Avantasia - The Mystery Of Time
Bloodchamber-Wertung:
Tracklist
1. Spectres
2. The Watchmaker's Dream
3. Black Orchid
4. Where Clock Hands Freeze
5. Sleepwalking
6. Savior In The Clockwork
7. Invoke The Machine
8. What's Left Of Me
9. Dweller In A Dream
10. The Great Mystery
Die Bloodchamber meint:
Im Nachhinein erscheint es gar nicht mehr so überraschend, dass Tobi Sammet ein Jahr nach der Ankündigung des vorläufigen Endes von AVANTASIA – aufgrund des kaum noch zu überbietenden Erfolgs, O-Ton Tobi: „Mir war schon vor jenem Abend in Wacken klar, dass die Luft nach oben langsam dünn werden würde und ich lieber ab sofort was anderes machen sollte, damit ich mir den etwaigen Weg nach unten erspare.“ – das Projekt zurück ins Leben gerufen hat. Denn umfassender als EDGUY bietet AVANTASIA ihm die Möglichkeit, all seine musikalischen Träume auszuleben: Die kompositorische und textliche Hoheit liegt bei ihm, aufgrund des Erfolgs hat er fast die ganz große, freie Auswahl bei der Suche nach Mitwirkenden – neben dem üblichen Gaststarschar wurde URIAH HEEP Drummer Russell Gilbrook vorerst fest verpflichtet sowie das 60köpfige Babelsberger Filmorchester für die reale Orchestrierung angeheuert – und er kann sich andere Tourneen erlauben als fast jeder andere deutsche Künstler: Ausverkaufte Hallen bei einer mehr als dreistündigen AVANTASIA-only Runde sprechen eine eindeutige Sprache.
Etwas irreführend ist bei „The Mystery Of Time“ wie auch bei den vorherigen Alben meiner Meinung nach der Begriff Rock-/Metaloper, denn neben dem inhaltlichen Bezug der Lieder zueinander sind mir die musikalischen Verbindungspunkte, abgesehen von der Besetzung der Gesangsrollen und auch unter Berücksichtigung von Wagners Leitmotivtechnik, nicht ausgeprägt genug – ganz abgesehen davon, dass man den, wenn auch nicht 1:1 auf eine Oper zu übertragenden, klassischen Dramenaufbau nur schwerlich in der Musik nachvollziehen kann. Selbst wenn es flauschiger als Rock-/Metaloper klingt, würde ich daher zum Begriff des Rock-/Metalmärchens greifen, das eher in der Tradition von Prokofjews „Peter und der Wolf“ steht, obwohl dort die verschiedenen Charaktere von Instrumenten statt Sängern dargestellt werden.
Damit aber genug der theoretischen Vorrede und zu dem, was Tobi als „Irgendetwas zwischen Richard Wagner, MEAT LOAF, QUEEN und einem Güterzug mit Höchstgeschwindigkeit“ bezeichnet. „The Mystery Of Time“ hat nicht nur das schönste AVANTASIA-Cover (Danke Rodney Matthews!), sondern schwelgt auch in einer musikalischen Opulenz, die durch das reale Orchester noch fühlbarer, weil wärmer und organischer, geworden ist. Die Balance zwischen ausschweifendem Flanieren und verdichtendem Marschieren innerhalb der einzelnen Lieder wie im Gesamtwerk ist (zurück) auf höchstem Niveau, so dass man im Grunde jedes Lied einzeln sezieren und loben könnte, ohne sich aufs Glatteis zu begeben - zumal das Album beim Wiederhören stetig gewinnt.
Als herausstechend empfinde ich aus diesem Grund vor allem die Lieder, in denen Tobi einen Gesangskonterpart an seiner Seite hat, der sich stimmlich deutlich absetzt. Natürlich haben auch Joe Lynn Turner ( Lied 1, 2, 6 & 10), Michael Kiske (4, 6 & 9) und Biff Byford (3, 6 & 10) eine andere Stimme als der Federführer, doch im Nachhinein bleiben eher die recht poppigen Duette mit Cloudy Yang („Sleepwalking“) und MR. BIG Zitterschmuseröhre Eric Martin („What’s Left Of Me“) sowie vor allem das erfrischend fetzige Duell mit Ronnie „Reibeisen“ Atkins (PRETTY MAIDS) in „Invoke The Machine“ im Gedächtnis. Ein beträchtlicher Teil der Unterschiedlichkeit begründet sich zwar mit gewisser Wahrscheinlichkeit ebenso im einmaligen Einsatz dieser Gaststimmen und dem weniger symphonisch-ausladenden Charakter der Lieder, doch auch Tobis Gesang glänzt eine Nuance verlockender, wenn er sich klar(er) absetzt. Ein weiteres Indiz für diese These ist der überwältigende Abschluss „The Great Mystery“ mit dem schmetternden Bob Catley (MAGNUM), wobei das Lied mindestens ebenso von den Übergängen und Stimmungswechseln lebt, die tatsächlich an MEAT LOAF (kurz vor der fünften Minute) und mit dem lauernden Anschwellen (ab etwa sechseinhalb Minuten) gar an John Miles‘ ewiges „Music“ erinnern.
