Bison - Dark Ages

Bison - Dark Ages
Modern Progressive Metal
erschienen am 09.04.2010 bei Metal Blade Records
dauert 46:59 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. Stressed Elephant
2. Fear Cave
3. Melody, This Is For You
4. Two-Day Booze
5. Die Of Devotion
6. Take The Next Exit
7. Wendigo Pt. 3 (Let Him Burn)

Die Bloodchamber meint:

Das kanadische Zottelbiest tobt wieder, denn BISON B.C., die das B.C. übrigens hinzugefügt haben, um möglichen Namensstreitigkeiten aus dem Weg zu gehen, und das man vermutlich eher als Abkürzung für ihre Heimat British Columbia denn Before Christ verstehen soll, haben ein neues Album namens „Dark Ages“ am Start. Bevor ich darauf eingehe, sollte erst mal mit dem die Band umschwirrenden Label Stoner Metal aufgeräumt werden, denn BISON B.C. machen alles, nur keine entspannte oder entspannende Musik, und erfüllen damit eine, wie ich denke, wichtige Basisbedingung des Stoner Bereichs ganz und gar nicht.

Für ein haariges & stämmiges wildes Tier knarzt & kracht es zwar an einigen Ecken ordentlich („Melody, This Is For You“), aber der Grundtenor von „Dark Ages“ ist ungezügelt, rau und animalisch oder, um einen Bandnamen in den Ring zu werfen, wie aufgeputschtes MASTODON, mit großen Ähnlichkeiten vor allem beim dröhnenden Gitarrenklang und dem Auswalzen einzelner Riffs. Wo die mit ihrem letzten Werk selbst im Feuilleton seriöser Printmedien angekommenen Amerikaner es dem Hörer aber mittlerweile mit vielen sphärischen Klangcollagen nicht immer einfach machen, dem Geschehen zu folgen, bauen BISON B.C. vor Wut und Kraft strotzende Monstren, in denen die langsamen Einschübe oder ungewöhnlichen Zwischengeplänkel, wie in „Stressed Elephant“, keine Ruhe bringen, sondern behutsam und doch unterschwellig drohend die Gewalt des aufziehenden Sturms nach Art eines fernen Donnergrollens ankündigen.

Jedes Lied ist ein Monument, ein kraftvolles Manifest, das Genregrenzen von Noisecore bis zu (an den Instrumenten) rauem, leicht modern angehauchtem Thrash auslotet. Man fühlt den langsam aufsteigenden Klumpen im Hals, bis ein kreiselndes Gitarren-, Bass und Schlagzeuginferno ihn löst und mit Zorn aufgeladene Schreie sich den Weg frei brechen, um am Ende im tosenden Krach unterzugehen („Fear Cave“). Um den ganzen Körper zu erfassen, benötigen BISON B.C. allerdings kein rasendes Tempo oder ein Krachinferno, auch im Midtempo oder bei der Konzentration auf eine Gitarre geht „Dark Ages“ in Mark und Bein, selbst wenn ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, wie man sich auf einem Konzert vernünftig dazu bewegen soll. Aber wozu braucht man schon Vernunft, wenn man von der Musik in einen Rauschzustand versetzt wird (womit wir zumindest bei der Formulierung wieder in Stonerbereiche vordringen), der wie Scheuklappen die Sinne auf die Klänge aus den Boxen fixiert.

Kein Brüller ist dagegen, wie offenbar auch beim Vorgänger, der Gesang, denn das weit vorherrschende, etwas heiser-kehlige Geschrei wirkt auf Albumlänge leider deutlich weniger intensiv und interessant als die Lieder. Es geht nicht soweit, dass es wirklich nervt oder zu eindimensional wird, auch dank kurzem, sanften Backgroundgesang wie in „Two-Day Booze“, aber als Pluspunkt kann man es nicht wirklich zählen. Etwas mehr Zeit für den zweiten Mann am Mikro wie im letzten Track „Wendigo Pt. 3 (Let Him Burn“) wäre auch in der Gesamtwirkung mehr gewesen.

Wem die aktuelle MASTODON Scheibe zu langatmig und abgefahren war oder wer sich BARONESS mit weniger Noise und mehr Metal gerne anhören würde, der macht mit BISON B.C. alles richtig. Freunde moderner, brachialer Urgewalt, die sich keinem jahrealten Genre verpflichtet fühlt, sollten ebenfalls reinhören.
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