Meshuggah - Koloss

Meshuggah - Koloss
Avantgarde Progressive Metal
erschienen am 23.03.2012 bei Nuclear Blast
dauert 54:43 min
Bloodchamber-Wertung:

Tracklist

1. I Am Colossus
2. The Demon's Name Is Surveillance
3. Do Not Look Down
4. Behind The Sun
5. The Hurt That Finds You First
6. Marrow
7. Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion
8. Swarm
9. Demiurge
10. The Last Vigil

Die Bloodchamber meint:

Bedarf es bei der Vorstellung eines neuen Outputs der Math-Progger MESHUGGAH einer Einleitung? Eigentlich nicht, zumindest einmal gehört haben wird jeder Metaller diesen Bandnamen, auch wenn die Musik der Schweden sicher nicht jedermanns Sache ist. Dem einen wird sie zu frickelig sein, dem nächsten zu harsch, andere Hörer wiederum vergöttern die Jungs geradezu und freuen sich darüber, jeden noch so vertrackten Song bis ins kleinste Detail analysieren zu dürfen.
Fakt ist jedenfalls, dass MESHUGGAH ihren Platz in jeglichen Metal-Geschichtsbüchern sicher haben, denn mit ihrem eigenständigen Stil sind sie zum Vorreiter des noch recht jungen Subgenres „Djent“ geworden. Ihr Einfluss ist also immens, ohne sie wären Bands wie PERIPHERY, TESSERACT oder auch VILDHJARTA möglicherweise nie entstanden – im Umkehrschluss haben die Schweden dadurch aber ihre Einzigartigkeit verloren, der Platz an der Sonne scheint ihnen von jungen Nachwuchsbands streitig gemacht zu werden…

Nun steht also das ganz bescheiden „Koloss“ getaufte neue MESHUGGAH-Album in den Läden, der einprägsame Titel zeigt bereits überdeutlich, dass man die potentiellen Königsmörder zwar ernst nimmt, den Thron aber nach wie vor für sich beansprucht. Und schon der Opener und Quasi-Titeltrack „I Am Colossus“ zeigt der „Generation Djent“, wo der Hammer hängt: präzise wie eh und je schleppen die Schweden sich durch den Song und erschaffen mit einer nahezu perfekten Symbiose aus Vertracktheit und Eingängigkeit eine neue Live-Granate. Das oftmals langgezogene Gebrüll von Fronter Kidman kommt zwar wie immer etwas monoton daher, trägt aber im Falle von MESHUGGAH seinen Teil zur düsteren Gesamtatmosphäre bei. Auch das folgende Doublebass-Gewitter „The Demon’s Name Is Surveillance” dürfte live ordentlich zünden und glänzt mit einem für MESHUGGAH-Verhältnisse fast schon melodischen Gitarrensolo. Noch besser wird es mit dem bereits vorab vorgestellten Groove-Monster „Do Not Look Down”, das zwar vertrackt ist, aber tatsächlich noch eingängiger und mit einem noch melodischeren Solo daherkommt. In „Behind The Sun” schleppen sich die Jungs erst zäh durch die Heliosphäre, bevor in der zweiten Hälfte des Songs das Tempo ein wenig angezogen wird und in den Doublebass-Attacken und zeitweiligen Hummelflug-Riffs BOLT THROWER durchschimmern.
„The Hurt That Finds You First” entpuppt sich als variabelster Song des Albums: Was als teilweise dissonantes Thrash-Massaker beginnt, geht im Mittelteil in einen typisch vertrackten MESHUGGAH-Groove über, nur um dann hochatmosphärisch auszuklingen. Mit dem folgenden „Marrow” wird es ein wenig frickeliger, hier findet sich der Hörer nicht ganz so leicht in den sägenden Groove hinein. Die ebenfalls bereits vorab veröffentlichte Single „Break Those Bones Whose Sinews Gave It Motion” lässt bereits mit ihrem Titel einen Schauer über den Rücken des Hörers laufen und hält auch musikalisch, was sie verspricht: Die Rhythmus-Abteilung macht den Song nicht unnötig kompliziert, so dass der tonnenschwere Groove live für ordentlich Bewegung in den Knochen der Fans sorgen dürfte. Ebenso seinem Titel alle Ehre macht das folgende „Swarm“: Ein hypernervöser Einstieg leitet einen von interessanten Rhythmuswechseln durchzogenen Song ein; das von einem schnellen Beat unterlegte Gitarrensolo stellt die perfekte Vertonung eines Hornissenangriffs dar.
Mit „Demiurge“ wird dem Hörer gegen Ende des Albums dann doch noch ein schwer verdaulicher, düsterer Brocken hingeworfen, der nach und nach immer dissonanter wird und gerade jüngeren Anhängern des Djent nochmals zeigt, wer oder was ein Haake ist. Abschließend gönnt „The Last Vigil“ nicht nur Drummer und Fronter eine akustische Ruhepause, sondern vor allem auch dem Hörer, bevor dieser sich erneut vom „Koloss“ niederstrecken lassen darf.

Gibt es etwas zu bemängeln? Nicht von meiner Seite – allerdings könnte ich mir vorstellen, dass alteingesessenen MESHUGGAH-Fans und vor allem den Mathematikern unter diesen die neugewonnene Eingängigkeit nicht ganz so gut gefallen wird. Dass Eingängigkeit im MESHUGGAH-Universum relativ ist, sollte hoffentlich klar sein, Otto-Normal-Hörer wird auch mit „Koloss“ wenig bis gar nichts anfangen können. Aber im Vergleich zu den Vorgängern konnte ich in der Kürze der Zeit nie so viele potentielle Live-Hits ausmachen, was dieses Album für mich umso faszinierender macht, denn das muss eine Band trotz der nach wie vor vorhandenen Polyrhythmik und schwer verdaulichen Atmosphäre erst einmal hinbekommen. Pflichtkauf für Fans von hartem, düsterem Prog Metal - der "Koloss" untermauert die Ausnahmestellung von MESHUGGAH!
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