Avantasia - Angel Of Babylon

Avantasia - Angel Of Babylon
Symphonic Metal
erschienen am 02.04.2010 bei Nuclear Blast
dauert 58:54 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Stargazers
2. Angel Of Babylon
3. Your Love Is Evil
4. Death Is Just A Feeling
5. Rat Race
6. Down In The Dark
7. Blowing Out The Flame
8. Symphony Of Life
9. Alone I Remember
10. Promised Land
11. Journey To Arcadia

Die Bloodchamber meint:

Und weiter geht’s. Kaum sind die letzten Töne von "The Wicked Symphony" verklungen, so geht es mit dem "The Wicked Trilogy" abschließenden "Angel Of Babylon" weiter. Das Vorgeplänkel spare ich mir an dieser Stelle, dies kann im Review zum Parallel-Release nachgelesen werden.

Musikalisch gibt es natürlich eine Fortführung des auf "The Wicked Symphony" Gebotenen, als "neuer" Sänger wird noch der göttliche Jon Oliva mit ins Boot geholt. Wie auch auf dem direkten Vorgänger startet man mit "Stargazers" mit einem knapp 10 Minuten langen Stück, das trotz 5 verschiedener Stimmen nicht ganz an "The Wicked Symphony" herankommt und gerade im Mittelteil stark an Schwung verliert. In Sachen Songwriting und Gastinstrumentalisten präsentiert AVANTASIA mit "Angel Of Babylon" das facettenreichste Album der Trilogie. Unverhohlen wie nie zitiert Tobias seine Hauptband EDGUY (zu hören bei "Down In The Dark") und legt mit "Blowing Out The Flame" eine reinrassige Ballade vor. Man muss jedoch auch sagen, dass einige Songs, die sich auf "Angel Of Babylon" finden, nicht an den Hit-Charakter von "The Wicked Symphony" herankommen, weniger zwingend klingen und mit weniger Haftung durch die Ohren plätschern (etwa das schnelle "Angel Of Babylon" und "Your Love Is Evil").

Kam er auf "The Wicked Symphony" noch etwas zu kurz, drückt Publikumsliebling Jorn Lande nun fast jedem Song seinen Stempel auf. Und das zu Recht, wie das schmissige "Rat Race" oder das kraftvolle "Down In The Dark" beweisen. Was wären die bisherigen AVANTASIA-Releases nur ohne diesen begnadeten und wandlungsfähigen Sänger? Wohl nur halb so spannend, ohne dabei jetzt die Leistungen der anderen Sänger herabsetzen zu wollen.

Eines der Highlights der bisherigen Geschichte war der Auftritt des "Toy Masters" Alice Cooper auf "The Scarecrow". Diese Figur reinkarniert nun auf "Angel Of Babylon". Und wer könnte dafür besser geeignet sein als Jon Oliva, der mit seinem düster-eindringlichen Organ nahtlos an seinen "Vorgänger" anknüpft, für eine angenehme schauerliche Stimmung sorgt und wie Tim Owens auf "The Wicked Symphony" für DAS Highlight der jeweiligen Scheibe sorgt.

Bei "Symphony Of Life" ist es dann endlich soweit. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Domäne der Gastmusiker bei AVANTASIA fest in Männerhand. Auf "The Scarecrow" konnte Amanda Somerville ein weibliches Glanzlicht setzen, diesmal ist es die noch relativ unbekannte Cloudy Yang, die bereits bei den AVANTASIA Live-Happenings im Jahre 2008 die Hörerschar mit ihrer beeindruckenden Stimme überzeugen konnte. Mit seinem operhaften Gothic-Einschlag passt die Nummer zwar nicht zu 100% in das Gesamtbild, ist jedoch, vielleicht auch gerade deswegen, einer der auffälligsten Momente auf "Angel Of Babylon".

Danach nähert man sich mit langsamen Schritten dem unausweichlichem Ende. Der straighte Rocker "Alone I Remember" (mit tollem Solo eines sowieso überragend aufspielenden Sascha Paeth) und das bereits von den "Lost In Space"-EPs bekannte "Promised Land" ebnen den Weg für den grandiosen Abschluss in Form von "Journey To Arcadia". Hier greift Tobias zum ersten Mal Motive seiner ursprünglichen Oper auf und zieht nochmal alle bombastischen Register, tatkräftig unterstützt von Bob Catley und Russell Allen. Überbordend, episch, packend und auch kitschig, aber schlicht und ergreifend beeindruckend. Einen besseren Abschluss als diese Musical-nahe Großtat hätte man für dieses Mammutprojekt nicht wählen können.

Für sich genommen ist "Angel Of Babylon" das wohl schwächste Glied in der Kette, was vor allem daran liegt, dass ein paar Füller zu viel an Bord gelandet sind und man nicht die Hitdichte vorfindet, wie man sie von "The Scarecrow" und "The Wicked Symphony" gewohnt ist. Jedoch punktet Herr Sammet mit einer großen stilistischen Vielfalt und verweist auch mit diesem Output wieder einmal den Großteil der Konkurrenz in die Schranken. An dieser Stelle muss auch nochmal ein ganz großes Lob an Sascha Paeth ausgesprochen werden, Partner-In-Crime von Tobias Sammet, und hauptverantwortlich für das musikalische Grundgerüst, ohne das die beeindruckende Ansammlung der Gastsänger lange nicht so wirkungsvoll erscheinen würde.

Wie auch immer es mit AVANTASIA weitergeht, zusammen mit dem gleichzeitig erschienenen "The Wicked Symphony" wird durch "Angel Of Babylon" die "Wicked Trilogy" eindrucksvoll beschlossen. Die wenigen Makel fallen im Gesamtbild nicht so schwer ins Gewicht, beide Alben gehören in das Regal eines jeden melodieaffinen Metalheads. Am besten gleich in der schmucken Box, die beide Alben und ein zusätzliches Digi-Book beinhaltet.
-