Ram-Zet - Neutralized

Ram-Zet - Neutralized
Black Gothic Metal / Industrial
erschienen am 13.11.2009 bei Ascendance Records
dauert 59:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Infamia
2. I Am Dirt
3. 222
4. Addict
5. God Don't Forgive
6. Beautiful Pain
7. To Ashes
8. Requiem

Die Bloodchamber meint:

„Please join the party in my nice little dungeon. I serve sweet toxic cookies and some blood from my friends!”

Wer dieser Einladung nur schwer widerstehen kann, ist garantiert auch auf dem vierten, in Eigenbestäubung entstandenen Sprösslings der norwegischen RAM-ZET-Familie gut aufgehoben. Nach langer Wartezeit bietet uns die bizarre Vision um Kreativkopf Zet endlich eine erneute Gelegenheit, gängigen Erwartungen zu entfliehen und einen avantgardistisch angehauchten Trip durch dunkle, schmutzige Gefilde zu unternehmen.

Gute Horrorfilme funktionieren meist nach dem Prinzip, bekannte, als sicher geltende Strukturen aufzufahren, sie aber an unerwarteten Stellen ins Groteske auszudehnen. So lautet wohl auch das Konzept von RAM-ZET. Knackige Gitarrenriffs, ein flotter, treibender Rhythmus, abwechselnder weiblicher und männlicher Gesang, dazu noch Violine und Keyboards – klingt zunächst vertraut und nach 0815-Gothic-Kram. Allerdings ist hier alles eine Spur düsterer und abgedrehter. Zet’s Stimme scheint sich bei jedem Ton immer noch an dem vor Jahren verschluckten Igel zu reiben und seine Gegenpart Sfinx erinnert mit ihrem hinterlistigen Sirenengesang eher an eine heimtückische Hexe, die zwar mit Süßigkeiten lockt, hinterrücks aber schon den Ofen vorheizt. Und auch die Instrumentalfraktion versprüht keine gute Laune, irgendwie scheint es an allen Ecken und Enden zu siffen und zu müffeln, die teils zwar warmen, aber immer wieder ins kalte und verlassene Industrielle abdriftenden Sounds sorgen für weiteres Unbehagen. Irgendwie denkt man beim Hören stets an das schlechte in Allem.

Diese Atmosphäre jedenfalls zieht die Band bereits seit ihrem Debüt durch und klingt dabei von der ersten Sekunde stets wie sie selbst. Variationen erreicht man eher durch gewagte Kompositionen und kleinere Experimente. So auch bei „Neutralized“. Der rote Faden bei den übermäßig flotten und mitreißenden Stücken bleibt steht auffindbar, Ausbrüche enden stets wieder an ihrem Ursprung und glaubhafte Melodien entstehen scheinbar wie von selbst – drei Eigenschaften, die bei anderen, ähnlich experimentell agierenden Bands oftmals irgendwo auf der Strecke bleiben. Im Gegensatz zum etwas wirren Vorgänger werden beim aktuellen Album diese Tugenden wieder hervorgekramt.

Allerdings ist auch „Neutralized“ nicht ganz vor Längen gefeit. Auf die mehrminütige akustische Verschnaufpause bei „Addict“, die letzten Ausläufer in „Beautyful Pain“ und „To Ashes“ sowie das in unrühmlicher Art nach einigen Leerminuten angehängte Bonus- Instrumental des auch schon im Refrain etwas schwächelnden „Requiem“ kann man gut und gerne verzichten. Dennoch bleibt genügend hervorragendes Material, um in eine gewohnte, aber dennoch überraschende Welt einzutauchen. Also wie der Besuch einer Party mit Freunden, die aber alle noch einen Fremden mitbringen dürfen.
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