Nun kommt ein bedrückendes Gefühl hinzu, dass diese Errungenschaften zwar von zeitloser Dauerhaftigkeit sind, es aber nie mehr eine weitere Facette dieser Klangwelt zu hören geben wird. Sicher, Sänger Torsten wandelt mit seinem Projekt AGRYPNIE auch auf melodischen Black/Death Metal-Pfaden und einige Musiker führen ihr Schaffen nun ja mit DINNER AUF URANUS fort. Doch NOCTE OBDUCTA sind Geschichte – die Wanderung ist zu Ende. Deshalb erinnern wir uns an die phantastischen Momente und erhalten uns mit „Sequenzen einer Wanderung“ so wie den ganzen Alben die Magie am Leben.
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