October Falls - A Collapse Of Faith

October Falls - A Collapse Of Faith
Black Folk Metal
erschienen am 18.06.2010 bei Debemur Morti Productions
dauert 41:59 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. A Collapse Of Faith I
2. A Collapse Of Faith II
3. A Collapse Of Faith III

Die Bloodchamber meint:

OCTOBER FALLS aus Finnland sind seit 2001 aktiv und dürften dem ein oder anderen aufgrund ihrer zumindest im Untergrund wohlwollend aufgenommenen Alben "Marras" oder "Womb Of Primordial Nature" vielleicht sogar bekannt sein. Ursprünglich in sehr ruhigen Gefilden verwurzelt, beschritt Mastermind Lehto später auf diversen EPs zu gleichen Teilen folkige und schwarzmetallische Pfade, blieb den mit letzteren verbundenen Klischees jedoch stets wohltuend fern.
Im Jahre 2010 stehen OCTOBER FALLS für naturverbundene Musik, die ihre Magie an nebligen Herbsttagen in ganz besonderem Maße entfalten kann. Das ist zum einen nicht unbedingt typisch für Veröffentlichungen aus dem Hause Debemur Morti, zum anderen momentan kurioserweise eine Domäne amerikanischer Vertreter, während die europäischen bzw. skandinavischen Vorreiter der 1990er Jahre in längst vergessenen Höhlen unter Moos und Strauch schlummern. Schauen wir, ob "A Collapse Of Faith" als Weckruf eine Chance hat.

Das Werk besteht (fast schon traditionell) aus drei Songs gleichen Namens, im Albumkontext natürlich fortlaufend nummeriert. Der Opener ist mit knapp 19 Minuten das längste Stück und zugleich der Glanzpunkt der Scheibe: Es dominieren organische Gitarrenflächen, die über weite Stecken von gezupften Gitarren umspielt werden, dazu kommen ein angenehm hörbarer Bass (inkl. kurzem Solo), sowie gewohnt raue Vocals. Revolutionen wird man dieser Kombination natürlich nicht vom Zaun brechen, allerdings hat gerade der parallele Einsatz gezupfter und verzerrter Gitarren einen eigentümlichen Reiz: Die Motive der beiden Fraktionen ergänzen sich prima, durch die wechselseitige Dominanz und Mr. Tarvonens (u.a. MOONSORROW) wandelbares Schlagzeugspiel bleibt der Song stets interessant, während die sehnsüchtigen bis klagenden Leadgitarren ergreifende Akzente setzen. Ein wirklich großes Stück Musik zwischen Verlust und Hoffnung, zwischen innerer Einkehr und gallig brodelndem Zorn.
Angesichts dieser Großtat fällt "II" leider etwas ernüchternd aus, obwohl sich an den Zutaten selbst nichts ändert. Insgesamt hingegen wirken die knapp 18 Minuten zuweilen etwas hektisch, die Brüche sind schärfer, die Leads weniger eindringlich, so dass sich die Teile nur widerwillig zu einem als solches erkennbaren Ganzen fügen. Im thematischen Kontext könnte man den Einfall der Moderne ins Wald-und-Wiesen-Idyll vermuten und dem Stück somit einen tieferen Sinn zuschreiben, allerdings macht das den Rückfall in episch fließende Gefilde ab etwa der neunten Minute dann wieder fragwürdig. So oder so bleibt "II" ein gespaltener Song, der den Hörer - trotz gefühlvoller Pianosplitter - nicht durchweg bei der Stange halten kann.
Zu guter Letzt versuchen sich OCTOBER FALLS dann an einem Quickie: Das Album endet mit einem fünfeinhalbminütigen Instrumental, bei dem vor allem der trotz langsamer Grundgeschwindigkeit schnell gespielte Bass und die zugehörige Doublebass überzeugen können. Dazu gibt es melodisch-flächige Gitarrenarbeit, die angenehm ans Ohr dringt, aus selbigem allerdings ebenso angenehm entschwindet - das kann man machen, muss man bekanntlich aber nicht unbedingt. Und da sich trotz melancholischer Grundstimmung kein Gefühl von Ende oder Nachruf einstellen will, bleibt auch der titelgebende Verlust der Zuversicht nach knapp 42 Minuten ein zu beweisender - schade.

"A Collapse Of Faith" ist ein Album geworden, dem es ein wenig an Konsequenz und innerem Zusammenhalt mangelt. So stehen sich grandiose Momente und seltsam heimatlose Passagen bisweilen ratlos gegenüber, was der gehobenen Qualität des Gebotenen zwar keinen Abbruch tut, hier und da jedoch deutliche Kratzer im internen Fluss hinterlässt.
Kann man die Klasse des Openers in Zukunft auf Albumlänge halten, dann könnten OCTOBER FALLS zum Pflichstoff werden - so bleibt es bei einem stimmigen, aber nicht überragenden Impuls für ein mittlerweile blühendes Genre. Wer mit den kürzlich hier vorgestellten GALLOWBRAID, mit AGALLOCH, EMPYRIUM oder auch MOONSORROW etwas anfangen kann, sollte den Finnen bei Gelegenheit ein offenes Ohr leihen.

Auf eine Myspace-Präsenz verzichtet die Band, bei Youtube finden sich mit geringem Suchaufwand allerdings qualitativ ansprechende Clips zum ersten Song.
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