Dank der fast ausnahmslos packenden Dramatik, die getragen wird von dem typischen, wohlig warmen, positiven Grundton, den alle mir bekannten Tobias Sammet Werke mit welcher Band auch immer besitzen, und der erwähnten Kracher ist ein Ende des Erfolgs von AVANTASIA nicht in Sicht, was von den bemerkenswerten Chartplatzierungen (u.a. #2 in Deutschland) bestätigt wird. Man darf also mit Fug und Recht behaupten, dass Tobi mit „The Mystery Of Time“ alles richtig gemacht hat.
Und ich werde einen Luftsprung machen, wenn das Fazit zum nächsten EDGUY Album ebenso ausfällt…
Etwas irreführend ist bei „The Mystery Of Time“ wie auch bei den vorherigen Alben meiner Meinung nach der Begriff Rock-/Metaloper, denn neben dem inhaltlichen Bezug der Lieder zueinander sind mir die musikalischen Verbindungspunkte, abgesehen von der Besetzung der Gesangsrollen und auch unter Berücksichtigung von Wagners Leitmotivtechnik, nicht ausgeprägt genug – ganz abgesehen davon, dass man den, wenn auch nicht 1:1 auf eine Oper zu übertragenden, klassischen Dramenaufbau nur schwerlich in der Musik nachvollziehen kann. Selbst wenn es flauschiger als Rock-/Metaloper klingt, würde ich daher zum Begriff des Rock-/Metalmärchens greifen, das eher in der Tradition von Prokofjews „Peter und der Wolf“ steht, obwohl dort die verschiedenen Charaktere von Instrumenten statt Sängern dargestellt werden.
Damit aber genug der theoretischen Vorrede und zu dem, was Tobi als „Irgendetwas zwischen Richard Wagner, MEAT LOAF, QUEEN und einem Güterzug mit Höchstgeschwindigkeit“ bezeichnet. „The Mystery Of Time“ hat nicht nur das schönste AVANTASIA-Cover (Danke Rodney Matthews!), sondern schwelgt auch in einer musikalischen Opulenz, die durch das reale Orchester noch fühlbarer, weil wärmer und organischer, geworden ist. Die Balance zwischen ausschweifendem Flanieren und verdichtendem Marschieren innerhalb der einzelnen Lieder wie im Gesamtwerk ist (zurück) auf höchstem Niveau, so dass man im Grunde jedes Lied einzeln sezieren und loben könnte, ohne sich aufs Glatteis zu begeben - zumal das Album beim Wiederhören stetig gewinnt.
Als herausstechend empfinde ich aus diesem Grund vor allem die Lieder, in denen Tobi einen Gesangskonterpart an seiner Seite hat, der sich stimmlich deutlich absetzt. Natürlich haben auch Joe Lynn Turner ( Lied 1, 2, 6 & 10), Michael Kiske (4, 6 & 9) und Biff Byford (3, 6 & 10) eine andere Stimme als der Federführer, doch im Nachhinein bleiben eher die recht poppigen Duette mit Cloudy Yang („Sleepwalking“) und MR. BIG Zitterschmuseröhre Eric Martin („What’s Left Of Me“) sowie vor allem das erfrischend fetzige Duell mit Ronnie „Reibeisen“ Atkins (PRETTY MAIDS) in „Invoke The Machine“ im Gedächtnis. Ein beträchtlicher Teil der Unterschiedlichkeit begründet sich zwar mit gewisser Wahrscheinlichkeit ebenso im einmaligen Einsatz dieser Gaststimmen und dem weniger symphonisch-ausladenden Charakter der Lieder, doch auch Tobis Gesang glänzt eine Nuance verlockender, wenn er sich klar(er) absetzt. Ein weiteres Indiz für diese These ist der überwältigende Abschluss „The Great Mystery“ mit dem schmetternden Bob Catley (MAGNUM), wobei das Lied mindestens ebenso von den Übergängen und Stimmungswechseln lebt, die tatsächlich an MEAT LOAF (kurz vor der fünften Minute) und mit dem lauernden Anschwellen (ab etwa sechseinhalb Minuten) gar an John Miles‘ ewiges „Music“ erinnern.
Dank der fast ausnahmslos packenden Dramatik, die getragen wird von dem typischen, wohlig warmen, positiven Grundton, den alle mir bekannten Tobias Sammet Werke mit welcher Band auch immer besitzen, und der erwähnten Kracher ist ein Ende des Erfolgs von AVANTASIA nicht in Sicht, was von den bemerkenswerten Chartplatzierungen (u.a. #2 in Deutschland) bestätigt wird. Man darf also mit Fug und Recht behaupten, dass Tobi mit „The Mystery Of Time“ alles richtig gemacht hat.
Und ich werde einen Luftsprung machen, wenn das Fazit zum nächsten EDGUY Album ebenso ausfällt…